✖️9 - The lion comes out✖️
[🎶parents - YUNGBLUD🎶]
Montag, 22. März
18:42 Uhr
Pov. Kenma Kozume
,,Hm? wer kommt denn um diese Uhrzeit noch vorbei?", fragte mein Vater lautstark, als es geklopft hatte. Vermutlich, sollte die Frage an mich gerichtet sein, weshalb ich antwortete: ,,Kuroo!"
Ich hörte Stimmen, die eine war die meines Vaters und die andere... sie war nicht Kuroos.
,,Was zur Hölle machst du denn hier?", fragte mein Vater schockiert. Ich begann misstrauisch zu werden. War gerade ernsthaft Klischeesutuation Nummer eins aufgetreten?
War das meine Mutter, die hier war?
Ich verließ auf leisen Sohlen mein Zimmer und sah in den Flur. Tatsache, dort war meine ,Mutter'. Aber sie war nicht alleine, denn nun kam Tetsurou hinter ihr vor und lief zögerlich an ihr vorbei.
,,Wie sieht's mit Kenma aus?", kam die Frau direkt auf den Punkt und sah zu mir rüber.
Hat sie ernsthaft nicht den Mut, mich direkt anzusprechen?
,,Der kann das allein beantworten", mischte mein Freund sich ein und sah meine Mutter mit einem festen Blick an.
,,Gut, dann rede. Ich werde zuhören, wenn du es denn überhaupt schaffst", keifte sie mich schon fast abschätzig an, wenn auch nicht gewollt.
Sie vertraut mir nicht... glaubt nicht, dass ich es aus eigener Kraft schaffen werde... Glaubt nicht, dass Kuroo mein erster und einziger Freund ist... glaubt nicht, dass ich es durch ihn geschafft habe, selbstbewusster zu werden!
,,Mir geht es ziemlich gut, aber ich glaube nicht, dass es bei dir auch der Fall ist, allerliebste Mutter", erwiderte ich mit einem besserwisserischen Unterton und sah sie leicht provokant an.
Wenn diese Frau dachte, sie könnte mir nochmal irgendetwas gegen meinen Willen auftischen, hatte sie sich gewaltig geschnitten. Ich war nun selbstbewusster, wenn auch nicht immer, aber ich war es.
Sie musterte mich überrascht und kommentierte: ,,Oho, nicht schlecht!" Sie schenkte mir ein Lächeln, was mindestens genauso falsch war, wie die Frau, die sie vorgab zu sein.
Ich schnaufte abschätzig, nahm Tetsurous Hand und zog ihn mit in mein Zimmer.
Ich wollte nicht mit der Frau reden, die sich ,meine Mutter' schimpfte, wollte meine Zeit nicht weiterhin mit Leuten verschwänden, für die ich mich nicht interessierte und die sich auch nicht für mich interessierten. Sie war doch nur darauf aus, meinem Vater zu unterstellen, er hätte es nicht geschafft mich vernünftig zu erziehen, während sie nicht mal dabei war.
Ich setzte mich gemeinsam mit Kuroo auf meine Sitzsäcke vor meiner Konsole und atmete lautstark aus.
,,Wow", kam es dann erstaunt von dem Älteren. Ich sah zu ihm rüber und bemerkte, wie er mich stolz anlächelte.
Ich erwiderte daraufhin gar nichts, ich wusste einfach nicht, was.
,,Also... Der kleine Löwe hat das erste Mal gebrüllt." Er war immer noch stolz auf mich. Vielleicht war er gerade innerlich damit am Prahlen, dass er mir das beigebracht hatte, was ich ihm auch keineswegs übel nahm. Ich mein, ich selbst war auch stolz auf mich, wenn auch nur ein wenig.
,,Danke", sagte ich leise mit einem winzigen Lächeln und dem Blick auf die Decke gerichtet.
,,Für was?", fragte mein Freund etwa verwirrt.
,,Dafür, dass du mir das mehr oder weniger beigebracht hast..." Ich gab zu, etwas peinlich war es mir schon, das zu sagen, aber es musste raus. Irgendwann hätte ich ihm sowieso meine Dankbarkeit gezeigt.
Ich hörte, wie er vom Sitzsack aufstand, was meine Aufmerksamkeit nun komplett auf ihn zog.
Er stand vor mir, kniete sich zu mir runter und sah mich selbstbewusst an. Aber es war nicht nur Selbstbewusstsein in seinem Blick, da war noch was anderes - etwas, was ich nicht zuordnen konnte.
Er nahm mich in den Arm. Sein Griff war fest, er schien mich fast damit zu erdrücken, aber ich sagte nichts, wollte den Moment einfach nicht unterbrechen.
