25. Kapitel | I don't Know Why

Das Knarren des Fußbodens erweckte mich aus dem Schlaf.
Erschrocken zuckte ich zusammen und sah mich um.
Es war seltsam hell und freundlich. Das war nicht mein Zimmer.

Verwirrt blinzelte ich, richtete mich vorsichtig auf. Ich lag auf einem Bett, welches um einiges größer war, als mein eigenes.
Wo war ich?

,,Geht es dir besser?"
Erneut zuckte ich zusammen, blickte erschrocken zu der Person.
Tyler.
Ängstlich wich ich zurück und kauerte mich zusammen.
,,Was...willst du von mir?", hauchte ich und wich ganz an die Bettkante, soweit wie es eben ging, da der Junge sich nun neben mich setzte.

,,Schauen, ob es dir besser geht...?", antwortete mein Gegenüber, als wäre es nichts Ungewöhnliches.
Tyler.
Ausgerechnet Tyler.

Unsicher betrachtete ich ihn und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollten.
Vor mir saß einer der unsympathischsten Menschen der Klasse und fragte mich, wie es mir ging.
Absolut kurios.

Schweigend starrte ich Tyler weiterhin an. Kein einziges Wort verließ meinen Mund.
Nichts.
Nur diese erschreckende Stille.

Tyler seufzte leise auf und setzte gerade wieder zum Reden an, als die Tür aufgerissen wurde.
Erneut zuckte ich zusammen, wandte meinen Kopf zu der Tür.
Helle Haare.
Blaue Augen.
Wasserstoffhaarenheini.
Leider nicht Mat, sondern dieser...andere Typ, dessen Name ich schon wieder vergessen hatte.

,,Mat? Verdammt...habt ihr Mat gesehen? Er ist auf einmal weg, wie vom Erdboden verschluckt", rief er aufgeregt.
Tyler schüttelte seinen Kopf.
,,Nein. Hier ist er nicht. Gesehen hab ich ihn auch nicht..."

Der Junge - dessen Name ich immer noch nicht wusste, irgendwas mit G - seufzte frustriert auf.
,,Ich mache mir Sorgen um ihn. Sonst bleibt er immer in meiner Nähe. Und heute ist er plötzlich weg"
Ich gab einen unwilligen Ton von mir.
,,Vielleicht will er sich nicht mehr von irgendwen unterdrücken lassen?", warf ich leise ein. Und zugegeben, mein Tonfall klang etwas arrogant.

G hob seine Augenbrauen.
,,Woher willst du das wissen, du Schlauberger? War dir langweilig beim Kotzen und hast zu viel Zeit zum Nachdenken gehabt?", konterte der fast weißhaarige Junge.

,,Mike! Es war ein berechtigter Einwurf"
Tyler.
Und schon wieder verteidigte er mich.
Langsam wurde es echt unheimlich.

,,Wie oft soll ich es dir noch sagen? Ich. Heiße. My. Nicht. Mike."
Tyler gab ein raues Lachen von sich, stand langsam auf und ging auf ihn zu.
,,Du weißt ganz genau, dass ich dich nie so nennen werden, Kleiner"
Tyler - der tatsächlich größer als Mike oder G wie ich ihn getauft hatte - klang dabei jedoch nicht abfällig, eher liebevoll und zärtlich.
Das passte so gar nicht zu dem Bild, dass ich von Robins besten Freund hatte.

,,Pff...stimmt gar nicht! Ich kriege dich noch dazu, mich so zu nennen, Großer"
Mike schmiegte sich an Tyler und kuschelte sich an seine Brust.
Verwirrt betrachtete ich sie.
Was zur Hölle...?
Kannten sie sich schon länger?

Schweigend beobachtete ich die zwei Jungen, die mir beide - bis jetzt zumindest - überhaupt nicht sympathisch waren.
Sie unterhielten sich hin und wieder leise, flüsterten leise Worte, die ich nicht verstand, aber allesamt sehr zärtlich und liebevoll klangen.

