Kapitel 9
▄︻デR̷e̷a̷p̷e̷r̷s̷ ̷o̷f̷ ̷c̷h̷a̷o̷s̷══━一
Nun stand Anna da allein. Naja nicht ganz. Luna war ja noch bei ihr. Violet hatte sie mit den Worten "Das wird schon." stehen gelassen. Jetzt stand sie hier, auf dem Dach des Casinos. Immer noch zum Kotzen nervös. Luna zog weiter an ihrer Zigarette. Anna hätte grade auch dringend eine gebraucht, doch sie lies es lieber bleiben. Am Ende würde ihre Chefin es noch für unhöflich empfinden. Außerdem wollte sie doch nur, dass die rothaarige fertig wurde, das würde es auch nicht beschleunigen. Außerdem kannten sie sich nicht, so konnte Anna nicht beurteilen wie Luna darüber dachte. Stocksteif stand sie auf der grünen Rasenfläche, auf der sie eben noch ihren Eid abgelegt hatte und starrte die schöne rothaarige einfach an. Beim Rauchen sah sie so anmutig aus. Schon wieder bekam sie Gänsehaut, wenn auch nur leicht. So anmutig hoffte sie immer würde sie selbst auch aussehen wenn sie am Rauchen war. Luna drückte ihre Zigarette an einer Wand aus und entsorgte sie ordnungsgemäß in einem der beistehenden Mülleimer.
"Komm mit, dann geb ich dir deine scheiß Schlüssel." befahl sie.
Anna folgte ihr wie ein Hund. In den letzten Stunden hatte sie das oft gefühlt. Es stimmte ja auch in gewisser Weise. Die große Frau lief zurück in Richtung Fahrstuhl. Von ihnen aus direkt links daneben war eine weitere Tür. Diese schloss Luna schnell auf. Sie drehte sich zu ihr um und gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass sie mit zu kommen hatte. Die kleinere beeilte sich, sich hinter ihrer Chefin durch die Tür zu quetschen. Sie gelangten in einen kleinen Flur. Scheinbar war das eine Art Wohnung.
"Warte hier."
Anna gehorchte. Sie stand in dem leerem unpersönlichem Flur. Die Frau starrte einige Minuten an die schwarze Wand. Im Nebenzimmer klingelte ein Handy, gefolgt von einem Fluchen. Ihr wurde klar, dass das alles noch ein wenig dauern konnte. Also kramte sie ihr Handy aus ihrer Tasche. Allerdings dauerte es nicht lange, da steckte sie es wieder in ihre Tasche. Simos sehnsüchtige Textnachrichten gingen ihr bereits auf den Keks. Am liebsten würde sie wieder zurück nach Detroit, wenn es mit den Männern nicht bald besser wurde. Da gab es wenigstens halbwegs vertrauenswürdige Menschen, die wahrscheinlich auch Kohle hatten.
Luna steckte ihren Kopf aus einer Tür heraus. Sie warf Anna den Schlüssel zu. Ohne nach zu denken lief sie aus der Wohnungstür, schob sich eine Zigarette in den Mund und zündete diese mit zitternden Händen an. Nikotin füllte ihre Lungen. Sie ließ es ihre Sinne benebeln. Vielleicht hätte sie jetzt eher noch Gras gebraucht.
Eine Mütze zog sich über ihren Kopf.
"Du hast was vergessen."
Anna schob sie aus ihrem Gesicht. Sie sah grade zu in Lunas blaue Augen. Violet hatte doch auch keine Mütze getragen, nicht einmal sie trug eine. Die kleinere Frau mochte zwar Mützen und ja sie hätte früher oder später nach einer gefragt, allerdings fragte sie sich nun ob das etwas tieferes zu bedeuten hatte.
"Die dummen Reapers werden grade einer Razzia unterzogen, also wenn du Bock hast." die Frau machte eine Geste, die irgendwie andeuten sollte in welche Richtung sie weiter wollte.
"Wer soll das sein?" fragte sie Anna.
"Unsere Rivalen." erwiderte die rothaarige bitterernst.
