Kapitel 6: das Schiff aus dem See und die Kutsche aus der Luft


Verwundert dränge ich mich durch die Menschenmasse, die sich wie verrückt um das schwarze Brett im Gryffindorraum scharrt. Augenverdrehend mache ich einen weiten Bogen um die schwatzende Menge und geselle mich zu Fred und Georg, die mich schon erwartend angrinsen.

„Was ist bitte hier los?", frage ich verwundert.

„Hast du es nicht gelesen?"

„Wie, wenn jeder davor steht?", erwidere ich wie immer ein wenig patzig bei solchen Fragen.

„Die Schüler aus den anderen Schulen kommen am 30. Oktober an und werden dann für das Jahr bis zur letzten Aufgabe bei uns leben," erklärt Fred hastig. „Das heißt bald wird die Auswahl sein und wir können deinen Trank verwenden." Ich sehe die beiden ernst an: „Kein Wort, dass der von mir ist."

Die beiden nicken nur. Den restlichen Abend verbringen wir damit uns auszumalen, welche Aufgaben wohl drankommen werden, wie die anderen Schüler so sein werden und Fred und Georg tüfteln aus, wie sie den Lehrern die großen Putzaktionen im ganzen Haus verderben können. Über ihre Ideen müssen wir uns fast totlachen und hören erst auf, als unsere Bäuche vor Anstrengung schmerzen. Meine Stimmung ändert sich allerdings schlagartig, als sich Angie und Katie zu uns gesellen. Sofort verfalle ich in ein Schweigen, meine Mundwinkel zucken nur noch bei Witzen und mein Blick bleibt gesenkt.

Es ist ein teil meines Charakters das zu schützen, was mich verletzlich macht und nur denen anzuvertrauen, die ich kenne und einschätzen kann. Manche Menschen halten mich deshalb für kalt, schüchtern oder langweilig. Aber das ist nur der erste Blick, der erste Blick, den sie auf mich werfen. Die meisten verschwenden keine weitere Zeit mit mir. Ich bin wie unsichtbar. Nur die Zwillinge haben mich länger angesehen und den zweiten Blick riskiert und nur deshalb sind wir heute so sehr miteinander befreundet und so stark miteinander verbunden.

Unwillkürlich muss ich an Charlie denken. Auch, wenn ich das absolut niemals zugeben würde, muss ich oft an ihn denken, öfter, als ich es sollte und vorgehabt habe. Eigentlich dachte ich, dass ich ihn verdrängen könnte, doch mit den Jahren wird das immer schwieriger. Anfangs war es eine Schwärmerei, ein lächerliches Kindergekicher, wenn ich an ihn gedacht habe. Doch es ist viel stärker, so stark, dass es mir fast Angst macht. Ich weiß nicht, was es ist, aber er zieht mich an. Wenn er da ist, muss ich ihn immer wieder ansehen, wenn er nicht da ist, schweifen meine Gedanken immer wieder zu ihm, so wie jetzt. Ich wünschte ich könnte das vermeiden, aber ich kann es nicht.

Ich sehe ihn dauernd vor mir, wie er lacht und dabei so umwerfend gut aussieht. Wie er schelmisch grinst und seine Haare zusammenbindend. Es gibt absolut nichts ätzenderes als sich nach und nach in den Bruder deiner besten Freunde zu verlieben, aber ich bin schon zu tief in diesem Strudel, um da wieder herauszukommen. Und wenn ich ehrlich bin will ich das auch gar nicht...

„Na, denkst du wieder an Charlie," stichelt Fred, als er bemerkt, dass ich abgedriftet bin.

Ich schrecke auf und sehe ihn einen Moment ertappt an, bevor ich mich räuspere und hektisch meinen Kopf schüttle.

„Wieso sollte ich an Charlie denken?", frage ich bemüht gleichgültig zurück.

Angelina rettet mich vor der Diskussion mit Fred, wofür ich ihr tatsächlich einmal dankbar bin. Wer hätte das gedacht?

