Kapitel 23-Gedanken
saß an meinem Schreibtisch, das Sonnenlicht fiel schräg durch die halbgeschlossenen Vorhänge auf die Oberfläche, und ein leichter Hauch von Staub schwebte in der Luft. Mein Zimmer war mein sicherer Ort – klein, aber gemütlich. Die Wände waren hellgrau gestrichen, hier und da hingen Poster von Filmen und Bands, die mir wichtig waren, und in einer Ecke stand mein Bücherregal, überfüllt mit Romanen, Notizbüchern und einer Sammlung alter Tagebücher. Mein Schreibtisch war chaotisch, aber das gefiel mir. Chaos fühlte sich irgendwie lebendig an.
Vor mir lag das Junk Journal, an dem ich seit Tagen arbeitete. Ich hatte es heute endlich fertiggestellt. Der Umschlag war aus fester Pappe, die ich mit einem Stück Stoff überzogen hatte. Darauf hatte ich einen Löwen gezeichnet, der mich mit seiner entschlossenen Miene anstarrte. Löwen – wegen Leo. Das fühlte sich so passend an.
Die Seiten des Journals waren ein wilder Mix aus Materialien, die ich über Wochen gesammelt hatte. Da war altes Papier, das ich aus den Tiefen meines Schreibtisches hervorgezogen hatte, teils vergilbt und mit kleinen Kaffeeflecken übersät. Manche Seiten waren glatt und neu, direkt aus einem frischen Block, während andere aus Notizbüchern stammten, die ich längst aufgegeben hatte. Es gab auch Seiten mit Mustern – Reste von Geschenkpapier, das ich aufbewahrt hatte, weil ich es zu schade fand, es wegzuwerfen.
Ich blätterte durch das Buch und fühlte eine seltsame Zufriedenheit. Jede Seite war anders, hatte ihre eigene Textur, ihre eigene Geschichte. Einige Seiten hatten Taschen, die ich eingeklebt hatte, um kleine Zettel oder Fotos hineinzustecken. Es war chaotisch, und trotzdem war es genau das, was ich wollte – ein Journal, das sich anfühlte wie ich.
Ich zog meine alten Tagebücher hervor, blätterte durch die Einträge und riss einige Seiten vorsichtig heraus. Es war seltsam, diese Worte von damals zu lesen. Manche Einträge fühlten sich an, als wären sie von einer völlig anderen Person geschrieben worden. Andere waren so nah, dass sie fast weh taten.
Ich klebte ein paar dieser alten Seiten in mein neues Journal ein und las sie dabei noch einmal durch. Schließlich nahm ich meinen Stift und begann, auf einer der leeren Seiten zu schreiben:
„Wer bin ich?"
Ich starrte die Worte an, als könnte die Antwort irgendwo zwischen den Zeilen lauern.
„Ich weiß es nicht", schrieb ich darunter. „Bin ich trans? Oder ist das alles nur ein Versuch, Aufmerksamkeit zu bekommen? Vielleicht bilde ich mir das alles ein. Vielleicht bin ich einfach... verloren."
Ich hielt inne und biss auf meinen Stift. Die Worte fühlten sich falsch an. Nicht, weil sie nicht wahr waren – sondern weil sie nicht das ganze Bild zeigten. Ich schrieb weiter:
„Ich habe all diese typischen Vorurteile im Kopf. Was, wenn ich das nur mache, um anders zu sein? Aber bin ich cis? Nein. Das bin ich nicht. Das weiß ich. Ich bin nicht cis. Das fühlt sich an wie die einzige Wahrheit, die ich sicher sagen kann."
Ich dachte an die Schulveranstaltung von letzter Woche. Sie hatte mir gefallen, ja, aber sie hatte auch Fragen aufgeworfen, die ich vorher nicht gestellt hatte. Es gibt so viele Möglichkeiten, so viele Begriffe. Was, wenn ich gar nicht transmaskulin bin? Was, wenn ich nonbinär bin? Aber... nein. Eigentlich denke ich, dass ich trans bin. Transmaskulin. Ein Junge.
„Bin ich männlich genug?" schrieb ich. „Ich weine so viel. Ist das nicht untypisch?"
Aber selbst, während ich das schrieb, wusste ich, dass es nur ein Klischee war. Ich wusste es besser. Ich dachte an die Bilder von männlichen Models, die ich immer wieder ansah, und den Neid, den ich fühlte. Es war keine Bewunderung. Es war der Wunsch, so zu sein.
„Ich bin nicht männlich genug", schrieb ich schließlich. „Aber vielleicht reicht es, so zu sein, wie ich bin."
Doch da war noch eine andere, größere Frage, die wie ein dunkler Schatten über allem hing: Elias.
„Wird Elias mich noch mögen?", schrieb ich, und meine Hand zitterte dabei ein wenig. „Ich weiß, dass er nichts gegen trans Menschen hat. Aber ich bin nicht einfach ein trans Mensch. Ich bin ich. Und wenn er nicht auf Jungs steht? Dann... was? Ich verstehe, dass es eine große Veränderung ist. Und wenn er nicht auf Jungs steht, dann müssten wir uns trennen. Und das wäre okay. Also natürlich wäre nichts okay aber ich würde es verstehen. Aber ich habe so, so Angst, ihn zu verlieren."
Ich legte den Stift weg und starrte auf die Seite, die sich vor mir ausbreitete. Meine Gedanken, meine Ängste, meine Hoffnungen – sie waren alle da, schwarz auf weiß.
„Früher oder später muss ich es ihm sagen", schrieb ich schließlich. „Und wenn er mich nicht liebt... vielleicht können wir Freunde bleiben. Aber ich weiß nicht, ob ich das aushalten würde."
Ich schloss das Journal und drückte es an meine Brust. Es fühlte sich gut an, diese Dinge aufzuschreiben. Es nahm ihnen ein wenig die Macht. Aber die Angst blieb, tief in meinem Bauch, wie ein Knoten, der sich nicht lösen wollte.
Hallöchen, ich wollte einmal ein Feedback von euch haben da morgen ja schon Heiligabend ist! (Ich muss gestehen, ich bin ein richtiger Grinch aber naja) Ich hoffe ihr habt schöne Weihnachtstage und werdet schön beschenkt. Schreibt doch gerne mal in die Kommentare was ihr euch wünscht, was ihr gut findet und was ihr ändern würdet. Und über viele Kommentare und ein paar Sternchen als Weihnachtsgeschenk würde ich mich auch freuen ☺️ hab euch lieb 😙
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