Kapitel 10
▄︻デE̷m̷r̷e̷══━一
"Was ist los?" verschwitzt und schwer atmend stand Anna auf dem Parkplatz. Warum nur war es ein Parkplatz direkt am Broadway? Und dann noch direkt gegenüber von dem Parkhaus Athena Parking, hätte man sich nicht dort einfach treffen können? Laut ihres Navis waren sie nicht weit entfernt vom Pershing Square, noch ein Ort an dem sie sich hätten treffen können. Der Ort an dem alles angefangen hatte.
An einer weißen Wand hinter einer blühenden Hecke befand sich ein großes Graffiti. Darauf hielt eine Frau eine Flagge in die höhe auf der Women Life Freedom geschrieben stand. Im Hintergrund eine jubelnde Menschenmenge. Hinter der Mauer war ein weißes Gebäude, darauf ein übergroßes Schild. Spiegelverkehrt prägte es die Aufschrift Orpheum. Warum mussten sie sich grade hier treffen? Ihr war es trotz allem egal wo sie sich trafen, sie kannte sich nirgendwo in Los Angeles aus.
Vor ihr standen Violet und Luna. Die rothaarige drückte lässig ihre Zigarette aus. Luna hatte sie angerufen, es war dringend gewesen. Sie hatte die blonde Frau angepumpt sie solle doch wo anders Parken als an dem Ort an dem sie sich trafen. In den fünf Minuten Fußweg von Parkplatz A nach Parkplatz B hatte Luna sie dreimal angefunkt. Dabei hatte sie sich schon beeilt.
Luna stupste Violet kichernd an. Violet allerdings fand das eher genauso lustig wie Anna. Es dauerte keine Minute da hatte Luna sich wieder gefangen.
"Wir gehen einkaufen." beteuerte die Mafiosa.
"Was?" die jüngste der drei schaute verdattert in die runde.
"Nur drei Freundinnen am Shoppen. Komm schon Annalein." Luna schnappte sich ihren Arm und zog sie mit sich. Anna presste ihre Lippen aufeinander, sie kämpfte gegen die Gänsehaut an. Hatte sie denn nicht was besseres zu tun? Eine Mafia leiten zum Beispiel oder illegale Geschäfte ab zu wickeln. "Hab dich nicht so, nachher denkt man noch du bist nicht freiwillig mit uns hier."
Am liebsten hätte sie erwidert dass es auch nicht so war, doch sie hatte Angst was passieren würde, wenn Luna zornig würde. Die drei liefen wie Volltrottel Richtung Hill Street die Straßen herunter. Nachdem sie innerhalb von fünf Minuten eine kleine Fastfood Filliale und zwei weitere Parkplätze passiert hatten konnte sie auf der Rechten Seite, auf der sie natürlich liefen, so gehörte sich das nämlich im Straßenverkehr nicht nur als Autofahrer, ein paar ranzig aussehende Läden erkennen. Sie gelangten an eine Kreuzung and der gleich vier Juweliere nebeneinander standen. Wie sie sich alle auf einmal halten konnten war Anna ein Rätsel. Luna führte sie rechts ab und an all dem vorbei. Dann endlich blieben beide Frauen stehen. Sie machten Anstalten einen sehr edlen Kleiderladen zu betreten. Erleichtert seufzte Anna auf.
"Was? Magst du es etwa nicht mit uns ab zu hängen." die rothaarige zog eine gespielt traurige Grimasse bevor sie reinging.
Anna musste ein paar mal Blinzeln, bevor sie etwas erkennen konnte. Draußen war es hell gewesen, scheinbar so hell, dass der Laden beschlossen hatte seine Lichter aus zu schalten. Hell genug war es hier allerdings trotz der kurzen Umgewöhnung an die Lichtverhältnisse. Kaum hatten Annas Augen sich wieder erholt, konnte sie sich vernünftig umsehen. Die Wände waren schlicht Weiß gehalten. An einer einzigen hing eine Tapete mit unruhigen silbernen Linien auf weißem Untergrund. In Vitrinen, in der Mitte des Raumes waren einige Luxusobjekte wie Taschen oder Uhren ausgestellt. Ängstlich schob sie sich daran vorbei. Violet durchstöberte bereits die Kleiderstangen.
