Kapitel 2
,,Wow, du siehst aus wie ein neuer Mensch!", grinste Iwan, als wir den Friseursalon verließen. ,,Oder wie ein früherer Mensch...", meinte Lucy leise und ich hörte die Trauer in ihrer Stimme. Ich selbst dachte nur zu ungern an diese Zeit zurück.
Es war grausam gewesen!
Grausam war nicht einmal ein Ausdruck! Mit meinen gerade mal 16 Jahren, waren mir die Morde so unrealistisch vorgekommen. Als wäre ich in einem Albtraum gefangen und könnte nicht mehr erwachen.
Es war eher ein Abenteuer für mich gewesen. Den Mörder finden, die Welt retten, seine Freunde beschützen und ein Held sein... In unserem Alter war unsere Wahrnehmung ganz anders als heute! Wenn ich nun daran dachte, fragte ich mich, wie ich es damals überhaupt geschafft hatte eine Nacht länger in diesem Internat zu verbringen.
Kalt, gruselig und dunkel sah es in meiner Erinnerung aus. Wieso war ich damals nicht davor weg gelaufen? Einfach verschwunden mit meinen Freunden? Aber, hätte er es zugelassen? Heute kam mir alles, was ich erlebt hatte, noch schrecklicher vor, als es sich damals überhaupt angefühlt hatte.
Im Gefängins zu sitzen war das Schlimmste, was mir hätte passieren können. Ich dachte, die Zeit im Knast würde ich verdienen, weil ich meinen besten Freund ermordet hatte. Ich war auch immer noch der Meinung, dass ich noch mehr als das verdient hatte, dennoch, hätte ich damals gewusst was mich im Gefängnis erwarten würde, wäre ich nicht so ruhig geblieben.
Ich wollte alleine sein. Mich in meinen Gedanken vergraben. Mir Vorwürfe machen, ohne das jemand versuchte mir einzureden, dass es nicht meine Schuld sei, denn das war es!
Selbstmitleid?
Vielleicht!
Aber das war mir eigentlich egal...
Hauptsache ich konnte darin versinken und nicht mehr auftauchen.
Aber es kam anders, als ich es mie gewünscht hatte. Zeit für Selbstmitleid blieb mir nicht. Wo ich auch entdeckt wurde ging der Ärger los. Jung, ängstlich und zerbrechlich wie ich war, war ich das perfekte Opfer.
Sie schlugen mich, aus reiner Langeweile, zwangen mich dazu Schmuggelware zu überbringen. Quälten und prügelten mich, als wäre ich schuld an ihrem Unglück. Und ich wehrte mich nicht. Ich meinte ich hätte es verdient! Und dann entwickelte ich einen Panzer der mein Herz hart werden ließ. Er schirmte alle meine Gefühle ab, damit auch ja keines sichtbar wurde.
Gefühle zu unterdrücken ist, als würde man Luftballons versuchen unter Wasser zu halten. Beim Ersten funktioniert es ganz gut. Bei zwei wird es schwieriger und bei zu vielen, kommen sie plötzlich alle zusammen wieder an die Oberfläche. Wenn alle Gefühle gleichzeitig ausbrechen, konnte es gefährlich werden! Es kam zu Wutausbrüchen, Panikattacken und Selbstverletzung. Aber manchmal hörte man mich auch einfach nur weinen und dann war es Bryan, der den ich getötet hatte, der mich aufmunterte.
Iwan und Lucy spielte ich was vor. Sie wussten nicht wie es mir wirklich ging und ich wollte es ihnen auch nicht sagen. Ich war nicht bereit dazu! Iwan klopfte mir plötzlich freundschaftlich auf die Schulter. ,,Hey Kumpel! Ist alles in Ordnung?"
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