Ich stöpsle meine Kopfhörer ins Ohr und mache danach Radioactive von der Rockband Imagine Dragons an eh ich unter den lauten Tönen los jogge. Es ist bereits dunkel in Seoul und kaum noch eine Seele ist draußen unterwegs, früher war dies anders, nun ja, vor einem Jahr war dies anders. Seoul ist schon immer irgendwie meine Heimat gewesen auch wenn ich nicht hier aufgewachsen bin. Ich kannte mich hier aus und habe innerhalb von einem Jahr so viele Erinnerungen geschaffen. So viele Nächte bin ich Abends raus gegangen, nur um meine Gedanken für ein paar Minuten zu vergessen und doch sind es genau diese die meinen Kopf zum Schmerzen bringen. Seoul hat mir geholfen der Mensch zu werden der ich heute bin doch nun ist alles anders durch Shadow der diese Stadt Schritt für Schritt zerstört. Immer wenn ich joggen ging, kamen mir unzählige Menschen entgegen die ebenso wie ich die friedliche Abendruhe genossen haben. Doch seit Shadow da ist geht es nicht mehr. Diese Organisation zeigte mir erst wie alleine man doch in dieser Stadt sein kann. Obwohl hier doch 10 Millionen Menschen leben so fühle ich mich manchmal einsam, vorallem jetzt. Zuerst nahmen sie mir die Freiheit und jetzt nahmen sie mir auch meinen besten Freund. 

Ich renne immer schneller, meine Lunge schmerzt und doch laufe ich immer weiter bis ich außer Atem wieder an dem Mehrfamilienhaus ankomme. Was ist wenn sie Jimin wirklich getötet haben? Seine Eltern meinten er sei verschwunden doch ich glaube mehr das Shadow ihn erwischt hat ... 

Wie sagt man so schön, auf Regen folgt immer wieder Sonnenschein doch wann kommt dieser Sonnenschein für mich? Schon gestern Abend brachen die dunklen Regenwolken über mich ein und heute, einen Tag später, stehe ich im Regen ohne zu wissen wie ich mich davor schützen kann. 

Heute ist der Tag vor dem ich so dolle Angst habe. Der 1. Oktober.

So wie jedes Jahr und das seit 12 Jahren. Es ist komisch, ich kannte sie nie wirklich, ich Erinnere mich an sie, manchmal sogar recht gut doch dann ist wieder alles verschwommen und ich habe das Gefühl sie nie getroffen zu haben. Das einzige was ich mit ihnen verbinde ist die Zahl 9092. Niemand weiß wieso das Flugzeug nur 50 Minuten nach dem Start im Japanischen Meer abstürzte. Alte Menschen, Erwachsene, Jugendliche, Kleinkinder und sogar Babys hat dies das Leben gekostet, ebenso waren auch viele Celebritys an diesem Tag an Board. Egal wie man es dreht und wendet, Seoul und ganz Südkorea hat mit diesen Tag einen großen Verlust gemacht und ich doch irgendwie am meisten.

Ich schultere meinen Rucksack und atme noch einmal tief durch. Ich schaffe das, es sind nur noch 17 Stunden und dann ist der Tag wieder vorbei. Entschlossen öffne ich die Tür, zucke jedoch zusammen als ich Taehyung sehe der verwirrt zu mir guckt. ,,Wo willst du hin?" ,,Zur Schule? So wie du auch?" frage ich genauso verwirrt. ,,Kook ... sicher das du heute gehen willst? Heute ist" ,,Ich weiß was heute ist. Ich bin mir sicher, vielleicht schaffe ich es ja mich dadurch etwas abzulenken, von dem und vielleicht auch von Jimins verschwinden." Er nickt doch schaut mich zugleich verunsichert an. ,,Wirklich Tae... es ist alles gut." sage ich leicht lächelnd und er nickt, wenn auch unsicher.

Wir gehen zur Schule und wortlos betrette ich den Klassenraum welcher schon gefüllt mit meinen Klassenkameraden ist, jedoch nicht mit meinem besten Freund. Verdammt Jimin, wo bist du nur. Ich setze mich hin und packe wortlos meine Sachen eh der Koreanisch Unterricht beginnt und ich wieder einmal Zeit finde in meine Gedanken abzudriften.

