Plötzlich zieht Hoseok mich hoch und drückt mich auf den Tisch während ich noch immer versuche von ihm loszukommen. Meine Atmung wird immer schneller und panisch gucke ich mich um, um irgendetwas zu finden um von ihm loszukommen. ,,Verdammt Hobi, lass mich los!" schreie ich während mir bereits die Tränen in den Augen stehen. Sie leben noch, wieso lässt er mich nicht zu Tae damit ich ihn um Recherche bitten kann. Ich muss sie finden. ,,Jungkook beruhige dich, ich glaube du verstehst etwas falsch." ,,Sie waren nicht an ihren Plätzen, Hobi sie leben noch also bitte, lass mich endlich los!" schreie ich. 

,,JUNGKOOK!" wird er nun auch lauter und ich halte inne. Wieso schreit er? ,,Hobi bitte, vielleicht gibt es noch eine Chance sie wiederzusehen. Bitte lass mich los." Mit Tränen in den Augen schaue ich zu ihm, beginne zu schluchzen, mein ganzer Körper bebt und doch atme ich erschrocken ein als ich auch bei ihn Tränen in den Augen sehe. ,,Jungkook hör mir zu." sagt er und zitternd nicke ich. Während ich mich auf den Tisch langsam wieder aufsetze, setzt er sich auf den Stuhl und rollt zwischen meine Beine. ,,Baby ... deine Eltern waren im Flugzeug. Sie haben es genauso wie alle anderen 280  Gäste nicht überlebt. Sieh dir die Uhrzeit an, der Flug startete um 10 Uhr. Es war bereits 10:12 Uhr als deine Eltern aus dem Bild verschwanden." Er holt den Laptop und spielt die letzte Frequenz noch einmal ab während ich stumm auf die Uhrzeit und meine Familie gucke. 

Wieso fühlte es sich für einen Augenblick so an als ob ich doch nicht alleine auf dieser Welt bin? Wieso waren sie gerade so nah, wieso sind sie jetzt wieder so weit weg? Was ist passiert? Wie können 60 Sekunden einen in den Himmel und dann wieder in die Hölle befördern? Wieso habe ich mir Hoffnung gemacht ... 

,,Aber wo sind sie denn dann hingegangen. Dort sind doch die Ausgänge wo sie hingegangen sind."  Sanft wischt er mir die Tränen weg doch schaut mich selbst mit glasigen Augen an. ,,In die First Class, Baby. Dein Bruder hat wahrscheinlich einen Herzstillstand erlitten weswegen sie in die erste Klasse gegangen sind um dort alles nötige zu tun um deinem Bruder zu helfen."  ,,Sie sind nicht mehr am Leben?" frage ich mit gebrochener Stimme und Hobi seufzt traurig eh er sich erhebt, sich zwischen meine Beine stellt und mich einfach nur umarmt. Verzweifelt kralle ich mich in seinen Pullover und beginne erneut zu weinen da mich meine Gefühle schon wieder übermannen. 

Wieso nur? Wieso habe ich mir Hoffnungen gemacht. Es war klar das sie nicht wieder kommen, hätten sie überlebt ... hätten sie überlebt wären sie zu mir gekommen und alles wäre wie früher geworden ... 
Sie hätten uns nicht in den Glauben gelassen das sie Tod seien. Sie hätten mich nicht diese Welt alleine bestreiten lassen wenn sie die Wahl hätten zurück zukommen... 

,,Es tut mir leid Hobi." sage ich leise und er streicht mir erneut über den Rücken. ,,Es ist ok Baby, alles gut." ,,Wieso tut es so weh? Nach all den Jahren, wieso tut es weh? Ich dachte ich komme damit klar, wieso weine ich jetzt noch um sie?"  ,,Hast du jemals wieder ein Bild von ihnen klarer vor Augen gehabt? Du vermisst sie, siehst wie sie glücklich sind obwohl sie bald aus dem Leben scheiden werden. Du willst sie retten, dein Herz will es. Doch du kannst es nicht und genau diese Hoffnungslosigkeit treibt dir die Tränen in die Augen." Sanft küsst er mir die Tränen aus dem Gesicht und schaut mich sanft lächelnd an. ,,Bitte Baby, weine nicht. Ich kann dich nicht so leiden sehen." ,,Wieso bin ich nur so leichtgläubig Hobi." ,,Weil du lebst Jungkook und niemals auf die Art gebrochen warst wie andere Menschen."  ,,Ich will das Video zu Ende gucken." sage ich und sorgenvoll schaut der ältere zu mir. ,,Baby, ich weiß nicht ob das so gut ist." 

