Kapitel 7
Montag. Ich hasste Montage. Ich hasste sie so sehr, dass ich mir manchmal wünschte, tot zu sein.
Müde stand ich auf und schlürfte lustlos zu meinem Kleiderschrank. Ich beschloss die weiße Jeans anzuziehen, welche ich mir am Samstag, mit meinen Eltern, gekauft hatte und dazu noch den babyblauen Pullover. Zusammen mit frischer Unterwäsche lief ich ins Bad und stellte mich direkt unter die Dusche.
Als ich mich einschäumte und meine Finger über meine große Narbe strichen, überkam mich ein unangenehmer Schauer, der mich erzittern ließ.
Immer wieder blickte ich auf das vernarbte Viereck, auf meinem Unterarm. Vorsichtig strich ich darüber. Eine Gänsehaut bedeckte meinen Körper.
Ich ließ von der Narbe ab und beendete meine Morgendusche.
Ich trocknete mich ab und zog mich an, föhnte meine Haare, kämmte sie und putzte meine Zähne.
Heute würde es sehr warm werden, aber dennoch würde ich kein T-Shirt anziehen. Niemand sollte meine Narben sehen. Niemand durfte sie sehen.
Seufzend nahm ich meine Schulsachen und mein Handy samt Kopfhörer.
Ich verließ mein Zimmer und ging nach unten. "Guten Morgen, Schatz", begrüßte mich meine Eomma. "Guten Morgen, Eomma", antwortete ich und erwiderte ihre Umarmung.
"Hier ist dein Essen, hab' einen schönen Tag", sie übergab mir eine große Box, gefüllt mit Essen. "Danke, Eomma. Hab' du auch einen schönen Tag", ich gab ihr zum Abschied einen Kuss auf die Wange und verließ unser Haus.
Müde schleppte ich mich zur Schule und hörte dabei Musik.
Als ich an der Schule angekommen war, schaltete ich mein Handy aus und lief über den Pausenhof, ins Gebäude hinein.
Sofort sah ich die Blicke meiner Mitschüler auf mir. Wie sie mich ansahen.. über mich redeten.. all das machte mich sowas von fertig. Aber ich ließ es mir nicht anmerken.
"Hey du Psycho! Heut' schon Selbstgespräche geführt?", fragte V spöttisch. V war eigentlich Kim Taehyung, der aber nur V genannt werden wollte.
Ich ignorierte seine beleidigende Aussage und wollte an ihm vorbeilaufen, als er mich packte und gegen die Wand schubste. "Ich hab dich was gefragt, du Freak", knurrte V. Seine Hände waren meinen Hals sehr nahe und ich spürte wieder die altbekannte Panik, die mir in sämtliche Knochen kroch.
Ich war zu panisch um V zu antworten, stattdessen versuchte ich meine Atmung zu kontrollieren.
"Hast du jetzt auch noch das Sprechen verlernt, huh?", schrie er mich regelrecht an. Ich spürte seinen warmen, unangenehmen Atem und war kurz davor mich zu übergeben.
Bleib' ruhig, Jimin! Du schaffst das! Du schaffst das!
"Jetzt rede verdammt nochmal, du hässlicher Psychofreak!", schrie er mich erzornt an.
Ich schloss meine Augen, als ich seine Hand auf mich zuschnellen sah, aber der erwartete Schlag kam nicht. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah, dass Yoongi V von mir weggezerrt hatte.
"Was willst du den hier?", giftete V ihn an. "Lass Jimin in Ruhe", keifte Yoongi zurück und baute sich bedrohlich vor V auf. "Was ist falsch mit dir? Warum verteidigst du diesen Freak? Stehst du auf Psychos oder was?", fuhr V Yoongi an. "Lass. Ihn. In. Ruhe", Yoongi tötete V regelrecht mit seinem Blick, ehe er sich mir zuwandte und mich mit sich zog.
Als wir uns etwas von V entfernt hatten, wurde mir bewusst, dass Yoongi mein Handgelenk umfasst hatte. "Lass los!", rief ich panisch und entriss ihm meine Hand. Yoongi sah mich an, als wäre ich ein Alien, aber kurz darauf konnte ich reine Besorgnis in seinem Blick sehen. "Was ist denn los?", fragte er besorgt und kam mir näher.
Sofort ging ich zwei Schritte zurück. "Du solltest.. dich von mir fernhalten. Bitte.. lass mich einfach in Ruhe", brachte ich schließlich hervor. Ich wartete gar nicht auf seine Antwort, sondern ließ Yoongi einfach stehen.
