Kapitel 7-Gefühle

Elias schob den Notizblock zur Seite und stützte sein Kinn auf die Hände, während er mich musterte. Sein Blick war so aufmerksam, dass ich das Gefühl hatte, er könnte durch mich hindurchsehen.

„Das ist okay", sagte er schließlich leise. „Ich will dich nicht drängen. Aber falls du jemals reden willst... ich bin da."

„Danke", murmelte ich, ohne ihn anzusehen. Es war ein einfacher Satz, aber die Art, wie er es sagte, ließ die Worte lange in der Luft hängen.

Die restliche Zeit in der Bibliothek verlief überraschend ruhig. Wir machten Notizen, brainstormten weiter, und Elias zeichnete kleine Skizzen, um Ideen für die Fotos auszuprobieren. Ich war so sehr auf unsere Arbeit konzentriert, dass ich fast vergaß, wie unangenehm ich mich sonst in solchen Momenten fühlte.

Als wir fertig waren, packte Elias seine Sachen zusammen und grinste mich an. „Weißt du, das war gar nicht so schlimm. Vielleicht bist du ja doch ein guter Projektpartner."

Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. „Vielleicht."

In den nächsten Tagen arbeiteten wir an den Fotos. Elias hatte vorgeschlagen, sie an verschiedenen Orten zu machen, die zu den Gefühlen passten, die wir darstellen wollten. Für Freude gingen wir in den Park, wo die Blätter sich bunt verfärbten, und Elias bestand darauf, dass ich lächeln sollte, während ich durch einen Haufen Laub sprang.

„Das sieht toll aus!" rief er, als er auf den Auslöser drückte.

Ich versuchte, ernst zu bleiben, aber sein Enthusiasmus war ansteckend, und ich lachte schließlich.

„Da ist es!" sagte er triumphierend. „Das war echt. Kein falsches Lächeln."

Ich spürte, wie meine Wangen warm wurden, und wandte mich ab, aber ein Teil von mir fühlte sich leicht – fast glücklich.

Traurigkeit war schwieriger. Ich wollte nicht, dass er wusste, wie vertraut mir dieses Gefühl war, also schlug ich vor, die Szene irgendwo nüchtern darzustellen. Doch Elias hatte andere Pläne.

„Ich denke, es funktioniert besser, wenn wir echte Emotionen zeigen", sagte er, als wir uns vor der leeren Tribüne trafen, die jetzt von der Nachmittagssonne in warmes Licht getaucht war.

„Wie soll das gehen?" fragte ich nervös.

„Lass dich einfach fallen", sagte er. „Denk an etwas, das dich traurig macht. Etwas, das dich wirklich trifft."

Ich wollte widersprechen, aber als er die Kamera hob und mich ansah, brach etwas in mir auf. Ich dachte an all die Tage, an denen ich mich unsichtbar gefühlt hatte. An die Stimmen in meinem Kopf, die mich immer wieder daran erinnerten, dass ich nicht gut genug war. Und an das Buch, das immer noch auf meinem Nachttisch lag, von dem ich wusste, dass ich es heute Abend nicht mehr lesen konnte.

Tränen stiegen mir in die Augen, und bevor ich sie zurückhalten konnte, liefen sie über meine Wangen.

Elias ließ die Kamera sinken. „Marie?"

Ich drehte mich weg und wischte mir hastig die Tränen ab. „Tut mir leid. Ich weiß nicht, was gerade passiert ist."

Er trat näher, vorsichtig, als ob er mich nicht erschrecken wollte. „Es ist okay. Es muss nicht perfekt sein. Du musst nicht perfekt sein."

Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also sah ich ihn einfach nur an. Sein Blick war weich, fast beschützend, und für einen Moment fühlte ich mich sicher.

Elias hob die Hand, als wollte er etwas tun – vielleicht meine Schulter berühren, vielleicht etwas anderes. Aber dann zögerte er und ließ sie wieder sinken.

„Wir können aufhören, wenn du willst", sagte er schließlich.

„Nein." Meine Stimme war leise, aber fest. „Ich will das fertig machen."

Er nickte, sagte aber nichts mehr. Wir machten weiter, und als er das letzte Foto schoss, wusste ich, dass es gut war – nicht, weil es perfekt war, sondern weil es echt war.

Am Ende des Tages brachte er mich nach Hause. Wir standen vor meiner Haustür, und ich fühlte, wie ein Knoten in meinem Bauch wuchs.

„Danke", sagte ich schließlich.

„Wofür?" fragte er, seine Hände in den Taschen vergraben.

„Für... alles."

Er lächelte. „Jederzeit, Marie."

Als er wegging, blieb ich noch einen Moment stehen, bevor ich ins Haus ging. Mein Kopf war ein Chaos aus Gedanken und Gefühlen, aber eines war klar: Elias bedeutete mir mehr, als ich mir bisher eingestanden hatte.

Sorry dass die Teile erst jetzt kommen. Mein Wattpad war irgendwie kaputt und ich konnte die Kapitel nicht veröffentlichen. Aber ich habe natürlich trotzdem weiter geschrieben und dafür kommen die anderen Teile auch heute :) Und euch allen einen schönen zweiten Advent.

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