2
Kevin war meine große, heimliche Liebe - mein teufel, mein badboy, mein mr. Grey. Viele behaupteten er sah gar nicht so gut aus, wie ich immer erzählte, aber das war mir egal, für mich war er einfach perfekt. Dass ich grade in seiner immofirma zu arbeiten begann, war ein Zufall, aber, dass ich dort blieb, obwohl ich eigentlich die Branche wechseln wollte, war alleinig sein Verdienst. Eigentlich hatte ich mir geschworen, dass diese Arbeit viel zu langweilig war und ich spätestens nach ein paar Monaten schon zu studieren anfangen würde, um danach einen angeseheneren Job auszuüben. Die Wahrheit war, dass ich in Kevin etwas gesehen habe, was ich vorher noch nie in einem Mann gesehen habe - rückblickend weiß ich nicht mal genau, was das eigentlich war, er war weder sonderlich freundlich noch sonderlich witzig. Doch er war der Grund, warum ich hier blieb, in seinem kleinen, baufälligen Büro mit den seltsamen Mitarbeitern. Er war der Grund, warum ich mich bereiterklärte für eine Firma zu arbeiten, deren finanzieller Ruin quasi schon besiegelt war und auf deren Baustellen etliches schief lief. Seine Aura und seine Ganz spezielle Art hatte mich irgendwie verzaubert. Er hatte von Anfang an eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt - ich war bereit mit dem Feuer zu spielen und alles zu riskieren. Kevin war mein schönster Traum. Meine schillernde Seifenblase, so groß und farbenprächtig, dass ich dachte, dass sie nie zerplatzt. Ich glaubte sie würde immer höher fliegen, der Sonne entgegen. Ich war so verdammt verliebt und so verdammt gutgläubig. Alles, was ich wollte, war ihm nahe zu sein, ich opferte dafür meine eigentlich ohnehin schon kriselnde Ehe und alle meine moralischen Vorsätze. Ich wollte ihn spüren, koste es, was es wolle. Doch es war nicht nur Sex, was ich von ihm wollte - eigentlich war es ein Leben mit ihm, eine gemeinsame Wohnung, gemeinsame Kinder, gemeinsame Erlebnisse. Ich dachte ich hätte real eine Chance bei ihm, er nahm mir diese Hoffnung auch nie, bis zum bitteren Ende. Er ließ mich am langen Arm verhungern, egal, wie viel ich bettelte. In seinen Augen sah ich nie den selben warmen Glanz wie in meinen, da war Hunger, Begierde und vielleicht ein wenig Mitleid, aber nicht mehr. Trotzdem lief ich ihm auf Schritt und tritt nach, wie ein Hund. So fühlte es sich also an blindlings in sein Verderben zu rennen - so fühlte es sich also an viel zu viel zu verzocken für einen unerreichbaren Gewinn. Ich sah Kevin als den idealen Mann, der er jedoch nicht wahr, niemals. Ich hätte wissen müssen, dass Kevin ein Blender war, der kriminelle Geschäfte am Laufen hatte und seine Familie für eine einfache Angestellte verraten hat. Kevin war vielleicht nicht durch und durch schlecht, aber er hatte zu viele dunkle Seiten an sich als gut war für mich. Wir zogen uns an wie Magneten, aber wir merkten nicht, wie wir uns selbst gegenseitig immer näher an den Abgrund zehrten - bereit zu fallen, in die Ewigkeit, kein Entrinnen. Aus liebe hätte ich alles für Kevin getan und dabei leider auch viele falsche Entscheidungen getroffen.
Wer ist euch sympathischer? (Agnes/Kevin)
Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top