Der Schmerz wird nie ganz vergehen und doch ist er nur heute so schlimm. Heute sind es die stillen Tränen die meine Wangen herunterlaufen, heute, nur heute sind es die Emotionen die die Oberhand gewinnen und ans Tageslicht kommen. Verzweifelt wische ich mir die Tränen weg, ich kann nicht. Wieso? Sie sind schon so lange Tod und doch weine ich Fremden hinterher die ich gerade einmal 1/3 meines Lebens kannte.

,,Jungkook ist alles in Ordnung?" reißt mich die Lehrerin plötzlich aus meinen Gedanken und erschrocken gucke ich auf eh ich mir schnell die Tränen wegwische. ,,Ich ... kann ich kurz rausgehen?" frage ich leise und sie nickt. ,,Natürlich geh ruhig." Ich gehe aus dem Raum doch lasse mich nur wenige Meter weiter im Schulflur die Wand runter gleiten. Wieso bin ich heute zur Schule gegangen? Wieso hab ich nicht auf die anderen gehört? Wäre Jimin jetzt da wüsste er was das beste wäre doch er ist es nicht. Er ist nicht da und liegt wahrscheinlich irgendwo verscharrt in einem Grab außerhalb Seouls. Bestimmt ist er ein Opfer Shadows geworden. Sie werden ihn umgebracht haben, niemand entkommt ihn. Selbst Jimin nicht.

Nach einiger Zeit betrette ich mit roten, geschwollenen Augen wieder den Klassenraum und setze mich hin. ,,Geht es Ihnen besser Jungkook?" fragt mich die Lehrerin und ich nicke während mir ein sarkastisches lachen entkommt. Mir geht es nicht gut ... 

,,Ich werde bestimmt krank, nichts weiter." ,,Nächstes mal bleibst du lieber gleich zu Hause wenn es dir nicht gut geht." Ich nicke und sie widmet sich wieder den Unterricht. 

Am Nachmittag stehe ich vor meinem Spiegel und betrachte mich. Schwarz ist zu meiner Farbe geworden und hatte eigentlich nie eine tiefsinnige Begründung für mich doch heute ist sie wirklich die Farbe der Trauer. Traurig muss ich lächeln, ich habe noch nicht einmal Blumen für sie besorgt. Ich schaue zu der linken oberen Ecke und muss lächeln. Das Bild welches dort hängt und zugegeben schon sehr gelitten hat, zeigt mich, meine Mama, meinen Papa und meinen kleinen Bruder. Aufgenommen wurde es 4 Tage bevor wir uns für immer trennten.  

Genau 12 seit ihr jetzt Tod

Ich gehe rüber zu den Kims und klopfe, in der Hoffnung das Jisoo oder Jennie da sind, Tae hat zwar einen Führerschein, darf jedoch leider erst ab Dezember alleine fahren. ,,Hey Kooks was gibt's?" ertönt es von Tae welcher mir die Tür auf macht und traurig lächel ich. 

,,Kannst du mal Jisoo holen?" ,,Klar warte." Er verschwindet und wenige Sekunden später kommt Jisoo die mich traurig, aber dennoch aufmunternd anguckt. ,,Was gibt's?" ,,Kannst du mich zum Friedhof fahren?" ,,Klar." Sie zieht sich schnell an und wenig später sitzen wir in ihrem Auto und fahren zum Friedhof. ,,Soll ich mitkommen oder schaffst du es alleine?" ,,Ich schaffe es alleine. Ich bin stark, ich kann das." sage ich und schaue zu ihr. Ich sehe es ihr an das sie mir nicht wirklich glaubt doch schlussendlich seufzt sie und nickt.

An der offiziellen Gedenkfeier, welche um 15 Uhr war, wollte ich nicht teilnehmen. Doch es sind trotz alledem noch recht viele Leute dort, einige in Gruppen und andere, ebenso wie ich alleine. Sie alle trauern um wichtige Personen die ihnen genommen worden sind. Auch wenn es schon 12 Jahre her ist so ist dieses Unglück dennoch nicht vergessen, die Trauer vergeht nie, man lernt damit umzugehen doch den Verlust eines geliebten Menschen kann man nie wirklich akzeptieren. Manche schauen zu mir und nicken mir traurig zu. Ich nicke ebenfalls, es ist wie eine kleine aber stille Begrüßung, gleichzeitig bedeutet sie aber auch das wir wissen das wir nicht alleine in diesem Moment sind. 