"Was wollt ihr überhaupt hier?" fragte Anna nun leicht verwirrt. Von den Klamotten wollte sie sich lieber keine leisten. Immerhin hatte sie noch immer "nur" das Geld von Mike. Die Blondine war sich mehr als sicher dass es unklug wäre dies jetzt schon aus dem Fenster zu werfen.
"Die Klamotten die du trägst sind scheiße und deswegen suchen wir dir was neues." gab Luna Antwort, natürlich aber nicht bevor sie der anderen Frau ein Oberteil entgegen warf.
"Hast du nicht wichtigeres zu tun?" rutschte ihr nun heraus was sie dachte.
"Nö." Klamotten flogen Anna entgegen.
Violet zog sie schnell nach hinten in den Laden, bevor sie noch darunter begraben wurde. Es war eine Tortur. Luna hatte an allem ihren Senf aus zu setzen. Anna hasste Klamotten kaufen, besonders wegen dem Anprobieren. Konnte das nicht einfach wegfallen? Dann wäre all das kein großes Problem.
"Was weißt du alles über Emre?" platzte es wie aus dem nichts aus Violet heraus.
Anna streckte den Kopf aus der Kabine. "Ist es wirklich sicher hier zu reden?" erkundigte sie sich skeptisch. Vadim, der Ladenbesitzer, den ihre Chefin ihr vorhin vorgestellt hatte, stand vorne und schien komplett desinteressiert, sogar als ihn eine Jacke am Kopf traf.
"Ja, das ist unser Stammladen, uns gehören Anteile. Wir könnten denen vor die Tür kacken und keiner würde was sagen." kam es von hinten. Vadim öffnete seinen Mund protestierend, um etwas zu Sagen. "Ist doch so oder?" auf ihre Frage hin schloss er ihn lieber wieder.
"Gleich in der ersten Sekunde in der ich mich zu ihm ins Auto gesetzt hatte, hat er mir seine gesamte Backstory erzählt. Total strange." grummelte sie. "Wie seine Frau seine Familie auf ihn gehetzt hat und wie er hier her geflüchtet wäre weil sie ihn jetzt umbringen wollten und er ja eine neue Familie auf seiner Seite brauchen würde um sich zu wehren. Ich dachte der Typ hat nen Hirnschaden und weiß nicht wie eine Familie funktioniert."
Violet kicherte erst, wurde dann schlagartig wieder Ernst. "Warum bist du zu uns gekommen? Doch nicht wegen ihm."
"Ich hätte nicht einfach, nein Danke und tschüss sagen können. Natürlich wegen ihm."
"Bedeutet er dir etwas?" fragte Luna, sie kam grade mit einem weiterem Berg Klamotten und warf ihn einfach auf Anna.
"Nein." sie versuchte mit dem Fuß ein Hemd los zu werden, das sich zwischen ihren Zehen verfangen hatte.
"Dann hast du sicher kein Problem damit uns das zu beweisen." ihre Chefin streckte ihr ihre Hand entgegen, in der sie Offensichtlich eine Desert Eagle. Anna nahm sie in ihre Hand. Ein 50 AE Kaliber. Relativ groß, dafür das Luna sie ihr einfach in der Öffentlichkeit zusteckte. Seltsamerweise spürte Anna nichts, obwohl sie grade zum Mord aufgerufen wurde. Ganz im Gegenteil. Mit der Waffe in der Hand spürte sie sofort ihren imaginären Penis wachsen.
Schließlich viel die Auswahl auf ein graues Crop-Top, dass definitiv zeigte was Anna so hatte. Dazu eine Mischung aus Shorts und Rock und natürlich ein paar Kniestrümpfe. Mittlerweile war es auch wieder Kalifornien warm, also war daran wohl kaum etwas aus zu setzen. Wirklich Mafia mäßig sah sie allerdings jetzt nicht aus. Und die Mütze passte auch nicht ins Bild. Vor allem störte das Bild, die fette Deagle die vorne in Annas Hosenbein steckte, so wie man das eben mit Waffen machte, wenn man kein Holster dafür hatte.
