Kapitel 13-Das Gespräch
Der Tag des Termins fühlte sich an wie eine Prüfung, auf die ich nicht vorbereitet war. Obwohl ich wusste, dass ich das Gespräch wollte – oder zumindest hoffte, dass es mir helfen könnte – raste mein Herz, als ich mich dem kleinen Büro im Verwaltungstrakt näherte.
Elias hatte mich bis zur Tür begleitet, aber er war nicht mit reingekommen. „Du schaffst das", hatte er gesagt, seine Hand kurz auf meiner Schulter. „Es ist nur ein Gespräch. Du musst nichts sagen, was du nicht willst."
Jetzt stand ich allein vor der Tür, das Schild „Schulpsychologin – Frau Berger" prangte in nüchternen Buchstaben darauf. Meine Hand zitterte, als ich klopfte.
„Herein", ertönte eine warme, ruhige Stimme von innen.
Der Raum war kleiner, als ich erwartet hatte, aber gemütlich. Eine Couch mit Kissen stand an einer Wand, und auf einem schlichten Schreibtisch lagen ein Notizblock und ein Stapel Papiere. Hinter dem Tisch saß ein Mann, vielleicht Mitte vierzig, mit freundlichen Augen und einem kurzen Bart, der zu seinem ruhigen Auftreten passte.
„Marie?" fragte er, als ich eintrat.
Ich nickte zögernd und schloss die Tür hinter mir.
„Ich bin Herr Seidel", sagte er, stand auf und streckte mir die Hand entgegen. Seine Stimme war warm, aber nicht aufdringlich. „Schön, dass du hier bist. Setz dich doch, wo du möchtest."
Ich wählte die Couch, während er sich in den Sessel daneben setzte, den Notizblock in der Hand, aber ohne ihn sofort zu benutzen.
„Ich weiß, der erste Termin kann ein bisschen seltsam wirken", begann er. „Du musst nichts sagen, was du nicht sagen möchtest. Und wir fangen nur da an, wo du dich wohlfühlst."
Ich nickte wieder, ohne ihn anzusehen. Meine Hände kneteten nervös den Saum meines Pullovers.
„Elias hat mir erzählt, dass du dir überlegt hast, mit mir zu sprechen", fuhr er fort. „Das ist ein großer Schritt. Magst du mir ein bisschen erzählen, was dich beschäftigt?"
Ich wusste, dass ich etwas sagen sollte, aber mein Mund fühlte sich trocken an. Sekunden verstrichen, die sich wie Minuten anfühlten. Schließlich hörte ich mich leise murmeln: „Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll."
„Das ist völlig okay", sagte Herr Seidel sanft. „Manchmal hilft es, einfach zu beschreiben, wie du dich gerade fühlst. Hier, in diesem Moment."
Ich überlegte kurz, dann kam es langsam aus mir heraus: „Ich fühle mich... nervös. Aber auch irgendwie... müde. Immer müde. Als ob alles zu viel ist."
Er nickte, sein Blick ruhig und aufrichtig. „Das klingt nach einer Menge, die du mit dir herumträgst. Möchtest du mir ein bisschen davon erzählen?"
Ich zuckte die Schultern und starrte auf den Teppich unter meinen Füßen. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Es ist alles irgendwie... zu viel. Schule. Zuhause. Ich selbst."
„Es fühlt sich an, als ob alles gleichzeitig auf dich einwirkt?" fragte er, ohne mich zu unterbrechen.
Ich nickte, meine Finger immer noch an meinem Ärmel spielend.
„Das kann unglaublich erdrückend sein", sagte er. „Aber ich bin froh, dass du hier bist. Vielleicht können wir gemeinsam herausfinden, wie du mit diesem Gefühl umgehen kannst – in kleinen Schritten."
Für den Rest der Stunde sprach ich mehr, als ich erwartet hatte. Nicht über alles – definitiv nicht über das, was wirklich tief in mir brodelte – aber über die Schule, die ständigen Erwartungen, das Gefühl, nie gut genug zu sein. Herr Seidel hörte geduldig zu, stellte hin und wieder eine Frage, aber ließ mir immer Raum, selbst zu entscheiden, was ich teilen wollte.
Als die Sitzung endete, fühlte ich mich nicht plötzlich „geheilt" oder leicht, aber es war, als ob eine winzige Last von meinen Schultern genommen worden war.
„Danke, dass du heute gekommen bist", sagte er, als ich aufstand. „Wir können das so oft machen, wie du möchtest. Und wenn du irgendwann über etwas Bestimmtes sprechen möchtest, bist du hier sicher."
Ich nickte und murmelte ein „Danke", bevor ich die Tür öffnete.
Elias wartete draußen, lehnte an der Wand mit verschränkten Armen, aber als er mich sah, richtete er sich sofort auf. „Na? Alles gut?"
Ich zuckte mit den Schultern, ein kleines, schwaches Lächeln auf meinen Lippen. „Es war okay."
„Ich hab's dir gesagt." Er grinste, legte einen Arm um meine Schulter und führte mich den Flur entlang. „Du bist stärker, als du denkst."
Vielleicht war er der Einzige, der das so sah. Aber an diesem Tag ließ ich ihn es glauben.
Leute, wtf, Ich habe gerade gemerkt dass heute Freitag der dreizehnte ist. Funny. Seid ihr abergläubisch und wenn ja woran glaubt ihr/ was macht ihr?
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