„Charlie? Dein älterer Bruder, der mit Drachen in Rumänien arbeitet?", frägt sie, woraufhin Fred nur nickt. „Ist er nicht bisschen alt und...bisschen zu attraktive, Evelyn?"

Auch, wenn es mir einen heftigen Stich versetzt und mir noch klarer macht, wie gering meine Chancen bei Charlie sind, schlucke ich es einfach runter und nicke.

„Eben. Und nicht nur das, ich will auch gar nichts von ihm," nutze ich Angies ursprüngliche Beleidigung.

„Habt ihr schon gehört. Es heißt es soll anlässlich des Trimagischen Turniers einen Weihnachtsball geben am Ende des Jahres," mischt sich Katie in das Gespräch ein.

Ich lehne mich erleichtert zurück, in dem Glauben die zwei würden mich jetzt in Ruhe lassen. Wie naiv, als würde ich meine Zwillinge gerade fünf Sekunden kennen.

„Oh, wie schade, da kann Eve ja gar nicht mit Charlie hingehen," scherzt Georg lachend, was mich nur meine Augen verdrehen lässt, allerdings habe ich tatsächlich zum ersten Mal einen guten Konter auf der Zunge liegen. „Wie schade für euch, dass Krumm in Durmstrang ist und ihr damit kein einziges Mädchen abkriegen werdet, weil ihr neben ihm absolut kläglich ausseht."

Weiter komme ich nicht, weil Angie und Katie neben mir gefühlt einen hysterischen Anfall bekommen. Ich werfe den Zwillingen nur einen triumphierenden Blick zu, den sie ein wenig beleidigt erwidern. Auch, wenn ich selten schlagfertig bin, ein bisschen was habe ich doch in fast siebzehn Jahren mit den Zwillingen mitgenommen.

Schweigend lehne ich mich zurück und blende das Gequatsche von Katie und Angie aus. Ich kann Freds Blick auf mir spüren, wie er versucht zu lesen, wie er versucht zu verstehen. Ich weiß nicht, was uns zwei verbindet, aber mit Fred habe ich eine Verbindung. Er ist wie ein Bruder, wie jemand, der dich kennt und in deine Seele blicken kann. Es ist etwas Besonderes.

„Mit wem würdest du hingehen, wenn es den Ball wirklich gibt?", frägt Georg mich, als sich Angie in ein Gespräch mit Fred verwickelt.

„Ich weiß nicht, wenn ich ehrlich bin," murre ich, weil ich absolut nicht über das Thema reden will. Wie gesagt, ich bin für jeden nahezu unsichtbar, deshalb wird mich sicher auch niemand fragen, ob ich mit auf den Ball gehe. Georg und ich verfallen in ein Schweigen, völlig außer Acht gelassen von den anderen dreien. Als Katie dann beginnt mit Weasley-Zwilling Nummer zwei zu reden fühle ich mich endgültig allein.

An manchen Tagen habe ich tatsächlich das Gefühl, dass ich wirklich unsichtbar bin und zwar für jeden. Obwohl es mir mittlerweile kaum noch etwas aus macht, tut es weh zu wissen, dass man sowas von uninteressant ist.

„Hast du es schon gehört," sagt eine Stimme hinter mir und schon schwingt sich Ginny mit wehenden Haaren auf den Platz neben mir.

„Wenn du vom Weihnachtsball redest, dann ja," erwidere ich ein wenig kühl.

„Sei nicht so, Evelyn, das wird wunderbar. Stell es dir doch nur mal vor! Alles schön Weihnachtlich geschmückt und in der Mitte der großen Aula ist eine riesengroße Tanzfläche, auf der die Kleider nur so flattern." Sie bewegt theatralisch ihre Hände dazu und grinst mich an. „Ich meins ernst, dass wird ein Spaß. Mit wem willst du hingehen?"

Ich seufze, verdrehe meine Augen und werfe ihr dann einen Blick zu, nachdem sie mich immer noch erwartend anstarrt.

„Die Frage ist nur, wer mit mir hingehen will," murre ich.

„Ach, hör doch auf. Die Jungs stehen sicher Schlange bei dir," ruft Ginny empört.

