✖️1 - Trapped inside my mind✖️

[Nach einer kleinen "Umfrage" auf meinem Acc, habe ich mich tatsächlich dazu entschieden, das zu machen, nachdem eine Person [_Aloro_ ] gemeint hatte, dass ich's Posten soll. xD Jo. Hier.]

[🎶Mind Is A Prison - Alec Benjamin🎶]
Freitag, 19. März
8:02 Uhr
Pov. Kenma Kozume

,,Kenma, Du kommst zu spät!"
Mein Vater kam ohne anzuklopfen in mein Zimmer und auch wenn ich es nicht sehen konnte, hörte ich klar aus seiner Stimme, dass er nicht sonderlich erfreut darüber war, dass ich mal wieder nur drei Stunden geschlafen hatte, weil ich es mal wieder für ungemein wichtig hielt, mein neues Videospiel in einem Zug durchzuspielen.
Murrend schlug ich meine Decke weg und stand langsam auf.
Würde mich echt nicht wundern, wenn ich Augenringe des Todes hätte...
,,Na los!", wies mein Vater mich an und zeigte aus meinem Zimmer in Richtung des Badezimmers, welches gegenüber von meinem Zimmer lag.
,,Ja ja...", gähnte ich, streckte mich und trottete ins Bad.
Ich hätte mir direkt Anziehsachen mitnehmen sollen...
Also trottete ich - nun noch demotivierter - zurück in mein Zimmer und holte mir die erst besten, schlichtesten Klamotten raus, die ich auf die Schnelle finden konnte und nahm sie mit ins Bad, wo ich sie auf dem Rand unserer Badewanne ablegte.

Ich drehte mich zur Seite, da dort ein relativ großer Spiegel war, in dem ich mir selbst scheu ins Gesicht sah.
Es war irgendwo gruselig, wenn man genauer über Spiegel nachdachte.
Sie amten die Bewegungen von einem nach und es wirkte so, als ob man sich selbst gegenüberstand. Spiegel waren für mich so, als würde man mit seinem besten Freund reden, der aber zur gleichen Zeit dein größter Feind zu sein schien, der so nah war, und doch so fern.
War ein Spiegel wohl sowas, wie ein Portal in eine andere Dimension?

Ich schüttelte schnell meinen Kopf, um diese komischen Gedanken wegzukriegen.
Als ob das sein konnte...
Niemals würde es sowas geben.
Niemals würde ich es sein, der so etwas bemerken würde.
Niemals würde so eine unrealistische Sache passieren.

Ich zog mir mein Shirt über den Kopf und tauschte es gegen das andere. Ich entledigte mich auch meiner Hose und meiner Boxer und zog die frischen Sachen an.
An sich eine komplett normale Sache, wäre dort nicht dieses Gefühl, beobachtet zu werden.

Ich sah wieder zum Spiegel.
Es war wieder nicht mehr, als mein eigenes Spiegelbild, welches mir mit einem skeptischen Blick entgegen sah.
,,Kenma, was glaubst du bitte? Hier is' niemand!", zischte ich zu mir selbst und drehte meinen Kopf weg, warf dann aber doch wieder einen kurzen Seitenblick zum Spiegel.

,,Kenma! Was machst du denn da so lange?!", rief mein Vater und hämmerte wie von allen guten Geistern verlassen gegen die Tür des Badezimmers.
Mist, was sollte ich bitte sagen?
,,Jaaa, ich hab die ganze Zeit den Spiegel angestarrt, weil ich die Vermutung hatte, dass er eventuell ein Portal zu einem Paralleluniversum sein könnte."
Nee, das wäre doch ein wenig zu fantasievoll. Mein Vater würde mich bei der Aussage bestimmt in die Klapse stecken.
Also sagte ich: ,,Ach... Ich bin nur ausgerutscht..."
,,Okay?", antwortete mein Vater skeptisch, beließ es dann aber dabei.
,,Trotzdem solltest du dich beeilen!"
,,Ja...!", seufzte ich als Antwort und putzte mir danach in einen etwas schnellerem Tempo die Zähne, da ich nicht die geringste Ahnung hatte, wie spät es war.

Als ich dann aus dem Bad rauskam sah ich auf die Uhr, die über der Tür zum Wohnzimmer hing.
Mist, Zehn nach Acht!*
Ich lief wieder zurück in mein Zimmer und schmiss achtlos irgendwelche Dinge in meinen Rucksack, die so aussahen, als könnten sie für die Schule sein und rannte aus dem Haus zur Bushaltestelle.
Verdammt, bei dem Lehrer den wir gleich haben, kann ich es mir echt nicht leisten, zu spät zu kommen!

