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Ich werde nie kevins Blick vergessen als das Urteil fiel - in diesem Moment verfluchte ich es, dass Kevin mich zu seinem inoffiziellen Personal-assistant gemacht hatte und ich ihn daher zu Gericht begleiten musste. In letzter Zeit ging irgendwie alles schief, was einfach schief gehen konnte, es war als hasste mich das Schicksal. Als kevins Blick nach der Urteilsverkündung zu mir wanderte, brach er mir fast das Herz, da war so viel Schmerz und so viel Verzweiflung in seinen rehbraunen Augen. Es war als blickte ich auf den Grund eines endlos tiefen Sees, direkt in seine Seele. So verletzt hatte ich ihn noch nie gesehen, von dem einstigen strahlemann schien nichts mehr übrig. Auch, wenn sein Anblick mir regelrecht schmerzen bereitete, wagte ich es nicht meinen Blick abzuwenden - aus Angst, dass Kevin vielleicht doch Verdacht schöpfen würde, dass ich es war, die ihn verraten hatte. Die Polizei hat auf meine Bitte hin ihm gegenüber nichts erwähnt, wofür ich ihnen sehr dankbar war. Nichtsdestotrotz hatte ich die ganze Zeit das Gefühl mich selbst zu verraten, mit jedem Wort, jedem Blick und jeder Geste. Eigentlich war ich eine gute Lügnerin, aber langsam schien mir alles über den Kopf zu wachsen. Kevins geknickte Haltung gab mir den Rest, das Urteil (und indirekt ich) hatten ihn gebrochen, seinen Stolz und alles, was ihm früher wichtig war. Ein paar vereinzelte Tränen rannen über seine sonnengebräunten Wangen - es waren keine Tränen der Reue, sondern der auswegslosigkeit. Fast hätte ich mitgeheult, aber irgendwie schaffte ich es dann doch mich mit banalen Gedanken abzulenken und mich zusammen zu reißen. Wahrscheinlich sah ich immer noch aus wie ein Hund, der irgendetwas angestellt hatte und nun einer Strafe entgehen wollte, betreten und reumütig. Wahrscheinlich würde Kevin mich bald aus seiner Firma werfen, wenn er wüsste, was ich getan hatte. Wahrscheinlich durchschaute er mich mal wieder und las mich wie ein offenes Buch, wahrscheinlich wog nur der Schreck über das Urteil höher als seine Gedanken über so eine kleine, miese bitch wie mich. Und, doch da war so etwas wie Verbundenheit und vertrauen in seinen Augen, wenn er mich ansah - Augen, die schon so oft gelogen hatten, doch irgendwie wollte ich glauben, dass sie es diesmal nicht taten. Immer wieder hallte das Urteil in meinem Kopf wieder, 8 Jahre Haft, ein großer Teil davon unbedingt. Es war wie ein Fluch, eine böse Prophezeiung, die über jeden weiteren Tag hängen würde, wo Kevin noch auf freiem Fuß war. Jedem Tag bis zu seinem Haftantritt, der spätestens in 2 Wochen sein musste. Es war wie ein böser Traum aus dem man einfach nicht aufwachen konnte, aus dem es kein Entrinnen gab. Keinen Ausweg, nur diese 1 Sackgasse. Kevin würde hinter Gitter müssen - dagegen würde selbst der beste Anwalt wenig ausrichten können, wenn er in Berufung ging. Ich saß da wie gelähmt, alle meine Glieder waren auf einmal schwer, so Starr, so müde. Ich konnte Kevin einfach nicht mehr ansehen, es wühlte mich zu sehr auf, es machte mich zu sehr fertig. Am liebsten wäre ich jetzt aufgesprungen und aus dem Gerichtssaal gerannt, doch auch das konnte die Geschehnisse der letzten Wochen nicht ungeschehen machen.
Was sagt ihr zu dem Urteil?
Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen
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