Kapitel 6
▄︻デC̷a̷s̷i̷n̷o̷ ̷N̷a̷c̷h̷t̷══━一
Die fette Leuchtreklame blendeten Anna fast die Augen weg. Ihr Lexus IS 200 war etwas schief geparkt. Mittlerweile hatte sie herausgefunden dass er auch Unterbodenbeleuchtung hatte, das sah verdammt cool aus. Noch immer konnte sie Toby innig küssen dafür, dass er ihr diesen Schatz gegeben hatte. Emre wollte sie auf dem Parkplatz treffen, dieser war zugegeben verdammt riesig. Was er ebenfalls war, zugeparkt. Am liebsten hätte sie sich hier eher vor ihm versteckt. Mit ziemlicher Sicherheit parkte auf diesem Schlachtfeld keiner, der das nicht musste. Sie selbst war sich sicher, dass sie ihr Auto später mindestens Zwanzig Minuten suchen durfte. Und das bei seiner auffälligen Farbe. So voll war es. Warum war sie nur immer so neugierig? Wäre sie es nicht immer dann wäre sie nie in diese missliche Lage geraten. Sich mit Emre anfreunden. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Anna zupfte ihren Rock zurecht. Es war noch immer nicht all zu warm. Ehrlich gesagt nicht warm genug dafür, wie sie sich gern kleidete. Fürs Casino hatte sie sich noch einmal extra herausgeputzt. Nicht erwähnenswert, dass man das so machte wenn man Anstand hatte. Emre schien den nämlich nicht zu haben. Er begrüßte sie in den selben Klamotten, die er vorhin am Pier angehabt hatte. Das waren zwar keine versifften Lumpen, dennoch nichts Schickes was einem solchem Ambiente gerecht werden würde. Sie verkniff ihren Kommentar. Emre zog sie in eine Herzliche Umarmung. Anna blieb die Luft weg, sie merkte wie wieder dieses Gefühl in ihr aufstieg. Wie gerne sie ihn weg geschubst und ihre Fäuste in sein Gesicht gedrückt hätte. Gleich morgen, wenn er ihr diese andere Sache, was auch immer das war, gezeigt hatte und dieses Gefühl noch immer da sein sollte, würde Anna mit dem Mann abschließen. All das tat ihr unglaublich leid, doch sie konnte sich das nicht noch weiter antun. Zögerlich stieß sie ihn von sich weg. Eine Umarmung war einfach zu viel.
"Komm mit ich stell dir ein paar Leute vor." Emre griff wieder ihr Handgelenk.
Sie liefen quer über den Parkplatz, mitten in die Menschenmenge. Vor dem Eingang hatte sich eine mehrere Meter lange Schlange gebildet. Für einen kurzen Moment nahm die Menge ab. Anna atmete einmal tief durch. Sie hasste es fremde Menschen in egal welcher Art und Weise zu berühren. Sobald sie in einer Stresssituation von einem Fremden gestreift wurde, begann sie zu hyperventilieren. Ein gebräunter Mann mit einem scharmantem Lächeln kam ihnen von dem kleinen Abdach, am Eingang, entgegen. Er zog seine graue Mütze vom Kopf. Für einen Moment lies er sie sein braunes Haar ansehen, dann setzte er sie wieder auf. Er sah sogar so gut aus, dass Anna sich für eine Sekunde neben Emre gut fühlte.
"Das ist Jack Warren, Jack das ist Anna Petrov."
"Hallo Anna." begrüßte er sie mit einem gar unwiderstehlichem Lächeln. "Wisst ihr was, der Eintritt geht auf mich."
