Kapitel 65

Widmung: @without_h

Kapitel 65

Tag 27 in der Klinik

Morgen war ich schon genau einen Monat in der Klinik und irgendwie hatte ich das Gefühl das die Zeit hier langsamer verging. Ich weiß es ich schwachsinnig und kann nicht sein, aber es kam mir trotzdem so vor.

Ich meine was tat ich hier schon außer Essen, sitzen, Therapie und schlafen?

Ich wollte endlich mal wieder etwas für die Schule tun. Wie sollte ich die Klausuren bitte bestehen, wenn ich nicht dafür lernen durfte?

Argh das regte mich am meisten auf, ich hatte hier jeden Tag so viel Zeit, aber durfte sie nicht zum lernen nutzen. Ich war angeblich noch nicht soweit dafür. Nur wann sollte ich denn endlich soweit sein? Ich meine ich war fast einen Monat hier und wollte eigentlich nicht noch Monate hier bleiben. Aber im Moment sah es fast schon danach aus, dass ich noch einige Zeit hier bleiben würde. Einerseits war ich froh, weil so musste ich mich nicht Liam und unseren. Gefühlen stellen. Und auch nicht den Fragen von meiner Familie und meinen Freunden.

Aber andererseits wollte ich auch endlich wieder frei sein.

Nur hatte ich langsam bedenken, dass ich auch zu Hause nicht frei sein würde. Locker würden dort meine Familie und Freunde jeden Tag genau beobachten was und wie viel ich essen würde. So wie sie es vor der Einweisung versucht hatten. Und darauf hatte ich nur noch viel weniger Lust. Weil es bestimmt nicht nur beim beobachten bleibt und sie mich am Ende wieder zwingen wollen, etwas zu Essen. Es war nicht so schlimm hier gezwungen zu werden, wie zu Hause von seiner eigenen Familie.

Mr Hood hatte mir meine Gitarre vorbei bringen lassen, keine Ahnung wie er das geschafft hatte und die stand jetzt bei den Betreuern im Gemeinschaftsraum oder Glaskäfig wie wir ihn alle nannten. Dort verbrachten sie die meiste Zeit um, wenn sie nicht bei uns waren um uns ja nicht aus den Augen zu verlieren. Michael hatte sie die ganze Zeit ehrfürchtig angestarrt und als er rausfand das es meinte war, entschuldigte er sich direkt bei mir. Er meinte jemand der so eine Gitarre hatte, musste spielen können. Und das er sich schon darauf freuen würde, wenn ich endlich 51 Kilo wiegen würde und wir zusammen etwas spielen konnten.

Ich meine ich würde schon gerne mit ihm ein Stück spielen oder generell den ein oder anderen Trick von ihm lernen. Jedoch wollte ich jetzt noch nicht 51 kg wiegen. Ich hatte schon genug Angst davor eine fünf zum ersten mal vorne zu haben, also konnten die 51 kg ruhig noch etwas warten....Aber sie würden locker schneller da sein als erwartet.

Tag 28 in der Klinik

Heute war der unerfreuliche Tag, wo ich das erste mal die fünf vorne hatte...

50,1 kg....

Ich fühlte mich echt nicht wohl mit dieser Zahl, sie machte mir mehr Angst, als sie sollte. Vor allem es war so ein komisches Gefühl keine vier mehr vorne zu sehen. Und zu wissen das man die vier wahrscheinlich nie wieder vorne haben würde. Egal wie sehr ich es auch wollen würde, meine Eltern und Freunde würden das nicht zulassen. Und ich sollte ja auch gesund werden und das konnte ich nicht, wenn ich an der vier vorne fest halten würde....

Aber los lassen war nicht nie einfach gewesen...

Vor allem stand ich heute das erste mal seitdem diese Fotos hier von mir gemacht worden sind wieder vor einem Spiegel und starrte mich an. Und mir gefiel gar nicht was ich da sah. Ich hatte ziemliche Augenringe, weil ich die letzten Tage kaum schlagen konnte. Mir ging einfach viel zu viel durch den Kopf. Und meine Haare waren viel zu lang, sie fielen mir leicht in die Augen und man sah wie sehr mein Ansatz schon rausgewachsen war. Ich sah richtig ungepflegt aus...

