Kapitel 17: Der Tag dannach



Es ist grauenvoll Teddy dabei zuzusehen, wie er leidet, wie es ihn auffrisst, wie es ihn zerstört. Ich kann nichts tun, außer für ihn da sein, ihn trösten, ihm Halt geben. Und dennoch fühle ich mich abartig machtlos. Sein Lachen ist wie weggewischt, seine Fröhlichkeit nur noch ein blasser vergessener Schimmer.

Ich versuche alles, koche ihm sein Lieblingsessen, lasse ihn draußen mit den Glühwürmern spielen, bis die Dämmerung die Welt verschlingt und vermeide es ihn an Mom zu erinnern. Es frisst mich auf, zerrt mich auf, diese Aufgabe für ihn eine Mutter zu sein. Aber es ist okay, es ist vollkommen okay.

Obwohl ich es ihm nicht sage liege ich nachts im Bett, wach und ratlos. Ich habe mehrmals an die Weasleys geschrieben, doch keine Antwort erhalten. Ich war am Fuchsbau, niemand war dort. Erst dachte ich die Briefe sind nicht angekommen. Nach dem fünften habe ich es aufgegeben.

Ich fühle mich nur noch mehr allein und im Stich gelassen. Alles in mir besteht nur noch aus tiefen blutenden Wunden, die mit jeder Stunde neu aufgerissen werden. Ich bin nur stark für Teddy, bin nur am Leben wegen ihm. Er braucht mich, er braucht mich mehr als ich mich selbst.

„Teddy," fange ich eines abends zögernd an. „Ich weiß es ist grauenhaft, aber das Ministerium verlangt einen neuen Erziehungsberechtigten für dich."

„Du," antwortet er und sieht mich mit seinen dunklen Augen an. „Ich will, dass du es machst. Ich brauch dich jetzt und du brauchst mich."

Ich habe ihn schon immer für seine Ehrlichkeit, für seine Stärke und für seine Direktheit geliebt, Eigenschaften, die so wertvoll sind in einer Welt wie dieser.

„Okay. Wir haben in zwei Tagen einen Termin im Ministerium. Du musst dort sagen, dass du willst, dass ich dein Vormund werde. Ich wünschte, ich könnte es dir ersparen, aber das geht leider nicht. Und ich muss zusätzlich einen Arbeitsplatz aufweisen können. Ich habe bis jetzt nur einen in der Bibliothek in der...Mom gearbeitet hat," erkläre ich leise, Teddy unsicher und erwartend ansehend.

„Ist schon okay," sagt er tapfer und lächelt mich an. „Du schaffst das doch alles, oder?"

„Ich schaffe das alles," antworte ich, vorsichtig seine Hand nehmend, „aber nur, weil du an meiner Seite bist."

Ich sage ihm nicht, dass ich durch ihn so viel aufgeben muss, dass meine komplette Jugend, damit dahin ist, dass ich seit dem gestrigen Tag kein Teenager mehr bin, sondern eine Erwachsene Frau. Ich sage ihm nicht, wie grauenhaft es ist von einem auf den anderen Augenblick verantwortungsbewusst werden zu müssen, wie sehr es mich anstrengt ein Mutterersatz für ihn zu sein.

Ich sage ihm das alles nicht, weil es sich lohnt für ihn das alles zu ertragen und aufzugeben. Es lohnt sich jetzt schon, wenn ich in seine dankbaren Augen sehe, wenn ich beobachten kann, dass er es verkraftet, dass er es überstehen wird.

Ich weiß nicht, ob ich dabei auf der Strecke bleibe, ob es mich zerstören wird. Ich weiß nicht, wie viel ich dafür aufgeben werden muss, was es mich letztlich kosten wird. Aber ich weiß, dass es sich lohnt.

„Das, was ich im Ministerium alles sagen werde ist zum größten Teil Schwachsinn, aber die wollen, dass ich sowas sage, sonst stimmen die gegen mich, als dein Vormund," füge ich noch augenverdrehend hinzu.

Und tatsächlich schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippen, das erste Lächeln, seit sie nicht mehr hier ist, seit sie uns verlassen hat. Es wird okay werden, eines Tages.

Wir leben dahin, lassen die Sonne auf unsere Gesichter scheinen und versuchen sie auf irgendeine Weise gehen zu lassen. Ich weiß, dass noch einiges auf uns zukommt. Ich muss irgendwie eine Beerdigung organisieren. Allein bei dem Gedanken steigen mir Tränen in die Augen. Ich weiß nicht einmal, wen ich einladen soll. Ich hatte gehofft, dass die Weasleys kommen würden, doch die Zwillinge antworten mir immer noch nicht. Meine Mom hatte kaum Freunde, die Muggel finden uns alle komisch und letztlich können wir uns eh nichts Leisten.

