Kapitel 4
„Ava Collins, würden Sie uns die Ehre erweisen, sich an der Vorlesung zu beteiligen?“
Die tiefe Stimme ihres Dozenten riss sie aus ihrem Dämmerschlaf. Durch die letzten Ereignisse war sie viel zu aufgewühlt gewesen, um schlafen zu können. Ihre Gedanken wollten nicht aufhören, in ihrem Kopf herum zu spuken. Müde öffnete sie die Augen und hob schwermütig den Kopf. Alle Blicke richteten sich auf ihre armselige Gestalt. Wie fast täglich wurde sie auf dem Präsentierteller vorgeführt.
>>Wie immer… <<, dachte sie sich.
„Die Vorlesung ist beendet. Ms. Collins, auf ein Wort!“ Seiner Stimme nach zu urteilen duldete er keinen Widerspruch. Sie war so müde, dass sie sich darüber nicht einmal mehr ärgern konnte und die Standpauke einfach schweigend hinnahm.
„Langweilt Sie mein Unterricht Ms. Collins?“ Verwirrt schüttelte sie den Kopf und öffnete ihren Mund, um etwas darauf zu erwidern. Auch wenn er ein strenger Dozent war, verstand er doch mit Worten umzugehen und wusste bestens über sein Themengebiet bescheit. Ava war sich sicher, dass es in ganz London keinen gab, der mehr über die tiefen der Magie und dem Übernatürlichen bescheit wusste.
Und sie musste es wissen, als jemand die mit dem übernatürlichem seit Jahren in Kontakt stand.
Die Anderen Studenten hielten sein Gerede bloß für Unterhaltung und ein Spaß-Fach.
Ava allerdings nahm ihren Professor ernst, auch wenn sie nicht all zu viel mitbekam.
Eine sture Handbewegung ließ sie verstummen, ehe überhaupt ein Laut ihre schmalen, blassen Lippen verließ. „Schweigen Sie! Wenn Ihnen mein Unterricht nicht wichtig genug ist und sie ihn lieber für Ihren Schlaf nutzen, sollten Sie sich überlegen, warum Sie überhaupt hier sind. Kommen Sie erst wieder, wenn Sie über meine Worte nachgedacht haben!“ Während er redete verzog er sein schmales, fuchsartiges Gesicht. Die Nasenflügel seiner spitzen Stupsnase blähten sich auf, wie die Nüstern eines Pferdes. Seine schlitzartigen Augen kniff er streng zusammen, man sah ihm an, wie wenig er die junge Frau mochte.
Der Hass stand ihm ins Gesicht geschrieben und das konnte auch jeder sehen.
Mr. Fox war eigentlich ein netter Mann. Eigentlich.
Nur Ava gegenüber benahm er sich, wie der schrecklichste Tyrann. Sie hatte keine Lust mehr, sich weiter mit Ihrem Dozenten zu unterhalten und verließ einfach schweigend den Hörsaal. Immerhin durfte sie sich eh nicht verteidigen.
>>Soll er seinen Monolog doch allein weiterführen! << Das einige andere ebenfalls in seinen Vorlesungen schliefen, schien ihn keineswegs zu stören. Was ihn störte war ihre Anwesenheit. Er hatte sie schon ab ihrem ersten Tag auf dem Kicker.
Sie war auf einer der Bänke, im dem Hof, vor der Universität gesessen und versuchte einen der kleinen Dämonen zu verscheuchen, weil er ihr Buch versuchte zu stibitzen. Dabei rannte sie ihren jetzigen Professor um.
Diese Geschichte war schon mindestens ein Semester her, nach diesem Vorfall bemühte sie sich immer mehr ihn zu beeindrucken, mit allem was ihr möglich war. Er ließ sich allerdings nur schwer beeindrucken, sie hatte versucht es ihm zu erklären, doch er glaubte ihr nicht, dass sie Dämonen sehen könne.
>>Und dass, obwohl er über deren Existenz unterrichtet! << Mit schnellen Schritten, fast rennend, lief sie durch die langen Flure. Vorbei an den alten Kirchenfenstern, die den Flur mit einem Regenbogen erstrahlten.
