Die Ankunft
Talyas P.O.V.:
Ich saß in meinem Jeep, den Pferdeanhänger mit meinen sechs Pferden hintenan, und fuhr gerade durch das riesige Tor, das auf das Palastgelände führte. Man sah den prächtigen Palast schon von Weitem, doch das Gebäude interessierte mich herzlich wenig. Mein Blick galt dem Park und der riesigen Reitanlage. Gut, dass ich meine Babys dabei hatte. Hier könnte ich sie besser trainieren als zuhause, viel besser.
Außerdem könnte ich im Park lange Ausritte oder Spaziergänge mit den Pferden machen. Es war wirklich perfekt!
Hoffentlich hatte ich überhaupt genug Zeit, um meine Pferde zu pflegen und zu reiten. Ich war nicht wirklich wegen dem Wettbewerb hier. Sicher, wenn ich gewann, könnte ich für immer hier bleiben und das wäre grandios für meine Pferde, aber erst mal musste ich den Wettkampf gewinnen. Und ich konnte diese ganzen Ladys nicht ausstehen. Die jammerten doch immer nur und zierten sich, die Hände schmutzig zu machen.
Seufzend fuhr ich weiter.
Und da standen die arroganten Ziegen auch schon. Niemand sprach mit einer anderen und alle musterten sich mit gerümpften Nasen. Naja, manche mehr als andere. Okay, die meisten waren schüchtern und zierten sich vor den Blicken der Lords, aber ich hatte jetzt schon keine Lust mehr. Die Lords standen einfach nur da und musterten die Damen viel zu genau. Hoffentlich war das nur jetzt so.
Zähneknirschend stoppte ich den Jeep und verdrehte die Augen. Alle trugen rosa Kleidchen und waren perfekt gestylt. Und ich? Ich kam mit meiner Reitkleidung an. Sogar staubiger Reitkleidung. Das würde für Gesprächsstoff sorgen...
Es war schon ewig her, dass die Einladung zum Wettbewerb mich erreicht hatte. Meine Tante hatte sich natürlich unendlich gefreut, mein Onkel hatte nur die Schultern gezuckt und ich hatte sofort eine Antwort parat gehabt: "Nein, das mache ich nicht."
Doch bevor ich eine Antwort hätte verfassen können, hatte meine Tante bereits eine Bestätigung verschickt, dass ich kommen würde. Das war der einzige Grund, wieso ich nun hier war. Sicher, der Thron war schon verlockend, aber ich war keine verdammte Lady, und schon gar keine Prinzessin oder Königin!
Einer der Diener öffnete die Beifahrertür und blickte mich mehr als verdattert an, als er mich auf dem Fahrersitz sah. Eilig warf er die Tür zu und öffnete meine Tür. Ich schnaubte nur, als er mir die Hand anbot und stieg ohne Hilfe aus. Dann ging ich ums Auto herum und richtete meine Bluse. Alle Blicke richteten sich auf mich, während ich Befehle gab, wie man mit meinen Pferden umzugehen hatte.
Dann blickte ich zum Hauswart, Herr Viviani, und reckte das Kinn provokant in die Höhe. Er war ein Freund meines Onkels und hatte mich noch nie leiden können. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit.
"Nun, Lady Blossomhill," sagte er kopfschüttelnd, musterte mich und schrieb dann etwas auf einer Liste auf, "schön, dass Sie nun auch hier sind. Ich hoffe, zu den Prüfungen sind Sie pünktlicher. Sie sind..."
"Zu spät, ich weiß," schnitt ich ihm das Wort ab und verschränkte die Arme vor de Brust, "und die Letzte, nicht wahr? Fangt einfach an, Mylord, nicht das wir den Zeitplan aus den Augen verlieren."
Ich warf die Haare zurück und band sie locker hoch. Dann wartete ich, bis die Ansprache begann...
"Guten Tag, meine Damen, meine Herren," begrüßte Lord Viviani uns alle und trat zwei Stufen nach oben, um uns alle besser im Blick zu haben, "schön, dass nun doch alle da sind."
Er blickte mich finster an und richtete dann sein Jacket. Ich verdrehte nur die Augen und stellte mich neben eine Blondine mit weißem Oberteil und rosa Rock.
"Mein Name ist Viviani. Ich bin der Hauswart, das heißt, sollte etwas nicht stimmen, von ich Ihr Ansprechpartner. Nun, Sie wissen alle, weshalb Sie hier sind. Das muss ich nicht erklären. Aber Ihnen muss klar sein, dass nur eine oder einer von Ihnen gewinnen kann."
Ungeduldig tippte ich mit dem Fuß auf dem Boden und schaute mich um. Alle anderen hörten gespannt zu, blickten den kleinen Lord an und standen still.
