Kapitel 5: happy birthday

Bad ideas make the best memories
-Bad Ideas, Alle Farben

H A R R Y

Es war der erste Tag seit fast einer Woche, an dem ich nicht vollkommen ausgelaugt in den frühen Morgenstunden in mein Bett fiel, weil ich mir bis dato noch die Seele aus dem Leib gefeiert hatte. Auf fünf Parties war ich gewesen, aber ohne jeglichen Sex am Rande, was zu meiner Genugtuung nicht etwa daran lag, dass die Frauen mich weniger begehrten; ich hatte die Allermeisten bloß einfach nicht anziehend gefunden.

Aufgetakelte Mädchen, die versuchten sich gegenseitig mit dem schärfsten Kleid auszustechen waren normalerweise immer für eine schnelle Nummer gut gewesen, aber es war tatsächlich schwierig jemanden anziehend zu finden, wenn einem ständig das Bild einer jungen Frau im Kopf herum geisterte, dass einem deutlich besser gefiel, als die Hungerhaken von Models auf all den Parties; denn dann war die Auswahl sichtlich begrenzt.

Müde schwang ich also um halb sechs die Beine aus meinem Auto und überlegte, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war schon so früh von Holmes Chapel zurück zu fahren, denn jetzt würde ich hier alleine versauern. Mit meiner Familie meinen Geburtstag zu feiern und dabei Torte in mich zu stopfen war schön und gut, aber irgendwann wurden sie auch ein Bisschen zu aufdringlich. Wann kam das Album, was machte das Liebesleben, blablabla...

Cara und Kendall, auf die sonst immer Verlass war, wenn es um rauschende Parties ging, waren beide wieder in Amerika, um dort die in England fehlende Sonne zu genießen. Und auch sonst hatte ich von keiner Fete gehört. Da hatte man einmal im Jahr Geburtstag und es gab keine Party. Dass das im Leben eines millionenschweren Popstars überhaupt möglich war, überraschte mich jetzt tatsächlich!

Seufzend stiefelte ich an dem Portier vorbei und drückte im Aufzug den Knopf und die Tastenkombination, die mich hinauf zu meinem Penthaus brachte. Während die Fahrstuhlmelodie vor sich hin dudelte, fasste ich den Entschluss einen ruhigen Abend zu verbringen. Zur Feier des Tages sozusagen, auch wenn das reichlich ironisch war.

Schon als sich die Aufzugtüren mit einem leisen Pling öffneten, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. In der Wohnung war alles still, aber ich erinnerte mich ganz genau daran, dass ich heute Morgen vergessen hatte, dass Radio auszuschalten; die ganze Autofahrt bis nach Hause hatte ich mich darüber geärgert und wäre fast noch einmal umgedreht.

Erstaunlicherweise war ich in diesem Moment total ruhig. Ich hätte Panik bekommen sollen, schließlich war offensichtlich jemand in meine Wohnung eingestiegen, aber ich besann mich darauf, still zu bleiben und den Alarm-Knopf neben dem Aufzug zu drücken.

Nichts passierte.

Okay, jetzt konnte ich panisch werden. Mindestens dreimal im Jahr kam der Sicherheitsdienst vorbei um das Ding zu prüfen und deshalb wusste ich, dass es eigentlich so laut lospiepen sollte, dass es die ganze Straße hörte. (Die Tests waren furchtbar nervig, jedes Mal musste man erst die ganze Nachbarschaft anrufen, um sie vor zu warnen, damit anschließend keine Beschwerden kamen, von wegen der Rockstar nebenan feierte zu wild!)

»Ich hab die Alarmanlage ausgestellt, Haz.«, rief eine mir nur allzu bekannte Stimme aus dem Wohnzimmer und ich atmete erleichtert aus. Louis.

»Alter Lou, ich hätte mir fast in die Hose geschissen, als der Alarm nicht funktioniert hat. Willst du auch ein Bier?«, rief ich durch den Flur ins Wohnzimmer. »Ich hab schon welche geholt. Sag mal, kann ich mal in dieses Lied reinhören, von dem du hier den Text liegen hast?«, kam es zurück.

Ich zog die Schuhe aus und stellte sie ordnungsgemäß zu den anderen Paaren in meinem Schuhschrank, während ich antwortete: »Welches denn, da liegen ne ganze Menge.« »Es hat keinen Namen glaub ich, zumindest steht hier keiner.« Ich konnte praktisch sehen, wie Louis die Stirn runzelte und den Schreibtisch durchwühlte. Meine Ordnung hatte schon immer im Kontrast zu seinem Chaos gestanden.

