Kapitel 19
~Jungkook P.o.V~
Als ich zu Hause angekommen war, atmete ich erleichtert aus. Ich war unglaublich froh, dass Jimin mir verziehen hatte. Ich wusste nun, dass es falsch war, ihm zu verheimlichen, dass Thamina meine Halbschwester gewesen war. Bestimmt würde es darüber noch ein Gespräch geben, aber das war vollkommen okay. Das war ich Jimin schuldig.
Erschöpft warf ich mich aufs Bett und blickte an die Decke. Ich überlegte, was ich tun sollte, als mein Handy vibrierte.
Ich hatte Nachricht erhalten. Von einer unbekannten Nummer.
Unbekannt: Hey, ich bins Taehyung. Können wir reden, bzw. schreiben?
Ich las mir die Nachricht mehrmals durch, ehe ich verstand, was sie bedeutete. Wut machte sich in mir breit.
Jungkook: nein, können wir nicht.
Ich wollte wieder offline gehen, als ich erneut eine Nachricht bekam.
Taehyung: bitte! Es wäre wirklich wichtig!
Jungkook: was willst du?
Taehyung: mich entschuldigen
Jungkook: deine Entschuldigung kannst du dir sonst wo rein stecken.
Taehyung: bitte Jungkook.. gib' mir noch eine Chance!
Jungkook: haha sehr witzig, nenn mir einen guten Grund, weshalb ich dir eine zweite Chance geben sollte.. wobei, du hattest vorher schon keine Chance.
Taehyung: weil ich dich mag.. und es mir ehrlich leid tut
Jungkook: und? Macht's ein "es tut mir ehrlich leid" wieder gut? Nein. Und nur, weil du behauptest mich zu mögen, ist das kein Grund dir eine Chance zu geben.
Taehyung: man.. es tut mir wirklich leid! Wie kann ich das nur wieder gut machen?
Jungkook: gar nicht.
Taehyung: wieso? Wieso gibst du mir keine Chance?
Jungkook: weil es nicht an mir liegt! Es liegt an Jimin. Er ist der Leidtragende. Er ist der, der fertig gemacht wird. Er ist der, den ihr immer weh tut, den ihr beleidigt und psychisch und physisch an seine Grenzen bringt. Und er ist mein bester Freund und er war der beste Freund meiner Halbschwester. Und ich würde niemals mit jemandem ausgehen, der meinem besten Freund Schaden zufügt.
Taehyung: aber Jimin hat doch nichts damit zu tun, was zwischen uns ist.. was zwischen uns sein könnte..
Jungkook: oh mein Gott, ich wusste zwar schon vorher, dass du dumm bist.. aber so dumm?
Taehyung: das war gemein.
Jungkook: wenn du das gemein nennst, dann kannst du dir hoffentlich vorstellen, wie "gemein" ihr zu Jimin seit.
Taehyung: warum dreht sich bei dir eigentlich alles um Jimin? Was ist mit uns?
Jungkook: es gibt kein uns. Und wird es auch nicht geben. Jimin ist mein bester Freund und jeder, der ihm weh tut, der tut auch mir weh. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als seinen besten Freund leiden zu sehen.
Taehyung: ich tue dir nicht weh..
Jungkook: oh doch.. mit jeder Beleidigung, mit jeder Art von körperlicher und psychischer Gewalt gegen Jimin, stirbt auch jedes Mal ein Teil von mir.
Taehyung: übertreib..
Jungkook: ICH SOLL ÜBERTREIBEN? sag' mal: wieso bist du so ein verdammtes Arschloch? Was ist falsch mit dir?
1. Du beleidigst und schlägst Jimin, weil er schwul ist - möchtest aber mit MIR ausgehen. Wo ist da die Logik?!
2. Du behandelst ihn wie ein Stück Scheiße.. und warum? GENAU. Es gibt keinen Grund. Du hast Spaß daran, andere fertig zu machen.
3. Du behauptest, du würdest mir nicht weh tun, aber wieso tut es jedes Mal weh, wemn du Jimin verletzt?
4. Zerstörst du Jimins Kette, die meiner Schwester gehörte, und glaubst, wenn du dich bei MIR entschuldigst wäre alles wieder gut?
