✖️3 - You're thinking too much✖️
[🎶Stitches - Shawn Mendes🎶]
Freitag, 19. März
19:58 Uhr
Pov. Kenma Kozume
Kuroo ließ sich nach hinten fallen und streckte seine Arme von sich, während er seine Augen schloss.
,,Kenma?", fragte er und stupste mich mit seinem Fuß an. Ich verstand zwar nicht ganz, wofür das jetzt nötig war, aber dass ich was nicht verstand, war ja nichts Neues.
,,Hm?", antwortete ich und drehte mich so zu ihm, dass ich sein Gesicht sehen konnte, wobei ich mich halb verrenkte, weshalb ich mich einfach zu ihm legte.
Er lächelte leicht und fragte mich: ,,Wie steht's eigentlich mit deinem Leben?"
Um es kurz zu fassen: Mein Leben war langweilig, wie ich fand, aber dennoch erzählte ich Kuroo davon.
,,Ähm... Ich bin bei meinem Vater aufgewachsen, weil meine Mutter uns kurz nach meiner Geburt verlassen hatte, da ich eigentlich ein Unfall war und sie es sich nicht zutraute, ein Kind groß zu ziehen. Mein Vater hat halt daraufhin die Verantwortung für mich übernommen und weil er nun mal - so traurig es auch klingt - kaum Freunde hat und der Rest der Familie sich von uns abgeschottet hat, gab es für uns nur ihn und mich.
Auch später, als ich in die Schule kam, habe ich nie wirklich Kontakt zu den anderen aufgenommen, ich war einfach zu schüchtern. Und jedes Mal, wenn jemand von sich aus auf mich zugekommen ist, habe ich abgeblockt, weil sie mir Angst gemacht haben.
Klingt vielleicht traurig, aber es ist eigentlich gar nicht so schlimm, wenn man nie Erfahrung mit Freunden hatte und da ich ja, wie gesagt, meinen Vater hatte, war das auch nie so wirklich ein Problem für mich.
Und auch wenn mir mein Vater ständig gesagt hat, wie wichtig der Kontakt zu Menschen ist, war es auch für ihn nicht so schlimm, auch wenn das extrem dem widerspricht, was er mir immer gesagt hat. Ich glaube, er hat nach 'ner Zeit aufgegeben, ich hab ja nie den Kontakt zu anderen gesucht. Viel mehr habe ich sie versucht... wahrzunehmen und habe somit meine Sinne geschärft... und ja... das lief auch bis heute so... bis ich dich halt kennengelernt habe...", erklärte ich und sah erwartungsvoll zu dem Schwarzhaarigen rüber.
Dieser nickte bloß konzentriert und schien einen Punkt an der Decke zu fokussieren.
Mehr hatte er dazu nicht zu sagen?
Gut, war ja auch ein nicht mal so spannendes Leben.
,,Willst du dann auch was über dich erzählen...?", fragte ich vorsichtig mit einem interessierten Blick in den Augen. Mit einem Nicken bestätigte er und begann zu erzählen: ,,Also, ich bin mit meinen beiden Eltern aufgewachsen - es ist auch nie groß irgendein Streit entstanden und gewollt war ich auch... also, das ist jetzt bisschen falsch ausgerückt, aber um's nochmal verständlicher auszudrücken: Ich war kein Unfall - okay gut, das klingt auch beschissen, aber du weißt denke ich, was ich meine. Ich hatte auch immer irgendwelche Leute um mich, weil ich es noch nie ab konnte, allein zu sein. Mein Leben ist also grob gesagt das komplette Gegenteil von deinem. Was ich eventuell auch noch sagen könnte, is' halt, dass ich seit der Mittelschule Volleyball spiele..."
Sein Leben schien für mich in diesem Moment zu perfekt zu sein... warum musste ich auch so introvertiert sein? Konnte ich denn wirklich so wenig? Hatte ich wirklich nie was besseres zutun gehabt, als an meinem Handy, oder an meinem Gameboy zu sein, und mir endlich mal Freunde zu suchen?
