Kapitel 50

Am nächsten Morgen wachte ich anders auf, schräg anders. Meine Mundwinkel waren gleich nachdem ich meine Augen geöffnet hatte nach oben gezogen, eine Wärme herrschte in mir und aus irgendeinem Grund fühlte ich mich um 9 Uhr Morgens, schon früh für meine Verhältnisse an einem Samstag, wach und gut, zu gut würde ich sagen. So gut sogar dass ich nicht aufhören konnte zu strahlen, es nicht verhindern konnte, dass meine Beine mich zum Fenster führten und ich wie eine Irre vor mich hin strahlte und den Blick aus meinem Fenster genoss, so wie es Anna immer tat, wenn sie verliebt ist. Ach ja da war noch was.

Allein der Gedanke an Alex und den gestrigen Abend, aber besonders an meinen Entschluss, dass ich tatsächlich verliebt bin und das in Alex , sorgte gleich dafür dass alles in mir anfing zu kribbeln, die Wärme sich verstärkte genauso wie mein Lächeln breiter wurde. Ich spürte regelrecht wie meine Augen funkelten. Wenigstens wusste ich jetzt wie sich Anna immer fühlte, doch ob mir dass so lieb war, wusste ich nicht so Recht.

Mit dem immer noch irren Gefühl in mir, und dem nicht vermeidbaren Strahlen im Gesicht lief ich runter in die Küche, in welcher nicht anders zu erwarten sich meine Familie befand. Anders als sonst immer verstummten sie als ich den Raum betrat und sahen mich angespannt an. Die Gesichtsausdrücke änderten sich aber schlagartig, nachdem ich sie begrüßte. ,,Wunderschönen Guten Morgen. Wunderschönes Wetter draußen, findet ihr nicht auch'' okay wunderschönes Wetter war maßlos übertrieben. Es regnete zwar draußen noch nicht, doch die Betonung liegt eindeutig auf noch. Anna und meine Tante sahen mich verwirrt an, lächelten aber. Lucas sah mich prüfend an, als wollte er nicht glauben, dass tatsächlich die wahre Johanna Thompson, seine Cousine, die dem Ruf als Morgenmuffel alle Ehre macht, vor ihm stand und mein Onkel sah mich einfach eindringlich an und ich wusste ohne Gedanken zu lesen, an was er dachte. An den Brief.

Die halbe Nacht schlug ich mich noch mit ihm herum. Für diese paar Stunde fühlte ich mich einfach verbunden mit ihnen, spürte ihre Anwesenheit auch wenn ich wusste dass sie nur auf seelischer Basis statt fand. Ich genoss einfach die paar Stunden, in welchen ich mich näher als sonst zu meinen Eltern hingezogen fühlte, beschloss aber auch es einfach Ruhe zu lassen, mich nicht Tagelang mit Gedanken an den Brief rum zu schlagen und einfach so weiter zu machen wie zuvor, den Brief einfach in meinem Herzen Ruhen zu lassen. Dass ich wusste, dass ich ihn nie wirklich verdrängen konnte war mir klar, ich würde nie die Worte meines Vaters vergessen.

Dass mir klar war, dass mein Leben sich nach diesem Abend ändern würde, war mir auch bewusst und dass lag einzig und allein daran, dass mir gestern Nacht zum ersten mal in meinem Leben klar wurde, dass ich verliebt bin, mit jeder einzelnen Faser, wie es mein Vater beschrieb. Mein Herz liegt Alex zu Füßen, ohne dass er es wirklich weiß. Er könnte es jeder Zeit zu Nichte machen, es qualvoll zertrampeln, meine Angst vorm Verlieben wahr machen lassen, doch hoffte ich einfach innerlich, dass er es nicht tun würde. Dass er es behutsam aufheben würde und darauf achtgeben würde, so wie mein Onkel es tat, so wie es mein Vater tat.

Beruhigend, dass sich mein Onkel keine Sorgen machen musste, dass ich durch den Brief plötzlich zerbrechlich wurde, lächelte ich ihn an. Danach schenkte ich Lucas einen ''Ich bin die wahre Jojo- keine Sorge'' Blick und lächelte zum Schluss noch Anna und meine Tante an. Sie dachten wahrscheinlich, dass ich mit schlechter Laune runterkommen würde, nach meinem Filmreifen Abgang gestern. Mit immer noch einem Lächeln im Gesicht ließ ich mich neben Lucas nieder und schnappte mir sofort einer dieser Pfannkuchen. Wie konnte ich die erst jetzt bemerken. Mühsam stopfte ich mir gleich zwei in den Mund, in dieser Familie musste man einfach auf Vorrat essen und ignorierte einfach dabei, die neugierigen Blicke meiner Familie, zumindest sahen mich Lucas, Anna und meine Tante so an. Mein Onkel hingegen wissend. Er ahnte oder wusste wahrscheinlich einfach was mit mir los war.

