Kapitel 16:
Einige Monate später
Mein Wecker klingelte. Als ich ihn ausschaltete, sah ich auf die Uhr und das Datum: „26. März 2010 um 6:41." Müde stand ich auf und tapste ins Badezimmer. Ich ging schnell duschen, putzte meine Zähne und schritt zurück ins Zimmer und zog mich um. Als ich in den Spiegel sah, sah es man mir an, dass ich vor wenigen Wochen 18 Jahre wurde. Um alles nochmal in einer kleinen Erklärung zu machen, was in den letzten 6 Monaten passiert ist: Mark hat aufgehört sich Gedanken darrüber zu machen, dass er je mit mir zusammen sein wird. Ich bekam sehr gute Noten im ersten Trimester und es sieht sehr gut für mich dieses Jahr aus und meine Eltern sind stolz auf mich. Da ich jetzt 18 Jahre alt bin, kann ich schon tun was ich will, außer bei Sachen wie ein Auto kaufen oder so, da haben meine Eltern noch mitzureden, aber jetzt ist es meine Sache, wie spät ich von einer Party nachhause komme oder wie lange ich am Wochenende in der Bar bin. Carlo hat sich zwar nicht viel verändert, aber ich sehe ihn kaum noch. Ich habe ihn mal im Januar nicht für seinen Geburtstag Beglückwünschen, da er nicht Zuhause war. Wenn er Zuhause war, hatte er keine Zeit. Ich will zu gerne wissen, dass er unter seinen vier Wänden so treibt. Manchmal hörte ich ihn sogar wieder singen und diesmal war es richtig gut, nicht so wie vor einigen Monaten, wie es noch etwas schief geklungen hat. Aber je weniger ich ihn sah, desto fremder kam er mir vor und davor hatte ich am meisten Angst. Dass wir uns fast nicht mehr wiedererkennen und dass er einige Sachen wieder nachfragen muss. Es ist mitten in der Woche und die Teste stehen bevor. Am meisten bin ich aufgeregt auf die großen Ferien, da der große Abschlusstest kommt und nochmal alles von diesem Jahr und von den letzten Jahren kommt. Nachdem aus dem Haus ging, sah ich in Carlos Haus, wie jeden Morgen und ich tue das wirklich immer, wenn man weiß ja nie, wenn er mal Zuhause ist. Vor ein paar Tagen hatte er die Musik laut aufgedreht. Die Stimme kam mir nicht bekannt vor und ich wusste dann auch nicht, wer der Sänger ist. In der Schule langweilte ich mich, denn ich machte mir mehr Sorgen um Carlo. Wo zur Hölle steckt er? Er antwortet selten sogar auf SMS. Und er kommt mich nicht mehr von der UNI abholen. Das vermisse ich am dollsten. Jetzt wünschte ich wieder sein Lachen zu hören, wie er es immer gemacht hat, als er Mark mit mir gesehen hat. Oh, was denk ich mir nur hier? Was läuft denn eigentlich mit mir ab?
„Jale, schlafen können sie wenn sie tot sind.", sagte mein Lehrer und starrte mich wütend an. Ein Gekicher kam in die Klasse.
„'Tschuldigung.", sagte ich kleinlaut.
Das kam in letzter Zeit schon mal vor, dass ich während der Stunde träumte, doch ich kann es mir nicht leisten. Ich bin jetzt 18 Jahre alt und gehe bald arbeiten, wenn ich den Test eigentlich schaffe. Meine Mutter denkt, den hab ich locker in der Tasche, aber ich hab da so meine Zweifel. Nach der Schule nahm ich wieder den Bus, wie mein Alltag eben und es geschah nie was neues. Ich hatte seit Jahren keinen Freund, denn mein letzter war immer noch Joel, von dem ich auch nichts mehr hörte. Als ich den Heimweg einnahm und so gut, wie bei meinem Haus angekommen bin, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Carlo fuhr gerade an sein Haus und parkte. Ich lief ohne Gedanken auf ihn zu.
„Carlo!", sagte ich und umarmte ihn doll.
Er erwiderte die Umarmung erst etwas später, keine Ahnung wieso. Als ich ihm ins Gesicht war, erblickte ich, dass er seine Haare geschnitten hatte und den Bart gemacht hatte. Er sah wirklich gut aus, eigentlich wie immer.
„Hey, Jale.", sagte er und schloss das Auto ab.
„Wo warst du? Ich meine, wo warst du die Wochen, die Monate? Ich hör ja kaum was von dir?!" Ich klang etwas wütend, denn das war ich auch. Es war aber falsch, sofort zum Punkt zu kommen.
„Tut mir Leid, Jale. Ich hätte dich vorwarnen sollen. Naja, ich ehm, ich wurde befördert und hab jetzt mehr Überstunden und ich hab kaum Zeit mal auf den Computer zu gehen oder dir zu schreiben, sorry." Das ist mal eine Antwort.
„O-okay...", sagte ich leise und senkte meinen Kopf.
„He, wir sehen uns noch oft genug.", grinste er und rieb meine Schulter.
