29. Kapitel | The Fall
Stimmen.
Es dauerte ewig, bis ich verstand wer hier redete und wer überhaupt sprach.
Tyler und Mike.
,,Und jetzt? Was sollen wir jetzt machen? Wir müssen dem Direktor bescheidgeben, Ty! Oder die Polizei rufen! So kann das nicht weitergehen!"
Ein leises Schnauben ertönte.
,,Mike, so einfach ist das nicht. Wenn der Direktor erfährt, was J-"
,,JAY IST MIR SCHEISSEGAL! MEIN BRUDER ABER NICHT UND DESWEGEN WERDE ICH IHN WEITERSUCHEN UND SPÄTER DIE POLIZEI SUCHEN! ENTWEDER DU BEWEGST DEINEN ARSCH MIT UND HILFST MIR ODER DU BLEIBST BEI DEM BLONDI! MIR EGAL! ABER ICH BRAUCHE MEINEN BRUDER, BASTA!"
Ich zuckte zusammen, stieß ein leises Wimmern aus.
Mikes Wutanfall schmerzte in meinem Kopf, das Pochen verstärkte sich mit jedem Wort, das er rief.
Tyler stieß ein leises Seufzen aus, dann spürte ich, wie etwas Warmes um mich ausgebreitet wurde und jemand sanft über meinen Kopf strich.
,, Ich komm ja schon, Mike...bis dann, Kleiner", flüsterte Ty leise.
Kurz darauf erhob sich etwas von der Matratze und Schritte entfernten sich aus dem Zimmer.
Wie erstarrt lag ich da, als die Tür mit einem lauten Geräusch ins Schloss fiel.
Langsam öffnete ich meine Augen.
Weiß gestrichene Wand, ein Fenster nach draußen, welches die Sicht in Richtung Wald preisgab, Schränke, Betten und ein kleiner Schreibtisch.
Mein Zimmer.
Vorsichtig erhob ich mich, weswegen etwas zu Boden fiel.
Sofort sah ich nach unten, erblickte Jays Jacke.
Sofort bückte ich mich, riss das Kleidungsstück an mich und presste es an meinen Körper.
Jay...
Eine ganze Weile stand ich einfach nur da und hielt die Jacke umklammert, als würde es mich retten können.
Doch die Jacke konnte mich nicht retten.
Es war nur ein Kleidungsstück.
Als ich das realisierte, spürte ich einen Stich im Herzen.
Es fühlte sich so an, als wär ich ein Fallschirmspringer, soeben abgesprungen, und erst jetzt mitbekommen, dass ich keinen Fallschirm sondern einen Regenmantel umhatte.
Langsam löste ich mich aus meiner Starre und ging auf die Tür zu, welche sich wie von Geisterhand selber öffnete.
Verschreckt hielt ich inne und starrte die Person an, die im Türrahmen stand.
Denn es war kein Geist.
Rehbraune Augen glänzten im Schein der Lampe, die an der Decke hing und ein spärliches Licht spendete.
Sie waren genauso rehbraun wie beim letzten Mal.
Meine Augen glitten weiter zu seinem Mund, welcher sich langsam zu einem Lächeln ausbreitete.
Laut klopfte mein Herz gegen meinen Brustkorb.
Nathan.
Verdammt, das war Nathan.
,,Na, Kleiner?", fragte er mit rauer Stimme, grinste mich an und ging langsam auf mich zu.
Sofort wich ich zurück, doch schon bald spürte ich das kühle Material der Schränke in meinem Rücken.
Ich konnte nicht weiter zurück.
Panisch suchte ich nach einem anderen Fluchtweg, überlegte, ob ich zur Seite hechten sollte.
Doch da war Nathan schon bei mir und versperrte mir jeglichen Fluchtweg.
,,Hast du's endlich verstanden, dass wir zwei zusammengehören?", fragte er mich grinsend, weswegen ich schnell Nathans Blick auswich und meinen Kopf abwandte.
Doch der Junge war hartnäckige, packte mich am Kinn und zwang mich, ihn anzusehen.
Zitternd stand ich da und versuchte mich irgendwie zu beruhigen, um nicht vollkommen der Panik und Angst zu verfallen.
,,Sei's drum, du bist jetzt meins"
Nathan lächelte mich an, lehnte sich zu mir hinunter und küsste mich energisch und verlangend, während er seine Arme um meine Taille fixierte.
Ich konnte mich nicht wehren; Es ging einfach nicht.
So gab ich einfach auf und ließ es zu.
Er war sowieso stärker...
