Kapitel 16

6.Dezember

Wie konnte ich es nur wieder soweit kommen lassen? Verzweifelt wälze ich mich im Bett umher. Was hat dieser Mann nur an sich, dass er es schafft mich so anzuziehen, obwohl er mich kurz zuvor abgewiesen und verletzt hat? Dabei ist es mir noch nicht einmal klar, ob es zwischen Justin und mir nur eine so starke körperliche Anziehung ist oder ob sich etwas mehr Zuneigung dahinter versteckt.
Ja, vielleicht sind da Schmetterlinge in meinem Bauch, aber wer bin ich schon? Ein kleines Mädchen mit einem viel zu großen Traum. Was hätte jemand wie ich ihm mehr zu bieten als bei seinem Schauspiel hier mitzuwirken? Das bedeutet lediglich, dass ich funktionieren muss, bereit sein muss, wenn es darauf ankommt. Und wenn ich nicht mehr funktioniere bin ich eben nicht weiter interessant.

Trübsinnig schaue ich aus dem Fenster. Ich weiß einfach nicht was ich machen soll. Am liebsten würde ich mich im Regen da draußen auflösen, so benutzt fühle ich mich. Regelrecht ausgenutzt. Ich habe die Kontrolle verloren. Ich weiß was richtig ist und mache es dennoch falsch. Es ist als hätte ich mich auf meinem Weg verirrt und laufe trotzdem immer weiter.
Die Tränen, die ich die ganze Zeit über verdränge, rollen mir jetzt über die Wangen. Da höre ich Justins verwirrende Worte in meinem Kopf. Was wollte er damit sagen? Warum hält er sich für dreckig? Dieser atemberaubende Mann scheint eine dunklere Seite zu haben, die mir nicht bewusst ist. Ich weiß wirklich nicht viel über ihn, aber ich weiß was ich fühle wenn er mich küsst. Dann bin ich lebendiger. Ich bin die Motte und er das Licht.

Als ich mit meiner Ausgabe von ‚Sturmhöhe' endlich vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer auf die Couch trotte, ist es schon weit nach Mittag. Ich blättere durch die Seiten und lese immer wieder meine Lieblingsstellen, die ich mir markiert habe. Ich liebe es und es gibt mir Trost, mich in Zeilen wiederzufinden, die andere geschrieben haben. Doch ich schaffe es einfach nicht Justin komplett aus meinen Gedanken zu verbannen. Er ist überall in der Wohnung präsent. Ich muss mir über vieles ganz schnell klar werden. Ich muss meine wirren Gefühle ordnen bevor wir uns das nächste Mal sehen.

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