~Jimin P.o.V~

Ich setzte mich, wie normal, neben Jungkook und wartete auf den Unterrichtsbeginn.

"Geht's dir wieder besser?", wollte Jungkook von mir wissen. "Ja, mir geht's besser", antwortete ich ihm. Mir ging es tatsächlich besser, seit dem Jin gestern bei mir war.

Wir unterhielten uns noch etwas über belanglose Dinge.

Als es zum Unterricht klingelte, kam auch direkt unser Lehrer Herr Lee rein.

Wir begrüßten uns und Herr Lee ergriff das Wort: "so, wir haben etwas Organisatorisches zu klären. Kurzfristig wurde entschieden, dass wir in zwei Wochen eine einwöchige Klassenfahrt machen. Die Klassenfahrt geht nach in ein Waldgebiet, außerhalb von Seoul und wir werden da zelten".

Die Begeisterung der Klasse hielt sich in Grenzen. Zelten war ja auch nicht das Gelbe vom Ei.

"Weiterhin werden pro Zelt, zwei Schüler oder Schülerinnen sein. Und übrigens wird der ganze Jahrgang dabei sein", redete Herr Lee weiter.

"Wir müssen zusammen in ein Zelt", murmelte Jungkook neben mir. Ich nickte zustimmend.

Auch aus anderen Ecken der Klasse kam Getuschel über die Zeltaufteilung. "Seit ruhig! Die Partner für die Zelte werden gelost", rief Herr Lee durch die Klasse.

Ein deprimiertes Seufzen ging durch die Klasse. Auch meine Begeisterung sank von Minute zu Minute immer weiter.

"Und deshalb habe ich hier zwei Behälter mit Losen. Der Rechte ist für die Mädchen und der Linke für die Jungs. Ich werde jetzt abwechselnd immer zwei Lose aus dem Rechte  und zwei Lose aus dem Linken ziehen und die zwei Aufgerufenen, werden sich ein Zimmer teilen", erklärte Herr Lee den Vorgang.

Ich hörte gar nicht weiter zu. Immer wieder wurden irgendwelche Namen vorgelesen, die mich nicht interessierten.
".. Jeon Jungkook und Kim Taehyung", las Herr Lee nun vor. Erschrocken sah ich zu Jungkook, der mich gequält ansah. "Tut mir leid", murmelte ich. "Schon okay", winkte er ab. Taehyung sah zu uns herüber, doch Jungkook mied seine eindringlichen Blicke.

Wieder wurden irgendwelche Namen vorgelesen. Das ging noch so etwa fünf Minuten.

".. Park Jimin und Min Yoongi", las Herr Lee nun vor.

NEIN! DAS DURFTE NICHT WAHR SEIN! NEIN, NICHT YOONGI! Das geht nicht! Das darf nicht sein!

Ich spürte die aufkommende Panik. Ich konnte doch nicht mit Yoongi in einem Zelt schlafen. Das ging nicht!

Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und sah in Jungkooks Gesicht. "Vielleicht redest du nach der Stunde mit Herr Lee. Vielleicht können wir ihn überreden uns in ein Zelt zu lassen und Yoongi zu Taehyung", flüsterte Jungkook mir aufmunternt zu.

Ich nickte, aber bezweifelte, dass Herr Lee das erlaubte. "Sonst müsste ich anderen auch erlauben, zu tauschen. Dann hätten wir erst gar nicht losen brauchen". Das wäre eine typische Aussage von Herr Lee. Ein Versuch war es jedoch wert. Vielleicht hatte Herr Lee einen guten Tag.

Nach der Stunde ging ich noch deprimierter den Gang entlang. Ich hatte recht behalten: Herr Lee hatte es nicht erlaubt.

"Vielleicht gehe ich auch gar nicht mit zur Klassenfahrt", überlegte ich laut neben Jungkook. "Du musst mit, ist 'ne Pflichtveranstaltung", nahm mir Jungkook auch diese Hoffnung. Ich gab nur ein gegrummeltes "Hmm" von mir.

