Kapitel 7: an important call

Call me, baby, if you need a friend
I just wanna give you love
C'mon, c'mon, c'mon
Reaching out to you, so take a chance
No matter where you go, know you're not alone
I'm only one call away
One call away, Charlie Puth

H A R R Y

Angespannt wartete ich auf eine Antwort. Doch es kam keine. Am anderen Ende der Leitung herrschte eiserne Stille.

»Isabelle? Bist du nach dran?«, fragte ich vorsichtig und spielte unterdessen mit meinen Finger auf dem Holzzaun der Veranda herum, die zu dem Haus gehörte, dass ich für die Aufnahmen meines Albums auf Jamaika gemietet hatte. Das Studio war klasse und der Sound der absolute Hammer.

»Ja«, entgegnete Isabelle. »Ich höre dich. Klar und deutlich.«

»Gut«, sagte ich und schluckte nervös. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie sie auf das reagieren, was ich sie jetzt fragen würde. »Also es geht um das Konzert...«

»Lass mich raten, du kannst nicht«, sagte sie und ich schluckte meine Worte hinunter, weil sie so erleichtert darüber klang. »Kein Problem, Harry, wir ...«

»Doch, ich hab Zeit!«, unterbrach ich sie. Wut stieg in mir auf. War ich etwa so schlimm, dass sie nichts mit mir zu tun haben wollte. »Es geht eher, um die zwei Tage davor.«

»Was soll damit sein?«

»Amy Macdonald spielt am Sonntag auf dem Glastonbury Festival. Für diesen Auftritt haben wir Karten. Aber Simon hat mir heute Morgen meinen Tourplan für dieses Jahr vorgestellt und ich werde dort am Samstagmittag spielen, das heißt, ich werde noch am Freitag für den Soundcheck anreisen müssen. Und eigentlich war ja schon abgemacht, dass wir gemeinsam dort hinfahren, also...«, setzte ich nervös an, doch Isabelle unterbrach mich.

»Moment mal!«, drang ihre Stimme durchs Telefon. »Wer hat gesagt, dass wir zusammen fahren?«

Verblüfft hörte ich auf, mit den Ringen an meinen Händen zu spielen. Die Antwort auf Isabelle's Frage lautete ‚Niemand'. Ich hatte einfach angenommen, dass wir gemeinsam fahren würden, immerhin waren es bis Glastonbury, wo die beiden Gigs stattfinden würden, fast drei Stunden. Und mit dem Zug brauchte man schier ewig, dass hatte ich bereits recherchiert (und dabei mein ganzes Datenvolumen verbraucht, weil auf Jamaika anscheinend noch niemand etwas von Wlan gehört hatte).

»Stella«, log ich also aalglatt und fühlte mich im selben Moment schlecht dafür. Die falsche Blondine hatte mir jedoch einen Stick zum Geburtstag geschenkt auf dem nur eine einzige Datei gespeichert war. Sie hieß »Wie du Isabelle's Herz für dich gewinnst« und ich konnte sie bereits jetzt auswendig. Ich war mir nicht ganz sicher, ob mich das zu einem schlechten oder einfach nur bescheuerten Menschen machte, aber im Moment war es mir reichlich egal. Denn Stella hatte ziemlich am Anfang des Dokuments geschrieben: §8 Manchmal braucht es eine kleine Lüge, um Isabelle auf den richtigen Weg zu locken. Diese Lüge darf jedoch nur dazu dienen, sie glücklich zu machen und ihr darf dadurch nichts Schwerwiegendes verschwiegen werden. Und auf genau diesen 'Paragraph' stützte ich mich jetzt, während Isabelle am anderen Ende der Leitung etwas Unverständliches murmelte.

»Stella kann nicht einfach Entscheidungen für mich treffen«, rechtfertigte Isabelle sich und mir war sofort klar, dass sie sich weigern würde mitzukommen. Enttäuscht wollte ich mich schon von Isabelle verabschieden, da sprach die Schönheit am anderen Ende der Leitung weiter: »Ich überleg es mir. Aber gerade ist es echt schlecht, ich muss nämlich jetzt Sirius' Kacke in einem Busch suchen, auf den natürlich kein... Naja, ist ja auch egal, ich meld' mich einfach später nochmal.«

Und damit legte sie auf und ließ mich total verwirrt zurück auf der Veranda eines blöden Hauses in Jamaika, obwohl ich mir im Moment nichts sehnlicher wünschte, als Isabelle's Gesicht zu sehen. Herrje, vielleicht hatte Simon ja doch Recht. Aber nur vielleicht.

»Meine Güte, Harry! Vorhin war doch noch alles in Ordnung. Welche Laus ist dir denn während der Pause über die Leber gelaufen?«, knurrte Alex mich entnervt an, als ich den Refrain von Sign Of The Times nun schon zum zehnten Mal in den Sand setzte. Die Laus hieß in diesem Fall Isabelle Adams und hatte sich nicht wie versprochen gemeldet. Und je mehr Zeit verging, umso ungeduldiger und unkonzentrierter wurde ich. Entweder vergaß ich den Text, weil ich mich weigerte, die Lyrics vor mir zu haben (ich war gerade mal 23 Jahre alt, kein seniler Opa), verpasste den Einsatz, oder, oder, oder... Es gab unendlich viele Möglichkeiten und ich traute mir durchaus zu, dass mein Kopf noch ein paar mehr erfinden würde, wenn...

Ping!