Mit schnellen Schritten lief ich ins Wohnzimmer, denn ich musste meinen besten Freund stoppen, sonst konnte ich die nächsten Tage damit verbringen wieder Ordnung zu schaffen.

Umso heftiger erschrak ich, als über meinem Kopf etwas zerplatzte und Glitzer auf mich nieder regnete. Leise Gitarrentöne ertönten und im selben Moment erkannte ich die Melodie.

»Happy birthday to you! Happy birthday to you! Happy birthday dear Harry, happy birthday to you!«, erschallte es und ich riss überrascht die Augen auf.

Mein Wohnzimmer war gefüllt mit Ballons und Girlanden und erinnerte mich auf eine süße Art an die Geburtstagsfeiern, die meine Mutter früher für mich organisiert hatte. Niall saß auf meiner Couch, die Akustikgitarre noch immer spielend, während die Anderen alle um ihn herum standen und ein Geburtstagslied für mich sangen.

Sie waren alle da, die paar Menschen, die mir so unfassbar wichtig waren. Louis stand dicht neben Eleanor, Liam und Cheryl gaben sich die Ehre und Zayn grinste als er meinen Blick bemerkte. Ich erkannte Stella und Kiwi, ihren Freund mit dem komischen Spitznamen und den vielen Tattoos wieder, genauso wie Miles. Bloß Isabelle war nicht da.

Schlagartig sank meine Laune wieder ein Bisschen, doch dann zwang ich mich dazu das Spektakel zu genießen. Wer konnte schon von sich behaupten, dass er von 4/5 Mitgliedern One Directions plus Freundinnen ein Privatkonzert an seinem Geburtstag bekam? Leicht grinste ich, als Zayn und Louis synchron einen so hohen Ton raushauten, der mit etwas Mühe wohl auch die Gläser auf dem Tisch zum Platzen gebracht hätte.

Hinter mir hörte ich Schritte und als ich einen Blick über die Schulter warf, erkannte ich Isabelle und Jessi, Nialls Verlobte, die gemeinsam ein großes Paket ins Wohnzimmer trugen. Als Isabelle aufblickte, trafen sich unsere Blicke und ich lächelte sie an, woraufhin sie sofort zur Seite blickte. Jessi dagegen stemmte empört die Hände in die Hüften und funkelte ihren Verlobten an. »Baby, du hast doch gesagt ihr wartet, bis wir wieder da sind. Mann, ich wollte doch auch singen!«

Gerade noch rechtzeitig sah ich, wie Isabelle unter dem anscheinend schweren Paket taumelte und griff nach ihr. Behutsam schlang ich die eine Hand um ihre Hüfte und stützte sie, während ich mit der Anderen das braune Paket packte. Vorsichtig löste ich Isabelles Hand von der Pappe und ließ ihre Hüfte los, um das Paket mit beiden Händen zu packen und vorsichtig auf dem Boden abzustellen. Es war verdammt schwer. »Danke Harry.«, hörte ich Isabelle neben mir murmeln und sofort war meine schlechte Stimmung vergessen. Ruhig Harry, du redest nur gerade zum ersten Mal mit dem Mädchen, dass dir seit Wochen Kopfschmerzen bereitet!

Strahlend grinste ich sie an: »Kein Problem.« Isabelle lächelte schüchtern, bevor sie sprach: »Übrigens, herzlichen Glückwunsch! Ich hab gehört, je älter du wirst, desto mehr Kohle bekommst du im Jahr. Muss ja ein tolles Gefühl für dich sein, oder? So als Popstar kann man ja nicht reich genug sein.« Mit diesen Worten wandte sie sich um und spazierte zu Miles hinüber, mich ließ sie völlig fassungslos zurück. Okay, da hatte wohl jemand ordentlich Vorurteile gegenüber Musikern. Wer hätte gedacht, dass hinter dem schüchternen Mädchen jemand steckte, der Harry Styles mal eben mit einem sarkastischen Kommentar sprachlos machte. Ich schüttelte den Gedanken ab und wandte mich zu Jessi um. »Wenn du jetzt endlich mal fertig wärst deinen Verlobten zur Schnecke zu machen, könntest du mir ja auch einfach gratulieren.«

Jessi wirbelte zu mir herum und grinste frech. »Also ich an deiner Stelle würde ja nicht so großmäulig sein, Harry. Du weißt schließlich nicht, was in dem Paket da ist.«, meinte sie und gestikulierte wild mit ihrer linken Hand. An ihrem Ringfinger thronte ein Ring aus... nun, er war aus dem Draht eines Weinflaschendeckels hergestellt worden, von Niall auf die Schnelle gebastelt, weil er den echten Verlobungsring unabsichtlich in der Toilette hinunter gespült hatte. Niall war den Tränen nah gewesen, doch dann hatte er sich zusammengerissen und Jessi trotz allem den Antrag gemacht. Ich hatte keinen blassen Schimmer wie er es geschafft hatte, aber Jessi hatte tatsächlich zugestimmt - mit der Bedingung, den Drahtring behalten zu dürfen.