Ich nickte leicht und schritt zurück ins Haus. Ob er wirklich die Wahrheit gesagt hat? Das kann ich nicht sagen, da ich wirklich nichts weiß. Als ich in der Küche war, drehte meine Mutter das Radio etwas lauter. Gerade redeten die Moderatoren über die Politiker von Deutschland. Das interessiert mich einen Keks, über was die da reden, aber meine Mutter interessiert sich schon sehr da Deutschland ein Fremdland für sie ist, obwohl sie schon lange hier wohnt.
„Sag mal Allison, kennst du den neuen Rapper? Der stürmt gerade mit seinem ersten Song die deutschen Charts. Er kommt aus dem nichts. Jetzt hat er einen Plattenvertrag bei Chimporator. Na, weißt du wen?"
Es waren wohl mehrere Moderatoren, die dort im Studio von Berlin saßen und vor sich hin prahlten. Ich setzte mich auf meinen Stuhl, lehnte meinen Kopf an und hörte alles.
„Ja, genau. Dieser Cro. Keiner weiß, wie er eigentlich aussieht, aber bald kommen Fotos. Das versprach das Label. Nach seiner Stimme her, sieht er ziemlich gut aus, wenn ich seine allererste Singel höre."
Die Moderatorin, die Allison heißt ist auch nach der Stimme her bestimmt hübsch und erst Ende 20. Der männliche Moderator antwortete darauf:
„Ja, seine erste Singel „Meine Musik" ist jetzt auf iTunes und jeder kann sie nur für 1,99 Euro kaufen. Hier ist die neue Singel von Cro, Meine Musik."
Dann erklang auch das Lied. Ich lehnte mich zurück und lauschte dem Sound nach.
Sie ist gerne laut und macht mit mir ein drauf,
und jeder, der sie kennt geht mit ihr nach Haus,
doch es macht mir nichts aus, auch wenn du mir nicht glaubst,
manchmal bin ich doch ein kleines bisschen Stolz darauf,
denn sie ist wunderschön, sie ist schlau, sie ist nett,
manche wollen mit ihr nur chillen, andere gehen mit ihr ins Bett,
a-a-aber ich komm' damit klar,
denn sie ist was ich hab', was ich lieb', was ich brauch',
und ich weiß genau, sobald ich sie dir zeige liebst du sie auch.
Oh Shit, ich denke nur an sie,
denn ich bin so verliebt in meine Musik, in meine Musik, in meine Musik.
(In meine Musik.)
Ich bin so verliebt in meine Musik, in meine Musik, in meine Musik.
Ich bin so verliebt in dieses Lied, in dieses Lied, in dieses Lied.
Ich bin so verliebt in meine Musik, in meine Musik
Denn meine Musik ist immer für mich da, wenn ich sie grade brauch'.
Und habe ich mal kein Bock mache ich sie aus
Es ist so easy manchmal wünschte ich sie wär meine Frau
Dann geht sie Gassi mit dem Hund,kocht und putzt dann das Haus
Oh yeah, genauso stell ich mir das vor
Wir beide ganz alleine, keine Grenzen, keine weichen und ein Blick von ihr würd' reichen, und dann denken wir das gleiche
Ich will dich für mich alleine, nein ich meine ich sollte teilen, aber fällt es mir so schwer
Ich denke nur an sie, denn
Ich bin so verliebt in meine Musik, in meine Musik, in meine Musik.
Ich bin so verliebt in meine Musik, in meine Musik, in meine Musik.
Ich bin so verliebt in dieses Lied, in dieses Lied, in dieses Lied.
Ich bin so verliebt in meine Musik, in meine Musik.
Als der letzte Ton des Song kam, starrte ich das Radio an. Ich muss zugeben, der Typ ist besser als Sido oder sonst welche deutschen Rapper, aber irgendetwas an seiner Stimme zieht mich an diesen Sänger an. Das Lied ist sogar richtig gut. Ich hatte zwar ein altes Handy, aber da ich dort Notizen abspeichern kann, speicherte ich nur den Song ab, da ich vergessen hat, wie der Sänger nochmal heißt, aber ich hoffe, ich werde den Song auf YouTube finden. Der Song ist auch seltsam. Singt er das für eine Frau oder symbolisiert er diese Frau in seine Musik. Wenn ja, ist er ziemlich arrogant. Oder er symbolisiert seine Musik an eine Frau. Das wäre schon etwas besser.
„¿Qué hace la escuela?" (Was macht die Schule?), fragte meine Mutter und starrte zu mir. Ich hab sie ganz vergessen, dass sie vor mir saß. Ich nickte, da ich keine Lust hatte zu reden. „Wie geht es Carlo?", fragte sie weiter. Wieder nickte ich. „Wirklich?", fragte sie wieder auf mich ein.
„Ja, man! Ihm gehst prima!", schrie ich sie an, stand wütend an und ging nach oben.
Ich stumpfte die Treppen, sodass sie weiß, dass ich wütend war, obwohl ich mich frage wieso. Gerade war es doch chill? Wieso werde ich beim Thema Carlo so aggressiv? Gerade wurde doch nicht von ihm gesprochen. Es tat mir jetzt Leid, dass ich meiner Mutter keinen Blick gegeben habe und dass ich sie angeschrien habe. Ich hoffe, sie kommt jetzt nicht hoch oder so. Scheiße... Irgendetwas stimmt nicht mit mir...
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