Zögernd, schon fast ängstlich, legte ich meine Arme um ihn und zog seinen Duft ein und wünschen indirekt, es nicht getan zu haben, da es ihm auffiel. Zumindest glaubte ich das, denn er lachte kurz auf.
,,Für meinen kleinen Puddingkopf mach' ich das doch gerne", meinte der Schwarzhaarige mit einem leicht belustigten Unterton.
,,Du hast den Moment zerstört", erwiderte ich bloß mit gespielt genervtem Tonfall.
,,Ach halt die Klappe, sonst hättest du's gemacht."
Wo er recht hat, hat er recht.
Ja, hätte ich. Und das wahrscheinlich noch schlimmer, als Kuroo.
Ich schloss meine Augen und wollte in dem Moment einfach nichts mehr sagen.
Taten sprechen Bände...
,,Das ist wahr", gab Tetsurou mir recht. Hatte ich doch tatsächlich laut gesprochen?
,,Es gibt irgendwie voll viele Leute, die sagen, dass Taten gar nichts über einen aussagen, obwohl das eigentlich vieles über einen aussagt. Ich meine, wenn jemand einen anderen zum Beispiel ärgert und ich dann hingehen und mitmachen würde, sagt das über mich aus, dass ich ein verdammt großer Schisser bin. Aber wenn ich der... Sagen wir ,Hauptmobber' bin, dann hab ich einfach nur krasse Probleme mit mir selbst."
Während er das sagte, löste er sich aus der Umarmung und stand nun wieder vor mir.
,,Und was sieht man da? Genau, dass Menschen gar nicht so klug sind, wie sie denken...", seufzte ich und stand ebenfalls auf, was Kuroo nutzte, um sich auf meinen Sitzsack zu setzten und mich so auf seinen Schoß zu ziehen, dass ich ihm in die Augen sehen konnte. Mittlerweile schien ich mich daran schon etwas gewöhnt zu haben, aber es änderte trotzdem nichts an meiner Nervosität.
,,Ich würde nicht direkt sagen, dass wir dumm sind", sprach der Ältere dann seine Ansicht aus. ,,Immerhin können wir unsere Gefühle besser ausdrücken als Tiere, die meisten von uns können lesen, und wir können schreiben. Außerdem haben wir im Gegensatz zu manch einem Tier mehr Persönlichkeiten, wenn du verstehst. Wir sind alle irgendwie so gleich und trotzdem so unterschiedlich, dass es die größte Verwirrung in mir verursacht, dass ich Kopfschmerzen bekomme, sobald ich genauer drüber nachdenke."
,,Wow, große Poesie, sind wir hier auf Tumblr?", erwiderte ich ironisch und lachte leicht auf. ,,Aber jetzt mal im Ernst. Bei den ganzen Punkten stimme ich dir zwar komplett zu, aber ich verstehe nicht, dass wenn wir doch so klug sind, wir so dermaßen viele Tiere umbringen, obwohl wir es gar nicht nötig haben. Oder, dass wir sie verletzen, wobei das aber nicht einfach ,nur' Tiere sind, sondern auch Menschen untereinander und das regt mich auf. Es regt mir so auf, dass wir eigentlich so einfache Dinge nicht hinkriegen."
Ich lehnte meinen Kopf an Kuroos Schulter.
,,Mhm", brummte er und strich durch meine Haare. Mehr sagte er nicht, wahrscheinlich, weil es nicht mehr dazu zu sagen gab.
Um ehrlich zu sein wollte ich nicht, dass der Moment hier jemals endete, aber genau solche Momente wurden immer von irgendwem gestört, in diesem Fall war es meine Mutter, die ohne anzuklopfen in mein Zimmer geplatzt war.
Sie sagte aber nichts. Ich wusste auch nicht, wie sie uns momentan ansah, da ich sie noch nicht mal anguckte.
Ich wollte sie nicht sehen.
,,Ist das...", fing sie verdutzt an, verstummte dann aber. Warum sie das tat, wusste ich nicht.
Vielleicht hatte Tetsurou ihr irgendein Zeichen gegeben, dass sie nicht weiterreden solle.
,,Nein, sind wir nicht", antwortete ich dennoch auf ihre unausgesprochene Frage.
,,Ah, okay." Und genauso plötzlich wie sie gekommen war, zischte sie wieder ab.
Als ob das jetzt das einzige war, was sie fragen wollte...
,,Deine Mom ist komisch", stellte der Junge mit den dunklen Augen dann stumpf fest.
,,Ich weiß", gab ich ebenso stumpf zurück und seufzte.
Ich hörte, wie sie aufgebracht irgendwas mit meinem Vater beredete, bevor sie aus der Wohnung verschwand.