Der restliche Schultag verlief ereignislos. Jungkook und ich waren den ganzen Tag zusammen gewesen uns hatten geredet.

Auf den Weg nach Hause dachte ich darüber nach, wie ich die Woche auf der Klassenfahrt überleben sollte. Eine Woche mit Min Yoongi in einem Zelt.. ich wollte das nicht. Ich wollte mich doch von ihm fernhalten! Alleine schon, weil er so gemein zu mir gewesen war. Ich wollte ihn nicht mehr sehen, geschweige denn mit ihm etwas zu tun haben.

Andererseits war es, leider, doch eine ziemlich anziehende Vorstellung, mit dem Jungen, in den man verknallt ist, in einem Zelt zu schlafen. Dumm nur, wenn man ich war. Wäre ich ein normaler Junge, würde ich mich vielleicht freuen, aber ich war nicht normal.

Ich lief die Straßen entlang und hörte dabei "Russian Roulette" von Red Velvet.

Ich beschloss Jin zu schreiben. Vielleicht hatte er eine Idee.

Jimin: Hey Jin! Ich brauch' deinen Rat! Es ist wichtig. Geht um Leben und Tod!

Eomma Jin<3: Hey ChimChim, was gibt's?

Jimin: wir fahren in 2 Wochen auf Klassenfahrt.. Zelten! Und das Problem ist, dass die Partner für die Zelte gelost worden sind und rate mal, mit wem ich in ein Zelt muss?

Eomma Jin<3: Taehyung?

Jimin: Nein, Jungkook hat Taehyung abbekommen. Mich hats schlimmer getroffen: Yoongi.

Eomma Jin<3: ach du scheiße.. mist.. kannst du nicht irgendwie tauschen?

Jimin: Nein.. Herr Lee verbietet es.

Eomma Jin<3: shit.. Namjoon fährt auch mit.. mit der Parallelklasse. Vielleicht kann er ja was ausrichten. Ich kann ihn mal fragen.

Jimin: danke, dass wäre toll!

Eomma Jin<3: wieder da.. hab ihn gefragt und er meint, dass das nicht geht, weil er nicht Lehrer eurer Klasse ist und er ohne Herr Lees Zustimmung solche Entscheidungen nur bei seiner Klasse treffen darf. Sorry :c

Jimin: oh okay.. ich hab kein Plan, wie ich diese Woche überleben soll..

Eomma Jin<3: es wird schon nicht so schlimm. Namjoon hat gesagt, er würde auf euer Zelt ein extra Auge werfen und sollte Yoongi irgendwas machen, dass du nicht willst, dann wird er eingreifen<3

Jimin: danke.. gib Namjoon ein Küsschen auf die Wange von mir <3

Eomma Jin<3: klar, mach ich!

Na toll. Auch wenn Namjoon auf mich "aufpassen" würde ich dennoch mit Yoongi in ein Zelt müssen.

Womit habe ich das nur verdient?

Unbewusst kratzte ich meinen Arm, hörte aber sofort auf, als ich den Schmerz spürte.

Fuck.

Ich hatte glatt vergessen, dass ich mich wieder selbstverletzt hatte.

Noch immer nahm mich diese Tatsache sehr mit. Ich hatte mich geritzt. Dummerweise auch noch Yoongis Namen. Da werde ich schon rückfällig und dann wird mein Arm auch noch von Yoongis Namen "geziert".

Müde kam ich zu Hause an und schleppte mich direkt hoch in mein Zimmer. Mein Rucksack landete in irgendeiner Ecke und ich kuschelte mich in mein Bett.

Sofort überkam mich der Schmerz der letzten Tage und eine einzelne Träne verließ mein Auge. Sie floss meine Wange hinab und landete auf meinem Kopfkissen.

Die nasse Spur meiner Träne beruhigte mich in einer gewissen Weise und so schlief ich ein und vergaß für einen Moment sämtliche Probleme, die mich belasteten.