Kapitel 3.4~Mary&Lane
Manchmal war das Leben toll, schön und einfach und im nächsten Moment schlug es dir unangenehm in die Magengrube. Lane würde mal stolz behaupten können, dass er beides erlebt habe und doch war nichts so sehr ein 'Schlag' wie die Tatsache, dass sie ihm viel zu lange misstraute. Mary musterte ihr Gegenüber eindringlich, bevor sie ein erleichtertes Ausatmen über ihre Lippen brachte. Scheinbar war sie wirklich bis gerade eben noch davon ausgegangen, dass sie es hier mit einem Fremden zutun hatte. Fast unwillkürlich musste der Junge schmunzeln. "Ich schätze mal hiermit, dass ich offiziell bleiben darf?" Kaum merklich rührten sich ihre Arme und ihm wurde bereits eiskalt und warm zugleich. Entweder ging das hier mächtig schief und er hatte sein Gegenüber mit der Frage überrumpelt, oder aber es machte ihr gar nichts aus und Lane konnte beruhigt die Schultern sinken lassen.
Tatsächlich hielt ihr Arm mitten in der Bewegung inne, sodass ihre freien Handflächen zu ihm zeigten. "Krieg ich dafür meine Waffe wieder?", raunte sie munter, doch zugleich immer noch etwas drohend. Das hier war ganz klar ein Test. Würde er ihr, ihre Waffe aushändigen, dann brauchte das Mädchen von keiner Gefahr aus zu gehen, denn welcher Feind gab seinem anderen Feind schon seine Waffe wieder in die Hand und doch zögerte der Dunkelhaarige erstaunlich lang. In seinem Kopf spielten sich viele, teilweise sehr gewagte, Szenarien ab. Lane war ein Mann, der für gewöhnlich immer im Kopf die Pros und Contras durchging, nur für den Fall der Fälle. Auch hier schien es keineswegs anders. Er fragte sich gewaltig, ob sie nicht doch in einer Nacht und Nebelaktion auf die Idee kam ihn zu erschießen und selbst für diese beschissene Welt war ihm sein Leben zu heilig. Doch würde er sie weiterhin behalten, konnte er nicht auf sie bauen. Sein Entschluss stand also fest: Er musste Marys Vertrauen gewinnen.
Seine Hände umgriffen das kühle Metall der M16 etwas fester ehe er langsam sie ihr zustreckte. Mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte sie das Geschoss eingiebig und nahm es dann zufrieden zurück in ihre Obhut. Fast augenblicklich konnte Lane auch sehen, dass ihre Schultern an Haltung verloren und sie sogar ein paar erste, steife Schritte nach Vorne tat und in eine Richtung nickte. "Du kannst dort drüben schlafen auf dem Stroh. Ist zwar nicht super bequem, aber es hält dich warm" mit diesen Worten stapfte sie in die Dunkelheit und war für einige Augenblicke verschwunden. Etwas Stille umgab den Raum und bot damit genug Platz für ihn zum Nachdenken. Wieder einmal schien in diesen paar Minuten mehr passiert zu sein als in den letzten 48 Stunden und dem war auch so. Wenn er sie beträchtlich lange ansah, dann konnte er durchaus erkennen, dass ihr Inneres einen Wandel betrieb und so auch gerade eben. Als sie ihre Waffe wieder in den Händen hielt und wusste, dass sie ihm vertrauen konnte, vielleicht auch nur musste, da fand ein riesiger Wandel in ihr statt. Mary schien wohl also nicht gerade der Typ Mensch dafür, es groß vor anderen zu verbergen, was sie fühlte.
Seine Beine trugen ihn langsam zu dem besagten Strohbett und er ließ sich schwerfällig auf einem Ballen nieder. Jetzt erst spürte der Junge zum ersten Mal, wie sehr seine Glieder schmerzten von den Wanderungen, die er seit Tagen vollzog. Doch wenigstens heute Nacht sollte er beruhigt schlafen können.
Sein Blick glitt in die Finsternis, aus der langsam wieder eine Silhouette sich abzeichnete. Mary war zurück, in ihrer Hand hielt sie einen Keramiktopf und ein paar Holzäste darin.
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