„Also ich sehe keine Schlange," brumme ich zurück. „Wenn es wirklich einen Weihnachtsball geben wird, dann gehe ich entweder nicht hin, oder ich gehe allein."

Ginny will noch protestieren, doch ich schüttle nur den Kopf und richte mich auf. Der einzige Mensch, mit dem ich vielleicht hingehen würde, ist nicht hier und letztlich wäre ich sowieso zu schüchtern ihn zu fragen, selbst, wenn es möglich wäre.

„Lass uns erstmal abwarten, ob es stimmt. Dann können wir immer noch drüber reden," komme ich ihr zuvor.

Mit den Worten, die enttäuschten Blicke von Ginny in meinem Rücken, mache ich mich auf in den Schlafsaal, um dort die Ruhe zu genießen. Wegen der ganzen Aufregung bin ich natürlich die erste. Es tut gut ein wenig Privatsphäre zu haben, zu entspannen und Musik zu hören, bis man der ewigen Dunkelheit unterliegt und in eine Welt gleitet, die gänzlich mir gehört...

Das Schloss scheint seit Tagen in heller Aufregung zu sein. Alles wird geputzt und auf Hochglanz gebracht, sodass man unser normalerweise schmuddeliges Zuhause in manchen Gängen kaum noch erkennt. Die Lehrer hetzten durch die Gänge, ständig Schüler ermahnend sie sollen gefälligst die Dekoration in Ruhe lassen. Gefühlt am Ende jeder Unterrichtsstunde wird einem noch einmal eingetrichtert, dass man sich benehmen soll solange der Besuch da ist, was mir allmählich ziemlich auf die Nerven geht.

Das Gerücht, Viktor Krumm sei auf Durmstrang und würde in wenigen Tagen nach Hogwarts kommen, hält sich hartnäckig, nicht nur unter den Mädchen. Und auch das Wispern über einen möglichen Weihnachtsball will nicht verebben. Während um mich herum alle in Aufregung und regelrecht Ektase wegen diesem blöden Turnier verfallen, hätte ich am liebsten endlich mein meine Ruhe davon...

Schweigend stehen wir draußen im Schatten von Hogwarts. Der Tag ist endlich gekommen. Unsere Gäste werden heute eintreffen und natürlich müssen wir sie in Empfang nehmen. Ein kalter Wind pfeift über die Ländereien und langsam brauen sich dunkle Regenwolken am Himmel zusammen, was mir absolut nicht gefällt. Ich stehe neben Fred und Georg, die ein wenig gelangweilt durch die Gegend starren. Das einzige, was die beiden Momentan interessiert ist die Anmeldung für das Turnier. Sie sprechen von nichts Anderem mehr, was mich ehrlich gesagt ein wenig aufregt. Niemand scheint mehr etwas anderes im Kopf zu haben, als das.

Als ich dann allmählich ungeduldig werde und am mich liebsten in den Gemeinschaftsraum vor ein wärmendes Feuer setzten würde, taucht am Himmel eine Kutsche auf, gezogen von schneeweißen Pferden mit Flügeln.

Ein Raunen geht durch die Menge und auch ich muss sagen, dass ich schon ein wenig beeindruckt bin. Die Pegasus schlagen andächtig mit den Flügeln und nähern sich kreisend dem Boden. Gebannt beobachte ich das Geschehen, bis die Hufen der magischen Wesen klappernd über die Erde trampeln und letztlich stehen bleiben. Für ein paar Sekunden geschieht nichts, der Wind saust über uns hinweg und in der ferne hört man einen Raben krähen. Doch dann öffnet sich die Kutschentür mit einem Schwung und eine riesige Frau steigt aus, kritisch in Richtung Himmel blickend.

Sie ähnelt von der Größe her unserem Lehrer Hagrid, ist aber um einiges gepflegter angezogen und hergerichtet. Sie wirkt fast schon damenhaft mit ihrer rosa Handtasche und dem langen im Wind wehenden Kleid. Sie schreitet elegant auf unseren Schulleiter zu und schüttelt ihm freundlich die Hand.

