Kapitel 5: Die dunkle Magie und ihre illegalen Flüche
„Wieso bist du gestern Abend so schnell verschwunden?", fragen Fred und Georg mich sofort, als sie mich unten in der Großen Halle beim Frühstück antreffen.
„War müde," brumme ich nur.
„Nimm Angelina nicht so ernst, sie meint es sicher nicht so", versucht mich Fred zu besänftigen, der anscheinend den Grund für meine schlechte Laune gefunden hat.
„Sicher," murre ich kühl und schlürfe meinen Tee.
„Ach komm schon, Evelyn," versucht es Georg.
Ich verdrehe nur meine Augen, kann aber nicht wirklich weiter mürrisch bleiben. Die beiden haben etwas an sich, etwas, dass einem immer zum Lachen bringt.
„Und, schon deinen Stundenplan bekommen?", frägt Fred mit vollem Mund, was ich mit einem strengen Blick quittiere. „Nein, der alte Hut teilt sie glaub erst nach dem Frühstück aus," antworte ich schulterzuckend.
Während wir alle essen, bemerke ich die Blicke, die sich die Zwillinge immer wieder zuwerfen. Nach einer Weile räuspere ich mich und sehe die beiden ein wenig vorwurfsvoll an:
„Wollt ihr mich in euer Gespräch einweihen?", frage ich. Die beiden zögern kurz, wieder ein geheimnisvoller Blick, bevor Fred mit gesenkter Stimme anfängt zu erklären: „Wir haben mal ein paar Zauberbücher gelesen. Hermine war ziemlich verwundert, als wir sie danach gefragt haben und sicher nicht überzeugt von unserer Ausrede, dass wir uns in der Schule bessern wollen, aber sie hat sie uns ausgeliehen." Georg fährt aufgeregt fort: „Und wir haben etliche Zaubertränke gefunden, die uns nicht wirklich was bringen, aber einer war ziemlich interessant."
Die beiden machen provokativ eine Kunstpause, in der sich mit grinsend ansehen.
„Jetzt sagt schon," brumme ich ein wenig neugierig.
„Ein Alterungstrank. Soweit wir das verstanden haben, macht er einen älter, also könnten wir doch theoretisch den Zauber damit austricksen," löst Fred auf. Die beiden sehen mich erwartend an, was mich zum Schmunzeln bringt. „Naja, kommt drauf, ob er stark genug ist. Zeigt mir heute Abend mal die Anleitung, wie man ihn braut und was man dazu braucht, dann reden wir weiter."
Ich verstumme augenblicklich, weil McGonagall mit ihren funkelnden grünen Augen an unseren Tisch tritt und uns eingehend mustert.
„Was gibt es Geheimes zu besprechen?", frägt sie misstrauisch, erhält aber von den Zwillingen nur ein hämisches Grinsen. Ich schüttle nur meinen Kopf.
„Misses Moore," ich sehe zu ihr auf, „Ihre Ergebnisse waren wirklich sehr zufriedenstellend. Ich hatte gehofft, dass das auch ein wenig auf ihre Freunde abfärbt." Sie wirft einen Seitenblick auf die Zwillinge, die nur ihre Augen verdrehen. „Also bei Ihnen ist es ziemlich einfach. Sie werden Zaubertränke, Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Verwandlung, Kräuterkunde und Zauberkunst weiter nehmen, wenn Sie das wollen."
Ich nicke nur. Genau die Fächer brauche ich, wenn ich eines Tages tatsächlich die Ausbildung zu einer Heilerin machen möchte. Professor McGonagall tippt einmal auf einen leeren Stundenplan und überreicht ihn mir dann ausgefüllt
„Bei Ihnen ist das alles ein wenig schwieriger," stellt unser alter Hut mit kritischem Blick fest, was mich nur zum Grinsen bringt. „Mich haben Ihre identisch schlechten Ergebnisse nicht überrascht, wenn ich das anmerken darf. Also gilt für Sie beide, Mister und Mister Weasley, dass Sie auf jeden Fall Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Zauberkunst, Kräuterkunde und Pflegen Magischer Geschöpfe weiter nehmen sollten." Die Zwillinge grinsen sich nur schulterzuckend an und nicken dann. „Wenn Sie das sagen."
Mit einem unübersehbaren Schmunzeln überreicht sich auch meinen Freunden ihren identischen Stundenplan.
„So wie es aussieht haben wir jetzt VgddK zusammen," stelle ich fest und richte mich, meine Schultasche über die Schulter werfend, auf. „Na, dann los zu dem grusligen Ex-Auror," ruft Fred lachend und wir machen uns gemeinsam auf den Weg durch das Schloss.
