✖️24 - Goodbye✖️

[🎶Everything Was Covered In Snow - Message To Bears🎶]
Donnerstag, 1. April
13:43 Uhr
Pov. Kenma Kozume

Ich hatte vorgestern mit Kuroo glücklicherweise einen vernünftigen Anzug finden können. Zum Glück noch nicht zu spät, denn es war kurz vor Ladenschluss gewesen.
Er war nichts besonderes. Einfach ein schlichter Anzug wie man ihn sich immer vorstellte. Bloß, dass an ihm noch eine kleine, rote Rose befestigt war.
In meinen Händen hielt ich auch eine Rose.
Sie hatte es verdient. Das war das mindeste, was ich jetzt noch tun konnte.

Gemeinsam mit meinem Vater, Kuroo, und seinem Vater, gingen wir zur Beerdigung in die Kirche.
Keiner von uns redete, außer der Sinnliche an dem Altar.
Ich bemühte mich, zuzuhören, doch der geöffnete Sarg zog meine Aufmerksamkeit immer auf sich.
Meine Hände spannten sich an, krallten sich in den Stoff meiner schwarzen Hose und verkrampften sich.
Warum sie?
Sie verdient das nicht.
Sie verdient ein schönes Leben in ihrem Lieblingsland, eine wunderbare Familie und gute Freunde.
Ein weiches Himmelbett anstatt eines Sarges.

Eine Hand legte sich auf meine - Kuroos Hand. Ich war sehr froh, dass er neben mir saß.
,,Hey, ich weiß, das ist definitiv nicht einfach, aber entspann dich wenigstens ein bisschen", flüsterte er mir zu und meine Hände lockerten sich tatsächlich ein wenig.
Bleib stark. Wenigstens jetzt.
Er ließ meine Hand nicht los, was mich beruhigte. Es beruhigte mich, dass ich wusste, dass er da war.
,,Danke", flüsterte ich zu ihm.
,,Nicht dafür", flüsterte er zurück und wir beide konzentrierten uns wieder auf den alten Mann am Altar.
Dann standen alle im Saal auf, der Sarg wurde hochgehoben und wir gingen alle gemeinsam auf den Friedhof.
Kuroo hatte noch immer nicht meine Hand losgelassen.

Wir kamen an dem Ort an, an dem sie Begraben werden sollte. Der Sarg wurde in das Loch befördert und es wurde gefragt, ob es Leute gab, die etwas in das Grab tun wollten.
Es gab Leute, die Fotos reinwarfen.
Es gab Leute, die Briefumschläge reinwarfen - vermutlich als eine Art ,,Abschiedsbrief".
Und dann gab es noch Leute wie mich, die Blumen reinwarfen.
Es waren nicht viele auf der Beerdigung, was mich persönlich nur noch trauriger als ohnehin schon stimmte.
Sie verdient mehr Leute auf ihrer Beerdigung.
Es gab nicht mal jemanden, der weinte.
Nicht mal ihre Eltern oder ihre Schwestern.
Wieso nicht?
Warum weinten sie nicht?
War Mioko ihnen so wenig wert?

Ich durfte nun auch nach vorne, zu dem Grab, oder eher: dem Loch.
Ich warf meine Rose hinein, mein Blick dabei starr auf den Sarg gerichtet, der mit Bildern und Briefumschlägen bedeckt war.
Passend zur Stimmung, fing es jetzt auch an, zu schneien.
Warum musste das Wetter immer nur bei solchen Situationen mitspielen.
Mioko hatte mir mal gesagt, sie würde Schnee lieben.
Ich war der letzte, weshalb das Loch nun zugeschüttet wurde und zu einem Grab wurde.
Ob sich Tamoris Eltern wohl um das Grab kümmern würden? Ich würde zumindest herkommen, ein paar Blumen hinlegen und Kerzen anzünden.

Ich stand vor dem Grab.
Nun war sie da unten unter der Erde.
Viel zu früh war sie gestorben.
Unverdient.
Womöglich sogar unglücklich.
Schon wieder hätte ich mich schlagen können.
Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn ich mal mehr mit ihr gemacht hätte.
Vielleicht hatte sie nur gesagt, dass ich nicht dran schuld war, damit ich kein schlechtes Gewissen hätte und vielleicht glücklicher, in dem Sinne, wäre.
Sie hätte gewollt, dass ich glücklich werde.
Sie hätte gewollt, dass ich über ihren Tod hinwegsehen würde, doch das tat ich nicht.