Ich habe alle Unterlagen bekommen und durchgesehen. Das Haus ist wenigstens abbezahlt. Aber ich muss irgendwie die Schulgelder für Teddy und mich bezahlen. Es ist alles so kompliziert und schwierig, weshalb ich versuche immer nur einen Tag voraus zu denken. Ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, was ich mit Teddy machen soll, wenn ich arbeiten gehe. Ich will ihn nicht allein hier lassen.

Auch, wenn ich versuche es zu verdrängen, wenn ich alles daran lege mich nicht daran zu erinnern, weiß ich noch ganz genau, dass es dunkel gekleidete Männer waren, die meine Mom...umgebracht haben.

Und dann bricht der Tag an, vor dem ich mich am meisten fürchte, der Tag, an dem fremde Menschen darüber entscheiden, ob ich für Teddy sorgen darf. Es würde mir das Herz brechen, wen sie mir diese Erlaubnis nicht geben, es würde mich endgültig zerstören, weil ich dann nichts mehr habe, an was ich mich klammern kann.

Unsicher starre ich in den Spiegel, rücke die Bluse zurecht und fahre mir nervös durch meine offenen langen Haare. Ich habe versucht mich so erwachsen wie möglich zu kleiden. Dunkle Hose, dunkle blaue Bluse und halbhohe Schuhe.

„Du siehst gut aus," kommentiert Teddy mein Outfit, entspannt am Türrahmen meines Zimmers lehnend.

„Das wird nicht reichen," brumme ich, nicht ganz so optimistisch wie mein kleiner Bruder.

„Wenn sie deine Anfrage ablehnen sind sie vollkommene Idioten," erwidert Teddy sanft lächelnd.

„Und das ist das Problem, sie sind vollkommene Idioten," grummle ich, was ihm nur ein Kopfschütteln entlockt. Ich kann nicht beschreiben, wie froh ich bin, dass er hier ist.

In dem Augenblick pocht jemand heftig gegen die Tür. Ich verdrehe meine Augen, binde eilig meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und haste dann durch den Gang. Mit Schwung reiße ich die Tür auf und erstarre, als ich sehe, wer draußen steht.

„Charlie?", frage ich verwundert. Seine roten Haare leuchten feurig in der Vormittagssonne, sein Lächeln ist wie immer umwerfend und seine braunen Augen mustern mich eindringlich.

„Evelyn," erwidert er leise.

„Was machst du hier?", hacke ich verwundert nach. Ich habe zwar gehofft, dass die Weasleys vorbeikommen, habe dabei aber ehrlich gesagt nicht mit ihm gerechnet.

„Dad hat mir von deinem Termin im Ministerium erzählt," beginnt er und nickt Teddy zu, der hinter mir auftaucht. „Und er meinte, da kein anderer kann, soll ich dir beistehen."

Ich starre ihn verwirrt an. Es ergibt alles keinen Sinn. Mir antwortet niemand, ich bekomme keine Briefe, obwohl etwas so Grauenhaftes geschehen ist und jetzt steht Charlie vor meiner Tür, als wäre es das normalste auf der Welt.

„Ich glaube das schaffe ich ganz gut allein," sage ich schließlich kühl. „Es hat ja sonst auch niemand für nötig gehalten mir zu antworten."

Teddy boxt mich in die Seite, doch ich ignoriere ihn. Die letzte Woche war alles in mir kalt und abgestorben, doch jetzt steigt etwas in mir hoch, brennend und zerstörerisch. Wut. Ich war immer für die Zwillinge und auch für Ginny da, ich würde alles für diese Menschen tun, weil sie für mich wie eine zweite Familie sind. Und gerade jetzt, wo ich ein Teil meiner echten verloren habe, jetzt, wo alles in mir blutet und ich nicht weiß wohin mit mir, hält es keiner von ihnen für nötig mir zu helfen.

„Ich weiß, das hört sich alles bescheuert und unnötig an, aber es hat seine Gründe, das verspreche ich dir," versucht Charlie vorsichtig mich zu besänftigen. „Sie wollten wirklich kommen, aber es ging nicht."

Ich schnaube nur und funkle Charlie an. Die Wut in mir brodelt, ist kaum aufzuhalten, weil sie alles verschlingt, die Leere in mir füllt und mich einnimmt.

„Ich brauche keine Hilfe mehr, ich schaffe das gemeinsam mit Teddy," murre ich und lege einen Arm um meinen kleineren Bruder, der mich fast schon überragt. „Das heißt ich kann auch allein ins Ministerium."