Natürlich kennen die Zwillinge einen Geheimgang, der uns schneller in das Klassenzimmer im vierten Stock bringt, indem der gruselig wirkende Mann schon auf die eintrudelnden Schüler wartet. Schweigend nehme ich neben meinen Freunden platzt, den bösen Blick von Angie ungeachtet und packe mein Buch und Pergament aus.
„Streberin," wispert Fred nur, was ich mit einem Augenverdrehen quittiere. Ich bin keine Streberin. Als alle eingetroffen sind räuspert sich Moody und alle werden augenblicklich still.
„Also, ich werde nur ein Jahr euer Lehrer sein und das auch nur auf Wunsch Dumbledores," sagt er laut und humpelt dabei mit gespenstisch dumpfen Schritten an der Tafel auf und ab, sein magisches Auge seltsam zuckend, sodass man nie weiß, wo er gerade wirklich hinsieht. „Ich werde mich nicht an den Lehrplan halten. Stattdessen werde ich euch den Umgang und vor allem die Gegenwehr von schwarz magischen Flüchen zeigen."
Ein betretenes Schweigen macht sich in der Klasse breit. Alle starren den Lehrer mit unsicheren großen Augen an.
„Das Ministerium hält euch noch für zu jung, aber umso früher man damit beginnt, umso stärke ist eure Abwehr gegen Flüche, deren Macht und Tiefe ihr euch gar nicht vorstellen könnt." Er macht eine Pause, in der seine Augen durch die Reihen huschen. „Wer von euch kann mir sagen, was die drei unverzeihlichen Flüche sind?"
Meine Hand schießt nach oben. Man merkt, dass er dort draußen war, dass er tatsächlich gegen sie gekämpft und über sie gesiegt hat. Er nickt mir zu und ich erhebe wie immer unsicher meine leise Stimme.
„Der Imperiusfluch, der Cruciatusfluch und der Todesfluch," antworte ich, während er mich mit seinen beiden Augen fixiert.
„Richtig, Misses..."
„Moore," antworte ich hastig.
„Richtig, Misses Moore. Können Sie mir auch sagen, was diese Flüche bewirken?", frägt er sich über die Lippen leckend. Er ist seltsam, seltsam bedrohlich und unberechenbar.
„Der Imperiusfluch bringt den Menschen, der unter ihm steht, dazu sich zu unterwerfen und eine Marionette zu werden. Der Cruciatusfluch ist ein Folterfluch. Er fügt einem anderen unglaubliche Schmerzen zu. Und der Todesfluch, nun ja, er tötet eben," antworte ich immer leiser werdend. Dadurch, dass meine Mutter mir nicht vom ersten Zaubererkrieg erzählt hat, musste ich selbst herausfinden, welche Schrecken und dunkle Schatten sich zu der Zeit über England gelegt haben.
„Sehr richtig. 20 Punkte für Gryffindor," sagt er anerkennend nickend und humpelt dann zurück hinter sein Pult. Die ganze Klasse ist ungewohnt und vor allem bedrückend still.
Genau in dieser Stille, in dieser vollkommenen Stille, kann ich es spüren und hören. Es ist wie ein Wispern, wie eine Stimme, die mich ruft. Es ist, als könnte ich es fühlen, als wäre es mit mir verbunden, als wäre ich ein Teil davon. Und dennoch weiß ich nicht, was es überhaupt ist, was ich überhaupt hören und fühlen kann. Ich schließe meine Augen, lasse mich davontragen, weit durch das Schloss, durch die Fasern des Schlosses...
Fred stupst mich unsanft in die Seite, holt mich zurück in die Realität, zurück in den seltsamen Unterricht von Moody. Kopfschüttelnd vertreibe ich die Gedanken, die Gedanken, die immer wieder aufkommen, wenn es mir passiert.
„Diese Spinne," unser Lehrer hält eine eklig fette schwarze Spinne mit beharrten Beinen in die Luft, „wird gleich nach meinem Willen tanzen."
Die Mädchen in der ersten Reihe unter ihnen auch Angie weichen geschockt zurück, doch das lässt Moody ziemlich kalt. Er zuckt mit seinem Zauberstab, ohne seine Lippen zu bewegen. Und tatsächlich. Plötzlich fängt die Spinne an zu tanzen und herumzulaufen. Es sieht aus als wär sie eine Marionette, als würde sie nur das wiederspiegeln, was Moody durch die Fäden, an die sie gebunden ist, zulässt. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, bei dem Gedanken, dass Menschen sich solcher Magie teilweise wehrlos unterwerfen müssen.