Wie konnten sich denn überhaupt mehrere kriminelle Organisationen in einer Stadt halten? Anna versuchte ihre Neugierde und Verwirrung zu verstecken. Bisher hatte sie kaum Bezug zu kriminellen Aktivitäten. Emre hatte sie wirklich schlecht eingeschätzt. Am liebsten hätte sie Luna gestanden, dass er irgendwie komisch war. Andererseits wusste sie das mit Sicherheit schon. Immerhin war sie für all das verantwortlich.
Die Frau griff ihren Arm und zog sie einfach hinter sich her. Hinter die Whirlpools, balancierte ein kurzes Stück über den Rand eines großen Swimmingpools und hals Anna hinterher zu kommen. Die Berührung machte sie irgendwie nervös, für eine kurze Zeit fühlten ihre Beine sich mehr nach Pudding an. Die jüngere Frau schickte mehrere Stoßgebete zum Himmel hinauf, als sie sich an der Weißen beton Wand entlang tastete. Dabei währe es nur halb so wild, sollte sie wirklich ins Wasser fallen. Ihr Smartphone war immerhin wasserdicht und etwas anderes wichtiges hatte sie nicht bei sich. Luna musste sich mit voller Konzentration dafür bemühen nicht zu lachen. Anna hüpfte vom Rand. Die beiden liefen auf dem Dach des Gebäudes, vorbei an einer seltsamen kleinen Besenkammer, über eine Grünfläche. Warum gab es auf dem Dach eine Besenkammer? Ihre Chefin kletterte von einer kleinen Anhöung aus auf ein anderes Dach. Es wirkte als würde sie es, besonders hier, öfter so machen. Anna versuchte es ihr nach zu tun, griff dann aber doch nach der Hand der anderen Frau. Ihre Haut war so weich. Sie merkte wie in ihrem Bauch schon wieder etwas komisches vor sich hin blubberte. Auch ihr Puls beschleunigte sich seltsam schnell. Die starke Luna zog ihre Schwester mit Leichtigkeit aufs Dach. Staunend hielt Anna für einen Moment inne. Die Andere lief rechts an der Seite entlang, bis sie den perfekten Punkt zum spähen entdeckt hatte. Verwirrt glotzte Anna nur herunter auf das Gelände ihrer vermeidlichen Rivalen. Eine einfache Werkstatt, ein paar Häuser weiter die Straße herunter. Es war nicht schwer von hier oben zu erkennen was dort vor sich ging. Irgendwo her zog die rothaarige Frau allerdings ein Fernglas. Waren die Taschen ihres grauen Mantels wirklich so tief dass sie einfach so ein Fernglas darin verstauen konnte es aber trotzdem noch schaffte über Dächer zu klettern? Andererseits erstaunte es sie sehr wenig, so sonderbar wie Luna war. Vor dem Schuppen der Reapers standen zwei schwarze Bullis mit einer weißen Aufschrift "FBI". Warum hatte das FBI eigentlich diese ranzig wirkenden Bullis? Konnte man ihnen nicht Bullis mit Style schenken, oder waren das die dummen Praktikanten, die nichts besseres verdienten?
"Wie kommen die überhaupt darauf eine Werkstatt zu durchsuchen?" fragte Anna ihre Chefin voller Neugierde. Etwas das sie eben nicht vermeiden konnte. Irgendwann musste sie doch mal nachfragen.
"Miguel dachte er könnte sich mit mir anlegen." grummelte sie. Das war Anna Antwort genug. Sie hatte sich schon gedacht dass Luna garantiert viel Macht hatte, einschätzen hatte sie es bis jetzt allerdings weder gekonnt noch gewollt.
