16. Kapitel | Birds

Am nächsten Morgen wachte ich auf. Verschlafen hob ich meinen Kopf, sah mich um. Auf mir lag immer noch Jay, welcher seelenruhig vor sich hin schlief.
Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, ich strich ihm vorsichtig durch seine schwarzen Haare.
Er sah so verdammt süß aus, wenn er schlief, so friedlich und entspannt.

Leise seufzte ich, sah nach draußen. Die Sonne ließ sich nicht blicken und so war es ziemlich düster im Zimmer.
Ich lächelte jedoch weiterhin, sah wieder zu Jay und versuchte ihn vorsichtig, ganz vorsichtig neben mich auf die Matratze zu legen, sodass der Junge weiterschlafen konnte.
Doch dieser murrte nur leise, klammerte sich an mich.
„Lass mich...so gemütlich", brummte Jay und schmiegte sich enger an meine Brust.
Ein warmes Gefühl überkam mich, ich musste mich zurückhalten, um ihn nicht sanft einen Kuss auf den Hinterkopf zu geben.
Er war so verdammt süß.
Noch nie hatte ich etwas so Schönes gefühlt, noch nie hatte ich sowas erlebt.

„Hey...wir müssen frühstücken gehen", flüsterte ich ihm leise ins Ohr, drehte mich so, dass er langsam ins Bett glitt und von meinem Körper wegrutschte.
Erst jetzt fiel mir auf, dass wir beide die Nacht mit Kleidern im Bett verbracht hatten...egal.

In diesem Moment - als mich Jay gerade murrend wieder zurückziehen wollte - wurde die Tür aufgerissen. Die Holztür knallte mit einem lauten Geräusch gegen die Wand.
Erschrocken war ich hochgesprungen und hatte mir dabei – wieder einmal – den Kopf gestoßen.
Leise fluchend hielt ich meine zukünftige Beule am Hinterkopf, sah mich um, wer der Übeltäter war.
Wer wohl?
Das war absolut klar:
Nathan, Robin und Tyler.

Ich knurrte leise.
Alle drei waren so ziemlich das Letzte, was ich sehen oder hören wollte gerade.
Nathan verschränkte seine Arme, kam auf uns zu.

„Was treibt ihr da?", meinte er mit einem sehr misstrauischen Unterton.
„Ist da wer schwul? Hm?"
Erneut gab ich ein leises Knurren von mir, trat einen Schritt auf ihn zu.
„Sagt ausgerechnet der, der sich mehrere Monate als schwul ausgegeben hat und dann plötzlich draufkommt, dass er doch hetero ist", erwiderte ich schnippisch darauf und verschränkte ebenfalls meine Arme.

Nathan lachte. Es war ein hässliches Lachen, das mir die Nackenhaare aufstellen ließ.
„Das war nur ein soziales Experiment und zeigt, wie leichtgläubig alle sind und darauf reinfallen. Ich hab nie mit nem Jungen geschlafen, bevor du fragst. Manchmal lohnt es sich reiche Eltern zu habe. Und wenn das nicht hilft, kann ich immer noch Karate einsetzen"
Ich sagte eine Weile nichts, starrte ihn einfach nur an.
„Du bist ein widerliches Stück Scheiße", zischte ich ihn leise an, meine Hände ballten sich langsam zu Fäusten.

Erneut lachte Nathan dieses scheußliche Lachen, trat einen Schritt auf mich zu.
„Oww, will der kleine Lewis mir etwa drohen?", sagte er leise in mein Ohr, grinste mich unverschämt an.
Es provozierte mich noch viel mehr, ich spürte eine ungeheure Wut auf ihn, einen ungeheuren Hass.
Gerade als ich zuschlagen wollte, fühlte ich, wie mich jemand sanft wegzog und mich in Richtung Tür dirigierte.
Es war Jay.
Und ich war ihm dankbar.
Sonst wäre ich vermutlich komplett eskaliert, so jedoch beruhigte ich mich allmählich, während wir schweigend nebeneinander zum Waschraum gingen.
Nur er und ich.
Dieser Gedanke löste wiederum dieses Glücksgefühl aus, wenn es auch – dank Nathan – nur sehr schwach war.

Als wir zusammen in den Speisesaal gingen, war die Welt noch so ziemlich in Ordnung. Ich lächelte etwas und wich geschickt der Glastüre aus, was jedoch den Erfolg hatte, dass ich gegen einen Tisch rannte und zu Boden fiel.
Sofort wurde ich knallrot im Gesicht, besonders, als ich sah, wie Jay mir seine Hand entgegenstreckte.
Etwas schüchtern nahm ich diese und er zog mich hoch.
Als ich wieder zu ihm sah, bemerkte ich, wie ein verschmitztes Lächeln auf seinen Lippen lag.
Es passte unglaublich gut zu ihm, vor allem zu seinen grünen Augen, die im hellen Licht des Kronenleuchters, der von der Decke hing, zu strahlen schienen.
Mein Herzschlag beschleunigte sich etwas, vermutlich wurde ich noch röter, weswegen ich sofort wegsah.
Hoffentlich.
Hoffentlich hatte er es nicht bemerkt, dass wäre mehr als peinlich gewesen.

Gemeinsam saßen wir an einem Tisch, genossen unser Frühstück. Ich hatte ziemlichen Hunger, immerhin hatte ich gestern kaum etwas gegessen.
So inhalierte ich geradewegs die warmen Brötchen, welche ich kurz davor mit Marillenmarmelade bestrichen hatte.
Es schmeckte so köstlich.

Genussvoll biss ich in ein weiteres Brötchen, als ich Alex erblickte.
Ich winkte ihr zu – schließlich hatte ich vor, die Sache ein für alle Mal zu klären - doch sie sah mich nicht. Oder sie wollte mich nicht sehen, da sie zielstrebig auf einen Tisch ganz in der Nähe zusteuerte.
Ich verzog mein Gesicht, als ich die Personen erkannte, zu der Alex sich gesetzt hatte.
Nathan, Robin und Tyler.

Gerade wollte ich mich wieder zu Jay wenden, als mir mein Essen beinahe im Hals steckenblieb.
Alex setzte sich nicht auf einen freien Stuhl, nein.
Sie ließ sich geradewegs auf Nathans Schoß nieder.
Ich erstarrte, dann begann ich zu husten, da ich mich tatsächlich verschluckt hatte.
Sofort klopfte mir Jay auf den Rücken, sah mich besorgt an.
„Geht's?", flüsterte er mir kaum hörbar zu, worauf ich nickte, da ich nun tatsächlich wieder Luft bekam.
Jay musterte mich noch einmal voller Sorge, dann nahm er einen großzügigen Schluck aus seiner Tasse, in der sich nun vermutlich lauwarmer Kakao befand.

Vollkommen perplex starrte ich zu Alex.
Was zur Hölle tat sie da?
Ich konnte es einfach nicht fassen.
Das gestern wäre ja ansatzweise noch verzeihbar gewesen, da das Mädchen vielleicht betrunken gewesen war, auch wenn sie nicht so gewirkt hatte.
Ich schluckte.
Das war nicht meine Alex; Das war nicht meine beste Freundin.
Das war eine Fremde.

I know that birds fly in diffrent directions.
So fly high, so fly high.

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