Charlie seufzt. Er scheint das nicht erwartet zu haben. Ich schüttle den Kopf. Ich bin mir fast sicher, dass er sich umdreht und appariert, doch er bleibt vor der Tür stehen und sieht mich an.

„Ich will dir wirklich nur helfen," versucht er es tatsächlich noch einmal.

Ich atme tief durch, beruhige mich ein wenig und schüttle dann ein weiteres Mal entschlossen den Kopf.

„Ich brauche keine Hilfe. Ich schaffe das wie gesagt allein," erwidere ich nur, schnappe mir eine dünne Jacke und den Schlüssel. „Wir dürfen nicht zu spät kommen, also sei mir eine Hilfe und lass uns gehen."

Charlie seufzt wieder, streicht sich durch seine langen roten Haare und tritt einen Schritt beiseite. Er wirkt fast einen wenig enttäuscht oder sogar verletzt. Ich verdränge den Gedanken hastig. Ich kann es mir nicht mehr leisten verletzt zu werden. Hastig schließe ich die Tür ab und trete in unseren kleinen Garten.

„Trotzdem danke, dass du hier warst," sage ich ehrlich.

Die Wut ist erloschen, so schnell verschwunden, wie sie gekommen ist. Es hat sich für die Sekunden gut angefühlt, weil wieder etwas die Leere gefüllt hat, aber jetzt erscheint es mir unnötig und kindisch.

„Habe ich gerne gemacht," murmelt er leise.

Ich verbiete mir die Gedanken, nehme einen unschlüssig wirkenden Teddy an die Hand und drehe mich einmal im Kreis. Das letzte, was ich sehe sind Bills dunkle Augen, die mich durchdringen, bevor sich alles auflöst, die Farben sich trennen und ich durch die Unendlichkeit wirble. Es fühlt sich an, als würde mich jemand durch einen viel zu engen Schlauch pressen, bevor ich leicht taumelnd, Teddy fest in meinem Griff in einer abgelegenen Seitengasse lande.

„Du hättest mich wenigstens vorwarnen können," beschwert sich mein kleiner Bruder. „Und du hättest Charlie nicht so anfahren brauchen. Du magst ihn doch eigentlich ganz gerne."

Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu. Teddy ist ein Meister darin andere Menschen zu lesen, eine Gabe, die er von Mom hat. Ein Stich fährt durch meine Brust.

„Lass uns gehen," murmle ich leise, während ich versuche mich zu sammeln.

Teddy hastet hinter mir her, während ich durch die Straßen eile. Nicht weit von uns steht eine rote Telefonbox, ziemlich abgelegen und einsam. Obwohl ich momentan einen ernsthaften Groll gegen das Ministerium hege, finde ich den Besuchereingang genial.

„Wo gehen wir denn hin?", erkundigt sich Teddy hinter mir, doch ich schweige.

Wortlos öffne ich die Tür der Telefonbox und schiebe meinen verwirrten kleinen Bruder hinein, während ich eilig die kleine zerknitterte Karte aus meiner Tasche ziehe. Weiterhin schweigend tippe ich die Zahlenkombination ein und lehne mich dann gegen die kühle Wand.

„Das ist der Besuchereingang zum Ministerium," erkläre ich auf den fragenden Blick meines Bruders hin.

Er will gerade seinen Mund aufmachen, als ein heftiger Ruck durch die kleine Box geht und wir wie durch Zauberhand langsam in den Erdboden versinken. Teddys Gesichtsausdruck und sein offenstehender Mund, bringt mich zum Lächeln. Und genau dieses Lächeln bestätigt mir, dass ich das richtige tue.

Teddy presst erstaunt seine Nase gegen die Scheibe, beobachtet wie die Telefonbox durch die Erde bricht und in einer riesigen Halle schwebt, langsam gen Boden senkend. Hunderte gehetzt wirkende Menschen wuseln unter uns wie Ameisen durch das Atrium, alle mit gesenktem Blick und eiligem Schritt.

Und obwohl ich es vermeiden wollte, muss ich an Charlie denken. Es hat sich so angefühlt, als wäre er nicht nur da gewesen, weil niemand anders konnte. Es hat sich für ein paar Sekunden so angefühlt, als wäre er auch wegen mir da gewesen, als hätte er sich tatsächlich sorgen gemacht. Ehrlich gesagt wünsche ich mir nichts mehr als das. Und trotzdem weiß ich tief in mir, dass es nicht funktioniert, dass es nur Hoffnungen sind und dass ich mich jetzt auf jemand anders konzentrieren muss.

