26. Kapitel | I Was Me
Ich rannte so schnell ich konnte über die Wiesen.
Immer wieder schrie ich Jays Namen.
Nichts.
Niemand antwortete mir.
Verzweifelt lief ich umher, spürte, wie die Panik in mir immer größer wurde.
Dieser Brief war von Jay.
Eindeutig.
Und ich wusste, was er vorhatte.
Ich wollte es nicht wahrhaben.
Er wollte mich...alleine lassen?
Einfach so?
Verdammt, ich brauchte ihn.
So unglaublich sehr, dass es schon wehtat.
Ich zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich etwas im Gebüsch knackte.
Ängstlich wich ich zurück, wollte gerade wegrennen, als plötzlich jemand auf mich zutrat.
Tyler.
Kurz darauf folgte ihm Mike.
Stimmt, sie suchten ja Mat...
,,Was ist los? Wieso bist du hier? Ich dachte, du wolltest dich ausruhen", fragte mich Tyler, blickte mich etwas besorgt an.
Unruhig begann ich wieder an meiner Lippe zu kauen und kratze mich am Nacken.
,,Ich...Jay...Brief...", brachte ich stotternd heraus und trat dabei von einem Bein auf das andere.
Tyler ging auf mich zu und legte seine Hand auf meine Stirn.
,,Fieber hat er keins...", brummte er wohl eher zu sich selbst, als zu mir.
,,Jetzt nochmal, aber klar, sachlich und ruhig: Was ist passiert?"
Ich blickte weg und sah mich panisch um.
,,Brief...ich habe einen Brief gefunden...von Jay...", berichtete ich hastig.
,,Und was stand da drinnen, dass du so panisch bist?"
Tyler legte seine Hand langsam auf meine Schulter.
Irgendetwas an ihm wirkte etwas beruhigend auf mich.
Seine tiefe Stimme, die so klar und plansicher klang?
Seine Berührung?
Ich wusste es nicht wirklich.
Aber irgendwas in mir sagte, dass ich ihm vertrauen konnte.
Tyler.
Ausgerechnet Tyler.
,,Er...er will...sich..."
Ich konnte es nicht aussprechen.
Es war unmöglich.
Ein Schluchzen entwich mir, ich bedeckte mein Gesicht mit meinen Händen.
Eine Weile blieb es still; Niemand sagte eine Wort.
,,Er...will sich...?", fragte Mike schließlich verwirrt nach.
,,Hast du nen Sprachfehler oder warum redest du so komisch?"
Tyler hingegen schien kurz zu überlegen, dann stieß er einen leisen Fluch aus.
,,Verdammt..."
Er drehte sich um und lief los.
Etwas hilflos blickte ich ihm nach, bevor ich ihm schließlich nachlief.
Mike gab ein leises Grunzen von sich, dann folgte er Tyler ebenfalls.
Keuchend hielt ich mich an einem Baum und sah mich um.
Ich hatte Tyler aus den Augen verloren.
Solch eine Geschwindigkeit hatte ich dem Jungen definitiv nicht zugetraut.
Oder ich war einfach unsportlich in letzter Zeit geworden.
,,Alles gut? Oder soll ich den Pfarrer holen?", fragte Mike mich und hob seine Augenbrauen.
,,Du könntest ja auch die Klappe halten", schlug ich außer Atem vor und sah ihn kurz an.
Dann begann ich weiter zu laufen.
Ich durfte nicht zu spät kommen.
Tyler schien ein Ziel zu haben; Schien zu wissen, was Jay genau vorhatte und wohin es ihn getrieben hatte.
In diesem Moment fühlte ich mich so, als würde ich meinen Freund überhaupt nicht kennen.
Ja, ich wusste fast nichts von ihm.
Nicht einmal über seine Familie wusste ich Bescheid.
Nach einiger Zeit lichtete sich der Wald und eine Wiese war zu erkennen.
Das Gras war längst abgemäht worden und so wirkte es etwas trostlos auf mich.
Der noch immer ziemlich hartnäckige Nebel legte sich wie ein Schleier um mein Sichtfeld und verschlechterte mein Sehvermögen somit ziemlich.
Alles wirkte so düster, traurig und kahl.
Die Blätter der nahegelegenen Laubbäume, die Teil des Waldes waren, waren schon längst abgefallen.
Sie lagen in allen Farben am Boden.
Lang würde es nicht mehr dauern, bis sie zuerst braun werden und schließlich ganz verrotten.
Ich kannte diese Gegend.
Zu gut.
Ich war schon einmal hier gewesen.
Damals, nach dieser Party, als Jay weggerannt war.
Es waren keine schönen Erinnerungen...
Meine Augen glitten über das nasse, stellenweise braun gefärbte Gras, soweit meine Sicht eben reichte.
Da stand jemand.
Die Silhouette war eindeutig zu erkennen.
Jay.
Sofort rannte ich wieder los.
Ich durfte nicht zu spät kommen.
Niemals.
Ich musste ihn aufhalten.
Ohne ihn konnte ich nicht leben.
Niemals.
Es dauerte lange, bis ich die Person erreichte.
Als ich sie jedoch erkannte ließ ich meine Schultern hängen.
Ein tiefer Schmerz breitete sich in mir auf.
Es war nicht Jay.
Es war Tyler.
Dieser beugte sich nun nach unten, schien etwas aufzuheben.
Ich brauchte lange, um zu erkennen, was es war. Nicht nur der Nebel verschleierte meine Sicht; Auch Tränen, die mir wie von selbst über die Wangen liefen.
Eine Jacke.
Jays Jacke.
Eindeutig.
Er war hier gewesen.
Sofort packte ich die Jacke, riss sie Tyler grob aus der Hand und begann sie hektisch zu durchsuchen.
Irgendetwas, was mir sagt, dass Jay es nicht wirklich gemacht hatte.
Irgendetwas.
Er konnte nicht tot sein!
Ein Zettel fiel aus seiner Jackentasche.
Sofort strich ich das zerknitterte Papier glatt und las.
Lebe wohl, Lewis. Hab dich lieb...
Ich starrte ungläubig auf den unscheinbaren Zettel, konnte es einfach nicht glauben.
Mein Jay.
Er war gegangen.
Meine Hände begannen zu zittern, sodass sich das Papier löste und langsam zu Boden in das nasse Gras segelte. Sofort begann die Tinte der Schrift etwas zu verlaufen, machte den Text nur sehr schwer leserlich.
Jay.
Verdammt, Jay.
Ich hatte ihn so unglaublich lieb und wollte dich nicht gehen lassen.
,,Was ist los? Wieso rennen wir wie so alberne Idioten in der Pampa herum?", hörte ich Mike sagen.
Alles hörte sich so leise an, als würde ich auf einmal in einem Raum eingeschlossen worden sein; Als würden mich Mauern umgeben.
Tyler antwortete nicht, sah einfach zu, wie ich auf meine Knie sank und leise aufschluchzte.
,,Hallo?! Kann mir jemand mal eine Antwort geben? Ich kann keine Gedanken lesen, tut mir leid", beschwerte sich Mike.
Langsam hob ich meinen Kopf.
Meine Haare waren sicher noch unordentlicher als sonst.
Meine Augen waren sicher rot vom Weinen.
Doch mein Gesichtsausdruck war gleichgültig; Erschreckend emotionslos.
Ebenso wie meine Stimme
,,Er ist tot. Selbstmord."
Please believe me
When I tell you
That this is not who I am
If I recover
Will you take me back again?
Just another trying on to fit right in
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