Kapitel 31:
Am nächsten Morgen blieb ich verschlafen im Bett liegen. Es war zwar Wochenende und ich hatte damit auch keine Arbeit, aber ich hatte überhaupt keine Lust auf zu stehen. Die Faulheit in mir siegt jeden Morgen immer wieder und wenn ich mich gegen sie stellen will, falle ich wieder zurück ins Bett. Der erste Gedanke, als ich aufwachte war Carlo. Ich habe beschlossen, ihm heute aus dem Weg zu gehen, auch wenn er nach Monaten wieder zu Hause ist. Ich werde ihm nicht schreiben oder ihn irgendwo treffen, deshalb bleibe ich heute mal zu Hause und gehe nirgendwo hin. Nachdem ich duschen war, ging ich die Treppen herunter, wo mein Vater auf der Couch lag und Fernseh sah.
„Etwas spät, um auf zu stehen, nicht?", murmelte er.
Ich seufzte und erblickte auf dem Esstisch mein Mittagessen, das schon fast eine Stunde dort lag. Ich nahm das Tuch über dem Teller weg und legte mein Essen wieder in die Mikrowelle.
„Deine Mutter hat mir heute morgen erzählt, dass Carlo wieder da ist."
Bei seinem Namen zuckte ich zusammen. „Ja."
„Und? Wie geht's ihm so?"
Mein Vater starrte die ganze Zeit über auf den Fernseh, redete aber mit mir weiter.
„Gut.", antwortete ich und lehnte mich gegen den Kühlschrank.
Ich hatte so das Gefühl, dass mein Vater wusste, was gestern Abend passiert ist oder passiert sein könnte. Meine Mutter hält auch wohl nie ihren Mund und bestimmt weiß es schon die halbe Nachbarschaft. Als mein Essen fertig war, ich mich hinsetzte und in Ruhe essen wollte, schaltete mein Vater den Fernseh aus und setzte sich zu mir.
„Alles in Ordnung?"
Ich nickte, da ich meinen Mund voll hatte. Mein Vater seufzte.
„Jale, ich weiß, was gestern passiert ist."
„Oh man, was ist daran so schlimm?"
„Nichts, nur dass wir es nicht gewohnt sind. Er ist dein bester Freund!
„Nur zur deiner Information: Wir haben uns nicht geküsst! Also kannst du aufatmen.", ich schrie fast und ehrlich gesagt, tat ich das ziemlich selten zu ihm.
Er bleib stumm, stand auf und ging nach draußen in den Garten, war er immer in schönen Tagen macht.
Am Nachmittag bekam ich eine SMS von Mandy, dass ich heute Abend gegen 20:00 Uhr in die Kneipe kommen sollte. Ich schrieb ihr, dass ich nur komme, wenn sie mich abholt, sonst kann sie es vergessen. Ich hatte zwar richtig Lust, wieder dort hin zu gehen, aber ich war mir sicher, dass Carlo auch dort sein könnte. Ich muss mich damit abfinden, dass sowas passiert ist. Vielleicht hat meine Mutter aber Recht. Oder etwa nicht? Es ist nur so, dass ich ihn sehr lange kenne, fast zu lange, und dass ich schon fast so etwas wie Liebe bei uns nicht dulde. Wenn doch, dann werden meine Mitmenschen es nicht dulden und ich müsste sowas abhaken. Wie auch immer, ich habe meiner Mutter Bescheid gesagt, dass ich heute Abend in die Kneipe gehe, damit sie nicht den Tag darauf ausrastet, weil ich nicht verantwortungsbewusst bin und immer noch betrunken nach Hause komme. Wäre ich doch noch ein Kind. Aber leider werde ich dieses Jahr 19 und das lässt mich aufseuftzen.
Am Abend kam mich Mandy abholen und wir fuhren zur Kneipe, wie geplant. Und als wir eintraten und uns hin setzten, setzte ich mich absichtlich auf den Stuhl hin, wo ich die gesamte Bar vor Augen hatte und nicht so blöd um mich herum schaue, was sofort auffallen würde. Carlo ist hier, er sitzt an der anderen Seite mit Alex und Joseph. Aber er hat den Rücken zu mir gedreht, was gut ist, denke ich jedenfalls.