Na endlich...
Auch, wenn sie nicht so viel mit mir geredet hat, fiel mir jetzt erst auf, wie genervt ich durch ihre Anwesenheit eigentlich war.
Es klopfte an der Tür, mein Vater stand mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vor der Tür. Wer auch sonst?
,,Hm?"
Langsam öffnete mein Vater die Tür und sah uns zuerst, einfach nur an, während ich nun meine Aufmerksamkeit auf ihn richtete.
Er lachte auf, was mich für einen kurzen Moment stutzig machte, bis er meinte: ,,Also, ich verstehe ja, aber..." - er lachte wieder - ,,Das ist doch..." Wieder lachte er.
Ich war nun komplett verwirrt, was meinen Vater wohl auch auffiel, denn er erklärte nun: ,,Deine Mutter meinte vorhin nur, dass ihr beiden zusammen währt, aber es ihr wohl irgendwie verheimlichen wollt."
Beschämt vergrub ich mein Gesicht in Kuroos Schulter. Kuroo lachte nur auf und antwortete dann: ,,Also... oh verstehe den Gedanken ja irgendwo, aber heilige..."
,,Das ist einfach nur dumm...", gab ich dann auch meinen Teil dazu.
,,Ja, mit was Besserem hätte man das nicht beschreiben können", erwiderte der Älteste. ,,Aber selbst wenn, ist doch egal."
Ich mochte seinen Gedankengang.
Es war ja auch echt egal wen man liebte, solange diese Person kein kompletter Vollidiot war.
,,Ich würde ja jetzt was total kitschiges sagen, aber ich weiß nicht, ob das dann doch ein wenig zu viel des Guten ist", meinte Tetsurou dann etwas lachend.
,,Hau raus", meinte ich daraufhin nur. ,,Kitsch ist okay, solange es nicht zu oft vorkommt."
Okay", fing er dann an. ,,Liebe kennt kein Geschlecht oder Alter."
,,Das war echt kitschig, das ist bestimmt so ein Spruch, den mal alle zwei Sekunden auf Tumblr oder Twitter sieht", antwortete ich belustigt.
,,Ja, in Beidem ist ja auch ein ,T', das steht für..." Kuroo suchte nach einem passenden Begriff, bis mein Vater ergänzte: ,,Turteltäubchen..." zugegebenermaßen war das nicht so schlecht, aber ich hatte noch etwas auf Lager, was das Ganze noch besser beschrieb.
,,Teenie-Filme oder Teenie-Stories..."
,,Woah...", kam es sowohl von meinem Vater, als auch Tetsurou.
,,Nicht schlecht", sagte Kuroo dann und ein zustimmendes Nicken meines Vaters unterstützte diese Aussage nur noch.
,,Gut, aber was ich eigentlich fragen wollte war, ob du hier noch übernachten willst, Kuroo?", fragte der Älteste dann und lehnte sich am Türrahmens an.
,,Also... wenn das für Kenma okay...-" - ich unterbrach ihn - ,,Jap!"
,,Okay, willst du dann noch deine Sachen aus deiner Wohnung holen? Kenma und ich machen dann währenddessen das Bett fertig", verkündete mein Vater dann und ich stand von Tetsurous Schoß auf.
,,Okay, bin gleich wieder da", sagte dieser dann und ebenfalls auf, nur um dann aus der Wohnung in seine zu verschwinden.
Mein Bett hatte noch quasi ein ,rausziehbares, unteres Bett', welches wir für Kuroo bezogen. Währenddessen fragte mein Vater mich auf einmal: ,,Du magst ihn sehr, oder?"
Ich wusste nicht genau, was ich daraufhin antworten sollte.
Klar mochte ich ihn, aber war das nicht offensichtlich?
,,Klar", gab ich als Antwort - wenn auch etwas verwirrt - zurück.
Mein Vater lächelte. ,,Das ist schön. Kuroo ist auch ein sehr lieber Kerl. Lass ihn nicht gehen, ja? Er tut dir gut, das spür' ich."
In dem Moment kam Tetsurou in das Zimmer. Er hatte die Haustür wahrscheinlich nicht geschlossen und hatte nun einen Rucksack auf dem Rücken. Hatte er vor, die ganze Woche zu bleiben? Ich hatte damit jedenfalls keine Probleme.
,,Ich bleibe - natürlich nur, wenn das okay ist - die ganze Woche, sonst sterbe ich da unten noch vor Einsamkeit", begründete er dann seinen vollen Rucksack, als er unsere verwirrten Blicke sah.
,,Okay, Ich denke, wir haben damit kein Problem, oder?", meinte mein Vater dann und sah mich fragend an.