In diesem Moment geht ein Raunen durch die gesamte Menge, denn aus der Kutsche steigen unglaublich hübsche Französinnen mit langen blonden Haaren, feinen Gesichtern und einem elfenhaften Gang.

Mein Blick fällt auf Georg und Fred, die sich beide offensichtlich nicht von diesem Anblick lösen können, was mir nur ein leises Lachen entlockt. Auch, wenn ich mir nicht zu hundert Prozent sicher bin, vermute ich, dass ein Großteil der Mädchen Veela sind und somit Männern den Kopf verdrehen in ihren Genen tragen.

Die Mädchen stehen fröstelnd hinter ihrer Schulleiterin, werfen unsichere Blicke zu uns und betrachten mit einem Leuchten in den Augen Hogwarts. Die riesige Frau wechselt ein paar Worte mit unserem Schulleiter und geleitet dann ihre frierenden Mädchen in unser Schloss.

„Unser Besuch aus Frankreich ist ein wenig zu leicht bekleidet für dieses kühle Wetter," schallt Dumbledores Stimme durch die Menge, „deshalb..."

Doch der Rest seines Satzes geht in den Rufen und Flüstern der Schüler unter. Aus dem See taucht erst ein Mast auf, geheimnisvoll und durchaus seltsam. Mit leicht offen stehenden Mund beobachte ich, wie dann ein Schiff, ein riesiges Schiff aus den Wellen entsteigt, wie es sich aus dem Wasser emporschlängelt. Es hat etwas von einem Geisterschiff aus alten Märchen. Mit einem lauten Platschen landet ein Anker im Wasser, verjagt den alten Kraken und festigt somit das Schiff. Alles ist komplett still. Wie durch Geisterhand kracht eine Brücke lautstark auf die Felsen, an denen sich die Wellen aufbäumen und das Wasser eine weiße Krone aus Schaum trägt. Ein leises Wispern geht durch die Schüler und alle Mädchen warten gebannt, ob Viktor Krumm tatsächlich unter den Besuchern sein wird.

Eine Tür öffnet sich mit einem lauten Rums und ein hochgewachsener Mann mit einem grob geschnittenen Gesicht stapft auf die Brücke, hinter ihm eine Gruppe von breitschultrigen Jungen. Im Gegensatz zu den Französinnen scheinen die Schüler von Durmstrang nicht zu frieren, was an ihren langen Mänteln und dicken Mützen liegen könnte.

Der grimmig wirkende Mann schüttelt ebenfalls Dumbledores Hand und wechselt ein paar Worte mit ihm. Mein Gefühlt sagt mir allerdings, dass unser Schulleiter nicht viel von Igor Karkaroff hält und auch Moody sieht ihn ein wenig feindselig an.

„Bringen wir unsere Gäste doch in unser wundervolles Schloss und nehmen gemeinsam unser Abendessen ein," ruft Dumbledore ein freundliches Lächeln im Gesicht.

Ich folge der trottenden Masse, folge dem Strom der Menge, mit halben Ohr den Gesprächen um mich herum zuhörend. Nicht weit von mir unterhalten sich Angie und Katie über den Krum, den sie anscheinen unter den Durmstrang Jungs gesichtet haben. Ich verdrehe nur meine Augen. Was haben die nur alle an dem Typen?

„Und, hast du ihn schon gesehen?", frägt mich eine bekannte Stimme.

„Nein," antworte ich Ginny, deren roten Haare wie ein Feuer im Wind flackern.

„Sei doch nicht so", schimpft sie mich lachend. „Er ist der beste Sucher, den es gibt."

„Ich glaube nicht, dass das der Grund ist, warum alle Mädchen auf ihn abfahren," murre ich, was Ginny ein Grinsen entlockt.

„Aber du musst zugeben, die Durmstrang Jungs sehen ziemlich gut aus," versucht sie erneut mich für diese ganze Turnier-Sache zu begeistern.

Für eine Sekunde taucht ein Bild von Charlie vor mir auf, wie er lachend seine roten flammenden Haare zu einem Dutt bindet und mich mit diesen ernsten tiefen braunen Augen ansieht.