Der Fremde legte seinen Arm um Annas Schultern. Das fühlte sich um einiges besser an wie die Umarmung von Emre. Und das obwohl er ihr vollkommen unbekannt war. Er geleitete die Beiden durch die schweren Glastüren am Eingang. Der kleine Eingangsbereich im Inneren war völlig Menschenleer. Der rote Teppich, der auch den Boden vor der Tür bedeckte, führte zu einer etwas schmaleren Tür. Irgendwie schaffte es Jack sie alle drei nebeneinander dadurch zu quetschen. Sofort öffnete sich eine ganz neue Welt für sie. Gleißende lichter fluteten ihre Sicht. Hier waren zwar viele Menschen, doch draußen hatte es definitiv noch voller ausgesehen. Die Frau hatte noch nie ein Casino von innen gesehen. Es wirkte als wäre es ein großer offener Raum. Der Boden, die Wände, ja sogar die Decke waren überzogen mit einem wirklich schönem dunklem, bald schwarzem Marmor. Wenn man nah genug daran vorbei lief konnte man sein Spiegelbild ganz sicher darin erkennen. An der Decke im Eingangsbereich befand sich ein riesiger Kronenleuchter. Sie liefen daran vorbei, geradezu auf eine riesige Bar, hinter der eine kleine Longe aufgebaut war. Emre zog einen der metallischen Barhocker, mit dem schwarzen Sitzkissen für sie zurück.
"Hallo Violet, lass mich euch bekannt machen. Meine reizende Begleitung hier heißt Anna."
"Freut mich Anna." antwortete die Frau mit einer wirklich süßen Stimme.
Sie sah Anna freundlich an. Violet hatte langes Haar in einem undefinierbarem Grauton, zurückgebunden in einen hohen Pferdeschwanz, sie trug ein schwarzes recht kurzes Kleid, auf dessen oberem Teil befand sich ein Druck, recht teuer, mit Stickereien von Skat Karten. Die offenen Schultern brachten ihre hübschen Mandala Tattoos zur Geltung. Sie schlangen sich über ihr Dekokte und ihren Rücken und verschwanden im Kleid. Ihre Arme prägten ebenfalls viele recht minimalistische Tattoos. Das gleichermaßen strenge aber auch recht niedliche Gesicht wurde von einer schwarzen halbrunden Brille umrandet. Es gab ihr etwas intellektuelles. Violet war ihr jetzt schon sympathisch. Ihre Ausstrahlung hatte Anna überzeugt.
"Freut mich ebenfalls." erwiderte Anna.
"Weißt du, wir beide haben uns beim Pershing Square kennengelernt. Violet und ich haben uns zusammen zuegkifft und sind dann zum nächstbesten Laden gerannt um uns als Weihnachtsbäume zu verkleiden." erzählte Emre.
Sie wusste nicht ganz wie sie mit diesen Informationen umgehen sollte. Eigentlich hielt Anna nicht so viel von Drogen, zumindest bisher nicht, sie hatte aber auch nur ein paar mal vielleicht auch die falschen Drogen genommen. Graß hatte sie noch nicht ausprobiert. Wahrscheinlich war das der Grund warum sie bisher nie etwas davon gehalten hatte. Alle anderen Sachen, die sie mit Mike probiert hatte, hatten sich einfach nicht gut angefühlt. Das fand er allerdings auch.
"Was kannst du uns so empfehlen?" ergriff der Mann abermals das Wort.
"Die Spezialität des Hauses ist unser Whiskey." kam es wie aus der Pistole geschossen zurück.
Das sagte sie wohl öfter. Ehrlichgesagt wunderte das Anna überhaupt nicht. Sie konnte gut verstehen, dass Verkäufer eben nicht jedem Honig um den Mund schmieren wollten. Und vor allem konnte sie verstehen wenn die andere Frau Emre einfach nur los werden wollte.
"Zweimal, so viel wie du uns geben kannst." bestellte ihr Begleiter.
Anna warf einen raschen Blick zur Seite. Von hier aus konnte sie nicht viel mehr erkennen als dutzende Spielautomaten, die aneinandergereiht, den hinteren Teil des Raumes belegten. Natürlich auch die Ausgabe der Spielchips. Diese war gut gesichert mit einer Glasscheibe und kleinen Löchern damit beide Parteien sich verstehen konnten. Dann drehte sie sich wieder zurück zu Emre und Violet. Ihre geschätzte Begleitung hatte bereits das Glas Whiskey komplett geleert und bestellte sich grade das nächste. Anna hoffte nur dass der Abend schnell umgehen würde. Doch da hatte sie ihre Rechnung leider ohne Jack gemacht. Dieser lief grade um die Ecke. Da sprang der angetrunkene Emre auch schon auf und rannte regelrecht in seine Arme.
