Neun

"Oh man. Lyan willst du mich umbringen!" Ich zurre unbewusst Handtuch fester, während ich meinen besten Freund mürrisch anschaue. Er wir nun doch ein wenig röter um die Ohren, als er mich anschaut. "Maya, Liebes. Woher soll ich denn bitte wissen, dass du halbnackt in dein Zimmer kommst, OBWOHL du eigentlich mit Fiet und den anderen Lehrern in einer Besprechung sein solltest, wegen der sämtlicher Unterricht abgesagt wurde" Obwohl seine Worte sehr vorwurfsvoll klingen, kann er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dies macht er nur noch schlimmer, als er weiterredet: "Und deine Beine sehen echt nicht gut aus. Immer diese sexy blauen Flecken. Damit eroberst du jedes Herz  im Sturm." Ich schaue ihn wütend an, ehe ich meinen Schrank aufreiße und wahllos Anziehsachen herausziehe. Dabei murmele ich wischen meinen Zähnen "Ja, so etwas nennt man sichtbare Lebenserfahrung. Mit meinen Verletzungen zeige ich, das eine gewisse Maya selbst dann nicht aufgibt, wenn es schmerzt!" Am Ende meines Satzes werde ich ziemlich laut. "Und dreh dich um, ich muss mich noch anziehen!" Lyan rollt mit den Augen, wendet sich aber ab. "Eigentlich bin ich nur gekommen, um dich zu fragen ob wir noch in die Stadt gehen. Nach der Besprechung natürlich. Ich muss noch was für meine Mutter einkaufen und der Himmelsshop hat einen besonderen Marktstand. Der Besitzer stammt von weit her und hat wohl ziemlich ausgefallene Sachen." Ich streife meine Jeans über. "Ich habe gar keine Lust auf die Besprechung. Ich frag Dust, ob ich das nicht auf später verschieben kann. Wo zum Teufel ist denn wieder mein Kamm hin? Eben lag es doch noch... Ach, da ist er..." Ich greife nach meinem Kosmetikbeutel und ziehe meine Holzbürste heraus. Während ich meine Haare mit kurzen, schnellen Bewegungen bearbeite, schaue ich mich nach meinem Rucksack um. Lyan, der sich wieder umgedreht hat, blickt sich ebenfalls um. "Maya, du musst mal Ordnung halten. Es wundert mich, das du überhaupt noch Klamotten hast, die du anziehen kannst. So viel Wäsche, wie sie hier herumliegt, habe ich noch nicht mal." Ich seufze. "Du bekommst ja auch alles in den Arsch geschoben. ICH hingegen muss alleine Wäsche waschen, putzen und mich um die Schultiere kümmern. Auch wenn ich mich immer drücke." Ich genehmige mir ein kleines Lächeln. Er schüttelt den Kopf. "Los, lass uns gehen. Und übe die tränenerstickte Stimme. Du musst ihnen doch zeigen, das dir alles zu viel wird."

Offenbar kann ich ziemlich gut schauspielern, denn gerade mal eine halbe Stunde später stehen wir vor dem Tor der Mytakemie und schauen Dust zu, der uns zuwinkt und dann die schwere Eichentür schließt. Mein Blick schweift über den verwilderten Garten meiner Schule, ehe ich Lyan mustere. "Und du willst allen ernstes mit mir wie früher in die City von Maurizio gehen, nur so zum chillen?" Er grinst und setzt sich in Bewegung. "Maya, seien wir mal ehrlich. Die meisten Male, die du in die Stadt gegangen warst, wolltest du mich nicht dabei haben. Warum auch immer." Ich folge ihm und dementiere: "Hey, du willst ja auch immer nur shoppen gehen. Und ich muss die ganzen Lebensmittel dann zu dir nach Hause schleppen." Ich krause die Nase. Er lacht. "Ja, aus irgendeinem Gund hat meine Ma ein ganz schleches Timing. Normalerweise muss ich nie etwas besorgen, aber kaum unternehme ich mit dir was, habe ich 'nen Einkaufszettel in der Hand."

Wir lachen gemeinsam den ganzen Weg bis in die Innenstadt von Maurizio und erinnern uns an die unmöglichsten Situationen. Als wir endlich die ersten Geschäfte sehen, schmerzt mein Bauch. Wir suchen einen Platz in der erstbesten Eisdiele. Die ist aber schon voll. Wen wundert es, denn dieser Herbstag ist unüblich warm, sodass sämtliche Bewohner Maurizios aus ihren Löchern kommen, um die letzten wärmenden Sonnenstahlen dieses Jahres abzukriegen. Letzten Endes bleibt Lyan und mir nur ein Eis zum Mitnehmen, während wir durch das Städtchen spazieren. Ich mustere gedankenverloren die Häuser. Manche sind noch in dem früher beliebten modernen Stil erbaut, doch die meisten Häuser sind neu und sehr Schmuck. Noch weit vor meiner Geburt kam der große Knall: Hexen existierten! Dieser Generation muss das wie das Grauen vorgekommen sein. Immerhin dachten sie, ihre Technik wäre so fortschrittlich.  Und als sie bemerkten, das ihre herkömmlichen Feuerwaffen nichts brachten, waren sie mehr als  ratlos. Die erste Hexe hatte eine ziemliche Leidensgeschichte. Heute ist diese Person jedem bekannt. Früher konnte sie unentdeckt ihre Tentakel ausstrecken. Wie man die Menschen ausspähen konnte, war leicht. Immerhin schafften dies selbst die Menschen und hatten alles schon vorbereitet. Diese Atomwaffen oder so, total unnütz aus heutiger Sicht, sind teilweise auf magische Art und Weise hochgegangen und diese ganzen Stromausfälle brachten die Menschen an den Rand der Verzweiflung. Die Regierung konnte nichts gegen die Randale, Diebstähle und auch Selbstjustiz unternehmen.

"Um Himmels Willen, Maya! Warum so gedankenversunken? Du wärst fast gegen den Baum gelaufen!" Lyan reißt mich aus  meinen Gedanken. Er streckt den Arm aus und zieht mich wieder auf den Bürgersteig. Mittlerweile sind wir an dem Himmelshop. Diese gigantische Halle bietet allen möglichen freien Händlern einen trockenen und im Winter vor allen Dingen einigermaßen beheizten Raum, wo sie ihre Waren ausstellen können. ich bin hier lieber als in dem unpersönlichen Kaufhaus von Maurizio, in dem es auch nicht so ausgefallene Sachen gibt wie hier. Ich hebe grinsend einen in allen regenbogenfarben gestrickten Schlapphut und halte ihn mir an: "Und, wie sieht es aus".  Lyan fängt an, zu lachen. Schnell presst er sich seine Hand auf den Mund. Als ich den Hut wieder zurücklege, bemerke ich den bösen Blick des Verkäufers. Nun muss ich mir auch auf die Lippe beißen, um selber nicht auch loszukichern. Schnell entfernen wir uns von dem Stand und machen uns auf den Weg zur Nahrungsstraße. Der Himmelshop ist so groß, das es regelrechte Straßen gibt. Menschen von außerhalb vergleichen ihn sehr gerne mit einem Labyrinth. Plötzlich fällt mir etwas wieder ein. "Sag mal, Lyan. Wie bist du eigentlich in mein abgeschlossenes Zimmer gekommen?"



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