POV Remus

Ich schlurfte durch die mir allzu vertrauten Gänge. Jeder verdammte Stein dieses Gebäudes schien auf meiner Seele zu liegen. Auch deshalb unterstützte ich den Orden sonst eher passiv, aber wegen wichtiger Neuigkeiten hatte Dumbledore alle nach Hogwarts bestellt.

"Zitronenbonbons."

Ich trat ein.

An einem langen Tisch saßen Dumbledore, McGonnagall, Tonks und viele Jugendliche: Draco Harry, Hermine, Ron und zwei weitere Slytherins, ein Junge und ein Mädchen.

Ich ließ mich auf den Stuhl neben Tonks fallen und schaute sie verwirrt an.

"Wieso so viele Slytherins?"

"Es sind die Partner von Hermine und Ron."

"Hermine hatte doch immer was gegen die Jungs aus Slytherin, meinte Harry."

Tonks grinste.

"Hat sie auch. Unsere Jugend ist ziemlich Gay."

Ich war noch verwirrter.

"Nun gut. Aber wieso Malfoy?"

"Nun ja... Unsere Jugend ist ziemlich Gay."

"Hä?"

"Harry hatte noch nie eine Freundin, die er wirklich geliebt hat. Deshalb hat er anscheinend seinen Horizont etwas erweitert, und das läuft schon seit 5 Monaten so."

"Malfoy?!"

Dumbledore sah auf und ich zog meinen Kopf ein. Harry sah unsicher zu mir, aber der blonde neben ihm strich ihm sanft über die Haare. Mein Fast - Patensohn entspannte sich sichtlich und ich hatte gemischte Gefühle.

Um genau zu sein, ein Cocktail aus Erinnerungen.

"Es versteht keiner, aber sie ergänzen sich super."

Ich wurde von Tonks wieder in die Realität befördert.

Als Dumbledore anfangen wollte, öffnete sich die Tür und zwei Männer in meinem Alter stürmten herein.

"Evan und Barty" , murmelte ich.

Tonks nickte bestätigend.

"Sind die immer noch zusammen?"

"Sie wollen heiraten."

Hinter den beiden schlurfte noch jemand drittes herein. Als ich ihn erkannte, zog sich mir das Herz zusammen. Reg hatte tiefe Schatten unter den Augen und sah ungepflegt aus.

Ich bedeutete ihm, sich neben mich zu setzten, was er nach kurzem zögern befolgte.

"Reg. Was ist los?"

"Was meinst du?"

"Du siehst aus wie ein Geist."

"Hast du es vergessen?"

"Was denn?"

"Remus. Mein Bruder hat alle getötet und sitzt in Askaban. Du gehst daran kaputt. Lily, Peter und... James sind tot."

"Tut mir leid."

Ich umarmte ihn kurz und ließ seine Worte in meinem Kopf Revue passieren.

"Reg."

"Was ist?"

"Ich will dir nicht zu nahe treten, aber James' Tod scheint dich besonders mitzunehmen."

"Du hast wirklich alles verdrängt."

"Tonks?"

Sie sah mich kritisch an.

"Soll ich, Reg?"

Er nickte schwach.

"James und Lily hatten Gefühle füreinander, weil es Tradition war, dass James sie anhimmelt. Bei Harrys Geburt waren sie betrunken, und wollten ihn eher freundschaftlich aufziehen. Sie haben sich aber beide neu verliebt und Reg und James hatten das letzte halbe Jahr eine Beziehung. Lily war da übrigens schon ein Jahr mit Mary zusammen."

Ich fühlte mich scheiße.

"Tut mir leid, Reg. Ich habe es wirklich vergessen."

"Du hast es verdrängt, weil es um ihn geht" , erinnerte ich mich an die Wahrheit.

"Schon gut."

Jetzt begann Dumbledore.

Er begann wortlos den neuen Tagespropheten herumzureichen. Ich faltete die Zeitung auf und wurde sofort von dem Titelfoto angezogen.

"Grindelwald und Black entkommen aus Askaban - Unmittelbare Bedrohung?"

Ich ließ das Papier sinken. Tonks und Reg legten mir eine Hand auf die Schulter und Harry sah fragend zu mir herüber. Dumbledore warf mir einen mitleidigen Blick zu.

"Wie... Und wieso?"

"Ich weiß nicht."

Dumbledore nahm die Zeitung wieder entgegen und blickte zusammen mit McGonnagall besorgt in die Runde.

"Man könnte anhand der mangelnden Beweise bis jetzt die Verhaftung von Black anzweifeln, aber er hat sich offiziell mit Grindelwald verbrüdert."

Ich fühlte mich, als hätte er diesen Satz nur an mich gerichtet.

"Wie bleiben einfach vorsichtig, bis wir wissen, was sie vorhaben. Keine Informationen an außenstehende, wie immer. Wer Zeit hat, kann Nachforschungen anstellen, wie die beiden entkommen sein könnten."

Ich lief mit Tonks und Reg in den Innenhof.

"Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt."

Ich und Reg stimmten zu.

"Obwohl... Dumbledore meinte ja, wir können Nachforschungen anstellen. Vielleicht dürfen wir in die Bibliothek. Ich kenne ein paar Bücher über Askaban, die helfen vielleicht wei-"

"Wir wissen es doch schon längst."

Ich sah Reg irritiert an. Tonks sah auch nicht viel schlauer aus.

"Wir? Regulus, du bist der einzige der hier irgendwas weiß."

"Ach kommt."

"Was denn?"

"Sirius, James, Peter und auch irgendwie du haben es gemeinsam."

Mein Gehirn begann zu arbeiten, aber Tonks war schneller.

"Sie sind Animagi!"

"Langsam begreift ihr."

"Aber Sirius müsste doch nach 12 Jahren viel zu schwach sein."

Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es ihm wohl ging.

"Da kommt Grindelwald ins Spiel. Er ist ein Meister der stablosen Magie. Außerdem bekommt er, nachdem er nach Askaban gekommen ist, noch ziemlich viel essen. Zu teilen ist einfach."

"Woher weißt du das?"

"Meine Erzeuger haben uns früher sämtliche Historische Fakten lernen lassen. Grindelwald war schon immer... besonders. Und das zweite ist logisch. Dieser Mann hat so viele Verbrechen begangen, dass es für das Ministerium jetzt unzählige Fälle neu zu untersuchen gibt. Grindelwald muss oft befragt werden."

Ich war erstaunt über seine Kombinationsgabe, aber Tonks dachte schon weiter.

"Aber wie ist Grindelwald geflohen?"

"In den letzten Jahren hat er bei Duellen Imperio und Crucio nur ohne Zauberstab angewendet. Ein Patronus dürfte da auch kein Problem sein."

"Wohl wahr."

Schweigen.

"Aber was wollen sie?"

"Was?"

"Na ja... Grindelwald hat andere Probleme, aber... Sirius?"

"Ich weiß es nicht."