,,Ich schon, ich muss ... ich muss es selbst sehen. Jahrelang wusste ich wie sie gestorben sind doch mein Herz wollte es nie glauben, dieses Video ist das was ich brauche um meinem Herz, welches immer glaubte das sie zurückkommen, zu zeigen das sie es nie wieder werden." Ohne weiteres küsst er mich, sagt jedoch mit leiser Stimme: ,,Sobald es nicht mehr geht machen wir aus." Ich nicke und er löst sich endgültig von mir.

Nur wenige Minuten später sitzen wir mit Yoongi, Jimin, Namjoon, Jin, Yugyeom, Bambam und Taehyung um Verhandlungsraum und schauen uns den zweiten Teil des Videos an. Wahrscheinlich war ich nie fixierter auf etwas als auf dieses Video. Hobis Hand ist mit meiner verschränkt und doch blende ich diese fast komplett aus. Mein Blick ist viel zu sehr auf das vor mir fixiert, mittlerweile schauen wir es über den Beamer. Alles um mich herum ist still, jeder scheint in seiner eigenen Welt zu sein, selbst Yoongi. 

Meine Eltern sind in der First Class damit einer der Piloten sich um meinen Bruder kümmern kann doch so wie es Aussieht starb er bereits vor dem Unfall. Meine Mutter ist in den Armen meines Vaters und weint, ebenso wie er. Hoseok's Mutter steht neben ihnen und versucht so gut es geht auf sie einzureden doch es scheint nur mäßig zu klappen... 
Dann, etwa eine halbe Stunde später beginnt die Kamera zu wackeln und der Pilot rennt wieder ins Cockpit zu seinem Kollegen. Schnell wechselt Tae zu der Kamera ins Cockpit und man sieht die beiden Männer und wie versuchen Maschine wieder unter Kontrolle zu kriegen doch keine Chance denn als das Bild schwarz wird weiß jeder was geschehen ist... 

,,Ohhh Gott." höre ich Jimins schluchzen und augenblicklich schaue ich zu ihm und sehe wie er sich weinend an Yoongi klammert. ,,Wie kannst du so nur leben Kooks." fragt er und schaut zu mir doch ich antworte nicht. ,,Baby alles ok?" fragt mich nun auch Hobi doch auch ihm gebe ich keine Antwort. 

,,Yoongi!" sage ich abrupt und schaue zu dem Mann der das alles hier begonnen hat. ,,Es tut mir leid das ich jemals an dir und dem ganzen hier gezweifelt habe." Er nickt und schaut nachdenklich auf das Bild. ,,Wir brauchen mehr Anhaltspunkte." ,,Tae, wir gehen die ganzen Aufnahme noch einmal durch. Irgendetwas muss es geben." sage ich doch sofort schauen Namjoon und Hoseok zu mir eh sie einheitlich sagen: ,,Nein." Verwirrt schaue ich zu den beiden die sich selber nur verwirrt angucken. ,,Wieso?" ,,Dein kleiner Zusammenbruch eben ist nicht ohne Jungkook. Du denkst doch nicht wirklich das ich dich das nochmal gucken lasse." erwidert Hobi und Namjoon sagt: ,,Hoseok hat recht Jungkook. Außerdem weißt du nicht wonach du suchen sollst. Du und Tae geht noch einmal alle Fakten über das Flugzeug durch. Wer alles am Bau beteiligt war, Sponsoren, Insassen, Stewardessen, Piloten, Firmen die die Flugzeugteile hergestellt haben. Einfach alles." 

Stundenlang sitze ich neben Taehyung und schaue auf den Laptop oder Google Namen und sonstiges auf dem Tablet was Yoongi uns noch gegeben hat. ,,Wang, mehr hab ich nicht." sagt Tae und schnell google ich den Namen. ,,Wang Investments. Die Gründungsmitglieder des Milliarden schweren Unternehmens stammen ursprünglich aus China, sind jedoch seit über 40 Jahren in Seoul, Südkorea. Die Familie, angeführt von Wang Ruiji, einziger Sohn des Familienoberhauptes Zhou Yongchang, besteht des weiteren noch aus Jackson Wang. Sohn des Pärchens Wang Ruiji und Sophia Chow, 27 Jahre alt, wird später einmal ein Milliarden erben. Bekannt sind sie neben ihrem Investements auch für ihre großzügigen Spenden bekannt, die sich über die Bereiche, Kunst, Musik, Mode, Medizin, Elektronik, Kinder und den Sport verbreiten." Interessiert schaue ich weiter die ganzen Artikel durch und stoße auf noch einen interessanteren. ,,Wangs setzen Zeichen für LGBTQ+ Community." lese ich vor und anerkennend nickt Tae. ,,Selten." ,,Allerdings." ,,Und was haben die mit 9092 zu tun? Guck mal bei der Polizei Seite, ich denke bei Google findest du nichts." Ich nicke und gebe schnell alles in die Suchmaschine der Polizei ein, eh ich auch schon einige Einträge kriege. 