,,Alles okay mit dir Jojo? Du siehst so aus, wie Anna immer wenn- Oh nein Jojo, tu mir dass nicht an. Lass mich bitte nicht alleine. Nein bitte das kannst du mir nicht antun'' Lucas neugieriger Blick verwandelte sich in einen verzweifelten und seine Augen schrien quasi nach Hilfe. Während meine Tante und Anna uns jetzt planlos anschauten, mein Onkel amüsiert, sah ich Lucas entschuldigend an. Seine Miene fiel jetzt komplett. Kein Wunder, wahrscheinlich stellte er sich gerade vor, mit zwei verliebten Mädchen zusammen zu leben, doch ich konnte ihn beruhigen. So wie Anna würde ich nie werden, hoffe ich zumindest.

,,Warte mal, ich versteh jetzt gar nichts mehr. Kann mich mal jemand aufklären'' Anna sah zwischen uns beiden fragend her. Ich wich ihrem eindringlich fragenden Blick aus. Wenn ich ihr jetzt erklären würde, dass ich tatsächlich in Alex verliebt bin, könnte ich mich gleich darauf einstellen, nach dem Frühstück direkt ins Naheliegende Brautkleid Geschäfts zu fahren und darauf konnte ich getrost verzichten, besonders weil ich heute mein vorletztes Training hatte vor dem großen Spiel, vor dem entscheidenden Spiel dass über meine Zukunft aussagt.

Allein ein Gedanke an das vorstehende Spiel ließ mich unruhig werden. Ich hatte Angst, wirkliche Angst, denn es könnte alles passieren. Ich könnte ausgebuht werden, sogar ausgelacht. Oder noch schlimmer vielleicht würde ich sogar aus dem Team raus fliegen und Alex würde den Kontakt abbrechen. Oh Gott, ich wusste ehrlich nicht was schlimmer wäre von beiden. Doch hoffte ich einfach dass es alles nicht passieren würde, sogar eher das Gegenteil passieren würde, auch wenn es mir schwer viel irgendwie optimistisch zu denken.

Anscheinend dachte Lucas gar nicht daran, Anna unwissend zu lassen und platze gleich die Bombe. Eingeschnappter Stinkstiefel. ,,Ach unsere Jojo hat sich nur verliebt in den Werten Herr Alex Rodriquez'' Danke Lucas, erwähne auch noch sein Namen. Hättest du nicht wen anders nehmen können, so hätte ich mich wenigstens vor einer Hochzeit retten können. Mein Cousin sah mich nun mit einem ''Hast du verdient, du Verräterin'' Blick an, mein Onkel einfach warm lächelnd aber mit einem leichten amüsierten Ausdruck dahinter versteckt. Er wusste genauso wie Lucas was jetzt auf mich zukommen würde und ihn amüsierte es anscheinend. Verräter, genauso wie Lucas.

Mein Blick wanderte jetzt weiter zu meiner Tante und meiner Cousine die wie versteinert auf ihren Stühlen saßen und mich einfach anstarrten als wäre ich von einem anderen Planeten. Plötzlich, wie auf Knopfdruck veränderten sich aber ihre Gesichtsausdrücke. Ihre Augen fingen an zu strahlen, ganz hibbelig saßen sie plötzlich da und bevor ich mir die Ohren rechtzeitig zu halten konnte, kreischten sie los, sprangen auf, liefen auf mich zu und ehe irgendeiner dieser Verräter oder ich reagieren konnte, wurde ich von den beiden Frauen zu Boden gerissen und so am Ende auf dem Boden lag, auf mir drauf zwei immer noch kreischende Frauen. Meine armen Ohren. ,,Ahhh Jojo ist verliebt in Alex. In Alex. Hört ihr, in Alex fucking Rodriquez. Ich wusste es, ich wusste dass dieser Tag eintreten würde'' Anna schien außer sich zu sein, so redete sie und drückten mich dabei zu einem Pfannkuchen platt.

Schwer atmend mit Ohren schmerzen lag ich auf dem Boden und irgendwann hoben diese Verräter dann auch ihre Hintern hoch und zogen die beiden verrückten Frauen von mir runter, sodass meine Lungen wieder frischen Sauerstoff einatmen konnten. Mein Onkel versuchte irgendwie auf seine Tochter und seine Frau einzureden, während Lucas mir aufhalf. ,,Hol deine Sachen. Wir fahren schon mal'' Hastig nickte ich und sprintete sofort hoch ins Zimmer und schnappte mir meine Tasche. Ich würde mich einfach gleich auf der Toilette umziehen, denn jetzt hatte ich eindeutig keine Zeit dafür.

