Kapitel 16

Menona schüttelte sich. Wie betäubt setzte er einen Schritt vor den anderen. Die Welt um ihn herum kümmerte ihn nicht mehr, die Straßen, die an ihn vorbeizogen, die Wälder, die fröhlich angemalten Häuser... Linda war tot. Er hatte sich in Ben getäuscht. Und die Mordwaffe... Menona dachte an das Messer, das er Ben gegeben hatte. Ein Kloß bildete sich in seiner Kehle. Ihm hätte früher auffallen sollen, dass Ben sich anders verhielt als Kinder seines Alters. Dass er manchmal Kopfschmerzen bekam und danach nach seinen Eltern fragte, nach seinem Kindergarten, dass es ihn schockierte, zu hören, dass er im Waisenhaus lebte. Und so oft hätten ihn die Erziehungsberechtigten in dem Waisenhaus nicht rausgelassen. Er lebte nirgendwo. Und nun... Vor ein paar Stunden saß er noch im Hörsaal der Polizeistation. Ein Komissar hatte ein Buch hervorgeholt, mit Handschuhen natürlich, und daraus vorgelesen. Es war ein Beweisstück. Der letzte Eintrag von Bens Mutter in ihrem Tagebuch. Danach war sie gestorben. Ben hatte sie umgebracht. Das vermutete Menona zumindest. Wut stieg in ihm auf. Ben hatte ihn benutzt... für den Mord an Relda. Und an Linda. Und er hatte ihn belogen. Die Polizei schien ihm das nicht zu glauben. Ein sechsjähriger, der mordete, und dann kommt jemand, der sagt, der Kleine hätte ihn betäubt... das deutete darauf hin, dass er versuchte, sich zu schützen, und dafür den Jungen vors Gericht zu kriegen. Er schrie laut auf. Menschen um ihn herum gingen ein Schritt zurück und starrten  ihn an. Plötzlich sah er etwas in der Menge. Schwarze Haare, grüne Augen... hatte Ben  es nicht geschafft, sie zu töten? Oder hatte er sie gar nicht umbringen wollen? Er taumelte auf das Mädchen zu.

"Linda...", hauchte  er, und versuchte, sie zu umarmen. Sie kreischte auf und rannte davon. Menona holte tief Luft und rannte ihr hinterher. Er würde sie ticken, dann würde er weglaufen. Ein Tickspiel. Lustige Idee. Er lachte und rannte schneller. Bald hatte er sie eingeholt. Er umarmte sie von hinten, sie wimmerte.

"Alles ist gut, Linda. Ben ist niht mehr da.", flüsterte er. Sie kreischte auf und wand sich aus seinen Armen. Verzweifelt rannte sie davon. Menona blieb stehen, verwirrt, versuchte ihr zu zeigen, dass er sie liebte. Sirenen ertönten, ein Polizeiauto hielt neben ihm. Ein Polizist stieg aus.

"Sind sie derjenige, der die Frau belästigt hat?"

"Ich habe niemanden belästigt! Da war Linda..."

"Linda ist tot."

"Aber ich habe sie gesehen!"

"Folgen sie mir bitte auf das Revier. Inzwischen stehen sie unter Verdacht, die Morde getätigt zu haben."

"Was?! Wie kommen sie denn darauf?"

"Das werden sie früh genug erfahren."

Menona zitterte. Er hatte gar Nichts getan! Und dennoch wurde er verdächtigt! Das war unfair! Adrenalin pumpte durch seine Adern. Seine Muskeln spannten sich an, bereit, sich zu wehren. Die Polizei durfte keine Unschuldigen festnehemen! Mit diesem Gedanken rannte er los. Er hörte den Polzisten fluchen, einen Motor anspringen und Sirenen. Menona keuchte,  dachte an Linda. Plötzlich schlug etwas gegen seine Stirn. Schwärze umgab ihn.

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