Anna blickte auf den mit Motorrädern zugestellten Parkplatz. Dort rannte grade ein stämmiger Mann in einer echt hässlichen Kutte gradewegs hinter das Gelände. Die Frau sah, dass ihm niemand folgte. In der Luft konnte sie auch keinen Helikopter erkennen, der die Gegend absuchte. Eine schlechte Idee. Bisher hatte sie zwar noch nie eine Razzia beobachtet, doch sie war sich sicher dass es nur Sinn ergeben würde. Auch Luna schien das zu bemerken, sie hatte ihr Fernglas in einer Hand und tippte mit der anderen wütend auf ihrem Handy herum. Anna sah sich weiter auf dem Gelände um, von der Razzia an sich konnte sie nichts sehen. Ein paar der Reapers lehnten sich an die Wand außerhalb des Gebäudes. Es wirkte als würden sie lauschen was innen vor sich ging. Ein andere lang bäuchlings auf dem Dach. Ein starker Wind zog auf gefolgt von dem lautem Geräusch der Rotorblätter eines Helikopters. Diese Dinger klangen sonderbar, fand Anna. Einerseits war das Flappen das sie von sich gab sehr eindeutig und doch surrten sie ein wenig und hörten sich an wie eine Mischung aus einem Computer der nahe der Explosion war und einer Baustelle. Oder noch besser wie ein Strom Kasten. Also die Dinger mit dem Blitz drauf.
"Du musst wissen Anna, Miguel war mal ein Teil vom Blackwood Syndicate. Er war sogar einer der Führenden Kräfte, eine Schande das ich sowas zugelassen habe. Früher war alles noch ein wenig anders hier. Als ich dann komplett durchgegriffen und auch meine Ideen komplett durchgesetzt habe wurde er ein bisschen entkräftet. Seine Vorstellungen haben gar nicht mehr zu uns gepasst, also hat der Hurensohn sich eine Geisel genommen und hat innerhalb einer Woche die Reapers of Chaos aus dem Boden gezogen. Jetzt wartet jeder von uns auf den Moment um ihn endlich ab zu knallen." bekam Anna die Antwort auf ihre unausgesprochene Frage.
Vielleicht war sie selbst zu durchsichtig oder die Frage hing sehr offen in der Luft. Sie fragte sich welches der beiden Dinge nun zutraf. Vorsichtig sah sie die schöne Frau von der Seite an. Ihr großer Busen kam so noch mehr zur Geltung. Der Gürtel der dem Mantel seine Form verpasste, fügte auch noch ein bisschen was an. Eine Schwarze Hose ragte grade so darunter hervor. Ihre hübschen Stiefel waren mit roten Bändern geschnürt. Sie reichten bis über ihr Knie. Irgendwann würde sie sich selbst auch so einzigartig und elegant wie die Frau neben ihr kleiden. Anna sah aus wie eine Büro Frau, besonders neben Luna fiel das auf.
"Glotz nicht so auf meine Titten." zischte die Rothaarige.
Anna blickte sofort wieder zurück auf das Gelände der Reapers. Oh wie gerne sie ihren Kopf genommen und ihn zwischen die Brüste von Luna gedrückt hätte. Musste der Ausschnitt des Mantels auch so groß sein, dass sie einen förmlich ansprangen? Sie konnte nunmal nicht vermeiden sie zu bewundern, besonders nicht weil sie eben zu einer so bemerkenswerten Frau stammten.
Sie räusperte sich. "Entschuldigung. Sie sind einfach zu beeindruckend." versuchte die Blondine es lässig ab zu tun. Der Witz, den sie initiiert hatte drang leider nicht ganz durch. Es sollte schließlich nicht wirken als wolle sie diese gerne in ihrem Mund haben oder gar daran saugen, denn genau so war es nämlich leider.
"Dankeschön." kam es zurück. Vielleicht mochte sie es sich einbilden doch ein leichter Rotschimmer glänzte auf Lunas Wangen. "Hier willst du mal. Dann kannst du dir was anderes als meine Möpse angucken." sie streckte Anna das Fernglas entgegen. Ihre Brüste wackelten dabei ein wenig.
"Ich hab sie nicht die ganze Zeit angeguckt." grummelte besagte mürrisch, nahm den Gegenstand trotzdem entgegen und hielt ihn an ihre Augen.
Sie musste erst einen kurzen Moment suchen, bis sie das Gelände der Motorrad Gang gut erkennen konnte. Die Frau konnte die Gesichter der Gestalten von vorhin nun etwas besser ausmachen. Auf dem Boden, mit Händen hinter ihren Köpfen saßen eine Reihe von Männern mit Kutten. Wie viele genau konnte sie nicht sagen. Ruckartig wurde ihr das Fernglas schon wieder entrissen.