*in Japan beginnt die Schule um 8:30 Uhr

Ich kam schnaufend an der Haltestelle an und holte mein Handy aus meiner Hosentasche.
Es war 8:20 Uhr. Das hieß, der Bus würde jeden Moment da sein.
Ich ließ mich auf der Bank nieder und spielte an meinem Handy, bis der Bus erschien.
Ich stieg ein, zeigte dem Fahrer mein Ticket und setzte mich auf einen der Sitze in dem hintersten Reihen, nur, um dann ein weiteres Mal mein Handy rauszuholen.

Der Bus hielt an der nächsten Haltestelle an und ich sah aus dem Augenwinkel, wie sich zwei gestalten in die Reihe neben mich setzten. Ich schaute kurz zu ihnen rüber und bemerkte, dass es Yaku und Lev waren.
Yaku schien ziemlich genervt zu sein - wahrscheinlich, weil Lev ihn wieder damit aufzog, wie klein er war.
Dann richtete ich meinen Blick wieder auf mein Handy, bis wir an der Nekoma ankamen.
Ich schlurfte zu meiner Klasse, wo ich mich auf meinen Stuhl setzte und weiterhin an meinem Handy spielte.
Ich war aber nicht ganz bei der Sache. Die Sache mit dem Spiegel wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.
Auch, wenn es fällig absurd schien, irgendwas in mir sagte, dass der Spiegel nicht normal war.
Vielleicht war es doch ein Portal...

Bevor ich weiter nachdenken konnte, kam unserer Lehrer in die Klasse und der Unterricht begann.
Während unser Lehrer den langweiligen Unterrichtsstoff mit uns durchnahm, schweiften meine Gedanken wieder zurück zum Spiegel.

Ich war schon immer allein.
Ich kam einfach nicht mit Menschen klar, sie wurden auf Dauer anstrengend.
Ich konnte mich auch nicht gut verständigen, da ich ständig Angst hatte, ich würde mich falsch ausdrücken oder man würde mich falsch verstehen.
Also beließ ich es dabei, allein zu sein.
Vielleicht hatte das mit dem Spiegel nur was damit zutun, dass mein Unterbewusstsein mir klar machen wollte, dass ich Freunde brauchte.
,,Der Mensch braucht den sozialen Kontakt", wie mein Vater es mir ständig predigte.
,,Ohne Freunde wird man einsam und man beginnt, verrückt zu werden."
Aber galt das auch für jemanden, der es nicht anders gewohnt war?
Ich kannte das Gefühl von richtiger Freundschaft nicht und ich glaubte auch nie so wirklich daran, es jemals kennenzulernen.
Wenn ich dieses Gefühl also nicht kannte, konnte ich es auch nicht vermissen und ich verspürte - zumindest bisher - nie das Verlangen, es kennenzulernen.

,,Kozume-San, erklären Sie uns doch mal, wie das funktioniert", wies mich der alte Mann vor der Tafel mit einem äußerst strengen Blick an.
Natürlich wusste er, dass ich mal wieder nicht aufpasste und nahm mich dran, um mich vor der gesamten Klasse bloß zu stellen. Nur gut, dass das Thema sehr einfach war und man es auch problemlos, ohne unnötigen Erklärungen, verstand.
,,Wir haben andere Jahreszeiten als die, die auf der Nordhalbkugel leben, da die Erde um circa 23,5 Grad geneigt ist und deshalb auch unterschiedlich von der Sonne beschienen wird. Muss ich noch mehr dazu sagen?", erklärte ich gelangweilt und stützte währenddessen meinen Kopf auf meiner Hand ab.
Unser alte Kumpel nickte nur zustimmend und meinte: ,,Das war ja auch Wiederholung, natürlich ist das dann auch einfach und dazu auch noch Allgemeinwissen."
Hielt mich dieser alte Mann ernsthaft für so dumm?
Das Thema wiederholten wir nun schon zum dritten Mal in diesem Jahr, welches übrigens schon fast vorbei war.

Ich sah aus dem Fenster und sah, wie Schneeflocken sich langsam auf dem Boden absetzten und eine Schneeschicht bildeten. Es war schon März und es schneite immer noch. Diese Welt war echt verwirrend.