"Heyo Captain Jack." grölte er.
Die Frau hoffte, dass diese Situation so schnell es ging endete. Jack stimmte mit ein. Nicht nur das. Er holte sein Handy aus der Tasche und sielte den Song auf voller Lautstärke. Anna sah sich besorgt um. Die beiden Männer tanzten wie zwei besoffene Jugendliche, mitten im Casino. Sie sah nur zu. Dann zog Emre die Frau von ihrem Hocker herunter. Fast wäre sie hingefallen.
"Komm du musst auch tanzen." forderte er sie auf.
Also versuchte sie, so gut wie ihre Scham es zuließ, mitzutanzen. Emre grinste. Jack gab ihm einen Handschlag, das Lied war zu ende. Das waren lange, beschämende Vier Minuten und Acht Sekunden gewesen. Sehr wahrscheinlich allerdings war Anna die Einzige, die sich schämte. Denn trotz ihres peinlichen Benehmens hatte sie niemand auch nur eines Blickes gewürdigt.
"Anna was hältst du davon hier im Casino mit Violet hinter der Bar? Dann haben wir gleich zwei schöne Barfrauen." schlug Jack ihr vor.
"Ich weiß nicht so recht. Eigentlich kenne ich mich mit sowas gar nicht aus." gab sie zu.
"War nur ein Angebot, du kannst immerhin alles machen was du willst." beruhigte er sie.
"Also ich würde das gut finden und Violet würde dir sicher dankbar sein für mehr Unterstützung." stimmte Emre zu.
"Überlegs dir." rief ihr Jack im vorbeigehen zu.
Gedankenverloren sah sie ihm nach. Sie wollte eigentlich nicht in etwas hereinstürzen, aber sicherlich wäre es auch nützlich überhaupt mal etwas gemacht zu haben. Solange Emre sich hier nicht blicken ließ verstand sich.
Sie schreckte auf, als sie merkte wie etwas papierartiges ihre Handfläche berührte. Emre hielt ihr einen Joint hin. Zögernd nahm sie diesen an. Er zündete ihn einfach an, direkt im Gebäude. Sie tat es ihm gleich, wenn auch mit einem mulmigem Gefühl. War es in Ordnung hier zu Rauchen und zu tanzen? Er führte sie zur Lounge. Schon wieder war sie sich mehr als nur sicher, dass er sich dachte sie wären auf einer Art Date. Sie saßen stumm auf der Ledercouch und Rauchten. Tatsächlich standen auf den kleinen Tischen sogar Aschenbecher. Das erleichterte sie ungemein. Emre schien dennoch nicht daran interessiert lange herum zu sitzen. Er sprang auf und tanzte einfach weiter. Anna fühlte sich nicht danach. Sie genoss ihren Rausch in ruhe auf der Couch und trank nun genüsslich ihren Whiskey.
Seit dem Casino Desaster waren zwei Tage vergangen. Emre ließ sie nicht in Ruhe. Es fühlte sich an als rücke er immer weiter auf ihre Pelle, obwohl er nicht einmal bei ihr war. Sie bekam allerdings im Stundentakt Nachrichten von ihm.
Das hatte dazu geführt dass sie wieder in seinem Auto gelandet war und gemeinsam mit ihm zu diesem angeblich coolem Ort wollten, den er ihr bereits am Santa Monica Pier versprochen hatte. Emre sah anders aus als sonst. Seine Haare waren gleichmäßig gekürzt, sein Undercut war nicht mehr erahnbar. Außerdem trug er nun ebenfalls so eine graue Mütze, wie Jack es getan hatte. Auch seine Klamottenauswahl war anders. Der Mann sah so verändert aus, das war nicht der Emre den sie kannte. Neben anderen Männern würde sie ihn sicherlich nicht wiedererkennen. Anna war mittlerweile unglaublich übel, wenn sie an seiner Seite war. Als Kind war sie mal auf einem Kutter mitgefahren, da war ihr ähnlich schlecht bei gewesen. Das Schlimmste daran war, Emre wirkte als wäre er ernsthaft verliebt in sie. Das wollte sie nicht. Er bog in eine unscheinbare Seitengasse ein. Sie waren irgendwo in der Nähe des Wassers. Die riesigen Palmen verrieten ihn. Ein paar Meter weiter konnte sie es sogar in der Ferne sehen. Sie fuhren ein Stück zu einem Parkplatz. Im Beifahrersitz von Emre fühlte Anna sich mehr und mehr unwohl. "Parken Sechs Dollar" in Großbuchstaben stand auf dem großen weiß blauem Schild auf seiner Seite. Nervös spielte sie mit ihren Händen. Er stellte das Auto ab. Die beiden liefen auf einen weiteren Pier zu.
