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Dass Kevin eine schwarze Seele hatte, wurde mir mehr und mehr klar - sein Geld, was oft aus krummen Geschäften stammte bei denen er seine Mieter und Investoren abzockte, wurde zudem noch von ihm veruntreut. Seine Wohnung, sein Auto, seine Urlaube, fast alles wurde zum Großteil aus diesem unsauberen Geld finanziert. Ich konnte verstehen, dass reichtum verlockend war und süchtig machte, aber das Risiko dabei aufzufliegen, war auch so hoch. Noch dazu, wo in unserem kleinen Büro jeder Klatsch und Tratsch so schnell die Runde macht und bald jeder Mitarbeiter zumindest ein paar kleine puzzlestücke all dieser kriminellen Taten wusste. Er musste somit sehr vorsichtig sein, wie er mit seinen Angestellten umging und wen er kündigte - jeder konnte sofort zur Polizei gehen und alles melden. Er machte sich nicht mal groß die Mühe seine Missetaten zu verschleiern, im Gegenteil er protzte lieber mit seinen Besitztümern herum. Ich hatte Angst, dass das nicht lang gut gehen konnte, Angst, dann meinen Job zu verlieren, Angst vielleicht als Mitwisserin strafrechtlich belangt zu werden und auch Angst um Kevin, was dann aus ihm werden würde, wenn das alles bekannt würde. Wahrscheinlich wäre er in der Branche unten durch und könnte sich bei seinen Geldgebern nie mehr sehen lassen - was wiederum das Ende für seine Firma bedeuten würde. Das perfekte Verbrechen gibt es nicht, egal, wie sehr ich dran glauben wollte, dass es Kevin vielleicht doch gelang gegenüber der Außenwelt seine angeblich weiße Weste zu behaupten. Wenn ich ehrlich war, sah ich ihn schon hinter Gittern und mich verzweifelt, dass meine heimliche Liebe so schnell von der Bildfläche verschwunden war. Mich selbst fand ich in einen Zwiespalt wieder, der teuflischer nicht sein konnte: einerseits wollte ich Kevin natürlich nicht verraten, aber anderseits galt es auch meine eigene Haut zu schützen, denn eine strafrechtliche Verfolgung von ihm hätte wohl auch für mich äußerst unangenehme folgen. Natürlich könnte ich auch einfach kündigen - und damit etwaigen Problemen erfolgreich aus dem Weg gehen, doch mich so zeitig und freiwillig schon von Kevin zu lösen, brachte ich einfach nicht übers Herz. Abstand wäre das beste für beide von uns, aber ich konnte einfach nicht der Auslöser davon sein. Ich konnte ihn einfach nicht zurück lassen, nicht so kurz nachdem ich ihn doch grade erst gefunden hatte. Ich musste, nein, ich wollte bleiben, um jeden Preis der Welt. Diese Entscheidung, diese kindische Denkweise würde ich später noch zutiefst bereuen - ich würde mir wünschen einen Schlussstrich gezogen zu haben, wo die Dinge noch in Ordnung waren. Doch ich kleines, dummes Ding musste ja wieder mal mit meinem Kopf durch die Wand, egal, wie sehr es weh tat und was dabei kaputt ging. Ich glaubte ich wusste es besser, ich glaubte tatsächlich an ein happy-end. Ich dachte, dass meine Wünsche wahr werden würden, obwohl ich wusste, dass die Realität schon so oft andere Pläne für mich hatte. Ich blieb und besiegelte damit nicht nur mein Schicksal, sondern auch das von Kevin. Ich traf die wohl schlechteste Entscheidung meines Lebens - ich war so unglaublich naiv gewesen zu glauben, dass Träume mehr als nur Schäume sind.
Was sagt ihr zu Agnes Entscheidung in kevins immofirma zu bleiben?
Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen
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