Kapitel 52




Nach 10 Minuten einlaufen, die mir aber mehr wie 100 Minuten vorkamen, hörten wir dann endlich auf und schnaufend stützte ich mich auf meinen Knien ab und holte erstmal tief Luft. Meine Kondition war noch nie die beste, dass gebe ich ehrlich zu und es ist vielleicht auch kein Vorteil als Half back, doch heute war es besonders schlimm und anstrengend, besonders für mein Herz. Durchs viele laufen raste es und dass der Junge, der es sowieso immer zum Rasen brachte nur wenige Meter neben mir stand, machte es nicht viel besser für mein Herz.

Ich rechnete eigentlich schon jeden Moment damit, dass es entweder ganz aufhört zu schlagen oder mir wortwörtlich aus der Brust springt. Immer noch schwer atmend brachte ich dann auch die Kraft und Dehn Übungen hinter mich, Liegestütz konnte ich übrigens immer noch nicht, nur mal so am Rande und so wie es aussah war ich in dieser Übung auch ein Hoffnungsloser Fall, denn egal wie oft ich es übte, okay üben konnte man das nicht nennen denn nach einmal senken und wieder rauf drücken ließen meine Arme meistens schon nach und kraftlos ließ ich mich auf den Boden sinken, total elegant, okay eher wie ein Elefant beim Sitzstreik und an manchen Tagen schaffte ich es dann sogar einzuschlafen, Liegestütz würde ich nie können, doch dafür hatte ich andere Stärken, sie mussten eben erst noch gefunden und erkannt werden.

,,Okay danke Alex fürs Aufwärmen'' ja danke Alex fürs quälen. Kannst du nicht wenigstens einmal Rücksicht auf mein Herz nehmen, deine Anwesenheit bringt es schon zum fast Herzstillstand musst du es mit Übungen und laufen noch mehr anspornen mich ins Grab zu bringen. ,,Dann machen wir mal weiter. Also wie schon gesagt, steht am Montag das wichtigste Spiel überhaupt an'' ich wette mit euch, Mark hat vorhin erzählt, dass am Montag das wichtigste Spiel ansteht. Ha, bin ich nicht gut. Stellt euch jetzt einfach mal vor, dass ich mir auf die Schulter klopfe. ,,Und da wir ja alle die NC State schlagen wollen und als Sieger dieses Stadion verlassen wollen, würde ich jetzt sagen, dass wir unsere letzten zwei Trainingstage noch einmal richtig nutzen.'' Wir stimmten Mark grölend zu, okay ich nicht, so affig wollte ich mich nun auch nicht verhalten, denn so kam ich mir wirklich jedes Mal vor, wenn ich das tat. ,,Okay ab ans einwerfen.'' gesagt getan.

Keine 2 Minuten später stand ich gegenüber von Mike und warf mich mit ihm ein, dabei versuchte ich so gut es ging, mein Herz nicht allzu sehr zu überlasten, denn sonst müsste man mich hier gleich wieder beleben. ,,Hey Alex, was grinst du eigentlich so. Haben wir deinen Geburtstag vergessen oder was gibt es zu feiern'' Allein nur durch die Erwähnung seines Namens fing es in meiner Magengrube an zu kribbeln und meine Fingerspitzen brannten vor Hitze, sogar so sehr dass ich den nächsten Ball dermaßen daneben warf und Mike am Ende 10 Yards um sonst laufen musste. ,,Sorry'' nuschelte ich leise, sodass nur er es verstand. Er nickte nur und warf weiter. Gerade als Alex anfange wollte zu reden wurde er von seinem kleinen Bruder unterbrochen. ,,Ach der liebe Alex hatte nur gestern ein Date mit der lieben reizenden Johanna'' Jeder im Team kannte mittlerweile Johanna also mich, als die Zwillingsschwester von Jo, also auch von mir, man wie bescheuert das klingt, doch kaum jemand hatte sie zu Gesicht bekommen. Nur Caleb, Mike, Austin, Lucas und Alex natürlich.

Als hätte Caleb meinen Namen gesagt, hatte er ja auch, aber ach man ist das kompliziert, auf jeden Fall um es einfach zu fassen, sobald Caleb zu Ende gesprochen hatte schossen urplötzlich alle Blicke auf mich. ,,Was guckt ihr so?''