"Gib mir ne Sekunde." forderte Luna.
Sie begann hastig ihre Jackentaschen aus zu räumen. Anna und Violet beobachteten das Ganze. Die Rothaarige platzierte ihren Tascheninhalt einfach auf einem der Regale. Vadim sah wieder mit offenem Mund herüber, verkniff sich allerdings jegliche Kommentare. Ihre Chefin hängte ihren Mantel über Annas Schultern. Das nahm sie als Aufforderung. Sie steckte ihre Arme hinein und schnürte den Gürtel so wie Luna ihn immer trug. So wirkte sie als würde sie nichts weiter tragen als den Grauen Mantel und die Socken. Zufrieden grinsten die beiden Frauen.
"Sieht irgendwie cool aus." kommentierte Violet.
"Das macht der Mantel. Keine Sorge Perle davon hab ich noch ein Paar mehr." Luna war sehr selbstsicher.
Komplett durch den Wind, fuhr Anna sich durch ihre Haare. "Warum wollt ihr Emre los werden? Sagt mir nicht seine Familie ist aufgekreuzt."
"Auch schon, aber es liegt mehr daran dass er mir einfach auf den Sack geht." knurrte Luna. "Und das obwohl er erst seit ein paar Tagen bei uns ist. Und natürlich kommt die scheiße noch obendrauf."
Nicht überraschend für Anna. Auch wenn es ein wenig beängstigend war, dass Luna jemanden töten ließ nur weil sie genervt war. Ihr ging er schon seit einer Woche auf den Keks. Mehr als das eigentlich. So schnell sie konnte flüchtete sie aus dem Teurem Laden. Luna hatte Vadim "überzeugt" das sie nichts zahlen brauchte als die Kniestrümpfe, denn das war laut ihr das einzige was bezahlenswert war, da man den Rest eben nicht sehen konnte.
Nun saß die Frau wieder hinter dem Steuer. Das allerdings auch nicht ohne eine fette Beule in der Fahrertür zu entdecken. Wütend tippte sie auf dem Namen Simo in ihrer Kontaktliste. Der Einzige, der ihr in einer solchen Situation in den Kopf kam.
"Du glaubst es mir nicht." man konnte förmlich hören wie ihr Rechner überhitzte.
"Gibt es ein Problem?" Simo klang ernsthaft besorgt. Für einen Moment fühlte sie sich schlecht, sie wusste nicht einmal genau warum.
"Mir ist irgendein Hurensohn rein gefahren und hat das einfach so stehen lassen." schimpfte sie. "Ich könnte es ja reparieren lassen, aber ich hab keinen Bock zu Fuß durch LA zu laufen."
"Keine Sorge Anna, bring es ruhig zur Werkstatt. Wir besorgen dir eine Alternative." Simo seufzte sichtlich erleichtert, dass es nur das Auto war, das Probleme machte. "Ich hole dich bei der Werkstatt ab, sag mir einfach wohin du dein Auto bringst."
Erstaunlicherweise hielt Simo sein Wort. Anna suchte sich die nächstgelegene Werkstatt und keine fünf Minuten, nachdem sie ihm bescheid gegeben hatte holte er sie ab. Also stieg sie in seinen Wagen. Der Mann stieß einen Pfiff aus. Sie wusste genau warum.
"Ich hatte da leider nicht mit zu entscheiden." sie kreuzte ihre Arme. Einer ihrer Hände, streiften das Magazin in ihrer Tasche. Ihr Herz begann zu rasen, doch gleichzeitig kam auch der Stolz über die Schwanzverlängerung.
"Keine Sorge, irgendwie steht dir das besser wie dein Büro Outfit."
"Dankeschön." murrte sie.