In diesem Moment jedoch wurde die Tür aufgerissen, weswegen Nathan schnell von mir abließ.
Sofort stolperte ich los.
Weg; Einfach nur weg.
Tränen liefen meine Wange hinab, verschlechterten meine Sicht, weshalb ich auch nicht erkannte, wer es gewesen war, der mich da gerettet hatte.
Ich stürmte an der Person vorbei und rannte meinen mir äußerst bekannten Weg nach draußen.
Weder Schuhe noch Jacke trug ich, nur Jays Lederjacke hatte ich in meiner Hand, zog diese jedoch nicht an.
Ich hatte einen Gedanken: Flucht.
Einfach nur weg von hier.
Auf den Weg achtete ich schon länger nicht mehr, lief einfach querfeldein.
Erst, als ich Autogeräusche vernahm, blieb ich stehen und sah mich dabei hektisch um.
Niemand hinter mir.
Erleichtert atmete ich auf und taumelte etwas zu Seite, als ich gegen irgenwas lief und unsanft zu Boden knallte.
Ein leises Stöhnen entwich mir und blickte mich um, gegen wen oder was ich dieses Mal schon wieder gerannt war.
,,Na sieh an, wen haben wir denn da?", fragte eine fremde Stimme, die ich - trotz starkem Überlegen - nicht zuordnen konnte, ob es ein Mann oder eine Frau war.
Ich drehte mich um, um mich zu entschuldigen, als ich eine Hand an meinem Mund spürte.
Erschrocken hielt ich kurz inne, begann dann aber zu zappeln und versuchte meinen Mund freizubekommen.
,,Vergiss es, Bürschchen, du bist viel zu schwach", zischte eine zweite fremde, weibliche Stimme in mein Ohr.
Dann wurde ich unsanft nach vorne gedrückt.
,,Los! Geh weiter! Oder wir werden ungemütlich!"
Ich gehorchte sofort, folgte der Person, von der ich immer noch nicht so genau wusste, ob sie oder er eine Frau oder ein Mann war.
Die andere Person jedoch schien eindeutig weiblich zu sein.
Nach einer kurzen Zeit kamen wir an einem Transporter an.
Die Frau packte meine Handgelenke und schnürte sie geschickt - als hätte sie dies schon tausendmal gemacht - zu.
Mein Gesicht war schmerzverzerrt, der Draht schnitt tief in meine Haut.
Kurz darauf stießen sie mich in den Wagen und schlugen hinter mir die Tür zu.
Es war absolut dunkel, nichts war zu sehen, weswegen ich einfach liegen blieb und nachdachte.
Was wollten diese Fremden von mir?
Wieso hatten sie mich gefesselt?
Nach einer kurzen Zeit hörte ich, wie Autotüren zugeschlagen wurden, dann herrschte wieder gespenstische Stille.
Nur mein Herz unterbrach es; Laut und schnell klopfte, als hätte ich einen Marathon gelaufen.
Doch es blieb nicht lange so, schon kurz darauf heulte ein Motor auf und der Boden, auf dem ich lag, begann zu vibrieren.
Der Wagen fuhr.
Sofort wurde ich nach rechts geschleudert.
Schmerzerfüllt stöhnte ich auf, als mein Kopf gegen die Autowand schlug.
Es würde wohl eine ziemliche Beule geben...
So eng es nur ging kugelte ich mich zusammen und versuchte ruhig zu bleiben.
Es würde schon alles gut werden.
Alles.
Ich wusste nicht, wie lange wir fuhren. Aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor.
Irgendwann jedoch hörte das Vibrieren ganz auf, Autotüren wurden geöffnet und wieder zugeworfen.
Ängstlich presste ich mich auf den kühlen Blechboden, da auch die Transportertür geöffnet wurde, als würde ich hoffen, so unsichtbar zu werden.
Das war natürlich nicht der Fall und so wurde ich von jemanden am Nacken gepackt und hinausgeschliffen.
Kurz darauf spürte ich, wie ich fiel.
Tot.
Ich würde tot sein.
Diese Erkenntnis ließ mich noch verzweifelter werden.
Doch ich fiel weich auf eine Matratze, welche nach Motoröl stank.
Eine Weile lang ich nur da und regte mich nicht.
Dann hob ich vorsichtig meinen Kopf.
Erschrocken stellte ich fest, dass ich nicht alleine war.
Vor mir stand eine Person, die ich nur zu gut kannte...
Do you know?
Do you know?
You're all I know
You're all I know
When everything comes crashing down
You're all I know
You're all I know
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