,,Kenma? Hey!" Kuroo stieß mir mit seinem Ellenbogen in den Arm und sah mich leicht besorgt an. Ich war Mal wieder zu tief in Gedanken...
,,Hm?" Ich sah ihn abwartend an und hoffte, dass jetzt nicht sein ein super hirnloser Satz wie ,,Du denkst zu viel" kam.
,,Willst du nicht mal mit zum Training?", fragte der Ältere und schenkte mir dabei ein warmes Lächeln, welches mich direkt ansteckte. Ich würde gerne sagen, dass ich bejaht habe, aber das hatte ich nicht. Ich hatte einfach zuviel Angst vor der Reaktion des restlichen Teams. Zu oft hatte ich schon mitbekommen, wie andere über mich redeten. Eigentlich sollte mich das nicht interessieren, aber das tat es eben. Ich war so ein Mensch, der sich schon seit dem er denken kann, zu viele Gedanken darüber machte, was adere von ihm hielten und wollte es deshalb nie riskieren, aufzufallen. Warum waren sie auch so? Dachten sie echt, sie dürften das, nur weil sie sich durch einschleimen und so einem Mist beliebt machten? Ich wollte diese Logik von Meschen nicht verstehen.
,,Du denkst zu viel", kam es dann von dem großen Jungen neben mir.
Hat er das gerade ernsthaft gesagt? Wow.
,,Wie soll ich weniger denken, wenn ich es nicht aussprechen darf?", fragte ich, wobei ich mir selten so poetisch vorkam.
,,Wer verbietet es dir? Laut dem, was du mir gesagt hast, kann es ja niemand aus deinem Freundeskreis sein. Ist es dein Vater oder was?" Es klang so, als würde er überhaupt kein Verständnis dafür haben, und das, obwohl eigentlich klar sein müsste, dass ich viel zu viel Angst vor dem habe, was andere davon denken würden.
Nach einiger Zeit, die verstrichen war, in der wir schweigend einfach nur da lagen und ich irgendwie versucht habe, einen fehlerfreien Satz zu formen, ergriff Kuroo das Wort.
,,Du stehst dir selbst im Weg, Kenma. Dein größter Feind ist nicht irgendein dahergelaufener Hitzkopf, sondern du selbst."
Was? Ich stand mir selbst im Weg? Ich sollte mein eigener Feind sein? Er musste lügen, denn ich war bisher der einzige Freund, den ich hatte - mein bester Freund. Ich hatte mir doch immer gesagt, was richtig und was falsch war, ich verbot mir selbst... Dinge, an denen eigentlich nichts verwerflich war... Hatte er vielleicht doch recht?
,,Und schon wieder! Kenma, rede doch einfach mit mir!", meinte er und griff ohne Vorwarnung nach meiner Hand. Ich zuckte kurz zusammen. Ich war solche Berührungen nicht gewohnt, und vor allem nicht von Fremden.
,,Du, als der wahrscheinlich beliebteste Schüler deiner Klasse, der sich erlauben kann, was er will, weil er ja immer weiß, was das Richtige ist, sagst mir, als ein Niemand, dass ich mal reden soll?! Ist das dein Ernst, Kuroo?", schrie ich ihn an und verstärkte dabei unterbewusst den Drück unserer Hände. ,,Wir kennen uns vielleicht seit einer Stunde und du redest so mit mir, als wüsstest du genau, wer ich bin! Du bist so unmöglich..."
Kuroo grinste mich schelmisch an. Was sollte das? Ich hielt ihm hier gerade händchenhaltend eine Predigt darüber, dass ich mich nicht traute, meinen Mund..- Oh.