Ich bahne mich zwischen den Menschen und kniee mich vor das Massengrab hin. Wenige Stunden nachdem das Flugzeug vom Radar verschwand und man feststellte das es abgestürzt ist, sendete man einen Suchtrupp los der nur noch Wrack- und Leichenteile bergen konnte. Alles ist zerschellt, ebenso die Körper der Passagiere und Crewmitglieder, wahrscheinlich ist dies auch der Grund wieso man die menschlichen Überbleibsel alle zusammen beerdigte. Ein riesiger Gedenkstein prangt in der Mitte der von Blumen bewachsenen Fläche und traurig muss ich lächeln. 

Aus den Gedenkstein steht in goldenen Buchstaben: Erinnerungen sind kleine Sterne, die tröstend in das Dunkel unserer Trauer leuchten. In Erinnerungen an die Opfer des 9092 Unglücks. ~ 1.Oktober.2007

Traurig lächle ich, zumindest sind sie alle drei hier und ich somit nicht alleine. ,,Hey Mama, Papa und Lukey. Ich kann es nicht glauben das ich das erste mal alleine hier bin, es ist so komisch doch wie Oma immer sagte, nur weil du Angst hast muss es nicht gleich bedeuten das du es nicht tun solltest. Meine Pflegefamilie hat mich auch gefragt ob sie heute her kommen sollen um mir beizustehen doch ich habe abgelehnt, sie sollen diesen Weg nicht auf sich nehmen wenn sie doch selbst so beschäftigte Leute sind. Sie sind so fürsorglich und Sorgen sich immer noch um mich und das obwohl ich schon seit einem Jahr nicht mehr von ihnen bevormundet werde, sie sind echt eine spitzen Familie. Bitte seid jetzt nicht böse auf mich ... i-ihr seid die besten Eltern die ich mir je hätte Wünschen können, nur eben habe ich eure Liebe durch 2 andere Personen bekommen. Aber ihr seid natürlich immer noch die Nummer 1 in meinem Herzen. Eigentlich dachte ich das Jimin mich wie letztes Jahr auch begleitet doch irgendwie ist er nicht da und antwortet auch nicht auf meine Nachrichten, ich hab so Angst das er von Shadow entführt worden ist und jetzt meine Hilfe braucht, wenn er denn ü-überhaupt noch lebt. Wenn ihr ihn von oben irgendwo seht, dann bitte passt auf ihn auf und spendet ihn Kraft." 

Mittlerweile ist es dunkel und nur noch ich sitze vor dem Grab und rede mit meinen Eltern die mir zwar zuhören, jedoch nicht antworten können. Unzählige Tränen fließen meine Wangen hinunter und doch tut es gut mit ihnen zu sprechen. Es ist Heilung und Schmerz zugleich. Es lässt mich fallen und spendet mir zugleich neue Kraft. Kraft genug um den Heimweg anzutreten ... 

~°•♡•°~

Eine Person vollkommen in schwarz gehüllt nähert sich dem Jungen Schritt für Schritt. Jungkook bemerkt es nicht, zu sehr ist er damit beschäftigt seiner Familie alles zu erzählen was ihn in den letzten Monaten, in denen er sie nicht besuchte, beschäftigt hat. Er merkt nicht die Gefahr die von dem jungen Mann ausgeht und erst recht bemerkt er nicht das diese Person, unter seiner Jacke versteckt, eine Waffe hat. 

,,Was macht ein kleiner Junge an einen Ort um diese gefährlich Uhrzeit?" ertönt die Stimme hinter Jungkook welcher sich daraufhin müde aufrichtet. ,,Das ist ein Friedhof, ich trauere hier um meine Familie. Ist das verboten?" fragt der jüngere und der grauhaarige beginnt zu grinsen, wenn dieser Junge nur wüsste vor wem er gerade steht. Doch Jungkook muss sich nicht fürchten, er wird dem kleinen nichts tun, er hat keinen Grund dafür und ohne Grund mordet er nicht. ,,Bedenkt man die Polizeisperre solltest du dich schleunigst auf den Weg nach Hause machen. Leg deine Trauer für heute nieder, sie würden nicht wollen das du dein Leben wegwirfst." ,,Vermutlich. Einen schönen Abend Ihnen noch." sagt Jungkook eh er tatsächlich den Rat des Fremden befolgt und den Heimweg antritt. 