„Okay, also... Was ist los? Also mit... du weißt schon wen..?", flüsterte Lea fraglich.
Ich verzerrte das Gesicht. „Sind wir hier bei Harry Potter? Er heißt Carlo.", sagte ich normal und es ist mir jetzt auch egal, ob er es hört oder nicht.
„Und?", fragte Mandy neugirig.
„Es ist alles wieder in Ordnung. Er kam gestern Mittag zu mir und entschuldigte sich."
„Man sieht dir das aber nicht so richtig an, dass es gut zwischen euch beiden ist."
„Wieso?", ich verdrehte die Augen.
„Na, weil du jede 3 Sekunden zu ihm schaust und es so aussieht, als würdest du einen Mord planen."
Ich musste wirklich dabei kichern, weil die Weise, die es Mandy ausgesprochen hat total witzig rüber kam.
„Nein, es ist alles in Ordnung."
Der Gedanke, dass Lea noch über Cro geschwärmt hat und er im selben Raum wie sie sitzt, finde ich wirklich interessant. Aber dann drückte mir das Alkohol auf meine Blase. Als ich aufstand und in Richtung Toilette ging, schließe ich die Tür der Mädchentoilette ab und benutzte diese. Als ich meine Hände waschte und mich eine Zeit lang im Spiegel betrachtete, sah ich mir nicht mehr ähnlich, als ich es war vor circa 2 Jahren. Ich richtete meine Haare gerade, sah wie jede Frau meine Figur im Spiegel und bin für ein Mal nach langer Zeit zufrieden mit mir. Als ich die Tür öffnete, quikte ich auf, als Carlo mich aus dem Badezimmer zog, mich durch den Flur zerrte und an der Kurve mich gegen die Mauer stoß, was etwas am Rücken schmerzte.
„Was ist?!" Ich wurde durch den Schmerz aggresiv.
„Tut mir Leid, Jale." Sein Ton verriet mir, dass er gerade versucht, mir etwas mit Worten bei zu bringen, aber nicht so richtig weiß, wie er das anstellen soll. „Jale... I-ich ehm. Ich muss dir was sagen..."
Er kratzte sich am Hinterkopf, sah sich um und drehte sich einige Male. Ich stand nur da, gegen die Mauer und starrte ihn fragend und verwirrt an.
„Ja?"
Bei diesem Wort sah er zu mir und blieb wieder ruhig, nachdem er einige Male richtig zitterte und einfach nicht wusste, welche Worte er wählen soll.
„Jale, ich... Ich mag dich, wirklich."
„Ich dich doch auch."
„Nein, nicht so."
Ich runzelte die Stirn und dachte an die Worte meiner Mutter. Er ist nicht der Richtige. Erst jetzt realisierte ich, auf was Carlo hinaus will.
„Jale, ich... ich bin seit ... Jahren... in dich verliebt."
Ein Schmerz trat in meinem Herz auf. Scheiße. Ich hatte so das Gefühl, als hätte ich in die Hose gemacht, obwohl ich doch gerade auf der Toilette saß. Ich stockte, sah auf seine Brust und hielt den Mund etwas geöffnet. Er sagte nichts, wartete auf eine Antwort. Als er seinen Kopf etwas sank, damit wir auf gleicher Augenhöhe sinkt, merke ich, dass er erwartungsvoll aussieht. Was soll ich denn nur sagen? Oh man. Meine Gedanken ließen meinen Mund zittern, als hätte ich kalt. Und dann fiel mir nichts ein und ich musste lächeln. Ich zeigte ihm so meine Erwiederung zu ihm. Was für ein Tag, oder besser gesagt Abend. Carlo nähert sich mir, ohne Worte, ohne irgendeine Art von Hetzung. Wie kann es mir dabei nur noch so tief in die Augen blicken, was ich überhaupt nicht mal kann, keine Sekunde lang. Ich bin gerade davor, etwas zu erleben, was ich niemals gedacht hätte, dass es mit Carlo passieren wird oder je in so naher Zukunft. Ich meine, er ist mein bester Freund, verdammt. So ist das doch bestimmt nicht und so kann es doch nicht sein, oder?
Und wir küssten uns zum Ersten Mal.
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