Kapitel 28-Pride you

Der Himmel war ein klares, blasses Blau, als ich die Haustür hinter mir schloss. Es war einer dieser herbstlichen Morgen, die noch ein wenig nach Sommer rochen, aber von der kühlen Luft angekündigt wurden, die bald kommen würde. Mein Rucksack hing locker über meiner Schulter, und ich zog meine Jacke enger, während ich die Straße entlangging. Mein Kopf war noch voller Gedanken an den gestrigen Abend, an den Streit mit meiner Mutter und die Wärme, die Mattis mir geschenkt hatte. Doch all das wurde in den Hintergrund gedrängt, als ich Elias an der Ecke stehen sah.

Er lehnte lässig an einem Laternenpfahl, seine braunen Haare waren ein wenig zerzaust, und in der einen Hand hielt er... einen Blumenstrauß? In der anderen Hand einen Picknickkorb. Als er mich sah, strahlte er über das ganze Gesicht, und mein Herz machte einen kleinen Sprung.

„Guten Morgen, Leo!" rief er, als ich näherkam. Der Klang meines Namens aus seinem Mund fühlte sich immer noch wie eine warme Umarmung an.

„Guten Morgen", antwortete ich, unsicher, was das hier sollte, aber auch viel zu glücklich, um groß nachzufragen. „Was machst du hier?"

Er hielt den Blumenstrauß hoch. „Na, ist das nicht offensichtlich? Wir sind jetzt drei Monate zusammen. Das muss gefeiert werden!"

„Drei Monate?" Ich starrte ihn an. „Elias, ich... das hättest du doch nicht machen müssen."

„Natürlich musste ich das!" Er grinste. „Und ich hab eine Idee. Wie wär's, wenn wir heute die Schule sausen lassen? Nur für uns zwei?"

Ich wollte protestieren, sagen, dass wir doch gehen sollten, aber die Art, wie er mich ansah – als wäre ich der wichtigste Mensch auf der Welt – ließ mich schmelzen. „Okay", sagte ich schließlich und konnte nicht anders, als zu lächeln.

„Perfekt!" Er griff nach meiner Hand. „Komm, lass uns zum Park gehen."

Unser Lieblingsplatz war eine alte Buche, die leicht abseits im Park stand. Die mächtigen Äste bildeten ein natürliches Dach, und darunter war es immer ruhig, egal wie viele Menschen im Park waren. Elias hatte bereits eine Decke ausgebreitet, und wir setzten uns darauf.

„Du hast das alles geplant, oder?" fragte ich, während er den Picknickkorb öffnete und die Leckereien darin ausbreitete.

„Vielleicht", sagte er mit einem schelmischen Grinsen. „Ich dachte, nach dem, was du gestern durchgemacht hast, könntest du einen Tag nur für uns gebrauchen." Ich hatte am letzten Abend noch kurz mit ihm geschrieben und ihm erzählt was passierte.

Meine Brust zog sich zusammen, und für einen Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Es war, als könnte er direkt in mein Innerstes sehen und genau erkennen, was ich brauchte, bevor ich es selbst wusste.

„Danke", murmelte ich schließlich und griff nach seiner Hand.

„Immer für dich da, Leo."

Das Frühstück war perfekt. Es gab frisches Brot, Käse, Obst und sogar Schokokekse, von denen ich wusste, dass er sie nur für mich mitgebracht hatte, weil sie meine absoluten Lieblingskekse waren. Wir aßen, lachten und redeten über alles Mögliche – Schule, Filme, sogar über den seltsamen Traum, den Elias letzte Nacht gehabt hatte, in dem wir beide auf einer Wolke saßen und eine riesige Pizza aßen.

Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel, und die kühle Morgenluft hatte einer angenehmen Wärme Platz gemacht. Ich legte mich zurück und blickte durch die Blätter der Buche hindurch in den Himmel. Für einen Moment fühlte ich mich vollkommen friedlich, als könnte mich nichts und niemand stören.

Später entschieden wir, durch die Stadt zu schlendern. Elias hielt meine Hand, und ich ließ es zu, ohne mich umzusehen, ob uns jemand beobachten könnte. Zum ersten Mal fühlte ich mich mutig genug, um das zu tun.

„Du weißt, dass ich dich liebe, oder?" fragte er plötzlich, während wir über den Marktplatz gingen.

Ich sah ihn an, überrascht von seiner Direktheit, und spürte, wie mein Gesicht heiß wurde. „Ich... ich liebe dich auch."

„Gut", sagte er, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt. „Nur, damit das klar ist."

Ich lachte leise und drückte seine Hand.

Auf einer kleinen Seitenstraße, die wir entlanggingen, fiel uns plötzlich ein bunter Stand auf. Er war in allen Farben des Regenbogens geschmückt, und dahinter standen ein paar junge Erwachsene, die lachend Flyer verteilten und mit den vorbeigehenden Menschen sprachen.

„Was ist das?" fragte ich, neugierig, und wir gingen näher.

Eine der Personen hinter dem Stand – ein junger Mann mit kurzen blauen Haaren und einem breiten Lächeln – sah uns kommen. „Hey! Habt ihr schon mal von Pride You gehört?"

Elias und ich tauschten einen Blick, bevor wir beide den Kopf schüttelten.

„Wir sind eine Organisation für queere Jugendliche", erklärte er. „Wir machen regelmäßig Aktionen, Partys, Workshops, alles Mögliche. Und nächste Woche veranstalten wir eine große Party – die letzte vor dem Winter. Ihr solltet vorbeikommen!"

Er drückte uns jeweils einen Flyer in die Hand. Auf dem bunten Papier waren Informationen über die Veranstaltung, die an einem nahegelegenen Veranstaltungsort stattfinden sollte. Es klang... aufregend.

„Was meinst du?" fragte Elias, als wir uns ein Stück entfernt hatten.

Ich blickte auf den Flyer und spürte, wie mein Herz schneller schlug. Die Vorstellung, an einem Ort zu sein, wo wir uns frei fühlen konnten, ohne Angst vor Verurteilung... es war zu verlockend, um es abzulehnen.

„Lass uns hingehen", sagte ich schließlich, und Elias grinste.

„Das dachte ich mir."

Der Nachmittag ging schneller vorbei, als ich wollte. Als wir uns schließlich voneinander verabschiedeten, drückte Elias mir einen Kuss auf die Stirn und versprach, mich später anzurufen. Ich beobachtete, wie er die Straße hinunterging, und konnte nicht anders, als zu lächeln.

Mit dem Flyer in meiner Tasche und der Erinnerung an diesen perfekten Tag machte ich mich auf den Heimweg.

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