Lächelnd ziehe ich den völlig beeindruckten Teddy aus der Box und schleife ihn kopfschüttelnd durch das Atrium. Vorne sind Tische aufgebaut und mürrisch wirkende Zauberer kontrollieren meinen Termin und unsere Zauberstäbe. Ich bin ziemlich erleichtert, dass sie uns durchlassen. Sie hatten so etwas bedrohliches an sich. Mit einem kritischen Blick auf die Uhr, schlüpfe ich mit Teddy in eine der seltsamen Aufzüge.

„Halt dich gut fest," murmle ich noch im letzten Moment und ergreife die raue Schlaufe, bevor sich der Kasten mit einem heftigen Ruck und einer unglaublichen Geschwindigkeit in Bewegung setzt.

Nervosität schleicht in mir hoch, lässt meine Finger beben und mein Herz heftig pochen. Die Aufregung mischt sich mit Angst, Angst nicht das zu bekommen, was ich so dringend brauche. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Jetzt wäre ich tatsächlich froh um Unterstützung, froh, wenn Charlie hier wäre. Ich schüttle entschlossen meinen Kopf, straffe die Schultern und vertreibe die Gedanken. Ich bin kein Kind mehr, ich bin jetzt...eine Mom.

Dennoch ein wenig unsicher steige ich mit einem betrübt schweigenden Teddy im dritten Stock aus, der gruselig still und verlassen scheint. Hastig werfe ich einen Blick auf die Terminkarte und schreite mit klackernden Schuhen durch den Korridor.

Teddy und ich schweigen uns an. Auch er scheint nun verstanden zu haben, was auf dem Spiel steht. Meine Finger beben ganz leicht, meine Handinnenflächen sind schwitzig. Je näher wir dem Raum kommen umso schwieriger wird es die Nervosität zu unterdrücken.

Als das Zimmer vor uns steht, die goldene Ziffer zwölf auf dem dunklen Holz prangend, pocht mein Herz so heftig, dass ich fürchte Teddy könnte es hören.

„Du schaffst das," flüstert mein kleiner Bruder ernst.

„Ich weiß", wispere ich zurück, was ihn zum Lächeln bringt.

Ich hole ein letztes Mal tief Luft, ordne meine wirren Gedanken und trete dann mit dem sichersten Schritt, den ich gerade hinbekomme in den Raum ein. Er ist unerwartet groß, fast wie ein Gerichtssaal der Muggel. An dem großen vorderen Pult sitzen drei Zauberer, die mich mit stechendem Blick mustern. Links und rechts sind kleine Podeste mit Sprechpulten. Den Mann auf der linken Seite kenne ich von seinem Besuch bei uns Zuhause, der auf der rechten ist mir vollkommen unbekannt.

„Setzten sie sich doch bitte, Misses Moore," weist mich der Mann in der Mitte an. Ich werfe Teddy, der hinter mir in den Stuhlreihen Platzt nimmt, einen letzten Blick zu, bevor ich mich bemüht ruhig auf dem unbequemen kalten Stuhl niederlasse.

„Misses Moore, sie wollen nach dem Tod ihrer Mutter die neue Erziehungsberechtigte von Theodore Moore werden," beginnt der Zauberer ziemlich kühl und desinteressiert. „Sie haben, wie ich sehe einen Arbeitsplatz vorzuweisen, somit ein geregeltes Einkommen. Sie sind Volljährig und haben sehr gut in ihren Zwischenprüfungen in der fünften Klasse abgeschnitten. Zudem haben wir hier eine Empfehlung ihrer Hauslehrerin Professor McGonagall, in der sie Sie als sehr selbstbewusste, starke und erwachsene Schülerin beschreibt. Hat jemand Einwände für das Übertragen der erziehungsberechtigten für Theodore Moore auf Evelyn Moore?"

Ich halte den Atem an. Wenn niemand Einwände hat, können wir Nachhause gehen, wenn niemand jetzt seine Hand erhebt, dann ist alles gut.

„Ich!"

Ich schließe meine Augen. Ich hätte es wissen sollen, dass es niemals so reibungslos laufen könnte.

„Ich habe hier Unterlagen, die besagen, dass es ebenfalls noch einen Vater der beiden gibt, der die Vormundschaft für Theodore übernehmen könnte. Nennen Sie mir bitte einen Grund, Misses Moore, weshalb Sie als gerade volljährig gewordenen die Vormundschaft bekommen sollten und nicht ihr erwachsener Vater."

Ich schlucke schwer, sammle mich und erhebe dann meine überraschend ruhige und ernste Stimme über den stillen Saal.