„Geht schon," brumme ich, hastig den Gedanken verbannend und erleichtert, dass wir gerade in diesem Moment in die viel zu überfüllte und laute Große Halle stapfen.

Die Französinnen setzten sich auf Anweisung ihrer Schulleiterin an den Ravenclaw-Tisch, während die Durmstrang Jungs sich sehr zum Leidwesen vieler Mädchen an den Slytherin-Tisch setzten. Erleichtert, dass wir niemand bei uns aufnehmen müssen nehme ich wie immer zwischen Fred und Georg Platz, die schon ganz nervös sind.

Dumbledore tritt an sein Sprechpult, woraufhin sich die Flügel des Phönix für ihn öffnen. Als er sich räuspert tritt Stille in die Halle ein und alle mustern ihn mit funkelnden Augen...

„An unsere Gäste aus Beauxbaton und Durmstrang ein herzliches Willkommen. Ich hoffe Sie finden sich alle in unserer Schule zurecht und fühlen sich hoffentlich wohl bei uns. Es wird vielleicht ein paar Tage dauern, aber Sie gewöhnen sich sicher bald an die Eigenarten unseres Schlosses. Meine Schüler stehen Ihnen natürlich bei jeglichen Fragen bereit und helfen Ihnen sicher sich einzugewöhnen."

Kurzes Getuschel kommt auf, wird aber gleich von Dumbledores strengem Blick erstickt.

„Kommen wir nun zu dem Grund, warum wir uns heute hier in diese Halle versammelt haben und warum einige von euch einen sehr weiten Weg auf sich genommen haben: Das Trimagische Turnier. Wie ich schon erwähnt habe wird die Teilnahme aus Sicherheitsgründen nur für volljährige Schüler möglich sein. Wir drei Schulleiter sind uns einig, dass die Oberstufenschüler ausgebildet genug sind, um die drei schwierigen magischen Aufgaben zu bestehen. Wer teilnehmen möchte muss seinen Namen und seine Schule lesbar auf einen Zettel schreiben und ihn in unsere geschaffene neutrale Instanz werfen, dem Feuerkelch. Er wird bis Halloween, also bis morgen Nacht in der Eingangshalle stehen. Ihr solltet wissen, dass eine Entscheidung dieses Kelches unumgänglich ist. Das bedeutet, sollte er morgen Abend euren Namen ausspucken, so müsst ihr an dem Turnier teilnehmen."

Ein betretenes Schweigen macht sich in der Halle breit. Niemand wagt es etwas zu sagen und jeder scheint sich von Dumbledores ersten und warnenden Blick angesprochen zu fühlen.

„Entscheidet nicht vorschnell. Die Aufgaben sind schwierig und durchaus gefährlich. Also überlegt es euch gut, denn wer einmal seinen Namen in das Feuer des Kelches geworfen hat, kann das nicht mehr ändern. Es gibt kein zurück! Damit sich niemand unter 17 anmeldet habe ich höchstpersönlich eine Alterslinie um den Kelch gezogen, der jedem minderjährigen den Zutritt verweigert!"

Die Zwillinge sehen mich ein wenig fragend an, doch ich zucke nur mit den Schultern. Woher soll ich wissen, ob der Zaubertrank bei einer magischen Alterslinie klappt?

„Nun kommen wir noch zu einer erfreulicheren Sache. Zu Ehren des Turniers findet am letzten Tag vor den Weihnachtsferien ein Ball statt, an dem alle Schüler ab der vierten Klasse mit oder ohne Begleitung teilnehmen dürfen, insofern sie angemessen gekleidet sind. Die drei Champions der drei Schulen werden mit einem Tanzpartner den Ball eröffnen, also für sie ist es Pflicht eine Begleitung zu haben. Sollte jemand aus den unteren Stufen von einem älteren Schüler eingeladen werden, darf er natürlich an dem Ball teilnehmen. Also, gutes Gelingen! Und jetzt wünsche ich euch allen ein wunderbares Abendmahl," endet er seine Rede, setzt sich an den Lehrertisch und betrachtet uns mit einem vergnügten Lächeln.