,,Du hast deine Schwester mit Alex ausgehen lassen''

,,Ähm ja''

,,Respekt man, ich wäre bei meiner Schwester nicht so locker'' meinte Peterson noch, ehe wieder sich alle dem verträumt aussehenden Alex widmeten. ,,Ist unser kleiner Alex etwa verliebt'' Also wirklich wundern tat es mich nicht, dass diese Worte aus dem Mund meines Cousins kamen. Eher hatte ich sogar das Gefühl, dass er es extra tat. Wie ich darauf nur komme. Während ich Lucas mit mörderischen Blicken versuchte zu erstechen, grinsten alle nun Alex an, der fast schon peinlich berührt da stand. ,,Was steht ihr denn alle so faul rum. Wir sind hier nicht zum Plaudern da'' Mark unterbrach dieses durch aus für mich seltsame Gespräch, immer hin sprachen sie über mich, also über Jojo. Wir gehorchten alle Mark und warfen uns die nächsten 5 Minuten weiter ein.

Nach einer kurzen Trinkpause fingen wir dann an, dass ausweichen und takeln zu üben in einem kleinen Spiel, was ungefähr wie ein richtiges ging, nur das die Defense schon auf dem Feld richtig verteilt stand und alle Angreifer links und rechts neben Alex in einer Reihe standen. Ich stand natürlich bei Alex, denn takeln wollte ich nicht unbedingt. Als erstes startete Caleb, welcher anfing zu rennen und nach 10 Yards den Ball von Alex zu gepasst bekam. Mit dem Ball unterm Arm rannte er dann übers Feld und versuchte so viele Verteidiger wie möglich aus zu tricksen. Nach Peterson, Ryan und Mike war ich dann an der Reihe und nervöser als sonst stand ich neben Alex und wartete auf das Signal, dass ich los laufen konnte.

Nervös tippelte ich auf und ab und kratzte mich ab und zu am Kopf, wobei ich mehr als aufpassen musste, dass mir die Perücke nicht verrutscht. Dass wärs noch. Die Pfeife ließ mich kurz aufschrecken ehe ich los lief. Nach 10 Yards bekam ich den Ball perfekt in die Arme geworfen und dieser kleine Moment wo meine Fingerspitzen den Ball berührten sorgte in Sekunden schnelle dafür, dass ich abtauchte, in meine eigene Welt in der nur eins zählt. Football, meine Leidenschaft. Fokussiert auf die Defense sprintete ich über das Feld, blendete alles aus, auch mein Herz, welches unnormal raste, und mittlerweile konnte ich noch nicht mal mehr sagen woran es jetzt lag, doch war mir das in diesem Moment egal, jetzt zählte nur das Feld, der Football in meinem Händen, die Endzone und die Verteidiger.

Apropos Verteidiger, der erste kam mir nun in den Weg, doch wich ich ihm gekonnt aus, genauso wie den anderen. Alle nach einander trickste ich auf und der letzte der mir im Weg stand war der Safety. Mit meiner letzten Energie sprintete ich auf ihn zu. Der Wind wehte durch meine Haare als ich mit einer Drehung links an ihm vorbei schoss. Dass in dem Moment meine Perücke vom Wind weg gerissen wurde nahm ich leider erst zu spät war nämlich dann als es zu spät war und plötzlich Toten Stille herrschte. Meine braunen, leicht gelockten Haare fielen meine Schulter runter und wie erstarrt fuhr ich mir mit der Hand dadurch.

Jetzt war es vorbei, endgültig. Und dass ohne, dass ich es wollte, ohne dass ich was tun konnte, ohne dass ich es geplant hatte.


Ich spürte förmlich wie sich die Blicke meiner Teamkollegen und der Trainer in mich bohrten und förmlich nach Verwirrung schrien, also bis auf der von Lucas versteht sich. Dieser war wahrscheinlich in dem Moment genauso verzweifelt wie ich, er fühlte immer mit mir. Langsam sah ich hoch, und starrte direkt in die Augen von dem Junge, welcher bis vor wenigen Sekunden mich noch für den Zwillingsbruder seines gestrigen Dates hielt. Genauso starrte er zurück, nur sah er anders als zu erwarten nicht in die Augen des Bruders, sondern in die von seinem Date höchstpersönlich.