"Nun, nachdem Sie wissen, was der Preis ist und wie Sie ihn erreichen können, kommen wir zu den Prüfungen und den Regeln," sagte er, als ich ihn wieder lauschte, "folgende Prüfungen werden Sie erwarten: Reiten, Tischmanieren, Tanzen, Gespräche richtig führen, Kämpfen und für die Damen anderweitige Freizeitaktivitäten, Organisieren eines Königreichs und Geschichte des Landes. Eventuell wird man Sie noch in einer Sprache prüfen, doch das wird spontan entschieden.
Die Regeln: 1. das Verlassen des Geländes ist ohne Begleitung verboten. Jeder und jede von ihnen bekommt einen Bodyguard. 2. Die Damen dürfen keine Hosen tragen." Tadelnder Seitenblick auf mich. "3. Persönlicher Kontakt zum Personal ist strengstens untersagt. 4. Das Gelände darf nur mit Erlaubnis verlassen werden. 5. Vor dem Frühstück und nach dem Abendessen darf keine und keiner von Ihnen die Zimmer des anderen Geschlechts aufsuchen."
Schnaubend verdrehte ich die Augen und kaute auf meiner Lippe herum. Könnte es vielleicht etwas schneller gehen?
"Nun zu Ihren Zimmern. Lady Goodwin, Lady Blossomhill und Lady Maifair teilen sich ein Zimmer. Ihr Butler ist Telar. Er wird Sie zu Ihrem Zimmer bringen. Dort erwarten Sie Ihre Bodyguards."
Ein Mann im schwarzen Smoking löste sich aus der Reihe der Butler und verbeugte sich leicht, ehe er uns bedeutete, ihm zu folgen.
"Wir müssen uns Zimmer teilen?", fragte eine große, schlanke Blondine schrill, entsetzt, "das kann nicht sein! Da muss ein Fehler unterlaufen sein! Ich teile mir doch kein Zimmer mit diesen... diesen Verlierern! Das kann unmöglich Ihr Ernst sein!"
Ich lachte leise und rollte mit den Schultern: "Oh, Püppchen, es gibt viel schlimmeres. Glaub mir."
Damit verdrehte ich erneut die Augen und stieg in den kleinen Wagen, dessen Tür Telar uns aufhielt. Die Blondine, die neben mir gestanden hatte, folgte mir in den Wagen und dann stieg noch eine Brünette ein.
Der Butler stieg ebenfalls ein und fuhr uns übers Gelände und durch den Park.
Ich schlug die Beine übereinander und ignorierte die Blicke der anderen beiden. Mir war auch egal, dass ich bereits eine Regel gebrochen hatte. Da ich mir eh keine Mühe geben wollte, würde es mir weniger Minuspunkte einbringen als eine versaute Prüfung.
Wir verbrachten die kurze Fahrt schweigend und ich blickte aus dem Fenster. Wir fuhren auf eine riesige Villa zu, die verglichen zum Palast wie eine Bauernhütte aussah. Aber die Villa war trotzdem verdammt groß. Auf den ersten Blick würde ich sagen mindestens zwei wenn nicht drei Flügel. Wir hielten vor der schwarzen Flügeltür und Telar öffnete die Autotür. Dann half er allen aus dem Wagen und bedeutete uns, ihm zu folgen. Ich wartete, bis die anderen hineingegangen waren und schaute mich um. Man sah den Palast zwar, aber es war ein riesiger Park zwischen den beiden Gebäuden. Ich mochte das gesamte Gelände.
Einem Räuspern nach zu urteilen wartete man auf mich. Seufzend betrat ich also die Villa und folgte dem Butler und meinen Zimmergenossinnen. Innen hing ein riesiges Gemälde vom Königspaar und nach links und rechts gingen jeweils zwei Türen und jeweils eine Treppe zu anderen Teilen des Hauses.
"Im Westflügel des Hauses finden Sie die Gemächer der Herren," teilte Telar uns mit und deutete auf die rechte Treppe, "im Ostflügel befinden sich die Gemächer der Damen. Hier unten sind die Küche und das Esszimmer, ein Salon für die Damen, ein Trainingsraum und ein Aufenthaltsraum. Man wird Ihnen später eine Führung geben. Nun folgen Sie mir bitte."
Wir gingen die linke Treppe hinauf und den Gang entlang. An den Türen standen die Namen der Mädchen, die in den Zimmer dahinter schlafen würden. Unser Zimmer war das letzte auf dem Gang, also am weitesten entfernt von der Treppe. Mist. So könnte ich mich nicht so leicht davonschleichen.
Telar öffnete die Tür mit unseren Namen und bedeutete uns, einzutreten. Ich schob mich an den anderen vorbei und trat ins Zimmer. Es war relativ klein, aber das lag wohl an den vielen Möbeln. Drei riesige Himmelbetten mit jeweils einer großen Truhe am Fußende und eine Sitzgruppe am Fenster. Schlecht sah es nicht aus. Ich warf mich auf das Bett mit den blutroten Bezügen und strich über das dunkle Mahagoniholz. Die anderen Betten hatten bordeaux-rote oder hellblaue Bezüge. Die waren für die anderen beiden. Was jetzt kam war mir irgendwie egal. Wahrscheinlich hatten wir einen Moment Pause.
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