Die Zwillinge stürzen sich nicht wie sonst auf das erscheinende Festmahl, sondern wirken in sich gekehrt und nachdenklich. Sie scheinen stillschweigend in einer Sprache zu kommunizieren, die ich nicht kenne. Umso unangenehmer wird es mit der Zeit zwischen ihnen zu sitzen.

Ein wenig bedrückt von der Stimmung der beiden, lade ich mir wie üblich nur ein wenig Salat auf meinen Teller und esse dazu eine Schüssel Suppe. Als mir Fred nicht einmal seinen besorgten und wissenden Blick zuwirft, knalle ich mein Besteckt lautstark auf den Tisch, sodass die beiden erschrocken auffahren.

„Was soll das, Eve," murrt Fred genervt.

„Was ist denn los mit euch beiden? Zögert ihr wegen eurer Entscheidung?", frage ich ein wenig kühl und sehe zwischen den beiden hin und her.

„Nein, wir überlegen nur, ob dein Zaubertrank reicht," antwortet Fred.

„Das würde ich mir auch überlegen," gibt Angie ihren Senf dazu und grinst mich dabei freundlich an. Ich verdrehe nur meine Augen und stochere in meinem Salat herum.

„Habt ihr schon Krum gesehen. Er sieht noch viel besser aus als auf den Fotos! Er sitzt nur leider am Slytherintisch bei Pansy Parkinson," die letzten Worte spricht Angie aus, als wären sie pures Gift.

„Ich sehe schon, wir haben keine Chance bei den Mädchen wegen dem Weihnachtsball," brummt Fred und sieht mich böse an, weil ich mir wie immer mein Grinsen nicht wirklich verkneifen kann.

„Stell dir vor er würde mit dir auf den Weihnachtsball gehen," säuft Katie mit einem verträumten Blick.

Ich verdrehe innerlich meine Augen und würge meinen Salat herunter. Irgendwie habe ich heute überhaupt kein Hunger.

Das restliche Abendessen drehen sich die Gespräche hauptsächlich um den Weihnachtsball und Krum, der immer wieder einen Blick an den Gryffindortisch wirft. Wen er ansieht kann ich allerdings nicht sagen. Als dann eine der Französinnen zu uns kommt, um sich etwas von unserem Buffet zu nehmen, schafft es kein Junge sie nicht anzusehen, was Angie sichtlich verärgert.

Ihre silberblonden Haare wippen im Gang ihres elfenhaften Ganges, ihre strahlend blauen Augen ziehen jegliches Männerherz in ihren Bann und ihr umwerfendes strahlendes Lächeln bringt sie letztlich um den Verstand. Während die meisten Mädchen genervt und neidisch sind, kann ich mir mein Lachen angesichts der lächerlichen Reaktionen der Jungs kaum verkneifen. Wie Affen glotzen sie ihr hinterher und können gar nicht aufhören zu Gaffen.

„Jungs," rufe ich und verpasse den beiden links und rechts einen Elbogenschlag in ihre Hüften, „kommt zurück, ihr macht euch lächerlich!"

Sie starren ihr noch hinterher, bis sie am Ravenclawtisch Platz nimmt und kehren dann zurück in die Wirklichkeit. Angies Blick bleibt allerdings düster und grimmig. Ihr scheinen die Veelas unter den Französinnen gar nicht zu passen...

Als das Essen dann verschwindet und wir uns gemeinsam in unseren Gemeinschaftsraum aufmachen, sind die Zwillinge weiterhin verschwiegen, was mich ziemlich verunsichert. Sie sind normalerweise nie so. Ehrlich gesagt kann ich sie auch nicht wirklich aufmuntern, weil ich absolut nicht sagen kann, ob ihnen dieser Zaubertrank helfen kann die Barriere zu durchbrechen...

Der nächste Tag begrüßt uns alle mit einem stürmischen Gewitter und Regen, der heftig gegen die Fensterscheiben prasselt. Angesichts des Turniers und des Feuerkelchs hat uns Dumbledore allen einen Tag frei gegeben, was mich wirklich freut. Wer hätte gedacht, dass dieses ganze Tamtam doch noch etwas bringt?