"Das ist der Venice Fishing Pier. Hier kommen nicht so viele Leute auf einmal her wie drüben." er lächelte.
Anna konnte erkennen, dass er unruhig war. Das machte ihre Unruhe nur um einiges Schlimmer. Der Pier sah aus als würde er weiter aufs Meer herausführen, wie der in Santa Monica. Ihn schmückten aber auch keine prunkvollen Restaurants, nur eine Amerika Flagge an einer Laterne und die stand noch eher auf dem Parkplatz wie auf dem Pier. Nach wenigen Metern passierten sie ein schwarzes Tor und einen Blauen Rettungsschwimmer Sitz. Jeweils schätzungsweise ein paar Hundert Meter standen abwechselnd nach links oder rechts, kleine Buchten heraus mit einer Bank und einer Laterne. Auch daran liefen sie vorbei. Nun kamen sie dem Ende des Piers immer näher. Innerlich kämpfte sie eine Weile mit der Vorstellung ob sie ihn oder er sie ins Wasser werfen würde. Sie erreichten das Ende. Mittlerweile wollte sie sich mehr als alles in der Welt übergeben. Am liebsten direkt in das Gesicht von Emre. Auf der Runden betonierten Plattform standen nur einige Bänke, Laternen und Mülleimer, mehr nicht. Da holte er plötzlich etwas aus der Tasche.
"Anna du weißt ja das ich dich mittlerweile sehr mag." begann er.
Der Mann streckte ihr eine kleine Schachtel hin. Für sie wirkte es als würde er ihr einen sehr überstürzten Antrag machen. Ihr Magen zog sich sofort bei dieser Idee zusammen. Die Frau kämpfte damit sich nicht vor Schmerz zu krümmen. Sie öffnete diese und blickte neugierig hinein. In der kleinen Schachtel befand sich eine teuer wirkende Uhr. Unsicher schon sie das Kästchen in ihre Blazer Tasche. Dann drückte er ihr einen klumpen in die Hand. Er schimmerte golden.
"Ich gebe dir das im Vertrauen. Das ist eine Junghans Form A und ein klumpen unidentifiziertem Edelmetalls. Bisher war ich nicht beim Goldschmied aber ich bin mir sicher das es Gold ist."
"Und warum genau gibst du mir das?" fragte sie, während ihr Mageninhalt schon an ihre Speiseröhre klopfte.
"Weil ich dir vertraue und weil ich möchte dass du ein Teil der Familie wirst."
"Familie?" verwirrt legte sie den Kopf schief. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, als wolle es ihn anspringen.
"Das Blackwood Syndicate. Das Casino. Violet findet dich super und will unbedingt dass du Teil von uns wirst."
"Was hat Violet damit zu tun?" sie wurde nur immer verwirrter.
"Wie wärs wenn ich dich morgen abhole und du es selbst herausfindest." schlug er vor.
"Wenn es nur so geht."
Sie musste von diesem Mann unbedingt weg kommen. Anna hatte es von Anfang an gewusst. Er trieb ein gefährliches Spiel. Jetzt sollte sie auch noch Mitglied einer Mafia werden? Das konnte er doch gar nicht ernst meinen. Die beiden Gewichte in ihren Taschen erinnerten sie an etwas anderes. Was sollte sie damit überhaupt machen?
2197 Wörter
AN: ich sehe wie die Leserzahlen drastisch gesunken sind, obwohl ich so oft wie möglich update und es jetzt mit der Hauptstory los geht. Das macht mich traurig.
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