[🎶So Many Nights - Witt Lowry, Devvon Terrell🎶]
Sonntag, 28. März
18:01 Uhr
Pov. Kenma Kozume

17:55 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Hey, willst du gleich mit auf
das Dach? Meteoriten anstarren?

17:57 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Bro, antworte einfach mit
Ja oder Nein, wenn du liest

17:58 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Warum antwortest du nicht ??

17:59 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Ja oder Nein

18:00 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Ist es wegen Tamori?

18:01 Uhr ~Tetsurou Kuroo
Meine Güte, es ist doch
nicht deine Schuld, hat sie
doch selbst gesagt. Und ja,
ich weiß das muss ultra scheiße
klingen, aber komm drüber hinweg.
Klar, es ist traurig, aber trauern
bringt sie auch nicht wieder

Eigentlich wusste ich, dass er recht hatte, aber trotzdem machte ich mir Vorwürfe.
Hätte ich bloß mehr mit ihr unternommen.
Verdammt, wenn ich nicht so abweisend ihr gegenüber gewesen wäre, wäre es vielleicht nie so gekommen.
Donnerstag war die Beerdigung und irgendwie konnte und wollte ich an nichts anderes denken, als sie.
Wenn ich doch bloß mehr mit ihr gemacht hätte oder zumindest netter gewesen wäre!
Die einzigen Gedanken, die ich seit Freitag hatte. Immer und immer wiederholten sie sich. Es war eine endlose Spirale.
Sie war eigentlich ganz nett gewesen, sie hatte sowas nicht verdient.

Es klopfte vorsichtig an meiner Zimmertür. Ich erwiderte nichts, doch trotzdem kam mein bester Freund in mein Zimmer, das wusste ich auch, ohne ihn anzusehen. Es lag glaub ich an seiner Aura oder sowas ähnlichem.
,,Kenma, du kannst nicht ewig diesem Mädchen hinterhertrauern, mit dem du mal so ganz nebenbei kaum was zu tun hattest. Meine Fresse, sag mir, was du seit vorgestern für Gedanken hast. Nenn' sie mir alle", sagte er dann mit einem strengen Ton, der keine Widersprüche zuließ.
,,,Hätte ich mal mehr mit ihr gemacht' und ,wäre ich mal netter gewesen' und nicht zu vergessen ,sie hat das nicht verdient'", antwortete ich knapp.
Seit vorgestern Abend tat ich nichts anderes, als in meinem Bett zu liegen und zu denken. Immer wieder die selben drei Gedanken.
,,Hör mal, ich weiß, das ist einfacher gesagt als getan, aber hör auf. Es bringt dir doch nichts. ,Hätte' ist ein verfluchtes Wort, vor allem in Kombination mit ,ich'. Sowie eben jetzt. Klar ist Tamori-Chans Tod traurig und ich will jetzt auch nicht, dass du das falsch verstehst, aber komm über sie hinweg. Glaubst du, sie hätte das gewollt?", redete er dann wie ein Wasserfall drauf los und setzte sich neben mich. Immer noch sah ich ihm nicht in die Augen. Ich hatte Angst vor seinem Blick.

,,Bitte sieh mich an", forderte der Schwarzhaarige dann, woraufhin ich meinen Kopf demonstrativ zur anderen Seite drehte, allerdings danach spürte, wie Kuroo meinen Kopf zu sich drehte.
Das hat jetzt aber viel gebracht, Kenma.
,,Sieh mich an und hör mir zu", forderte er dann erneut.
Wow, als hätte ich eine andere Wahl.
,,Wie gesagt, ihr Tod war und ist sicher traurig und ich kann auch nachvollziehen, dass du deswegen traurig bist. Aber mit den Vorwürfen, das ist eben was, das ist nicht nötig. Du hattest immerhin nie wirklich was mit ihr zu tun, das wusste sie auch. Und ja, sie hat manchmal versucht, dir irgendwie näher zu kommen, aber dadurch, dass sie sich eben so unnötig reingesteigert hatte, war sie eben - und das tut mir sehr leid, das zu sagen - selbst dran schuld. Und sie hat außerdem selbst gesagt, beziehungsweise geschrieben, dass du eben keine Schuld dran hast und dazu wollte sie auch, dass du glücklich bist, also nimm dir das zu Herzen und spring über deinen Schatten. Komm schon, für Tamori und vielleicht noch ein bisschen für mich, aber größtenteils für Tamori."
Seine Augen sprühten vor Tatendrang und Mitgefühl. Allerdings glaubte ich auch, einen Funken Hoffnung in ihnen zu erkennen.

Ich wusste, dass er recht hatte, schon die ganze Zeit. Aber meine Gedanken fesselten mich. Bis jetzt. Tetsurous Anwesenheit stärkte mich in gewisser Ebene und half mir, meine negativen Gedanken in die hinterste Ecke meines Gehirns zu verbannen.
,,Also?", fragte er dann hoffnungsvoll. ,,Gehen wir auf's Dach?"
Ich nickte leicht und richtete mich auf. Kuroos Hand ruhte noch immer an meinem Kinn, weshalb ich sie mit einer Hand vorsichtig entfernte.
Seine Augen strahlten vor Freude, was mich leicht schmunzeln ließ. Währenddessen spürte ich allerdings auch, wie eine leichter Nervosität sich in mir breit machte und immer größer wurde. Ich erinnerte mich an mein Vorhaben.

Als ich aufstand, musste ich mich zuerst wieder setzen, da ich mein Bett die meiste Zeit nur verlassen habe, um auf's Klo zu gehen. Mein Vater hatte mich gut verstanden und hatte mir deshalb immer mal wieder das Essen gebracht. Ich wusste im Nachhinein nicht, ob ich das eher gut oder schlecht finden sollte.
Als ich ein weiteres Mal versuchte, mich von meinem Bett wegzubewegen, stützte der Ältere mich und ging gemeinsam mit mir aus der Wohnung ohne, dass ich mir irgendetwas wie zum Beispiel eine Jacke oder meine Schuhe anzog.
Meinen Vater brauchten wir auch nicht zu informieren, der war mit Kuroos Vater feiern gegangen.
Als wir die Treppen hochliefen, hörte man das Geräusch von Tetsurous Schuhen und meinen nackten Füßen durch das gesamte Treppenhaus hallten.

Oben angekommen, öffnete mein bester Freund die Tür und wir betraten das Dach.
Wir beide sahen in dem Moment hoch und es war unbeschreiblich schön. Der Himmel war fast komplett klar. Nur ab und zu sah man wenige Wolken, aber das machte es irgendwie schöner. Die Sterne leuchteten hell am Himmel und auch die Temperaturen spielten heute mal mit. Es war nicht so, dass mir warm war, es war aber etwas kühl, doch das störte mich nicht.
,,Da, guck mal!", rief Kuroo und zeigte in den Himmel.
Ein Meteorit zog seine Runden um die Erde und hinterließ dabei eine schwachleuchtende Spur.
Kurz darauf folgend noch viele weitere.
,,Los, wünsch dir was!", zischte mein Kapitän begeistert und faltete seine Hände.
Offensichtlich wusste er schon genau, was er sich wünschen sollte.
Ich tat es ihm gleich und wünschte mir auch was.
,,Ich-", fing ich an, doch unterbrach mich selbst. Es lauf auszusprechen brachte Unglück. Das wurde nochmal von einem mahnenden Blick Tetsurous unterstützt.
Ich wünsche mir eine glückliche Zukunft mit Kuroo.