,,Also Leute, entweder das Bier heute Morgen war echt zu viel und ich sehe eine Vater Morgana oder ich sehe da wirklich ein Mädchen auf dem Feld stehen.'' Michael rieb sich die Schläfen und schloss die Augen kurz, öffnete sie aber darauf hin wieder uns riss dann wortwörtlich die Augen auf. ,,Ihr seht sie auch oder''

,,Ja verdammt Michael. Wir sehen sie auch und ich würde auch jetzt zu gern wissen, was hier los ist'' Aus Peterson Stimme hörte man kläglich die Verwirrung und Hilflosigkeit raus, und fast taten mir diese Jungs leid, so wie sie hier standen und Verwirrung Pur ausstrahlten. ,,Jo, Johanna, Thompson, Zwillingsschwester, Zwillingsbruder, verblüffende Ähnlichkeit, jetzt ergibt alles Sinn.'' Calebs Gefasel war erst leise, er sprach wahrscheinlich einfach nur vor sich hin, doch zu Ende wurde seine Stimme immer stärker und lauter. ,,Du bist Johanna. Lucas Cousine. Das Mädchen mit dem meinem Bruder gestern ausgegangen ist. Du bist Jo. Der Junge von dem man plötzlich zum ersten Mal etwas hörte. Der alle umhaute und dass obwohl er so zärtlich ist. Kein Wunder, Jo ist ein Mädchen. Du standst die ganze Zeit auf dem Feld als Junge verkleidet. Die Frage ist nur wieso'' Caleb redete sich wortwörtlich in Range während es auch bei den anderen langsam Klick machte, und sie mich jetzt nicht mehr verwirrt, sondern verblüfft ansahen.

Jetzt brachte es auch nichts mehr eine Ausrede mir einfallen zu lassen. Jetzt war es wohl einfach an der Zeit Klartext zu reden, wieso ich all das tat. Also eigentlich das, was ich erst in zwei Tagen erklären wollte, aber das Schicksal hasst mich nun mal. Tief holte ich Luft, schloss die Augen und ließ dann einfach mein Herz sprechen.

,,Wisst ihr wie es ist, verboten zu bekommen, was man liebt mit Leib und Seele und dass weil man ein Mädchen ist. Nicht in dem Sport akzeptiert zu werden, weil man ein Mädchen ist. Von einem sexistischen Trainer jeden Tag wieder gesagt zu bekommen, dass man in diesem Sport nie etwas erreichen wird, weil man ein Mädchen ist. Von hirnlosen Idioten ausgelacht zu werden, weil man die selbe Leidenschaft wie sie teilt und dass als Mädchen. Jeden Morgen mit neuer Hoffnung endlich zu beweisen, dass man auch als Mädchen Football spielen kann, aufzuwachen, und dann am Abend mit zerschmetterter Hoffnung wieder ein zu schlafen. Wisst ihr wie es ist? Verdammt nein, ihr wisst es nicht, ihr könnt es gar nicht wissen, schließlich seid ihr keine Mädchen, habt somit das Recht darauf Football zu spielen. Ihr könnt gar nicht wissen wie ich mich fühle, schließlich hattet ihr nie selber mit sexistischen Trainern oder hirnlosen Idioten zu kämpfen und dass jeden verdammten Schultag. Euch wurde nie verboten im Sport Unterricht Football zu spielen, ihr wurdet nie zu den in Schmink Eimer gefallenen Cheerleader gesteckt, die noch nicht mal einen Fußball von einem Football unterscheiden können. Und wisst ihr wieso ihr das nicht alles mit machen müsst. Ihr seid Jungs, ganz einfach. Merkt ihr eigentlich selber wie lächerlich das klingt, was für ein scheiß Sexismus in dieser verfluchten Welt herrscht, wie sehr man in dieser Welt aufgrund seines Geschlechtes beurteilt und verurteilt wird. Mir hat man nie die Chance gegeben zu zeigen, was ich kann, was ich drauf habe und dass weil ich ein Mädchen bin und laut der Spiderman Kopie an den Rand des Feldes gehöre und dass auch nicht in Football Uniform sondern in diesem Mini Fummel von Cheerleader Kleidung. Ich hatte nie die Chance mich zu beweisen in diesem Sport und dass ich mich im Endeffekt auf den Vorschlag einließ mich als Junge zu verkleiden und so mich vorzustellen im Team, lag auch einzig und allein daran, dass es mir langsam zu viel wurde, ich Angst hatte dass man mir meine Leidenschaft zum Football endgültig versaute und ich einfach nur noch spielen wollte, in einem richtigen Team als anerkannte Person, auch wenn als Junge. In diesem Moment war mir einfach alles lieber als mir dauernd noch die Sprüche anhören zu müssen. Okay ich musste sie mir am Ende trotzdem noch anhören, doch ich konnte wenigstens mit derselben Hoffnung mit der ich am Morgen aufwachte einschlafen, denn ich gehörte zu einem Team, wurde akzeptiert, auch wenn nicht mein wahres ich sondern nur meine Fake Identität. Der Gedanke, dass irgendjemand mein Talent erkannt hatte, reichte mir aus um Hoffnung in mir auf zu bauen, dass ich es irgendwann doch noch schaffen würde zu beweisen, dass nicht das Geschlecht die Kraft ist die einen spielen lässt, sondern einzig allein die Leidenschaft die man in sich trägt, so wie ich es tat, seit ich klein bin, so wie es jeder andere tat auf diesem Feld.''