Als ich runter in die Große Halle komme sitzen Fred und Georg schon nervös vor sich hinhippelnd auf der Banke und erwarten mich mit sehnsüchtigen Blicken.

„Na, alles klar bei euch?", frage ich überflüssigerweise.

„Ich sterbe vor Nervosität! Wann müssen wir den Trank einnehmen?", überfällt mich Fred, kaum, dass ich mich hingesetzt habe.

„Jungs, ihr habt den ganzen Tag dafür Zeit, also lasst mich erstmal was essen und kommt runter, sonst wirkt der Trank sowieso nicht!", stelle ich grinsend klar.

Die beiden starren mich geschockt und wie eingefroren mit großen braunen Augen an. Keiner von den beiden scheint in der Lage irgendwas zu sagen. Nach ein paar Sekunden halte ich es nicht mehr aus und breche in schallendes Gelächter aus, das so laut ist, dass sich ein paar Französinnen verwirrt zu mir umdrehen.

„Ihr habt wirklich nie in Zaubertränke aufgepasst," pruste ich lachend. „So ein Schwachsinn, natürlich wirkt der Trank auch, wenn ihr aufgeregt seid!"

Die beiden sehen mich beleidigt an, können mir aber das Grinsen auf meinem Gesicht nicht mehr nehmen. Schweigend trinke ich meinen Tee und schmiere mir mein Brot, während mich die Zwillinge mit ihren Blicken fast umbringen.

„Jetzt entspannt euch, ich will frühstücken," rufe ich irgendwann, als es beginnt zu nerven, doch sie starren mich weiter an. Ich verdrehe meine Augen und zucke mit den Schultern.

Mit der Zeit füllt sich die Halle und wieder ist das Gesprächsthema Nummer eins Viktor Krum, der anscheinend schon seinen Zettel in den Feuerkelch geworfen hat.

„Hast du es endlich," murrt Fred, als ich den letzten Teil meines Brotes gegessen und den letzten Schluck aus meiner Tasse getrunken habe.

„Ja, wir können los," erwidere ich grinsend.

Als wir uns in Richtung Eingangshalle aufmachen, folgen uns interessierte Blicke. Jeder weiß, dass die Chaos-Zwillinge noch nicht volljährig sind. Es wissen aber auch alle, dass sie Meister darin sind zu betrügen und anderen Leuten Streiche zu spielen, ohne, dass jemals nachgewiesen werden kann, dass sie es waren.

Die Eingangshalle ist leer. Nur in der Mitte steht auf einem Podest ein hölzerner Kelch, in dem ein magisches Feuer lodert. Mein Blick fällt auf die beiden. Auch, wenn ich ihnen helfe ist mir nicht wohl dabei, dass einer von ihnen vielleicht diese drei gefährlichen Aufgaben erledigen muss.

„Na dann," murmle ich und beobachte, wie sie sich den Trank teilen und mich dann unschlüssig ansehen.

„Ich spüre nichts," sagt Fred, fast ein wenig enttäuscht.

„Der Trank macht dich um ein Jahr älter, da solltest du nicht viel spüren," erwidere ich ein wenig patzig. Ich mag es nicht, wenn man meine Zaubertrankkunst in Frage stellt.

„Okay, dann versuchen wir es," sagt Georg leise, ein wenig unsicher angesichts der Zuschauer, die sich gespannt um uns herum gesammelt haben.

Die beiden werfen sich ein Grinsen zu und schreiten dann für meinen Geschmack ein wenig zu selbstsicher auf die blau schimmernde Alterslinie um den Kelch zu. Unwillkürlich halte ich den Atem an, als sie beide gleichzeitig ihren Fuß darüber strecken und mit einem leichten Hüpfer in das innere des Kreises treten. Jubel ertönt und die Zwillinge reisen ihre Hände freudestrahlend in die Luft. Ich falle allerdings noch nicht mit ein. Erst, wenn ihre Zettel im Feuer landen halt alles geklappt.