,,Kenma, wie lange willst du da noch stehen? Du wirst mir noch erfrieren, wenn du weiterhin dort stehen bleibst", meinte mein Vater, stellte sich neben mich und legte seinen Arm um meine Schultern.
,,Kommst du mit?", fragte er mich einfühlsam und war im Begriff, mich mitzuziehen, doch ich blieb konstant stehen.
Nur, weil die Beerdigung beendet war, hieß das nicht, dass ich gehen musste und wollte.
Ich wollte noch hierbleiben und es war mir egal, wenn ich morgen dafür mit Fieber im Bett lag. Wir hatten heute und morgen wegen der Beerdigung sowieso frei bekommen.
Wenn schon nicht ihre Familie um sie trauerte, wollte ich das zumindest machen. Und das so lange, bis ich wirklich wieder nach Hause musste.
,,Ich verstehe. Komm bitte nicht zu spät nach Hause, ja?" Dann klopfte er mir nochmal auf die Schulter und ging nach Hause.
Ich hingegen blieb stehen, starrte das Grab an.

Die Zeit verstrich und immer mehr Schnee blieb auf dem Grab und überall drumherum liegen.
Wie lange stand ich schon hier?
Ich holte mein Handy raus und bemerkte, dass es schon 18 Uhr war.
Vielleicht sollte ich wirklich langsam gehen.
Ich warf dem Grab noch einen letzten Blick zu und trottete dann mit gesenktem Blick den Friedhof.
Sie würde nie wieder zur Schule kommen, mir nie wieder schreiben und mich auch nie wieder ansprechen.
Der Schnee knarzte unter meinen Füßen und in ihm zeichneten sich meine Fußspuren ab.
Es war kalt, mein Gesicht schien gefühlt einzufrieren, doch immerhin war es windstill.

Zuhause angekommen, klopfte ich an und mein Vater öffnete mir die Tür.
,,Hey Großer, willst du essen? In der Küche stehen noch Nudeln", fragte er und machte mir Platz, damit ich eintreten konnte.
Wortlos nickte ich, zog Schuhe und Jacke aus und ging in die Küche, um mir das Essen zu nehmen.
Glücklicherweise war es noch heiß, also musste ich es nicht mehr aufwärmen.
Mit dem Teller  voller Nudeln in den Händen, setzte ich mich an den Tisch und legte ihn ab.
Danach ging ich nochmal zurück in die Küche, da ich mein Besteck vergessen hatte.
Als ich alles aufgegessen hatte, ging ich in mein Zimmer, um mir Sachen zum Anziehen zu holen und duschen zu gehen.

Im Badezimmer fiel mein Blick auf den Spiegel. Es war immer noch komisch, wenn man mal bedachte, dass ich dadurch Kuroo kennengelernt habe und wir jetzt miteinander umgingen, als wäre das das normalste der Welt.
,,Das kann passieren, wenn man einsam ist. Weißt du? Spiegel sind mystisch, sie nehmen die Gefühle der Menschen auf und versuchen diese Gefühle zu verändern, sollten diese negativ sein. In deinem Fall war es, dass du einsam warst und somit hat dein Spiegel ein Portal zu mir und meinem Zimmer geschaffen."
War Kuroo damals wirklich einsam gewesen? Dabei hatte er doch so viele Freunde, mit denen er sich top verstand. Warum sollte er einsam gewesen sein? Er war doch genau so ein bescheuerter Typ wie die anderen.
Aber eigentlich konnte er auch durchaus ernst sein, wenn es drauf ankam.
Konnten das die anderen vielleicht nicht?
Ich beschloss, mir erstmal nicht mehr darüber Gedanken zu machen, entkleidete mich und ging duschen.

Als ich etwas später wieder in meinem Zimmer war, sah ich auf mein Handy und bemerkte, dass Kuroo mir geschrieben hatte.

15:02 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Hey, willst du nicht auch mal
wieder nach Hause kommen?

15:07 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Du erkältest dich noch

15:20 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Komm schon, Kenmaaaa! :(

15:29 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Kenma

15:29 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Kenma

15:29 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Kenma

15:29 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Kenma

15:29 Uhr ~Tetsurou Kuroo
K

15:29 Uhr ~Tetsurou Kuroo
E

15:30 Uhr ~Tetsurou Kuroo
N

15:30 Uhr ~Tetsurou Kuroo
M

15:30 Uhr ~Tetsurou Kuroo
A

17:24 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Starrst du immer noch
das Grab an?

17:30 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Meine Güte, hast du
Ausdauer

17:43 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Sag mal, starrst du gerade
wirklich die ganze Zeit
dieses Grab an?

17:44 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Die GANZE ZEIT? :0

17:58 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Meine Güte, ich an deiner
Stelle, hätte mich schon
längst blockiert

18:00 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Heilige Scheiße, du starrst
jetzt schon seit rund drei
Stunden ein Grab an

18:03 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Melde dich später einfach
bei mir, ja?
Ich komm dann rüber, ob
du willst oder nicht :D
-Kuss Kuroline <3

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top