Meine Stimme wurde zu Ende immer leiser, und in diesem Moment fühlte ich mich einfach frei, befreit von diesem ganzen Druck auf meiner Brust. Ich hatte das gesagt, was mir auf dem Herzen lag, was der Grund war wieso ich dies tat. Was jetzt passieren würde, wusste ich nicht, doch konnte ich wenigstens mit einem beruhigten Gewissen dieses Feld verlassen, egal ob noch als Mitglied oder nicht.

Eine kleine Träne tropfte aus meinem Augen, hinterließ eine feuchte Spur auf meiner Wange und tropfte letzt endlich auf den Rasen unter meinen Füßen. Bis jetzt hatte noch keiner ein Wort gesagt, ich wusste ehrlich gesagt auch nicht, was jetzt passieren würde, doch ich war auf alles bereit. Auf Lachanfälle, auf wahre, sogar vielleicht verletzende, Worte, auf weitere Fragen, auf einfache monotone Nicke oder eben auch auf die Stille, die sich genau hier abspielte.

Keiner sagte ein Wort, keiner bewegte sich. In meinem Bauch baute sich ein mulmiges Gefühl auf. Ich wusste nicht was diese Stille bedeutete. Positives oder Negatives. Rauswurf oder endgültige Aufnahme von meinem wahren Ich. Noch dazu verstärkte der Gedanke an Alex Reaktion dieses Bauch Gefühl. Mein Herz schmerzte, wenn ich nur daran dachte, dass er jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Mein Herz brach, wenn ich daran dachte, dass er mich hassen könnte für das was ich tat, für das was ich liebte. Langsam sah ich hoch, dabei stahl sich eine weitere Träne einen Weg aus meinem Auge. Das erste Gesicht in das ich sah, war das von meinem Cousin. Dieser lächelte mich warm an, und seine Augen strahlten Stolz aus, was mein Herz gleich beruhigender schlagen ließ. Als er meinen Blick bemerkte zeigte er mich mit dem immer noch warmen Lächeln auf den Lippen einen Daumen hoch. Mein Blick wanderte weiter über die Spieler.

Viele sahen immer noch geschockt aus, andere hatten sich schon wieder gefasst und lächelte überraschenderweise auch. Vielleicht ging das ja tatsächlich gut für mich heute aus. Mein Blick wanderte nun zu dem Jungen, dem mein Herz zu Füßen lag.

Anders als die anderen lächelte er mich nicht an, er sah mich noch nicht mal mehr an. Stur sah er an mir vorbei und allein diese ignorante Geste brach mir das Herz.

Hatte ich meine erste Liebe etwa jetzt schon verloren, und dass, bevor sie überhaupt wirklich entflammen konnte, bevor ich sie erst richtig spüren konnte

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Na was sagt ihr zu dem Kapitel?

Hat irgendwer schon damit gerechnet oder es geahnt, dass das Team es noch vor dem großen Spiel erfährt, dass Jo in Wahrheit Jojo ist? Was denkt ihr passiert jetzt? Und wie denkt ihr, wird Alex reagieren

Ich wünsche euch allen eine schöne Nacht, eigentlich sollte das Kapitel schon früher kommen, aber ich habe noch Fußball mit meinen Brüdern geguckt, aber vielleicht sind ja ein paar von euch noch wach;)

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