„Zu Zeiten des Dunklen Lords standen viele Zauberer unter diesem Fluch," erklärt Moody, fast schon faszinierend die Spinne beobachtend. „Viele behaupteten es allerdings nur, um für ihre Taten nicht nach Askaban gesperrt zu werden."
Mit einem gruseligen Lächeln hebt er den Zauber auf, vergrößert die Spinne magisch ein wenig, was sie noch angsteinflößender macht und wispert kaum hörbar den zweiten unverzeihlichen Fluch. Geschockt beobachten wir alle, wie sich das Tier lautlos windet. Ich schlucke schwer und wende mich nach kurzer Zeit ab. Die Vorstellung, dass Menschen sich schreiend unter diesen Qualen leiden müssen, dass macht mir einerseits unglaubliche Angst und andererseits schürt es auch einen Hass, ein Hass auf alle Zauberer, die solche abgrundtief böse Flüche aussprechen.
Und dann der letzte Fluch, der Fluch, der nur wispernd genannt wird, den jeder fürchtet und den eigentlich niemand je überlebt hat. Der Todesfluch, ein Zauber voller Boshaftigkeit und dunkler Magie. Es ist ein grün schimmernder Strahl, der kurz aufflackert und die Spinne tötet. Ich schlucke schwer.
„Das sind die unverzeihlichen Flüche. Der Cruciusfluch diente zur Schreckensherrschaft von Voldemort," ein Wispern geht bei diesem Namen durch die Klasse, „zur Folterung und damit auch zur Informationsbeschaffung. Und der Todesfluch zur Tötung. Er ist optimal, denn er hinterlässt keine Spuren und es gibt keinen Gegenzauber oder Abwehrzauber gegen ihn."
Er hält kurz inne. Ich weiß woran er denkt, oder besser gesagt, an wen er denkt. Er denkt an Harry, an Harry und diese blitzförmige Narbe auf seiner Stirn. Er ist der einzige, der es je überlebt hat.
Ein schrilles Klingeln ertönt, ein Klingeln, dass uns alle von diesem mehr als schrägen Unterricht erlöst. Hastig stolpere ich den Zwillingen hinterher, die eilig den Raum verlassen.
„Was hast du jetzt?", fragen sie mich.
„Zaubertränke bei Snape," antworte ich wenig begeistert.
„Na dann sehen wir uns wahrscheinlich erst beim Mittagessen wieder," stellen die zwei fest, was ich nickend bestätige und wehleidig mit ansehen muss, wie sie lachend mit Angie und Katie verschwinden. In meinen Gedanken versunken laufe ich durch einen weniger überfüllten Gang hinunter in den Keller, damit ich bei Snape ja nicht zu spät komme. So sehr ich Zaubertränke liebe, Snape und seine Ungerechtigkeit verabscheue ich. Auch, wenn ich ihn manchmal wirklich für sein Können bewundere, kann er damit noch lange nicht meinen tief verankerten Hass wett machen.
Ich nehme gerade noch den Schatten einer Gestalt war, bevor ich ungebremst voll gegen jemand laufe, vor Schreck nach hinten stolpere und unsanft auf meinem Hinterteil lande. Ein stechender Schmerz fährt durch meine Glieder und mir entfährt ein leises Stöhnen.
„Pass doch auf, wo du hinläufst!"
„Zabini," stelle ich eisig fest, sammle meine Pergamentrollen auf und stehe dann mit funkelnden Augen auf. Wir hassen uns seit unserem ersten Schultag. „Pass du doch auf, wo du hingehst," murre ich genervt und will mich an ihm vorbeiquetschen, was er allerdings nicht zulässt. „Lass mich gefälligst vorbei, Zabini!"
„Wehrlos ohne deine zwei Trottel von Weasley?", frägt er feixend.
Ich schlucke. Ich bin alles andere als wehrlos. Ich will nur nicht auffallen, ich will unsichtbar bleiben und unbemerkt durch die Wände dieses Schulhauses gleiten. Ich hasse Aufmerksamkeit und Konfrontation. Am liebsten bin ich für mich allein mit meinen Gedanken und bei den Zwillingen, bei denen ich ein wenig mehr von dem zeigen kann, was ich bin.
„Ich warne dich," knurre ich, doch er lacht nur schallend weiter.
Mit einem Augenverdrehen zücke ich meinen Zauberstab. Es gibt einen Knall und der Slytherin stolpert ein paar Schritte zurück, sodass ich an ihm vorbei zu den Treppen husche, die hinunter in den Keller führen.