Ich sage es dir nur noch einmal: solange du und deine Freunde weiter gegen Jimin seit und ihn fertig macht.. sei es nur mit einem Blick oder einem Gedanken.. dann wird es nie ein "uns" geben. Das war mein letztes Wort. Bye.
Nach meiner Ansage ging ich offline und schaltete mein Handy aus. Gott.. was war Taehyung nur für ein Arschloch? Ich hasste diesen Idioten! Auch, wenn er furchtbar attraktiv war. Das änderte nichts, an seinem scheiß Charakter.
Zu ihm passte das Sprichwort "Der Schein trügt".
Gähnend stand ich auf und ging duschen. Ich liebte es, wenn das warme Wasser über meinen Körper prasselte und meine Muskeln sich entspannen konnte. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Da tat so eine Dusche richtig gut.
Danach trocknete ich mich ab und zog mich um. Eine Jogginghose und ein schwarzes T-Shirt. Als ich zurück in mein Zimmer ging, sah ich ein Bild von Thamina auf meinem Schreibtisch. Ich nahm es in die Hände.
Thamina und ich hatten dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter. Ihr Vater war ein Amerikaner gewesen, der aber bereits verstorben war. Mein Vater war Koreaner. Ich wurde drei Jahre nach Thamina geboren.
Als wir uns kennenlernten, verstanden wir uns auf Anhieb gut. Viele Jahre waren wir unzertrennlich gewesen. Bis sie sich veränderte. Ihr Lächeln verschwand. Ebenso ihr Gewicht. Sie wurde immer dünner und dünner. Ihre Haut war kränklich weiß gewesen und ihre Wangen waren eingefallen gewesen. Der fröhliche Mensch, den ich gekannt hatte, war verschwunden.
Als sie schließlich in die Psychiatrie in Busan ging, ging es ihr schnell besser. Das war Jimin zu verdanken gewesen. Jedes Mal, wenn wir telefoniert hatten, hatte sie von ihm geredet. Wie nett Jimin war, wie sehr er ihr half, gesund zu werden. Dass sie über alles reden konnten. Sie erzählte mir auch etwas über Jimins Vergangenheit. Nicht viel.. denn sie hatte gewusst, dass es ihm unangenehm war, wenn andere davon wussten. Ich wusste nur, dass er sich sehr schwer selbstverletzt hatte und total durchgedreht war.
Sie hatte in Jimin einen Verbündeten gefunden. Jemanden, der sie auffing, wenn sie fallen würde, aber auch jemand, der ihr die Leviten lesen würde, sollte sie vom Weg abkommen.
Nach Jimins Entlassung, war es Thamina immer schlechter ergangen. Sie hatte aufgehört zu essen, hatte nur noch weinend im Bett gelegen. Sie hatte mir von dem Versprechen erzählt, was sie Jimin gegeben hatte und noch immer hörte ich den Schmerz in ihrer Stimme, als sie mir gesagt hatte, dass sie es nicht halten könne.
"Es tut mir so leid, Jungkook.. ich habs ihm versprochen, aber ich kanns nicht halten.. es tut so weh.. ich weiß, er hätte sein Versprechen gehalten, aber das wird nun nicht mehr nötig sein.. ich hab' noch einen Brief für ihn.. bitte.. wenn du ihn findest, gib ihn Jimin. Und bitte: sei sein bester Freund.. denn ich bin zu schwach um seine beste Freundin zu sein"
Ihre Worte hatten mir weh getan und sie schmerzten noch immer, aber ich musste damit klarkommen.
Den Brief.. ich hatte ihn immer noch. Er war in einem Briefumschlag und darauf war "für jimin" geschrieben. Ich wusste, dass ich ihm den Brief bald geben musste und das würde ich auch tun. Ich war mir sicher, dass der Brief Jimin helfen würde, über Thaminas Tod hinweg zu kommen.
Jimin würde in wenigen Monaten seinen 17. Geburtstag haben. Da würde ich ihm den Brief geben. Ich glaubte, dass wäre das schönste Geschenk für ihn.
Eine letzte Erinnerung an seine beste Freundin Thamina.
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