Es versetzte mir einen Stich in meinem Herzen, so sehr musste ich dabei an Jay denken.
Ich vermisste ihn.
Ich wollte das vorhin einfach vergessen und wieder in seinen Armen liegen.
Alles würde ich ihm verzeihen; Ganz egal, was es war.
Hauptsache, er war bei mir.
Doch Jay war nicht hier.
Stattdessen half mir Tyler.
Ausgerechnet er.

Und Mat?
Wohin war er verschwunden?
War er einfach gegangen?
Einfach so?
Wie Jay?
Leise seufzte ich auf, schloss meine Augen.
Ich wollte Tyler und Mike nicht länger zusehen.
Waren sie zusammen?
Es sah so aus.
Aber Tyler war doch gegen Homosexualität.
Wieso also sollte er einen festen Freund haben?
Es würde keinen Sinn ergeben.

Die Tür öffnete sich und eine weitere Person betrat den Raum.
Robin.
Sofort wichen Mike und Tyler auseinander.
Nervös räusperte sich der Blauäugige, zupfte an seinem T-Shirt.
Aber auch Tyler schien es ziemlich unangenehm zu sein, dass Robin so plötzlich reingeplatzt war.

,,Habt ihr Mat gefunden? Dein dämlicher Bruder ist nirgends zu sehen", brummte Robin in einem genervten Ton.
Sofort verteidigte Mike seinen Bruder: ,, Erstens: Mein Bruder ist nicht dämlich; Im Gegenteil. Bis jetzt war er immer Klassenbester. Und zweitens: Er kann sich nicht in Luft aufgelöst haben...aber draußen kann er auch nicht sein. Er hasst es, rausgehen zu müssen. Über alles. Nur selten geht er raus. Vor allem dann, wenn ihn was ziemlich beschäftigt. Aber was sollte ihn so sehr beschäftigen...?"

Tyler zuckte mit den Schultern.
,,Keine Ahnung. So lange seit ihr ja noch nicht hier gewesen. Aber wir sollten trotzdem mal im Wald nachsehen. Vielleicht ist er irgendwo da...gehst du mit, Lewis?"
Als mein Name fiel, zuckte ich zusammen. Wie bitte? Er hatte mich gefragt, ob ich mitkommen wollte?

Unsicher sah ich ihn an, kaute auf meiner Unterlippe.
Erst nach einer Weile fiel mir auf, dass er vermutlich eine Antwort verlangte.
,,Ähm... nein... ich glaube, ich sollte...sollte...mich noch ausruhen. Mir ist...noch ein wenig schlecht"
Tyler lächelte etwas und nickte.
,,Gut, dann gehen Mike und ich. Robin bleibt hier, falls Mat irgendwie zurückkommt, bevor wir ihn antreffen"

Leise seufzend stimmte Robin zu, wobei mir war, als würde er ein leises ,, zumindest muss ich nicht nach draußen..." vor sich hin murmeln.
Dann verschwand er und verließ somit das Zimmer durch die Tür.

,,Soll ich dich zurück ins Zimmer bringen? Oder willst du hier bleiben?", fragte Tyler mich wieder so ungewöhnlich freundlich.
Vorsichtig erhob ich mich und ging unsicher auf ihn zu.
,,Wäre lieb von dir...", gab ich zugeben ziemlich undeutlich von mir, sodass es mich ziemlich wunderte, dass mein Gegenüber verstand, was ich gesagt hatte und nickte.
,,Dann komm. Ich muss sowieso noch meine Sachen holen"

Ich sah den anderen nach, wie sie den mir wohlvertrauten Raum verließen, um Mat zu suchen.
Leise seufzte ich, ging auf mein Bett zu und wollte mich gerade niederlegen, als ich einen Zettel auf dem neu bezogenen Bettdecke entdeckte.
Ich streckte meinen Arm aus und nahm das Blatt Papier.
Neugierig entfaltete ich es.
Viel stand nicht darauf, nur wenige Worte.
Doch sie genügten, um mich in Panik zu versetzen.
Sofort rannte ich los.
Ich musste es verhindern.
Diese Worte in diesem Brief.
Sie durften nicht wahr werden.

Dangerous
Your love is always dangerous
And now I'm
Lost in love
We're living in a lie of trust

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