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Als ich durch die Vorhalle des Gefängnis ging, hatte ich nur 1 Gedanken - ich musste Kevin retten, koste es, was es wolle. Ich konnte seine auswegslosigkeit und Verzweiflung so richtig spüren und ich wusste auch, wo so was hinführen konnte. Auch ich habe schon mehrmals jedes Licht in meinem Leben verloren und mit dem Gedanken gespielt für immer in dem großen schwarzen nichts zu verschwinden. Dort, wo mich niemand mehr finden konnte. Dort, wo niemand mehr auf meiner Seele herum trampeln konnte. Dort, wo der ewige Frieden wohnt. Das einzige, was man von mir finden würde, wäre meine entstellte Leiche - tot, leblos, wertlos. Ich habe nie einen suizidversuch gestartet, aber ich war öfters kurz davor. Ich weiß, wie es sich anfühlt sich Brücken zu überlegen von denen man springen könnte. Ich weiß, wie es sich anfühlt dem Tod so nahe zu sein, dass ich schon fast seine Sense spüren konnte. Ich ahnte, dass Kevin grade etwas ähnliches fühlte, dass er nicht mehr ein noch aus wusste. Kevin glaubte zwar, dass er ein guter Schauspieler war, aber ich war schon immer gut drin gewesen zu erkennen, wenn etwas mit Personen nicht stimmte. Ich fing daher die erstbeste Wache ab - und versuchte sie auf kevins Lage und seine psychische Verfassung aufmerksam zu machen. Der Mitarbeiter wollte mich jedoch die ganze Zeit nur weg schicken mit der Ausrede, dass er nicht die richtige ansprechperson dafür sei. Ich wusste sofort, dass ich mich jetzt nicht abwimmeln lassen durfte, denn die Chancen, dass sie mich bis zu den Büros vorlassen damit ich mein Anliegen vortragen konnte, waren wohl verschwindend gering. Doch der Wachmann schenkte mir einfach keinen Glauben, auch nachdem er sich halbherzig meine Geschichte angehört hatte - in seinen Augen drehte ich wohl schon fast durch und übertrieb maßlos, wie schlecht es Kevin hier drinnen wohl ging. Die letzten Worte schrie ich ihm in einem letzten verzweifelten Versuch Aufmerksamkeit zu bekommen hinterher „er wird sich umbringen" doch zu meinem Entsetzen drehte er sich nicht mal zu mir um, er ging einfach seines Wegs, um die anderen Besucher weiter zu geleiten. Fassungslos über so wenig Empathie und so eine fahrlässige Arbeitsweise überlegte ich, ob es wohl Sinn machen würde kevins Frau einzuweihen. Ich kam dann jedoch zu dem Entschluss, dass sie mir wohl auch nicht glauben wird - denn ihr spielte Kevin ja noch mehr die heile Welt vor. Ich wollte nicht wieder abgewiesen werden, nicht wieder als lächerlich dargestellt werden. Ich wollte nicht wieder weggeschickt werden. Es fühlte sich schrecklich an so wirklich gar nichts für Kevin tun zu können, ihm nicht mal ein Bisserl helfen zu können. Ich war so schwach, ich hätte mich mehr durchsetzen sollen, ich hätte drauf bestehen müssen, dass ihm geholfen wird. Ich hätte nicht weggehen dürfen, ich hätte penetrant um Hilfe bitten müssen. Wenn Kevin jetzt was passiert (was auch immer) bin ich auf jeden Fall dran mit schuld - weitere Gewissensbisse, die ich eigentlich so gar nicht gebrauchen konnte. Weitere Dinge, die ich mir nicht verzeihen konnte, „Dinge", die für immer waren.

Glaubt ihr Agnes sorgen um kevins psychische Gesundheit sind berechtigt?

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen

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