I
Zuerst sah ich im Abendrot, der langsam, von den grünen Baumkronen verschlingenden Sonne, eine Brücke, auf die ich zu rannte. Ich schaute immer und immer wieder hinter mich. Männer und Frauen mit Schusswaffen waren überall und verfolgten mich, einige erkannte ich sogar wieder, doch selbst diese erwiesen mir keine Gnade, nachdem einer von ihnen, der der auch am schnellsten lief, mich entdeckt hatte. Trotz des so jungen Alters rannte ich ohne auch nur den Anschein zu erwecken, keine Ausdauer mehr zu haben. Kurz nachdem ich die Brücke betreten hatte, kamen mir Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war über diese zu laufen, da ich auf der Brücke nicht mehr kehrt machen konnte. Diesen Gedanken verdrängte ich aber schnell, denn ich wusste auch, dass nach der Brücke der Wald anfangen würde, indem es ein leichtes wäre, die Männer und Frauen abzuhängen. Die Brücke war die längste, die ich kannte, zudem schien sie trotz des stetigen Rennens einfach nicht enden zu wollen.
Aber dieser Traum glitt schon bald in die Wirklichkeit, als mich ein lautes und nicht identifizierbares Geräusch weckte. Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Geblendet vom hellen Licht benötigen meine Augen erst einmal einige Zeit bis sie klar sehen konnten.
„Wo bin ich?", stöhnte ich.
Doch es kam keine Antwort. Ich rieb mir die Augen und bemerkte kurz darauf, dass ich mich an nichts mehr außer meinem Traum erinnern konnte. Ich schien alleine zu sein.
Nachdem ich mich langsam, am Ende des Raumes in einer Ecke, von der Liege, auf der ich lag, aufrichtete, musterten meine Blicke den dunklen, kahlen Ort, der mich umgab. Die Liege war in einer beigefarbe gehalten und weder Decken noch Kissen waren auf dieser zu finden. Das erste was ich danach, in dem kleinen Raum, erkennen konnte war ein kleiner Tisch, auf dem nur ein überdimensionaler Kasten oder so etwas Ähnliches stand. Vor diesem Tisch stand sonst nur noch ein nicht sehr gemütlich aussehender Sessel in olivgrün. Als ich mich von der Liege erhob, nährte ich mich diesem langsam. Ich erkannte auch schnell, was dieser Kasten war. Es war ein Computer. Alt und wahrscheinlich kaputt. So alt, dass ich einen solchen noch nie gesehen hatte und ich eigentlich stolz darauf sein müsste, so etwas überhaupt noch erkennen zu können. Ich wandte mich zu einer anderen Seite des Raumes und erblickte zwei verspiegelten Flügeltüren, die vermutlich zu einem in der Wand eingelassenen Schrank führten.
Von den Wänden blätterte der Putz ab und auf der Decke aus Beton bahnten sich Risse ihren Weg. Sie führten von fast allen Ecken bis in die Mitte des Raumes, an der eine unscheinbare und von Staub bedeckte Schirmlampe mit flackernder Glühbirne, die eigentlich mehr Schatten als Licht in den Raum warf, baumelte. Der Boden war aus kaltem schwarzem Stein. Fliesen, alle trugen in der Mitte ein Zeichen, ein großes, nur aus ein paar Linien, die sich kreuzten und überschnitten, bestehendes Zeichen.
Ich sah keine Fenster, nur eine stählerne Tür gegenüber der Liege. Majestätisch und angsteinflößend stand sie da. Gepackt ging ich ein paar Schritte auf sie zu. Ich stellte mich direkt davor, grübelte eine kurze Zeit. Bis ich auf der zerkratzten und verdreckten Oberflächen eine dunkelgraue Abbildung erkannte. Ich rubbelte vorsichtig mit meinen Händen und meinen Armen den Dreck ab. Auf einmal sah ich das Zeichen und die darunter stehenden Sätze ganz deutlich. Es war ein Totenkopf, seine leeren Augenhöhlen starrten in meine. Ich konnte den Blick nicht abwenden.
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