Eine weile ist es ruhig um die Person bis 10 Minuten später sein Partner neben ihn auftaucht. ,,Wieder ist ein Jahr vergangen in denen wir ihre Mörder nicht geschnappt haben." ertönt es und der grauhaarige seufzt traurig auf. ,,Wir werden es und sie werden ihre gerechte Strafe bekommen." Der schwarzhaarige nickt, in seinen Augen erkennt man Trauer, zugleich aber auch Wut und eine Mordlust welche von Tag zu Tag wächst. Eine weile stehen beide Männer vor dem Grab und hängen ihren Gedanken nach bis Hope das Wort ergreift und sagt: ,,Komm Agust. Wir sollten gehen immerhin haben wir noch ein Date mit der Polizei." sagt der jüngere grinsend und Agust.D beginnt zu grinsen. Und wie sie das haben... 

Sie gaben den Polizisten falsche Informationen um einen Club hochzunehmen indem Sklaven und Drogen Verkäufe stattfinden. Es war viel mehr eine Drohung an den Besitzer welche Shadow wahr machte, gleichzeitig eine gute Tat doch erfüllt sie noch einen anderen Zweck, unzwar Ablenkung. 

Mit einem gezielten Schnitt durchtrennt Hope die Kehle des Nacheiferers, während Suga das Handy des Toten hervornimmt und die Nummer des berühmten Komissaren Stöppel wählt. Ein paar mal tutet es eh die Stimme des alten Mannes ertönt. ,,Stöppel?" ,,Guten Tag Herr Stöppel, sie sind zu spät das nächste Opfer ist bereits gefallen." lacht der Maskierte eh er am anderen Ende der Leitung des Toben des Oberkomissaren hört. ,,AGUST.D, ICH KRIEGE DICH UND DEINE BANDE NOCH, wo seid du und Hope?" ,,Orten sie doch das Handy." sagt Suga gelangweilt eh er auflegt und im nächsten Moment mit Hope durch die leeren Straßen rennt.  

Doch der friedliche Abend sollte kein friedlicher bleiben, zumindest für Jungkook nicht. In seinen Gedanken hängend durchquert er belanglos die Straßen. Er will noch nicht nach Hause. Wünscht sich das dieser lange Tag endlich endet. Und doch geht mit einem mal alles ganz schnell. Von allen Seiten kommen Polizeistreifen angefahren, erschrocken dreht er sich und erblickt wenige Meter von sich 2 maskierte Personen mit Pistolen und anderen Waffen. Vor Schock weiten sich seine Augen doch bevor er reagieren kann wird er auch schon um die Ecke gezogen. 

,,Das war sehr dumm von dir hier aufzutauchen Junge." zischt eine Stimme und erschrocken schaut er hoch zu dem Mann der ihm vermutlich vor schlimmeren bewahrt hat. Immer mehr Polizeistreifen kommen an und im nächsten Moment ertönt ein lauter Knall der die Erde unter seinen Füßen zum erzittern bringt. ,,Namjoon bring ihn ins Auto, noch schießt keiner, ich decke euch." schreit die Frau welche neben dem Mann ist und eh sich der 18 Jährige versieht wird er zu einem schwarzen Range Rover gezerrt und auf die Rückbank geschuppst. 

Angst überkommt ihn, erst recht als die ihm unbekannten Personen ebenfalls ins Auto stürmen und wegfahren. ,,Hey, wow was soll das. Lasst mich sofort raus." sagt er doch die Frau dreht sich nur zu ihm und sagt: ,,Wenn wir dich gehen lassen bedeutet das deinen Sicheren Tod, solltest du kein Anhänger Shadows sein. Also überleg dir schon mal eine gute Ausrede wieso du hier warst!" 

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2/6

Und? 

Was sagt ihr bis jetzt zu der Geschichte?