Er startete den Motor. "Dann wollen wir dir doch mal einen Fahrbaren Untersatz herbeizaubern." grinsend sah Simo zu Anna herüber. "Was ist dein Lieblingsauto."
"MC Laren." Mit geschlossenen Augen, lehnte sie den Kopf gegen das Fenster.
"Kein bestimmtes Modell? Warum?"
"Naja damals gab es mal diesen einen Typen in Detroit, dem Wollte ich immer sein Auto abknüpfen. Aber natürlich waren das nur Hirngespinste." sie lachte. "Mittlerweile bin ich irgendwie Fan von Mc Laren. Ich hab sogar eine Zeit lang Formula one geschaut."
Simo fuhr nach einer Weile rechts ran und schaltete den Motor aus. Anna öffnete ihre Augen und sah aus dem Fenster. Vielleicht hätte sie das schon eher tun sollen. Jetzt konnte sie wohl kaum noch protestieren. Der Mann hatte sie geradezu zu einem Autohändler gefahren. Und wenn das nicht schon schlimm genug wäre konnte sie nicht einfach behaupten sie wolle ein anderes Auto, denn dann konnten sie nämlich einfach über die Straße zum nächstem Händler laufen. Der Mann zog sie geradezu aus dem Auto hinein in den Laden, ohne dass sie sich überhaupt dessen bewusst werden konnte, was hier passierte. Auch der Verkäufer wusste genau was er zu tun hatte, er wirkte als hätte er die Sätze auswendig gelernt.
"Ein leichtes, stabiles Supercar, inspiriert von den Naturgewalten. Von den Elementen geprägt. Bereit zum Angriff. Und rasend schnell. Und doch einfach wunderbar verarbeitet, mit toller Haptik und mühelos fahrbar - jeden Tag. Der McLaren 720S ist zielgerichtet und radikal. Mit der Reaktionsschnelligkeit eines Top-Jägers. Er beschleunigt von 0 auf 100 km/h in unglaublichen 2,8 Sekunden, wenn er provoziert wird. Und kann eine Viertelmeile in 10,4 Sekunden zurücklegen. Aus dem Stand." sabbernd stand Anna vor dem Auto das sie bereits in Sekunde eins angelächelt hatte. Am liebsten hätte sie laut ja ich will geschrien. "Der Wettkampf liegt uns im Blut. Der 720S ist perfekt, um auf der Rennstrecke Grenzen zu durchbrechen. Mit dem MSO Defined Titanium Überrollbügel können Sie jetzt den Strecken-Fokus noch weiter schärfen. Er wurde speziell für den 720S entwickelt, hinter den Sitzen montiert und ist als ultimative Verankerung für MSO Defined 6-Punkt-Gurte konzipiert. Extreme Performance und konkurrenzlose Sicherheit." tränen traten in ihre Augen, während der Verkäufer seine Sätze brabbelte, die er öffentlich von der Website auswendig gelernt hatte.
Mit großen Augen sah Anna herüber zu Simo. Dreihundertfünfzigtausend Dollar. Sie wusste das ganz genau. Wie oft hatte sie gesucht nach einem solchem Auto. Bisher war sie sich sicher, sie würde niemals so nah an ihren Traum kommen.
Simo allerdings sah Anna an als wäre sie nicht von dieser Welt. Er schien verliebt zu sein. Seine Wangen leuchteten in einem Rotton, den sie auch schon bei Emre gesehen hatte. Emre wiederum war aber eben nicht grade im Begriff ihr ein Auto zu kaufen. Annas Herz klopfte glücklich, sie lächelte von Ohr zu Ohr. Zum ersten Mal in ihrem Leben tat die Frau etwas aus Impuls. Sie zerrte an Simos kragen und drückte ihre Lippen so fest wie sie konnte auf seine. Ihr Herz sprang in ihrer Brust, es würde glich zerplatzen oder von ihren anderen Organen zerdrückt werden.
2138 Wörter
1:1 Zitierte Textstellen von der Offiziellen MC Laren Website:
https://cars.mclaren.com/de-de/super-series/720s
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