Ob ich wohl einen Friseurtermin auf meine Wunschliste setzen konnte?

Oder gab es hier vielleicht jemanden, der das für mich machen konnte?

Falls beides hier keine Option war, würde ich mir einfach selber die Haare schneiden und dann musste ich halt erstmal mit meiner Naturhaarfarbe leben. Es gab schließlich schlimmeres und vielleicht war zurück zu dieser zu gehen keine schlechte Idee. Ich meine neue Frisur, neuer Start?

Als ich mich weiter vom Spiegel vorgestellte, sah ich genau das was ich nicht sehen wollte. Ich fühlte mich wieder wie als würde ich die acht vorne haben. Wie als würde ich wieder am Anfang anfangen. Ich verstand einfach nicht, warum alle sagte ich sei zu dünn. Ich sah es immer noch nicht. Und das machte mich fertig, wie sollte ich gegen meine Krankheit ankämpfen, wenn ich durch ihre Augen sah?

Mr Hood hatte ich schon öfter davon erzählt und er meinte er würde mir bei unserem Gespräch gleich, etwas zeigen...

"Niall bereit für deine Therapiestunde heute?", fragte mich Ashton und ich sagte nur: "Immer doch." Manchmal fragte ich mich wirklich wann Mr Hood mal frei hatte, irgendwie hatten wir alle immer an unterschiedlichen Tagen zu unterschiedlichen Zeiten bei ihm Therapie. Und manchmal sogar am Wochenende. Entweder liebte er seinen Job und lebte gefühlt hier oder er hatte einfach keine normale vierzig Stunden Woche. Ashton brachte mich zu Mr Hood und ich betrat als er "Herein" rief sein Zimmer.

"Niall, schön dich zu sehen. Wie fühlst du dich?", fragte er mich direkt. "Nicht so gut", gab ich direkt zu. Mr Hood anzulügen war zwecklos, er merkte immer, dass etwas nicht stimmte und bohrte solange nach, bis er es wusste. Ziemlich nervig, aber meistens half es einem doch irgendwie. "Ich habe gehört du hast die fünfzig heute geknackt. Eigentlich doch ein Grund zum feiern, schließlich bekommst du jetzt dreimal die Woche für zehn Minuten dein Handy", versuchte er mich etwas aufzumuntern.

"Hm ich weiß, aber mir gefällt die fünf vorne einfach nicht...Ich habe das Gefühl ich bin wieder am Anfang, wo alles angefangen hat. Ich wünschte ich würde mich einfach so sehen wie ich bin und nicht wie es meine Krankheit will. Ich meine wie soll ich mich gut fühlen mit dem stetigen Zunehmen, wenn ich im Spiegel nur ein fettes Schwein sehe", sagte ich aufgebracht. "Niall genau deswegen bist du heute hier", sagte er und reichte mir eine Mappe. "Was ist das?", fragte ich verwirrt. "Schau dir die Bilder ganz in Ruhe an und dann reden wir weiter", sagte er und ich schlug ängstlich die Mappe auf.

Ich dachte schon er würde mir Bilder von mir zeigen, aber das konnte ich nicht sein. Die Bilder die ich mir anschaute waren schrecklich. Einfach nur abgrundtief ekelig. Die Person auf dem Bildern bestand wortwörtlich nur aus Knochen die mit Haut bezogen waren. Bei jedem Bild ekelte ich mich nur noch mehr und fragte mich wie man es bloß soweit kommen lassen konnte? Ich meine ich konnte jeden Wirbel auf der Wirbelsäule dieser Person zählen. Angewidert schlug ich die Mappe zu, dass war definitiv zu dünn.

Wer wollte schon so aussehen?

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Hiiii,

Niall hat endlich die fünf vorne?

Denkt ihr Niall schaut sich seine eigenen Bilder an?

LG DyedMofo95

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