"Jetzt wirds lustig." kommentierte die tiefe Stimme von ihrer Chefin.
Anna sah weiter herüber. Einer der FBI Männer führte einen der Reapers aus dem Wagen. Die Waffe hielt er gegen seinen Rücken gedrückt. Es sah aus wie eine WASR-10. Das konnte Anna auch nur sagen, weil gefühlt jeder in Amerika an diese Waffe dachte, wenn er an eine Kalaschnikow dachte. Sie hatte eine Zeit lang versucht sich für Waffen zu interessieren. Das was bei ihr hängen blieb, viel ihr ab und zu nun doch mal wieder ein. Annas Vater hatte gegen den Willen ihrer Mutter einige Waffen im Keller gehabt. Ab und zu hatte die kleine Anna dabei geholfen sie in Stand zu halten. Das hatte damals auch spaß gemacht. Sie kam eben sehr nach ihrem Vater.
Luna neben ihr lachte laut auf. Sie hatte wohl auch gesehen wie dem Mann eine Fette Tüte Kokain aus der Tasche gezogen wurde. Anna vermutete, dass es nun da das FBI beweise gegen die Reapers hatten, es Konsequenzen für das Blackwood Syndicate haben würde. Es dauerte eine Weile, doch sie schafften es tatsächlich einige der Männer fest zu nehmen und dazu zu bringen in ihren hässlichen FBI Van zu steigen. Das hatte ihnen das Spektakel endgültig vermasselt. Die ältere Frau fand das wohl nicht. Sie grinste breit von Ohr zu Ohr.
Anna setzte sich auf den Boden, weit genug weg vom Rand des Daches. Höhenangst hatte sie vielleicht nicht direkt, doch ganz wohl fühlte sie sich hier oben eben auch nicht.
"Läufst du eigentlich immer rum wie eine Bürotusse?" fragte sie Luna.
"Eigentlich schon." die Frau zuckte die Schultern. "Bisher war ich auch eine Bürotusse und hatte eigentlich auch keine Intention gehabt das zu ändern." gab sie zu.
"Was hast du denn gemacht?" die andere Frau blickte sie interessiert an.
"Ich war Journalistin in New York." Anna kicherte über ihr ironisches Schicksal.
"Warum bist du nicht dort geblieben?" erkundigte sich ihre Chefin interessiert.
"Schwer zu erklären, ich gehörte einfach nicht dorthin."
Luna war nicht zufrieden mit der Antwort, akzeptierte sie dennoch. "Als ich klein war wollte ich das auch. Besonders weil ich dann meine Lieblingsstars Interviewen dürfte."
"So einfach ist es leider nicht." seufzte die Blondine.
"Wäre ja auch zu schön."
Die rothaarige setzte sich neben Anna. Für einen Moment kribbelte ihr Bauch wieder. Verdammt wann würde das endlich aufhören.
"Nun Anna. Wie wärs wenn wir ein kleines Interview machen?"
Sie spürte den kalten Lauf einer Waffe direkt an ihrer Schläfe. Adrenalin flutete ihre Adern. Ihre Härchen stellten sich auf, Gänsehaut überzog den Ganzen Körper. Sie war wacher und aufmerksamer als jemals zuvor. Der Schreck versetzte ihrem Herz einen Tritt und nun schlug es schneller als Usein Bolt laufen konnte. Das war nicht das erste Mal, dass ihr eine Waffe gegen den Kopf gedrückt wurde, aber das erste Mal indem sie keiner retten konnte. Antworten konnte Anna der Frau allerdings nicht, sie hätte es gewollt, doch ihre Stimme war verschwunden. Es dauerte keine fünf Sekunden bis Luna sie wieder herunternahm.
"Daran müssen wir aber noch einmal üben." brummte sie.
2147 Wörter
AN: an meine Männliche Leserschaft, wenn das mit der AK nicht stimmen sollte dann belehrt mich bitte eines besseren, meine Recherche beschränkt sich auf YouTube und Google
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