,,Oha." sage ich und Tae schaut augenblicklich auch auf das IPad welches ich etwas zu ihm richte. ,,Heiße Spur würde ich sagen." ,,Findest du?" Zweifelnd schaue ich zu ihm und dann wieder auf die Seite. ,,Sie haben mehrere Flugzeugbauten gefördert. Das nun ausgerechnet 9092 dabei ist kann Zufall sein." ,,Und doch ist es unsere erste richtige Spur. Ich meine Investments. Die Investieren und wie kriegen sie das Geld wieder raus? Doch bestimmt nicht durch deren Zinsen und Aktien." erwidert Tae und ich zucke mit den Schultern. ,,Möglich ist es. Es sind noch andere Aspekte sehr interessant, sollten wir dann nicht ehr zu denen greifen?" frage ich. ,,Welche meinst du?" ,,Zum Beispiel das der gesamte Bau des Flugzeuges in Japan stattfand, die Teile ebenso Japanisch sind, die Crew Gebürtig Japanisch war und ... ja das war's dann auch schon." ,,Lass Jin rüber gucken, ich denke der weiß am ehesten etwas was uns weiter bringt."

Schon bald setzt wieder die Dunkelheit ein und es wird immer leerer im (Min)dest Gebäude. Bis auf Yoongi, Jin, Jimin, Hobi und mir ist kein weiterer mehr hier. Es ist so komisch auf den Bildschirm zu gucken und sie zu sehen. Mama, Papa und Junghyun, meine Familie die wieder sah nah und doch so fern ist. Doch dieses mal schaue ich mit einem sanften lächeln auf den Lippen zu ihnen. Ob nun in diesem Video, auf dem Friedhof oder in meiner Wohnung wenn ich einfach nur aus dem Fenster gucke, sie sind da. Sie waren es schon immer, ich kann sie nur nicht sehen, genauso wie ich sie in diesem Video nicht sehe, es sind nur ihre Körper die dort wandeln. 

Bald schon beginnt der Frühling und doch ist mir in diesem Moment so kalt, Schneeflocken fallen mal wieder, auch wenn sie draußen und ich drinnen bin so glaube ich sie dennoch auf meiner Haut spüren zu können. Zärtlich, sanfte Berührungen und doch so eiskalt, genauso wie das Leben. Manchmal denke ich das die Regentropfen in Wahrheit die Tränen die Verstorbenen sind die ebenso wie wir trauern nicht mehr bei ihren liebsten sein zu können. Oder Leben wir doch in einer anderen Welt? Vielleicht sind wir auch nur Besucher der Erde und wenn wir sterben kommen wir zurück nach Hause, dort wo die Seele lebt und nicht der Körper.

Bald beginnen die Blumen zu blühen und der Friedhof wird schöner denn je sein. Es ist komisch all die Jahre alleine oder mit Menschen dort hingegangen zu sein die mich unterstützen wollten, mittlerweile sind Leute an meiner Seite die ebenso trauern. Wie sich alles doch verändert oder habe ich mich verändert? 

Vielleicht hat sich auch alles verändert. All das hier mitmachen zu dürfen ist ebenso schlimm wie auch schön. Man lebt nur einmal und opfert sein Leben schlussendlich doch für etwas, ob nun Familie, Job, seiner Leidenschaft oder für das Leben anderer. Etwas in uns geben wir immer auf, denn wir werden uns, ohne das es uns bewusst ist irgendwann einmal für etwas entscheiden. So ist es nun mal, so ist das Leben und doch könnte ich mir im Moment kein besseres vorstellen. 