,,Du hast es geschafft.", säuselte der Schwarzhaarige noch immer grinsend und sah auf unsere, miteinander verschränkten Hände. ,,Oh, sorry..", nuschelte er beschämt und machte Anstalten, seiner Hand, meiner zu entziehen, doch ich hielt sie fest. Es war eine Art ,,Danke". Ich traute mich ja nicht, es auszusprechen, also wollte ich es ihm so sagen und lächelte ihn leicht an. Er lächelte zurück und sagte: ,,Kein Ding."
,,Kuroo?", fragte ich nach einiger Zeit.
,,Ja?", antwortete er fragend.
,,Was ist eigentlich mit deinen Eltern, wissen die irgendwas von dem, was hier vorgeht?", fragte ich interessiert und leicht verängstigt, da ich echt keine Lust darauf hatte, dass einer von uns mit ihnen ärger bekommt.
,,Die sind für'n paar Tage nach Harajuku gereist, ich wollte aber nicht mitkommen, weil momentan wieder - bei uns im Jahr zumindest - eine Klausurenphase ist und ich es mir echt nicht leisten kann, dort zu fehlen. Und wie sieht's mit deinem Vater aus, macht der sich keine Sorgen um dich? Ich meine, es ist halb neun", antwortete der Größere, richtete sich mühsam auf und zog mich gleich mit.
Oh Mist, das hab' voll vergessen!
Schockiert sprang ich von dem Bett auf und lief zum Spiegel, doch sah nur mein eigenes Spiegelbild und einen leicht lachenden Kuroo im Hintergrund.
,,Was soll das, das ist nicht lustig! Wie soll ich bitte nach Hause?", meinte ich etwas panisch und sah ebenso panisch in Kuroos Gesicht, nachdem ich mich zu ihm umgedreht hatte.
,,Sag mir deine Adresse und ich fahr' dich... würd' ich jetzt eigentlich sagen, aber ich habe weder Führerschein, noch Auto", antwortete Kuroo daraufhin noch immer leicht lachend, stand auf und stellte sich direkt vor mich, so, dass ich zu ihm hochsehen musste.
,,Wo wohnst du denn?", fragte er dann, woraufhin ich knapp antwortete: ,,Nihachistraße 22, dritter Stock."
Schallendes Gelächter ertönte aus Kuroos Hals und er krümmte sich zusammen. Meine Güte, ich hatte noch nie in meinem Leben so eine merkwürdige und zugleich ansteckende Lache gehört. Und ich weiß nicht genau, wann ich zuletzt gelacht hatte, aber es war verdammt lang her - sollte ich überhaupt jemals gelacht haben - und nach so langer Zeit wieder zu lachen, tat echt gut.
Nach einiger Zeit hatten wir uns wieder eingekriegt und Kuroo sagte mit einem fetten Grinsen im Gesicht: ,,Das ist genau einen Stock unter uns."
,,Was?", hakte ich nach.
,,Jap, und wir haben es geschafft, uns über mehrere Jahre hinweg, nie zu unterhalten, geschweige denn, überhaupt zu sehen. Kenma, wir sind verdammt talentiert."
,,Okay Kuroo, ich wusste ja, dass wir bescheuert sind, aber so bescheuert..."
,,Also das muss man erstmal toppen.."
,,Ja, definitiv", erwiderte ich. ,,Du, ich sollte dann auch mal los. Nicht, dass mein Vater noch die Polizei ruft."
,,Okay, aber ich komm' mit!", antwortete der Ältere in einem Ton, dem man besser nicht widersprechen sollte. ,,Na gut, aber mach dich bereit, mein Vater wird dich wahrscheinlich zuerst sehr komisch anstarren, weil du der erste ,Fremde' bist, der vor unserer Wohnung stehen wird", machte ich ihm klar und ging gemeinsam mit ihm zum Ausgang, seiner Wohnung, die das komplette Gegenteil von unserer war. Sie war sehr aufgeräumt, was ich von der Wohnung von mir und meinem Vater nur im Traum behaupten konnte.