Ich schüttelte meinen Kopf und erwiderte kurz: ,,Nö."
,,Supi!", gab der Schwarzhaarige dann schon beinahe jubelnd zurück und setzte sich gemeinsam mit mir wieder auf die Sitzsäcke, während mein Vater nur belustigt das Zimmer verließ und ein ,Viel Spaß euch noch' murmelte.
Kuroo nahm seinen Rucksack ab und legte ihn neben den Sitzsack.
,,Sag mal, Du hast ja sonst eigentlich keinen Besuch, oder?", fragte er.
,,Ne, wieso?", stellte ich die Gegenfrage.
,,Okay, dann fragte ich mich jetzt zurecht, warum zur Hölle du hier zwei Sitzsäcke hast."
,,Ach so, die sind hier, weil es mal so'ne Phase gab, in der mein Dad und ich hier zusammen gezockt haben, aber irgendwann war ihm der Boden zu unbequem und wir haben noch einen Sitzsack geholt", erklärte ich und sah dabei nachdenklich an die Decke. Dann lachte ich auf.
,,Irgendwie schon lustig, wie lange das jetzt schon her ist..."
Um genauer zu sein, waren es um die fünf Jahre.
,,Wie schnell die Zeit einfach vergeht", stellte mein Freund fest.
,,Ja, das ist so krass..."
,,Auch krass, wie wir uns jetzt schon seit drei Tagen kennen, aber so miteinander reden, als wären es drei Jahre..."
Ja, es war erstaunlich, sehr sogar. Aber es war gut so.
,,Also, ich mag's so", teilte ich ihm dann meine Meinung mit.
,,Ich auch", erwiderte er lächelnd.
,,Wo ist eigentlich das Bad?, fragte er dann.
,,Direkt hier gegenüber", erwiderte ich knapp, woraufhin Tetsurou seinen Rucksack nahm und ins Bad schlurfte.
Wie viel Uhr ist es eigentlich?
Ich sah auf mein Handy.
19:47 Uhr.
War gar nicht spät, ich hätte auf etwas späteres getippt.
Dann erschien eine Nachricht auf dem Display.
Ich öffnete sie verwundert. Wer sollte mir auch bitte schreiben?
Die Frage klärte sich von selbst, als ich die Nachricht las.
19:47 Uhr ~Mioko Tamuri
Hey, Kozume!
Wollte nur kurz fragen,
ob du verstanden hast,
was Herr Ugetsu uns da
letztens in Erdkunde
erzählt hat, hab da nicht
richtig zugehört... ><
Was hatte der uns da nochmal erklärt? Irgendwas mit der Neigung der Erde, glaube ich...
19:48 Uhr ~Kenma Kozume
Hey. Glaube, der hat
irgendwas mit Neigung der
Erde, oder?
Ich hoffte einfach mal, dass das richtig war und steckte mein Handy wieder weg, als Kuroo wieder mein Zimmer betrat.
Er war nur in Boxershorts und einem dünnen, weißen T-Shirt bekleidet, wahrscheinlich hatte er sich auch die Zähne geputzt.
,,Sorry, aber musste aus den unbequemen Klamotten raus", entschuldigte er sich und kratzte sich am Hinterkopf, ehe er sich auf das Bett setzte, welches mein Vater und ich zuvor bezogen hatten.
,,Alles cool", erwiderte ich. Ich konnte das immerhin sehr gut verstehen.
Dann ging ich ebenfalls ins Bad, zog mich um und putzte mir die Zähne. Mein Blick wanderte zum Spiegel.
Ohne ihn hätte ich Kuroo vermutlich nie kennengelernt. Und wenn doch, dann wäre es wahrscheinlich eine sehr klischeehafte Situation gewesen, die an Klischees nicht zu überbieten gewesen wäre.
Ich fing unwillkürlich an zu lächeln.
Ich wusste nun endlich, wie sich Freundschaft anfühlte und war sehr froh darüber.
Ich wusste nicht, ob folgendes eine gute Idee war, aber als ich mit allem fertig war und wieder zurück in meinem Zimmer war, setzte ich mir direkt auf Kuroos Schoß und begrüßte ihn beschämt: ,,Na, wie geht's meinem besten Freund...?"
Denn er war für mich mein bester Freund, er war ja auch mein einziger.
Mein Gegenüber fing an zu lächeln und erwiderte: ,,Na, mein aller liebster, bester Freund?"
Danach schnippte er gegen meine Stirn, was mich zum schmollen brachte.
Er küsste daraufhin bloß meine Stirn und sah mich unschuldig an.
Irgendwie gefiel es mir, aber ich konnte nicht sagen, warum.
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