Zuversichtlich lassen sie die Pergamentfetzen in den Kelch fallen. Eine Sekunde geschieht nichts, bevor es einen lauten Knall gibt, die zwei Rotschöpfe im hohen Bogen aus dem Kreis katapultiert werden und ihre Zettel einfach zu Asche zerfallen. Ein schockiertes Raunen geht durch die Zuschauer, als die zwei sich aufrichten.

Mit erschrockenen Gesichtern starren sie sich an. Ihnen wachsen lange weiße Bärte und ihre Haut scheint von Minute zu Minute schrumpeliger zu werden. Es ist ganz still.

„Das war deine Schnapsidee," ruft Georg empört und funkelt Fred an.

„Nein, deine," brummt der andere Zwilling zurück.

Bevor ich mich versehen kann sind sie nur noch ein Knäul aus zwei Männern mit immer länger werdenden weißen Bärten und kugeln durch die Eingangshalle. Beifall und Anfeuerungsrufe dröhnen nun zum immer mehr werdenden Publikum. Ich verdrehe nur meine Augen. Na wunderbar. Hastig ziehe ich meinen Zauberstab und vollführe eine Bewegung, sodass die beiden auseinander gerissen werden. Eilig schliddere ich zwischen die beiden und funkle sie böse an.

„Vollidioten!", murre ich, bevor McGonagall herbeigeeilt kommt und entsetzt ihre Schüler betrachtet.

„Was zum...", ihr scheinen die Worte zu fehlen. „Gehen Sie frühstücken oder in Ihre Gemeinschaftsräume! Wenn Sie ihren Zettel nicht in den Kelch werfen wollen haben Sie hier nichts zu suchen," befiehlt sie der gaffenden Menge, die sich murrend verzieht.

„Misses Moore, was ist hier passiert?" frägt sie mich anschließend mit zornig funkelnden grünen Augen. Ich schlucke schwer: „Ähm, die zwei haben einen Alterungstrank genommen, um über die Beschränkung zu kommen."

„Wer hat den Zaubertrank gebraut?", frägt sie forsch weiter. Die Zwillinge kommen mir eilig zuvor: „Wir haben den gebraut, wir zwei."

Professor McGonagall mustert uns. Ihr Blick zuckt zwischen mir und den Weasleys hin und her. Ihr ist offensichtlich klar, dass ich den Zaubertrank gebraut haben muss.

„Misses Moore, bringen Sie die zwei in den Krankenflügel!", sagt sie schließlich, woraufhin ich nicke.

Ich helfe den Zwillingen aufzustehen und bringe sie schweigend in den dritten Stock zu Madam Pomfrey, die uns halb belustigt, halb schockiert mustert.

„Mister und Mister Weasley," sagt sie nicht unbedingt verwundert. „Lassen Sie mich raten, Sie haben versucht die Barriere zu durchbrechen."

Mit einem Schmunzeln zückt sie ihren Zauberstab, vollführt eine Bewegung und die Bärte verschwinden wie durch Zauberhand.

„Danke, Misses Pomfrey," sagen die Zwillinge sichtlich niedergeschlagen.

„Keine Ursache," erwidert unsere Krankenschwester. „Und lassen Sie in nächster Zeit die Finger von Zaubertränken!"

Lustlos trotten Georg und Fred aus dem Krankenflügel und sehen mich keine Sekunde dabei an. Unschlüssig haste ich hinter ihnen her, ein wenig mit mir selbst ringend.

„Tut mir leid, dass es nicht geklappt hat," sage ich schließlich.

„Schon okay, du hast versucht uns zu helfen," erwidert Fred ehrlich. „Es wäre nur so schön gewesen, wenn einer von uns ein Champion geworden wäre und am Ende noch das Preisgeld gewonnen hätte," murmelt er in sich rein.

Und obwohl sie jetzt ziemlich niedergeschlagen wirken, bin ich mir sicher, dass sie ihren Traum verwirklichen können und eines Tages Besitzer eines wunderbaren Scherzartikelladens sind...


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