Nicht ein Tag ist vergangen an dem ich sie vergessen habe oder nicht an sie Gedacht habe doch heute ist etwas passiert was alles verändert hat. Die Mörder laufen noch immer frei herum doch zum ersten mal in meinem Leben habe ich das Gefühl das es ok ist, wie alles gekommen ist. Es tut weh denn ihr Tod war sinnlos doch sie sind zusammen gestorben. Sie waren beieinander und nicht alleine. 

,,Es tut weh dies zu sehen." ertönt Hoseok Stimme hinter mir und ich nicke, während ich dennoch nicht mein Blick davon abwende jedoch sage: ,,Ich war viel zu sehr auf mich fixiert das ich vollkommen ausgeblendet habe wie es dir damit geht." Er setzt sich neben mich und sofort drehe ich mich zu ihm. ,,Ich denke ich war genauso aufgewühlt wie du, nur mit dem Unterschied das ich mir keine Hoffnung machte." ,,Es tut mir leid." sage ich doch er schüttelt den Kopf. ,,Entschuldige dich nicht für den Grund wieso ich dich liebe. Auch wenn mein Deckname Hope ist so hatte ich eben jenes nicht doch du trägst sie in dir, du bist meine Hoffnung Baby." Wortlos stehe ich auf und setze mich auf seinen Schoß um ihn zu umarmen. ,,Ich wollte nie wieder so fühlen. So einsam und verlassen von jedem und doch war ich in der breiten Masse. Weißt du, zu wissen das eine Person durch so einen grausamen Tod gestorben ist, ist eine Sache. Doch zu wissen das zu Hause eine weitere Person war die noch mehr litt und schließlich zu Grunde ging, trifft einen ganz anders. Mein Vater liebte meine Mutter über alles, er hat ihr die Welt zu Füßen gelegt, genauso wie sie auch ihm. Die beiden waren wahrhafte Seelenverwandte. Sie gingen so Kindisch und doch Vertraut miteinander um und wenn sie sich stritten dann lagen sie sich in der nächsten Stunde wieder im Arm und lachten wie dumm sie doch seien und das sie sich nie wieder Streiten wollen. Es traf ihn das Mom so aus dem Leben ging und schließlich starb er auch doch diesen Leidensweg mitzuerleben war so viel schlimmer als ihr Tod. Es gibt nicht viele Menschen die an einen gebrochenen Herzen sterben doch die, die es tun erleben den schlimmsten Tod der existiert."

Nie sah ich ihn weinen, sah immer nur die Tränen in seinen Augen doch nie verließen sie, sie, zumindest bis jetzt. Weinend krallt er sich an mich, drückt mich so sehr an sich als hätte er Angst mich zu verlieren. Als würde ich auch noch aus seinem kleinen Leben verschwinden. ,,Wann hast du das letzte mal geweint?" frage ich leise doch er schüttelt den Kopf und ich schlinge meine Arm um seinen Nacken und fahre ihn sanft durch seine weichen Haare während er sich an meiner Schulter ausweint. 

Ich habe mit einem mal alles verloren, ich hatte lange Zeit um zu Trauern. Hobi hingegen brachte erst eine Person zu Grabe, sah zu wie die andere Tag für Tag kränker wurde und schließlich trug er noch eine weitere zu Grabe und das alles als 13 Jähriges Kind. ,,Ich liebe dich so sehr Jungkook und das obwohl ich so eine grausame Person bin. Ich hab dich gefangen gehalten, gefoltert und mit meiner Anwesenheit gequält und selbst jetzt noch halte ich dich auf eine Art und Weise gefangen. Du bist noch so jung und ich mache dir alles kaputt." ,,Sag sowas nicht, sonst muss ich mit weinen, du bist nicht annährend so wie du dich siehst. Du hast mich gerettet und mir gezeigt das es neben dem Regen auch Gewitter auf dieser Welt gibt. Du bist mein Held, die Person, die ich, seit ich sie das erste mal gesehen habe nicht vergessen konnte, die mich faszinierte, mich dazu brachte gerne zur Schule zu gehen und mir schlussendlich gezeigt hat das eine Familie nicht alles auf der Welt ist. Du hast so viel mitgemacht, bist so stark und kannst dennoch lächeln. Du bist doch auch nur ein Mensch, also verurteile dich nicht für etwas menschliches." sage ich und kann es nicht verhindern das mir selbst eine Träne die Wange herunter läuft. ,,Ich liebe dich so sehr Jungkook." haucht er leise eh er den Augenkontakt zu mir sucht und ich ihn schlussendlich küsse.