Wie vom Sensemann verfolgt riss ich mir die Kopfhörer von den Ohren und stürzte aus der kleinen Kabine des Studios zu meinem Handy, dass neben dem Gitarristen Alex auf dem Mischpult lag. Doch bevor ich danach greifen konnte, hatte Alex nach dem Mobiltelefon gegriffen und sah nun grinsend vom Bildschirm des Handys zu mir und wieder zurück auf das Display.

»Soso. Dieses Mädchen, von dem Simon uns erzählt hat, es könnte die Aufnahmen etwas verkomplizieren ... heißt das zufällig Isabelle?«, schnaubte er mir lachend entgegen, als ich versuchte ihm das Handy zu entreißen. »Gib. Es. Zurück.«, knurrte ich Alex an. Und der Typ zählte angeblich zu meinen besten Freunden. Schön zu wissen, dass die sich von meinem Manager so manipulieren ließen. Wahrscheinlich erstatteten sie ihm sogar täglich Bericht.

Schließlich gelang es mir, Alex das Handy aus der Hand zu reißen und sah auf die Benachrichtigung. »Ok« hatte Isabelle auf WhatsApp geschrieben und ich dankte im Stillen Louis, der mir die App vor zwei Wochen auf mein Handy geladen hatte. Ich benutzte sie trotzdem nicht, nur Louis – und jetzt Isabelle – schrieben mir über den Messenger-Dienst.

Zuerst plante ich, wie ich nun Isabelle warten lassen würde und sie sich genauso fragen würde, wann ich denn endlich zurückschrieb, aber dann wurde mir bewusst, dass Isabelle das wahrscheinlich nicht mal merken würde. Also entschuldigte ich mich kurz bei Alex und schloss die Tür zum Flur schließlich hinter mir.

Weil ich wusste, dass ich heute noch die Aufnahme von Sign Of The Times schaffen musste, wenn ich den Zeitplan einhalten wollte und wenn ich Isabelle jetzt eine Nachricht schrieb, würde ich vermutlich für drei Sätze noch bis übermorgen auf mein Handy tippen. Also drückte ich kurz darauf den Aufnahmeknopf für eine Sprachnachricht, genau wie Louis es mir gezeigt hatte und sprach: »Das freut mich sehr, Isabelle, ehrlich! Ich sag dir dann nochmal Bescheid, wenn ich genaueres weiß. Übernächste Woche fliege ich von Jamaika zurück nach London, aber da bleibe ich nur für zwei Tage, sonst hätte ich dich auf einen Kaffee eingeladen oder so. Naja, wenn ich dann aus Amerika wieder zurück bin, kann ich mich ja noch mal melden.« Zufrieden sah ich auf mein Handy hinunter und fügte dann noch hinzu: »Gute Nacht, Isabelle!« In London war es nämlich jetzt schon einundzwanzig Uhr, während es in Jamaika noch nicht mal dämmerte.

Die nächsten Wochen wurden schrecklich stressig, aber ich genoss es trotzdem, denn ich hatte darauf bestanden, mehr an der Entstehung meines ersten Soloalbums mit beteiligt zu sein, als die Jungs und ich es an den One Direction-Alben gewesen waren. Und so verfolgte ich aufmerksam wie Simon sich die Aufnahmen in London anhörte und flog dann nach New York zu einem Produzenten, von dem ich noch nie gehört hatte. Jean-Paul Gaultier war grob gesagt ... ein Junge. Mit gerade mal achtzehn Jahren hatte er sich schon soweit einen Namen in der Musikszene gemacht, dass wir Sänger ihn zwar nicht kannten, die Manager aber umso besser. Sein Terminkalender war gut gefüllt und ich hatte keine Ahnung, wie Simon es geschafft hatte, mich dort unterzubringen.

Aber Jean-Paul, kurz JP, und ich kamen gut miteinander aus und mit seinen talentierten Händen verbesserte er meine Songs an einigen Stellen, auf die ich niemals gekommen wäre. Ich zog mit ihm durch New York und war erstaunt, dass niemand mich erkannte. Vielleicht war es JPs Allerweltgesicht, aber mein Gesicht tauchte kein einziges Mal in der Klatschpresse auf. Als ich ihm am Ende der zwei Wochen meine Handynummer zusteckte, gab er mir grinsend seine und versprach, dass er für mich immer einen Platz in seinem Kalender freihalten würde.

Und während all dieser Zeit schickte ich Isabelle die Sprachnachrichten, berichtete ihr von den Fortschritten und war glücklich, wenn mal mehr als Antwort kam, als ‚ja', ‚cool', oder ‚ok'. Aber es machte mir auch nicht mehr viel aus. Ich war einfach glücklich, dass wir überhaupt in Kontakt blieben.

Als ich JP von Isabelle erzählte, ihm die ganze Geschichte zwischen ein oder vier Flaschen Rotwein unter die Nase rieb und ihm selbst von Simon's dämlichen Kommentaren erzählte, die er in London über meine angebliche Verliebtheit hatte fallen lassen, zog er nur die Augenbraue hoch.

»Tut mir ja leid dich zu enttäuschen, Harry, aber Simon hat sowas von Recht.«

Und ich widersprach ausnahmsweise nicht. Vielleicht lag es am Wein, vielleicht aber auch nicht. 

Meine Lieben,

Es freut mich sehr, euch heute das neue BOY-Kapitel zu präsentieren können. Ich wünsche euch allen ein schönes Weihnachtsfest!

Was haltet ihr von dem Telefonat zwischen von Harry und Isabelle?

Was meint ihr, wie geht es mit den Beiden weiter?

All the Love xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top