Jeder Blick, der in ihre Richtung deutete, schien sie zu durchbohren.
Obwohl sie nicht einmal jeder ansah.
„Ava.“
Coles Stimme drang ruhig an ihre Ohren, ließ sie dennoch zusammenzucken.
Zum Glück konnte sie sich einen Schrei noch gerade so verkneifen und presste ihre Lippen aufeinander.
„Habt Ihr Zeit?“
Da sie nicht zuordnen konnte, woher seine Stimme kam, nickte sie einfach nur.
Wie ein Echo ertönte seine Stimme von überall.
„Trefft mich im Central Park, am Brunnen.“
Sie wusste, er war wieder gegangen.
Das Gefühl, beobachtet zu werden, verschwand mit ihm.
„Wirst du anhänglich?“
Genervt sah sie ihr Gegenüber an, eigentlich hatte sie nicht beabsichtigt, so gemein zu ihm zu sein.
Er war nicht der Grund ihres Frustes.
Und er wollte ihr, ohne jede Gegenleistung, helfen. Zumindest hatte er bis jetzt keine Forderungen gestellt.
„Was ist dir denn quergekommen?“
Seine Laune war nicht besser als ihre, was sie etwas milder stimmte.
>>Warum allein genervt sein, wenn man sich auch zusammen aufregen kann? <<
„Also, der Grund warum ich Euch sehen wollte…“, setzte er zum Reden an, wurde aber sofort von Ava unterbrochen, die hellhörig und ungeduldig war.
"Hast du etwas herausfinden können?“
Er verdrehte genervt die Augen und schwieg ein paar Sekunden, bis er sich gewiss war, dass Ava ihren Mund hielt.
„Die Gestalt, die Euren Vater von der Straße lenkte, ist eine Kreatur, die schon seit Jahrtausenden existiert", erklärte er ihr knapp und fuhr fort. Nur all zu gut kannte er jenen Dämon, der für den Tod von Avas Vater verantwortlich war.
"Diese Kreatur ist heimtückisch, auch wenn sie im allgemeinen ungefährlich zu sein scheint. Dieser Dämon ist wie ein Kobold und findet Gefallen daran, die Menschen hinterlistig in die Irre zu führen."
Fern von jeglichem Mitgefühl, sachlich und neutral sprach er zu ihr. Diese Art zu reden passte zu seinem kühlen Erscheinungsbild.
Von dem beinahe charmanten Mann von vor ein paar Tagen, war nichts mehr zu sehen. Er hatte seine kühle Art wiedergefunden und hatte nicht vor, sich alsbald wieder in den Gefühlen des Mädchens zu verlieren.
Er durfte nicht zu viel Zeit mit ihr verbringen, wenn er ihr nicht ähnlicher werden wollte.
„Weißt du, du könntest wenigstens so tun, als hättest du Mitgefühl. Ich habe Gefühle und du redest hier gerade über einen Dämon, wegen dem mein Vater gestorben ist und tust so, als wäre das etwas alltägliches!“
„Ihr missversteht mich. Seht in mir keinen Freund. Ich habe mich nur dazu bereit erklärt Euch zu helfen, nicht um euer Freund zu werden. Ein Dämon wie ich kann nichts fühlen. Ich bin keine Kreatur des Lichts.“ Seine Augen blickten sie regslos an, starrten mehr durch sie hindurch, als sie die junge Frau ansahen.
„Wenn du kein gutes Herz hättest, würdest du mir nicht Bedingungslos helfen.“ Frustriert seufzte er. „Ava.“
Nachdrücklich betonte er beide Silben ihres kurzen Namens und stand auf. „Nur, weil ich noch nichts verlangt habe, geht Ihr davon aus, dass ich keine Gegenleistung erwarte?“ Gefährlich baute er sich vor ihr auf. Schwer schluckte sie.
"Wie ignorant ihr Menschen doch seid."
Seine Augen aus Eis, starrten finster auf sie herab. Sie begann zu fröstelm.
„Was willst du?“
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