,,So, ihr könnt in die Pause!", verkündete Herr Ugetsu und packte seine Unterlagen in seinen kleinen Koffer.
Mich verwunderte es immer wieder, dass so viele Leute aus meiner Klasse wie kleine Kinder aus der Klasse stürmten.
Dabei waren wir im zweiten Jahr, in etwas über einem Jahr wären wir hier raus und müssten uns, spätestens dann, Jobs suchen.
Und dennoch waren wir die kleinen Kinder, die niemand von uns sehen wollte. Wir sollten uns anpassen und am besten ein langweiliges Leben im Büro haben.
Wir sollten nicht mehr Träumen, nicht als Piraten durch die sieben Weltmeere reisen und erst recht keine Fantasie mehr haben.
Wir sollten zu Arbeitern geschaffen werden, die bis zur Rente arbeiten sollten und wer sich dem nicht anpassen wollte, wurde ausgegrenzt.
Unsere Gesellschaft war ein Wrack. Ein versunkenes, durchlöchertes, altes, von Meerestieren bevölkertes Wrack, was keiner ändern wollte, der die Macht dazu hätte.
Aber uns war es egal.
Wir waren die Klasse, die sich gegen dieses System stellte.
Wir waren die Klasse, die durch unserer rebellisches Verhalten wohl am meisten gemieden wurde.
Und das nur, weil niemand den Gedanken dahinter verstand.

Ich wühlte in meinem Rucksack rum, doch wollte einfach nicht mein Bento* finden.
Ich hatte es wohl heute in der Hecktick vergessen, einzupacken, also musste ich wohl hungern.
Schöne Scheiße...

*Ein Gefäß mit Essen

,,Kozume-Kun*, hast du dein Essen vergessen?", fragte mich plötzlich eine Stimme hinter mir.
Ich schreckte aus meinen Gedanken und drehte mich ruckartig um.
Mioko, das kleine Mädchen aus der vordersten Reihe mit den kleinen Zöpfen stand hinter mir und funkelte mich mit ihren braunen Rehaugen an.
,,Ähm... Ja, aber das ist okay...", gab ich kleinlaut zurück und sah auf den Boden.
Ich konnte Menschen noch nie lange in die Augen sehen, ich hatte Angst vor ihren Blicken. Augen nannte man nicht umsonst ,,Tor zur Seele".
,,Sicher? Ich hab nämlich zu viel und da dachte ich, ich könnte dir vielleicht was abgeben...", meinte sie beschämt und hielt mir ihr Bento vor's Gesicht.
,,Ach, ist wirklich alles gut..."
Dabei widersprach mir mein Magen allerdings, indem er meinte, dass es gut wäre, jetzt laut zu knurren.
Ich stand auf und verließ mit schnellen Schritten den Klassenraum.
Ich wollte ihr Essen nicht, auch wenn es lieb gemeint war, würde ich mich schlecht fühlen.
Nur blöd, dass es genau dann klingelte.

*Anrede für Jungs. Je nach Person anders verwendet (häufig von Mädchen in ähnlichem Alter, oder höher stehenden Personen benutzt)

Wieder zurück in der Klasse, huschte ich zurück auf meinen Platz und wandte mich wieder dem Schulhof zu.
Er war mittlerweile voll mit Schnee. Nur noch an wenige Stellen sah man den steinigen Boden.

Ich wurde die ganzen drei Stunden von niemanden angequatscht, bis unsere Lehrerin die Pause verkündete und Mioko sich sofort vor meinem Tisch aufbaute und mich leicht verärgert ansah.
,,Warum bist du vorhin einfach weggegangen, dank dir ist der Rest vom Bento jetzt im Müll."
Ach Gott, ich mag Menschen wie sie nicht. Sie hätte es doch noch später essen oder es jemanden anders geben können.
Ich seufzte und verließ ein weiteres Mal wortlos die Klasse, um zum Kiosk der Schule zu gehen und mir was zu Essen zu holen.
An der Tafel über dem kleinen Stand stand, dass es unter anderem auch Apfelkuchen für nur 200 Yen* gab und da musste ich natürlich zuschlagen.

*Entspricht ungefähr 1,66€

Ab da schien der Tag wie im Flug zu vergehen und ehe ich mich versah, saß ich wieder im Bus auf dem Heimweg.
Aber etwas war anders. Ich fühlte mich stärker, cooler und vor allem selbstbewusster.
Was war das für ein Gefühl?
Ich saß auch nicht, wie sonst auch, mit gesenktem Blick im Bus, sondern sah mich im Bus um und sah nun Dinge, die mir sonst nie aufgefallen wären. Wie zum Beispiel, dass in der Sitzreihe neben mir ein Sitz fehlte, oder, dass oben an der Decke des Busses ein großer, bräunlicher Fleck war.
Und ich fühlte mich unbeschwerter. So, als wäre es in Ordnung mich umzusehen.
Es war wunderbar.
Ich spürte, wie sich meine Mundwinkel leicht anhoben und sich somit zu einem leichten Lächeln verformten.
Ich war glücklich.

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