24. Kapitel | Battle Cry

Ein ziemlich lautes Quietschen verriet mir, dass die Tür geöffnet wurde. Kurz darauf betätigte jemand den Lichtschalter.
Instinktiv rollte ich mich enger zusammen und drückte meinen Körper gegen Wand.
Erneut stieg Panik in mir hoch.
Egal, wer es war.
Jeder konnte ausrasten, wirklich jeder.

Ich hörte, wie jemand ruckartig stehen blieb und kurz überlegen zu schien.
Mein Herz schlug schnell gegen meine Brust.
Ich flehte, dass diese Person wieder verschwand und mich nicht bemerkt hatte, wie ich in dieser Ecke kauerte und vor mich hin weinte.
Zu sehr erinnerte mich diese Situation gerade an Jay, als ich ihn noch kaum kannte und er von den anderen wegen dem Fünf-Euroschein verprügelt worden war.

Vorsichtige Schritte, ganz zögerlich, als würde die Person erst eben gelernt haben, wie man ging.
Sie kamen immer näher auf mich zu, bis sie schließlich verstummten.
Ich lauschte, was nun passierte, doch nichts war zu vernehmen.
Nur diese unglaubliche Stille.

Dann jedoch hörte ich, wie sich irgendetwas zu mich hinunterbeugte, spürte warmen Atem auf meinen Händen, die ich schützend vor mein Gesicht hielt.
Sofort lief eine Gänsehaut über meinen Rücken.
Verdammt.
Ich musste hier weg.
Sofort.

Doch die Panik in mir ließ es nicht zu; Zwang mich, so zu verweilen und mich noch enger zusammenzurollen.
So eng, wie es eben möglich war.
Ich traute mich nicht, zwischen meinen Fingern hervor zu spähen, um mich zu vergewissern, wer nun vor mir kniete.

„Hey...ähm...was ist los?"
Ein Zucken durchlief meinen Körper.
Ich konnte die Stimme nicht zuordnen, aber es war weder Nathans noch Jays Stimme. Und schon gar nicht Mats, jene war viel höher und auch würde er sich definitiv anders ausdrücken.

„Shh, alles gut...", flüsterte die mir noch immer unbekannte Stimme in mein Ohr, strich langsam über meinen Arm.
„Ich tu dir nichts, versprochen. Ganz, ganz sicher...wovor hast du Angst?"

Die Person bekam keinerlei Antwort.
Einerseits wollte ich nicht antworten und war zu sehr damit beschäftigt herauszufinden, wer diese fremde und dennoch bekannte Stimme besaß, andererseits konnte ich gar nicht antworten.
Mein Hals fühlte sich ausgetrocknet und rau an.
Es fiel mir erst jetzt auf, vorher hatte ich nicht geredet, sondern hatte stundenlang in dieser Position am Boden verweilt und vor mich hin geweint.

Ich spürte, wie mich zwei Arme umschlossen und mich sanft an den Körper des bekannten Fremden drückten.
Er – soviel hatte ich aus der Stimmhöhe herausfinden können – war eigentlich ziemlich dünn, sogar schmaler als Jay es war.
Jay...
Ein leises Schluchzen entwich mir.
Es hörte sich so rau und zerbrochen an, so heiser und unpassend.
Wieso hatte er das getan?

Die Person strich mir sanft über den Rücken, wiegte mich sanft hin und her.
„Alles wird gut...shh...es wird nichts passieren, ich werde auch nicht nachfragen, ja?", flüsterte der Fremde mir kaum hörbar zu.
Als Antwort nickte ich etwas, schmiegte mein Gesicht in den dicken Pullover der Person, der wohlig weich war.

Ich spürte, wie er eine Hand löste und sie unter meine Kniekehlen schob, um mich so aufzuheben.
Sofort verspannte ich mich und begann zu zittern.
Der Fremde seufzte leise auf, drückte mich sanft noch enger an sich.

„Dir ist kalt? Ich bringe dich in dein Bett, ja? Hoffentlich wirst du nicht krank...", murmelte die Person und hob mich nun tatsächlich hoch.
„Keine Sorge, ich halte dich fest"
Vermutlich hatte er gemerkt, dass ich mich an ihn festgekrallt hatte, als ich keinen Boden mehr gespürt hatte.

Ich hatte schon Angst, dass ich nicht mehr herunterkommen würde, als ich wieder etwas unter mir spürte.
Etwas Weiches.
Mein Bett.
Ein leichtes Strampeln genügte, um mich freizukämpfen und schon lag ich im Bett.

Wieder seufzte mein Gegenüber, breitete meine Bettdecke aus und deckte mich damit sanft zu. Sofort kuschelte ich mich in diese, rollte mich wieder zusammen.
Ich spürte, wie die Matratze sich etwas senkte; Vermutlich setzte sich die Person neben mich.
Wer war es überhaupt?
Die ganze Zeit über hatte ich meine Augen geschlossen gehalten; So, als wolle ich nicht die Wahrheit sehen.
Und das wollte ich auch nicht.
Jay war kein Schläger.
Niemals.
Er war der unscheinbare, liebe Junge, der mich liebte und sich eher umbringen würde, als mir auch nur ein Haar zu krümmen.
Ja, das war mein Freund.
Nicht dieses...Wesen, das mich vorhin geschlagen hatte.
Das war jemand anderes.
Ganz sicher.

Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte. Es war ziemlich hell im Zimmer, da das Licht immer noch angeschaltet war; Es blendete ziemlich.
Noch dazu wirkte alles etwas verschwommen, da ich wirklich lange vor mich hin geweint hatte.
So brauchte ich etwas, um mich überhaupt umsehen zu können.

Vorsichtig hob ich meinen Kopf etwas. Jemand strich mir sanft durch die Haare. Wie vermutet saß diese Person an meinem Bettrand.
„Schlaf, Kleiner. Dann wirst du auch schnell gesund", hauchte mein Gegenüber, lehnte sich vorsichtig zu mir nach vorne.

In diesem Moment erkannte ich ihn.
Seine Kleidung, seine Art zu reden, seine Stimme.
Alles passte haargenau.
Ich kannte ihn, diese Person.

Erschrocken schnappte ich nach Luft, woraufhin ich leise würgte und mich schließlich übergeben musste.
„Ist gut...lass es heraus...", murmelte der Junge neben mir leise und klopfte mir sanft auf den Rücken.
Meine Gedanken schienen Karussell zu fahren, drehten sich nur noch um diesen sehr bekannten Fremden.
Warum hatte er das getan?
Warum half er mir?
Warum ausgerechnet Tyler?

Stars are only visible in darkness
Fears are ever changing and evolving
And I
I feel poison inside
But I
I feel so alive

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