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Meine Entscheidung bei kevins Firma zu arbeiten und trotz kevins fragwürdiger Geschäftspraktiken dort zu bleiben, kam bei meinem noch-Ehemann gar nicht gut an - obwohl die Scheidung kurz bevor stand, tat er noch immer das, was er am besten konnte: mich beeinflussen indem er einfach nicht aufhörte auf mich einzureden und mir seine Meinung aufzuzwingen. Er hatte immer schon ein ganz eingeengtes Weltbild gehabt indem Sicherheit und Regelmäßigkeit an 1. Stelle standen, während ich immer das kleine flittchen war, dass das Abenteuer gesucht hat. Wir waren sozusagen der gute Engel und der böse teufel, wobei ich in letzter Zeit immer mehr das Gefühl hatte, dass es eigentlich umgekehrt war. Ich hatte den Eindruck, dass mein Mann versuchte mir seine Ansichten überzustülpen - er wollte, dass ich seinen Lebensstil ganz und gar übernahm. Ich begehrte jedoch immer mehr auf, nicht zuletzt deswegen, weil ich in meiner letzten Zeit mit Kevin gesehen habe, wie unbeschwert und verrucht das Leben sein konnte. Mein Mann hatte zwar kevin und mich noch nie zusammen erwischt (wie auch, wenn sich unser Sex fast nur auf das büro beschränkte?!), aber ich spürte, dass er etwas ahnte. Da ich ihn ohnehin bald verlassen würde, war mir das prinzipiell egal, jedoch war da auch noch eine andere sache, die mir viel mehr Angst machte: ich hatte meinem Mann ansatzweise von kevins krummen Geschäften erzählt. Ein großer Fehler, wie ich bald einsehen musste - mein Mann hatte zwar viel zu wenig Infos, um selber zur Polizei zu gehen, aber er redete permanent auf mich ein, dass ich es tun sollte. Am liebsten hätte er mich an den Haaren zur nächsten Polizeidienststelle geschleift, aber da das natürlich nicht möglich war, zog er es vor bei jeder möglichen Gelegenheit das Thema neu aufzugreifen und mir die seines Erachtens richtigen Schritte einzudoktrieren. Manchmal verließ ich fluchtartig die Wohnung oder schlief am Boden im Nebenzimmer, weil ich seine endlosen tiraden nicht mehr ertrug. Es gab tatsächlich Nächte, wo er mich einfach nicht schlafen ließ und mich immer wieder anstupste, dass ich aufwachte - damit er mich dann wieder mit seinem immer gleichen Geschwafel bearbeiten konnte. Womit er mich dann aber endgültig kriegte, war der finanzielle Bereich unserer Trennung: die immens hohe Ablöse für unsere gemeinsame Wohnung, die Kosten seiner Anwältin, er hatte mit diesen und anderen Forderungen meinen wunden Punkt gefunden. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal die Verräterin sein würde, die dem Polizeibeamten gegenüber sitzt und ihm all das erzählt, was Kevin mir teilweise im Vertrauen offenbart hatte. Ich hatte fast die ganze Nacht durchgeheult - und wusste, dass ich wohl genauso scheisse aussah wie ich mich fühlte. Jetzt gab es kein zurück mehr, es würde maximal ein paar Tage dauern bis die Finanzpolizei bei Kevin vor der Tür stehen würde. Es war alles meine Schuld, ich hatte ihn ausgeliefert. Eigentlich sollte ich mich in das letzte Loch verkriechen und dort Busse tun, aber nein, ich hatte auch noch die Nerven einfach ganz normal in kevins Büro aufzutauchen und so zu tun als wäre nichts geschehen, ich war einfach nur ein Stück scheisse.
Was sagt ihr dazu, dass Agnes sich weichkochen hat lassen und zur Polizei gegangen ist?
Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen
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