Der Schultag verlief relativ ruhig. Bis auf ein paar Beschimpfungen wurde ich von allen in Ruhe gelassen. Auch von Yoongi.
Nach der Schule machte ich mich erschöpft auf den Heimweg. Ich wollte nur noch in mein Bett und schlafen.
Und am Besten nicht mehr aufwachen.
Ich ignorierte meine innere Stimme und setzte meinen Weg fort. Ich hatte keinen Nerv mich mit ihr auseinanderzusetzen.
Als ich endlich zu Hause war, sperrte ich die Haustür auf und begrüßte meine Eltern. Anschließend ging ich hoch in mein Zimmer und warf mich aufs Bett.
Wieso konnte ich nicht normal sein?
Weil du ein verdammter Freak bist!
Meine innere Stimme machte mich fertig, wann immer sie Gelegenheit dazu bekam.
Ich beschloss, dass mir eine Mütze Schlaf gut tun würde, weshalb ich meine Klamotten durch ein schwarzes T-Shirt und eine graue Jogginghose ersetzte. Anschließend schmiss ich mich wieder aufs Bett und kuschelte mich unter die Decke.
Ich wollte gerade die Augen schließen, als mein Handy vibrierte. Genervt seufzte ich und sah nach, wer mir geschrieben hatte.
Ich hatte eine Nachricht von Yoongi.
Suga_: hey Jimin, ich weiß zwar nicht genau, was ich heute falsch gemacht habe, dass du mich so von dir geschoben hast, aber ich wollte mich dafür entschuldigen. Mir war nicht klar, dass ich zu aufdringlich war. Ich wollte dir nur helfen, es tut mir leid.
Ich schluckte. Ich hatte keine Ahnung, dass ihn das so mitnehmen würde. Augenblicklich fühlte ich mich schlecht. Also antwortete ich ihm.
Prkjmn_95: hey yoongi, du brauchst dich für nichts entschuldigen. Es hat auch nichts mit dir persönlich zu tun. Ich habe nun mal Probleme damit, Menschen an mich ran zu lassen. Bitte verstehe das und nochmal Danke, dass du mich vor V verteidigt hast. Das hättest du nicht tun sollen. Ich will nicht, dass du wegen mir Probleme bekommst. Deshalb ist es wohl besser, wenn du dich von mir fernhälst.
Kurz darauf bekam ich schon eine Antwort.
Suga_: ich verstehe. Und ich würde dich immer verteidigen, egal vor wen. Niemand hat es verdient so behandelt zu werden. Wenn du wirklich willst, dass ich mich von dir fernhalte, dann tue ich es auch. Ist es das was du willst?
Seine Antwort ließ mich nachdenken. Wollte ich, dass er sich von mir fernhielt? Wollte ich das wirklich? Ich überlegte, zerbrach mir den Kopf darüber. Wieso brachte mich diese Frage so um den Verstand? Wieso schrieb ich nicht einfach: ja, dass ist genau das, was ich will.
Weil es gelogen wäre. Denn eigentlich wollte ich es nicht, aber es wäre besser so. Für ihn, für mich, für alle.
Prkjmn_95: ehrliche Antwort? Nein, eigentlich will ich das nicht. Ich mag dich, du bist der erste, der nicht scheiße zu mir ist, seit ich hier in der Schule bin, aber es wäre besser, wenn du dich von mir fernhälst. Ich habe eine nicht allzu rosige Vergangenheit und auch jetzt kann ich kein normales Leben führen. Deshalb, bitte, halte dich von mir fern. Es ist besser so, vertrau mir.
Als ich die Nachricht abgesendet hatte, bereute ich es sofort wieder.
Verdammt, ich hätte ihn anlügen sollen! So lässt er mich bestimmt erst recht nicht in Ruhe!
Suga_: danke, dass du ehrlich zu mir warst. Ich merke, dass es dir wichtig ist, dass ich mich von der fernhalte und ich werde deiner Bitte nachkommen, aber nur unter einer Bedingung..
Prkjmn_95: und die wäre?
Suga_: wenn dich in der Schule jemand fertig macht, lass mich dir helfen! Du musst dich nicht bedanken oder mit mir reden oder sonst was. Ich helfe dir und danach lasse ich dich sofort wieder in Ruhe, okay?
Prkjmn_95: okay, aber bitte lass mich danach sofort in Ruhe, ja?
Suga_: versprochen!
Ich antwortete ihm nicht mehr auf seine Antwort, sondern schaltete mein Handy direkt aus. Ich legte es weg und versuchte zu schlafen.
Nach einer Zeit schaffte ich es auch einzuschlafen.
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