Sie hatte Recht. Ich hatte keinen blassen Schimmer was sich in dem Paket befand und Niall und Jessi traute ich wirklich alles zu. In den vergangenen drei Jahren waren weder Liam, Zayn, Louis noch ich sicher vor den Streichen und Späßen der Beiden gewesen. Selbst Louis als selbsternannter Clown unserer Truppe war irgendwann sprachlos gewesen. (»Die benehmen sich wie dreijährige Rebellen!«) Ob Frischhaltefolie auf der Toilette, Leberwurst unter Türklinken oder Eier in den Haaren, es war wirklich alles dabei gewesen.

»Euer Geschenk packe ich als letztes aus.«, sagte ich schnell und hörte Niall lachen. Er kam auf mich zu und ehe ich mich versah, fand ich mich in seinen Armen wieder. Für einen kurzen Moment wurde die Luft aus meinen Lungen gepresst und als Niall mich losließ, atmete ich tief durch. »Meine Güte, Nialler, was für Gewichte hast du denn gestemmt, dass du mir gleich die Luft abschnürst?« Ich bekam keine Antwort mehr auf meine Frage, denn Louis schubste den Iren aus dem Weg und umarmte mich ebenfalls, Liam und Zayn folgten. »Jungs, ist heute irgendwie Tag des Kuschelns oder wieso seid ihr so anhänglich?«

Vor allem Zayn überraschte mich, nach seinem Ausstieg hatten wir zwar noch Kontakt gehabt, aber der war abgebrochen, als sich Louis und er ordentlich in die Haare bekommen hatten. Man konnte es durchaus als Rosenkrieg betrachten, vor allem weil der eigentliche Grund für den berühmt berüchtigten Twitterstreit nicht etwa Zayns Ausstieg oder Shahid Khan (auch wenn keiner von uns den Idioten mochte) war, sondern Perrie, Zayns Exverlobte, mit der Louis sich auch nach der Trennung gut verstand - zu gut wenn es nach Zayn gegangen war. Doch als Anfang 2016 Louis Mutter Johannah erkrankte, da war besonders Zayn für Louis dagewesen, immer dann, wenn ich mit Dunkirk, Niall mit seinem Patenkind und Jessi, und Liam mit Cheryl und seinem Ungeborenen beschäftigt gewesen war. Dafür hatte er unser allen Respekt inne und die Freundschaft zu ihm war auf einem Weg der Besserung. Zwar sprach man das Thema Perrie im Zusammenhang mit Louis zwar besser immer noch nicht an, doch Zayn arbeitete offensichtlich daran und das zählte für uns alle am Meisten.

»Unser Küken wird 23!«, krächzte Louis und wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. Ich verdrehte die Augen. Den Spruch bekam ich jetzt seit 6 Jahren jedes Mal an meinem Geburtstag aufs Ohr gedrückt und genauso lange verfluchte ich es, der Jüngste der Band gewesen zu sein. Liam schlug mir auf die Schulter und grinste leicht, bevor er mir einen Briefumschlag reichte. »Herzlichen Glückwunsch, Hazza. Du, sag mal, wäre es okay, wenn Cheryl und ich gleich wieder verschwinden, ich sehe es ungern, wenn sie so spät noch auf ist. Sie braucht ihren Schlaf.«, lächelte er und für einen Moment wirkte er fast schüchtern.