„Unser Vater hat uns vor vielen Jahren verlassen. Er kennt Theodore kaum, weil er nach seinem ersten Lebensjahr nicht mehr bei uns war. Er hat sich nie wieder nach uns erkundigt, hatte nie Interesse daran zu sehen, wie es uns geht. Ich glaube, dass es nach einem so grauenhaften Ereignis, dem Tod unserer Mutter, besser ist Theodore in einer gewohnten und vertrauten Umgebung zu lassen mit Menschen, die er kennt und liebt. Außerdem ist unser Vater ein Muggel, der die Magie verabscheut und hasst. Und die Magie ist nun Mal ein Teil von Theodore," erkläre ich so sachlich wie möglich. Das alles hier ist vollkommener Schwachsinn, aber ich muss da durch, wenn ich das beste für Teddy will.

„Einwand abgelehnt," ruft der Mann in der Mitte, was mich erleichtert aufatmen lässt.

„Ich habe noch einen," fährt der eisig wirkenden Zauberer fort. „Ihre Arbeitsstelle ist befristet, Misses Moore. Wieso? Und wie gedenken sie danach weiter zu machen?"

Ich blicke dem Mann in die Augen. Er hofft, dass ich einknicke, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll, dass ich ihm wehrlos ausgeliefert bin. Früher wäre ich vielleicht verängstigt gewesen, aber dieses Ereignis hat etwas in mir verändert, hat mich abgehärtet, hat mich auf einen Schlag brutal und gnadenlos dazu gezwungen erwachsen zu werden.

„Die Arbeitsstelle ist befristet, weil ich Anfang September mit Theodore nach Hogwarts zurückkehre und es mir somit nicht möglich ist weiter in unserem Dorf zu arbeiten. Deshalb habe ich vor innerhalb der Schule einen Job zu finden, den ich ausüben kann. Diesbezüglich habe ich auch schon einen Brief an meine Hauslehrerin geschrieben, die mir versicherte, dass das kein Problem darstellt und dass sie mit mir gemeinsam einen Arbeitsplatz finden wird," antworte ich bedacht.

„Auch dieser Einwand ist abgelehnt," beschließt der Mann in der Mitte. „Weitere Einwände?"

Der kalt wirkende Zauberer schüttelt seinen Kopf, es bleibt still und ich atme erleichtert aus.

„Theodore Moore, sind Sie damit einverstanden, dass Evelyn Moore ihre neue Erziehungsberechtigte wird?", frägt der Mann, der mir schon von seinem Besuch bei uns Zuhause bekannt ist.

„Ich habe absolut nichts dagegen," antwortet Teddy prompt.

„Somit erkläre ich Evelyn Moore zur Erziehungsberechtigten von Theodore Moore," schallt die Stimme des Richters durch den stillen Raum, sein Hammer schlägt dumpf auf das Holz und er erhebt sich.

In dieser Sekunde fällt jegliche Last von mir. Die Leere, die Ungewissheit und der Schmerz bleiben, doch ein neues warmes Gefühl schleicht sich zwischen sie, lässt mich ein kleines bisschen glücklicher werden. Auch, wenn es mich nicht ausfüllen kann, wenn es mich nicht heilt und mein gebrochenes Herz nicht zusammenfügt, hält es mich am Leben zu wissen, dass ich dafür sorgen kann, dass Teddy ganz gleich, was passiert ist und was noch passiert, eine wunderschöne Kindheit und Jugend haben wird.

Mit diesem Gefühl schließe ich meinen jüngeren Bruder in die Arme, drücke ihn fest an mich. Ich werde diesen Menschen mit meinem Leben beschützen, denn er ist das einzige, was mir jetzt noch geblieben ist, er ist das einzige, was noch von meiner Familie übrig ist.

„Du bist großartig," flüstert er, als er sich wieder von mir löst.

„Das weiß ich doch," erwidere ich schmunzelnd. „Lass uns nach Hause gehen."

Und genau das tun wir, kehren zurück in unser kleines Hexenhaus mit dem kleinen Garten und der alten Hollywoodschaukel. Und, als ich auf der Veranda sitze, Teddy beim Lesen zusehe und den Abwasch mit Hilfe meines Zauberstabes mache wird mir klar, dass es okay werden wird, dass es eines Tages tatsächlich okay werden wird. 


Tut mir leid, dass ich so lange kein Kapitel mehr hochgeladen habe, aber ich habe gemerkt, dass ich gerade ein paar viele Geschichten habe, die ich schreiben will und so viele Ideen dazu. Aber hier ist wieder ein Kapitel und ich hoffe, dass ich in nächster Zeit wieder öfter welche hochladen kann. 

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