Kapitel 10-verbunden

Es war ein ruhiger Nachmittag bei Elias. Der Regen prasselte gegen das Fenster, während wir auf dem Boden seines Zimmers saßen. Die Fotos unseres letzten Ausflugs lagen zwischen uns, und Elias erzählte irgendeine witzige Anekdote über einen seiner Freunde. Aber ich hörte nur mit halbem Ohr zu.

Mein Kopf war voll – ein Chaos aus Gedanken und Gefühlen, das wie ein Sturm in mir tobte. Ich war so müde davon, immer nur die halbe Wahrheit zu zeigen. So müde davon, mich selbst zu verstecken.

Elias schien das zu merken. „Marie, alles okay?" fragte er plötzlich, leise, als würde er befürchten, mich zu verschrecken.

Ich wollte lügen, so wie immer. „Ja, klar", hätte ich normalerweise gesagt. Aber diesmal brach etwas in mir. Bevor ich es aufhalten konnte, stiegen mir Tränen in die Augen, und meine Stimme zitterte. „Es ist nichts okay, Elias."

Er wirkte erschrocken, aber nur für einen Moment. Dann rückte er näher zu mir und legte vorsichtig eine Hand auf meinen Arm. „Hey, hey... Was ist los? Red mit mir."

Ich schüttelte den Kopf. Die Tränen liefen mir inzwischen über die Wangen, heiß und unaufhaltsam. Meine Hände zitterten, und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

„Ich... ich weiß nicht", stammelte ich. „Ich weiß nicht, wie ich das alles aushalten soll. Es fühlt sich an, als würde ich... auseinanderfallen."

Elias zog mich vorsichtig in eine Umarmung. Seine Arme waren warm und fest, und ich ließ meinen Kopf auf seine Schulter sinken. Mein tränennasses Gesicht drückte sich gegen den Stoff seines Pullovers, und ich fühlte, wie seine Hand beruhigend über meinen Rücken strich.

„Es tut mir so leid, dass du das fühlst", sagte er leise. Seine Stimme war ruhig, aber ich konnte die Besorgnis darin hören. „Du bist nicht allein, Marie. Ich bin hier. Du bist nicht allein."

Nach einer Weile löste ich mich von ihm, wischte mir hastig die Tränen aus dem Gesicht und vermied seinen Blick. Aber Elias ließ das nicht zu. Er beugte sich vor, hob seine Hand und legte sie sanft unter mein Kinn.

„Marie", sagte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Sieh mich an."

Widerwillig hob ich meinen Kopf und sah in seine dunklen Augen. Sie waren so nah, so voller Wärme und etwas anderem, das ich nicht benennen konnte.

„Du bist das hübscheste Mädchen, das ich je getroffen habe", sagte er schließlich, und seine Worte ließen mein Herz stehenbleiben. „Auch wenn du es dir selbst nicht glauben kannst... glaubst du es mir?"

Ich wollte ihm antworten, wollte etwas sagen, das all die widersprüchlichen Gefühle in mir erklären konnte, aber bevor ich dazu kam, beugte er sich vor. Seine Hand blieb unter meinem Kinn, und sein Gesicht war plötzlich so nah, dass ich seinen Atem spüren konnte.

Dann küsste er mich.

Für einen Moment war ich zu schockiert, um zu reagieren. Die Welt um uns herum schien stillzustehen, und alles, was ich fühlen konnte, war die Wärme seiner Lippen und die sanfte Dringlichkeit, mit der er mich hielt.

In mir tobte ein Sturm. Ich dachte an all die Dinge, die ich ihm nicht gesagt hatte – über mich, über meine Identität, über die Person, die ich wirklich war. Die Angst, dass er mich nicht mögen würde, wenn er die Wahrheit wusste, war wie ein scharfer Stich in meinem Inneren.

Aber gleichzeitig fühlte sich dieser Moment so gut an, so richtig, dass ich ihn nicht beenden wollte. Also ließ ich los. Ich schloss die Augen, hob meine zitternden Hände und legte sie auf seine Schultern, während ich den Kuss erwiderte.

Nach ein paar Sekunden zog Elias sich zurück. Seine Augen waren weit aufgerissen, und er wirkte erschrocken – fast panisch. „Oh mein Gott", murmelte er und rieb sich hastig über das Gesicht. „Marie, geht es dir gut? Es tut mir leid. Ich wollte das nicht. Ich bin so dumm."

Er drehte sich von mir weg und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Ich konnte sehen, wie seine Schultern bebten, und mein Herz zog sich zusammen.

Für einen Moment zögerte ich, unsicher, was ich tun sollte. Aber dann übernahm etwas anderes die Kontrolle – eine Mischung aus Mut und Verzweiflung, die ich nicht erklären konnte.

Ich lehnte mich vor, nahm sein Gesicht in meine Hände und drehte ihn sanft zu mir zurück. „Elias", flüsterte ich, bevor ich mich erneut zu ihm beugte und ihn wieder küsste.

Diesmal war es anders. Der Schock war verschwunden, und was übrig blieb, war ein Gefühl von Wärme und Vertrautheit, das all meine Ängste für einen Moment zum Schweigen brachte.

Wir saßen einfach da, nah beieinander, während der Regen weiter gegen das Fenster prasselte. Es war, als hätte die Welt aufgehört, sich zu drehen, und für diese wenigen Sekunden existierten nur wir.

Bitteschön, da hast du endlich deinen Kuss Linnea. 😂  Ich hab es extra etwas vorgezogen <3

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