Mir fiel es schwer, meinen Gesichtsausdruck beizubehalten. Cheryl Fernandez-Versini hatte mich noch nie sonderlich leiden können, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. Das sie Liam jetzt auch noch ein Kind angedreht hatte, war ja wirklich die Höhe. Aber Liams seliges Lächeln ließen mich zumindest die Klappe halten und ich gab mich zufrieden, weil er glücklich war. Meiner Meinung war Sophia seine Eine gewesen, so sarkastisch und erfrischend, wie sie Liam jedes Mal in den Arsch getreten hatte, wenn er es brauchte, selbst Danielle hatte besser zu ihm gepasst und die Beziehung der beiden war immerhin ein einziges Durcheinander gewesen und hatte in einem Desaster geendet. Ich hoffte bloß, dass Liam noch zur Vernunft kommen würde, verstehen wieso er sich ausgerechnet für Cheryl entschieden hatte, tat ich jedenfalls nicht. Am Sex lag es nicht, denn da konnte man behaupten was man wollte, mit älteren Frauen schlief es sich auch nicht besser als mit gleichaltrigen. »Kein Ding, Payno.«, erklärte ich ihm also und öffnete geschickt den Umschlag.

Ein Gutschein fiel heraus und ich öffnete ihn. 100 Euro für einen Einkauf bei Gucci, wow! Da hatten sich Cheryl und Liam ja richtig Mühe gegeben, meine Güte. Abgesehen davon konnte man allerdings für 100 Euro bei Gucci ein Paar Socken kaufen, aber da konnte ich genauso gut die selbstgestrickten von meiner Oma tragen, für die musste ich wenigstens keine Scheine hinblättern, sondern bezahlte mit einem Nachmittag, an dem wir Tee tranken und ich ihr vom Promileben erzählte und sie mir schließlich alles Neue aus Holmes Chapel aufs Ohr drückte, ganz egal ob ich es wissen wollte oder nicht. Sie schien es dabei auch nicht zu interessieren, dass ich den ganzen Klatsch schon von Mama und Robin, meinem Stiefvater, erfahren hatte.

»Danke, Mann«, grinste ich also gequält und klopfte ihm auf die Schulter. »Dir gefällt es also?«, auf Liams Gesicht breitete sich ein 100-Watt-Lächeln aus, »Cherry hat es ausgesucht.« Er nannte sie ‚Cherry'? Ach du Schande. Cheryl hatte ausgesehen, als Liam sie erwähnte hatte und kam nun auf uns zu. »Ich war ja versucht, einen Gutschein von Real zu kaufen, das würde eher zu deinem Klamottengeschmack passen«, erklärte sie und lächelte so offen und freundlich dabei, dass mein Mund aufklappte. Liam zischte Cheryls Namen.

Hinter mir hörte ich Niall wiehern vor Lachen und auch Jessi und Zayn stimmten mit ein. Selbst meine Mundwinkel zuckten. Konnte es sein, dass Cheryl tatsächlich gerade sarkastisch gewesen war? Jetzt brach ich wirklich in Gelächter aus, denn sie war es wirklich gewesen. Heilige Scheiße! Allgemeines Gelächter folgte und schließlich zuckten auch Liams Mundwinkel leicht. »Ach ja, Harry?«, er blickte zu mir und ich lachte ein wenig leiser. »Ja?« »Da ist noch ein Brief für dich drin. Und drei Karten für die Brits«, er blickte an mir vorbei zu Niall und Louis, »Wir sind mit History nominiert und Simon meint, es gibt eine reelle Chance, dass wir gewinnen. Ich finds ziemlich lustig, weil Zayn mit Pillowtalk auch nominiert ist«

Zayn grinste: »Und mit reelle Chance meint Liam, dass ihr gewinnen werdet. Ich zum Beispiel werde mich nach Amerika verdrücken, immerhin seid ihr und Perries Mädels nominiert, das kann nicht gut gehen, wenn ich auch dort auftauche« Er sagte das mit einer solchen Gelassenheit, dass ich unwillkürlich daran dachte, wie schade es war, das viele unserer Fans Zayn jetzt regelrecht hassten und die Little Mix Fans auch kein allzu gutes Verhältnis zu dem Bradforder hatten.

»Ich weiß, ihr habt es nicht so mit Awardverleihungen, aber ich bin auf jeden Fall da. Wenn ihr Lust habt, ihr wisst wo ich bin« Mit diesen Worten verschwanden Liam und Cheryl und Louis zog mich zum Schreibtisch. »Ich meine das hier«, er tippte auf den Liedtext von Crazy.

Ich nickte und schaltete den Laptop an, damit er sich die Datei anhören konnte. »Ich bin mir noch nicht sicher, wegen dem Titel, irgendwie klingt er so... keine Ahnung, normal halt« Louis lachte und nickte.

Es wurde leise im Wohnzimmer, als das Lied anfing. Crazy würde der schnellste Song auf dem Album sein und er war gleichzeitig auch der Rockigste. Kiwi pfiff anerkennend und ich senkte peinlich berührt den Kopf. Ich war niemand, der seine Arbeit einfach allen zum Fraß vorwarf und jetzt alle so gespannt zuhören zu sehen, war ungewohnt.