„Das wird folgen haben, Moore," brüllt er noch, was mich aber reichlich wenig interessiert, weil ich Zabini magisch weit überlegen bin.
Die Zaubertrankstunde läuft wie erwartet voller Ungerechtigkeit und Bevorzugung ab. Allerdings schlage ich mich wie fast immer so gut, dass Snape nichts gegen meinen Trank einzuwenden hat. Bei jedem anderen Lehrer hätte ich Lob und Punkte für Gryffindor eingesackt, aber bei Snape bin ich es schon so sehr gewöhnt, dass ich mich einfach damit abgefunden habe.
Am Abend sitze ich vertieft in meine Hausaufgaben im Gemeinschaftsraum, umgeben von laut grölenden und rumalbernden Gryffindors. Immer wieder wandert mein Blick in Richtung Teddy, der sich am anderen Ende des Raumes mit seinem besten Freund unterhält. Es tut gut ihn glücklich zu sehen.
„So, jetzt wird mal Pause gemacht," ertönt eine Stimme, die nur Fred gehören kann. Unter leisen Protesten meinerseits schiebt er meine Arbeit einfach zur Seite und knallt mir ein Pergament vor die Nase. Georg gesellt sich eilig auch zu uns und mustert mich mit glühenden Augen. Ich seufze genervt und betrachte es genauer.
„Das ist der Zaubertrank," erklärt mir Fred überflüssig.
Schweigend lese ich die Zutaten und die dazu geschilderte Anleitung durch. Mein Kopf arbeitet, kombiniert und vertieft sich in die Weite der unglaublich komplexen Kunst des Zaubertrankbrauens. Denn nicht alles, was dort steht muss optimal für den Trank sein...
„Okay, ihr besorgt mir aus Snapes Büro die Zutaten. Die solltet ihr eigentlich alle finden. Und so wie ich Snape kenne hat er eh alles sorgfältig beschriftet," sage ich schließlich.
„Das heißt du kannst ihn brauen?", frägt Fred seine Stimme gesenkt.
„Ja, Fred, ich kann ihn brauen," antworte ich leicht amüsiert. „Also heckt einen Plan aus, wie ihr an die Zutaten kommt und ich mach dann den Rest."
Die beiden wirken Feuer und Flamme und verziehen sich gleich leise tuschelnd nicht weit von mir in eine Ecke. Ein Schmunzeln huscht über meine Lippen. Hätten sie jemals so weil Engagement in der Schule gezeigt, wären sie jetzt wahrscheinlich besser als ich...
Ein bisschen wehleidig wende ich mich wieder an die völlig überdimensionierte Hausaufgabe von Snape, die mich noch lange vor dem knisternden Feuer festhält, das mit der Zeit langsam hinunter brennt. Als ich endlich in mein Bett klettere ist es eigentlich schon viel zu spät und allein der Gedanke, dass ich morgen früh aufstehen muss, nervt mich schon.
Die Wochen ziehen an mir vorbei, wie Wolken am Himmel. Ich habe kaum Zeit über irgendwas nachzudenken, weil ich so sehr mit den Fächern, den Hausaufgaben und dem verflixten Zaubertrank für Fred und Georg beschäftigt bin. Irgendwann fühle ich mich wie eine leblose leere Hülle, die wie ein Geist durch Hogwarts wandelt. Durch den Stress, die wenige Freizeit und den Mangel an Spaß, merke ich wie ich nach und nach die eh schon geringe Kontrolle über meine innere Stimme verliere. Normalerweise kann ich gut damit umgehen, doch in den letzten Wochen hat es mich tatsächlich Kraft gekostet es nicht zu tun. Deshalb bin ich umso erleichterter, als der Zaubertrank endlich in einer verkorkten Glasflasche landet und ich ihn an zwei begeisterte Zwillinge mit vor Aufregung roten Wangen weitergeben kann.
Moodys Unterricht bleibt so seltsam und lebensnah, wie seine erste Stunde. Einerseits ist es unglaublich interessant, andererseits auch ziemlich verstörend und angsteinflößend.
Und so gehen die Wochen vorbei. Ein kalter Wind weht über Hogwarts hinweg, lässt die Blätter auf den einsamen Innenhöfen tanzen und verbannt uns Schüler in unsere Gemeinschaftsräume, in denen wir sicher das Geschehen des turbulenten und wechsellaunigen Wetters beobachten können. Der Oktober legt sich über England, ein eisiger Vorbote des Winters. Und mit ihm kommt auch Dumbledores Ankündigung vom Trimagischen Turnier und den Champions immer näher...
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