,,Ja ja, ist klar", erwiderte Kuroo. ,,Fühle mich übrigens sehr geehrt, die Tür des Jungen aus dem Spiegel zu sehen." Der Satz brachte mich leicht zum Lächeln. ,,Ach, ist doch keine große Sache."
Als wir vor meiner Wohnungstür standen, klopfte ich zögernd, aber dennoch so feste, dass man das Klopfen drinnen hören konnte, an die Tür, woraufhin mir mein Vater mit einem ängstlichen und zugleich panischen Blick die Tür aufmachte, der aber sofort erleichtert wurde, als er mir ins Gesicht sah.
,,Meine Güte, Kenma!" Er schloss mich in seine Arme.
Wie lange er das schon nicht mehr gemacht hat...
Danach sah er zu dem lächelnden Kuroo hinüber und fragte verwirrt: ,,Und wer sind Sie, wenn ich bitten dürfte?"
Kuroo antwortete darauf noch immer lächelnd: ,,Tetsurou Kuroo - ein Freund von Kenma."
,,Kenma, du hast Freunde? Gut, das klingt fies... -" Ich lachte auf und erntete einen überraschten Blick meines Vaters und einen Stolzen von Kuroo.
,,Du... du hast gelacht...", stellte mein Vater fest, woraufhin ich erwiderte: ,,Ja, hat mir er da beigebracht." dabei deutete ich auf den Schwarzhaarigen. ,,Oh, okay. Danke, Kuroo!", bedankte sich mein Vater und hielt Kuroo die Hand hin, die er kurz darauf lächelnd annahm.
,,Wollen Sie noch mit rein, Kuroo?", fragte mein Vater dann, doch Kuroo verneinte.
,,Tut mir leid, ich muss mich noch um ein paar Dinge aus dem Haushalt kümmern."
Pfft, was ein Lügner, deine Wohnung ist zehnmal so sauber wie unsere.
,,Ach Mensch, wie vorbildlich! Daran sollten wir uns mal ein Vorbild nehmen, nicht?", lachte mein Vater und hielt dem Größeren ein weiteres mal seine Hand hin. ,,Bis bald, Kuroo", verabschiedete er sich und die beiden schüttelten lächelnd die Hände. ,,Jo, tschüss Herr Kozume", antwortete Kuroo und wandte sich dann mir zu.
Er beugte sich zu mir runter und kam mit seinem Gesicht so nah an mein Ohr, dass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spühren konnte, so dass ich eine Gänsehaut bekam und sich meine Nackenhaare aufstellten. ,,Tschüss, kleiner, verwirrter Junge aus dem Spiegel. Wir sehen uns", flüsterte er und nahm mich kurz in den Arm. Mein Vater kommentierte dies nur mit einem zuerst verwirrten und dann belustigten Blick und meinte: ,,Komm rein, wenn ihr fertig seit, Kenma."
Als er drin war fragte ich Kuroo nur: ,,Und was soll das jetzt?" da er mich scheinbar echt nicht loslassen wollte und erwiderte, wenn auch nur zögernd, die Umarmung.
,,Lass mich, ich mag dich eben!", meinte er und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Ich wurde derweil einfach nur rot.
Kuroo löste sich aus der Umarmung und sah mir in mein Gesicht. ,,Hat dir das nie jemand gesagt?"
,,Nein, wer auch?", antwortete ich und zog fragend eine Augenbraue hoch. ,,Keine Ahnung, aber ich verstehe es nicht... Na ja, ich muss dann auch mal. Bis dann, Kenma!", meinte der Ältere und wollte gerade losgehen, als ich ihm am Arm festhielt.
,,Hm?", fragte Kuroo und sah mich wieder an.
,,Hab's mir anders überlegt", gab ich leicht lächelnd zurück.
,,Was?", fragte er erneut und zog leicht die Augenbrauen zusammen.
,,Ich trete eurer Volleyballmannschaft bei."
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