Mit der Tasche in der Hand rannte ich die Treppen wieder runter, stolperte sogar, sodass ich die letzten Stufen runter holperte und nur schwer mein Gleichgewicht halten konnte. Unten wartete schon Lucas, welcher mir amüsiert dabei zusah, wie ich hektisch mir meine Schuhe schnappte und einfach auf Socken aus dem Haus lief. Keine längere Sekunde wollte ich in diesem Haus verbringen, sonst wäre es vorbei mit meinem Leben, so viel stand fest, denn wenn meine Tante und Anna erst einmal in Fahrt waren und dass mit solch einer Freude dann würde es keiner überleben. Ich betete gerade einfach innerlich für meinen Onkel, dass er es irgendwie schaffen würde zu überleben.

Hinter mir hörte ich Lucas lachen, ja für ihn gab es gab auch was zum lachen, immer hin war nicht er derjenige für den eine Hochzeit geplant wird, oder der bis vor einigen Minuten noch von zwei außer sich stehenden Frauen zu einem menschlichen Pfannkuchen zerdrückt wurde.  Vor dem Auto blieb ich stehen und wartete einfach auf das Klicken dass mir zeigte, dass es aufgeschlossen wurde, doch aus irgendeinem Grund, ließ Lucas sich heute mal Zeit, und beschloss einfach mal in Zeitlupe zu laufen. ,,Verdammt Lucas, beeil dich.'' sauer drehte ich mich zu ihm um, doch anstatt in sein Gesicht zu sehen, sah ich in das unserer reizenden Nachbarin, die ihren Hund auf dem Arm trug und mich dabei schräg und abschätzend ansah. Sorry, dass ich aussah wie der letzte Penner und dass musste ich wirklich, denn immerhin hatte ich noch keine wirkliche Zeit gehabt mich fertig zu machen und stand so nur auf Socken, in kurzer Schlafhose auf welcher sich übrigens Einhörner befanden, und einem T-Shirt von Lucas hier rum.

Ohne unsere Nachbarin wahr zu nehmen, oder ihren komischen Hund brüllte ich wieder zu Lucas welcher jetzt hinter unserer Nachbarin. ,,Beweg deinen Arsch hier her oder ich kastriere dich eigenhändig.'' Anstatt dass Lucas Gesichtszüge jetzt fielen, fielen die der Nachbarin und sie drückte den lieben Hund noch enger an sich. ,,Verdammt ich meine nicht ihren Köter, gucken sie doch mal hinter sich, da steht noch so ein Exemplar mit männlichen Geschlecht'' Ich wusste genau, dass ich es später bereuen würde, so 'Witze' jetzt noch zu reißen, doch glaubt mir gerade war mir alles egal, ich wollte einfach nur noch hier weg und da kassierte ich gerne einer dieser Reden der werten Nachbarin, die mal wieder davon spricht wie unverschämt die Jugend von Heute ist. Apropos werte Nachbarin, ihre Gesichtszüge glichen jetzt der einer erschrockenen Gans, und zusammen mit dem schallenden Lachen meines Cousin flüchtete sie im Oma Tempo in ihr Haus zurück. ,,Schönen Tag noch''rief ich ihr noch höflich hinter ihr, doch außer einen panischen Blick bekam ich nichts zurück. Lucas lachen wurde jetzt immer schlimmer und ich ahnte schon was. Risus Crampus.

Augenrollen lief ich zu Lucas, schnappte mir seine Hand in welcher er seine Autoschlüssel hielt und nahm ihm diese auch direkt weg und öffnete schnell das Auto. Dann schnappte ich mir seinen Arm und zog ihn hinter mir zum Auto und verfrachtete ihn auf dem Fahrersitz. Mir wäre es zwar lieber selber zu fahren, doch wäre es dann noch viel wahrscheinlicher einen Unfall zu bauen, als wenn Lucas mit dem Risus Crampus Syndrom fährt.

Im Auto atmete ich kurz tief durch.
Okay das war eindeutig zu viel schon für mich. Ich mein wir hatten erst kurz nach 9 und ich hatte schon dafür gesorgt, dass Anna und meine Tante durch drehen und wahrscheinlich gerade meinen Onkel zu Tode quälten. Noch dazu wäre ich fast die Treppe runter gefallen und hatte es jetzt auch noch so weit getrieben, einer alten Oma Angst ein zu jagen und sie zu vertreiben. Und jetzt stand auch noch Training mit dem Team an, in welchem sich auch der Junge befindet, welchem mein Herz gehört. Dass könnte ja was werden.

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