»Ich mag den Namen nicht«, sprach Niall schließlich und ich stimmte ihm zu. Von Harry Styles erwartete man zumindest ein Lied, dass aus der Reihe fiel und eigentlich war Crazy genau das. Kiwi lehnte sich interessiert vor und musterte mich: »Wann kommt das Album eigentlich raus?«

Ich zuckte mit den Schultern, denn ehrlich gesagt, ich wusste es nicht. Von den drei Liedern über Isabelle würde wahrscheinlich nur ein Einziges auf mein Debütalbum kommen und ansonsten waren noch nicht alle Lieder ganz fertig, geschweige denn aufgenommen. »Weiß nicht. Vielleicht Mai, wenn's gut läuft, sonst Juni oder Juli«, erklärte ich schließlich.

Kiwi nickte und drehte sich zu Stella. »Das kaufen wir« Die sah ihn aus großen Augen an und nickte. »Klar, aber dass du dich mal für Musik interessierst, die nicht Linkin Park heißt...«, schmunzelte sie und ließ das Ende des Satzes offen. Kiwi grinste: »Mir gefällt das Lied eben«

Ich schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. »Danke, aber alle anderen sind langsamer. Vielleicht sollte ich den Song nach dir benennen, dann hätten wir ja den Skandal«

»Skandal hin oder her, wenigstens bist du schon mit deinem Album weiter«, seufzte Louis und ich sah kurz zu ihm herüber. Er hatte sich auf mein Sofa gefläzt und Eleanor auf seinen Schoß gezogen. Süß, ich hatte nicht gewusst, dass die Beiden tatsächlich wieder zusammen waren. »Ich hab noch nicht mal angefangen, zwar häufen sich bei mir die Texte, aber für die Melodie hab ich einfach keine Motivation!« Er seufzte erneut und Niall bot an: »Ich könnte mich ja mal mit dir zusammen setzen und wir können schauen, was sich machen lässt« Louis sah ihn aus großen Augen an, dann nickte er: »Danke, Nialler!«

Ich hasste meine Freunde. Abgrundtief. Sie ließen mich dastehen, als wäre ich total dämlich. Zuerst hatte ich mich über die Geschenke gefreut, naja, ungefähr bis zu dem Augenblick, an dem ich sie ausgepackt hatte. Nichts ahnend hatte ich das Geschenk von Louis und Eleanor als Erstes aufgemacht und ein dickes Buch mit dem Titel 'How to Date' in den Händen gehalten, zusammen mit dem Album der Beatles, das in meiner Sammlung noch fehlte. Die Unterschrift von Paul McCartney fiel mir sofort ins Auge und stimmten mich milde. Trotzdem wurde herzlich über das Buch gelacht und Niall gab eine Geschichte nach der anderen zum Besten, in der ich mich schön blamiert hatte. (Das Interview mit dieser komischen Blondine, auf dessen Brüste Niall und ich mehr als auffällig gestarrt hatten, war der Klassiker schlechthin.) Und zu meiner Schande musste ich mich ziemlich zusammen reißen, um nicht wieder vor Isabelle rot zu werden. Meine Güte, was musste sie denn jetzt von mir denken? Andererseits hatte sie ja vorhin schon klar gemacht, dass sie nicht unbedingt das beste Bild von mir hatte.

Entgegen meinem eigentlichen Vorhaben hatte ich danach das Paket von Niall und Jessi geöffnet und gegen das war Louis Buch wirklich harmlos. Als erstes zog ich eine braune Perücke aus dem Paket und als ich sie irritiert zur Seite legte und mich dem eigentlichen Geschenk zuwandte, klappte mir der Mund auf. Niall und Jessi hatten sich mal wieder selbst übertroffen. Und ich hatte gedacht nach dem knallgrünen Männerbadeanzug im letzten Jahr ginge es nicht mehr schlimmer. Tja, falsch gedacht.

Vorsichtig hob ich die Plastikpuppe aus dem Paket und fühlte mich mit einem Mal wieder an den Biologieunterricht in der achten Klasse erinnert. Sexualkunde, um genau zu sein. Die nackte Plastikpuppenfrau sah gruselig aus und ich starrte Niall entsetzt an, der losgackerte wie ein Huhn auf Drogen.

»Baby!«, keuchte er. »Ich hätte nicht gedacht, dass das tatsächlich so geil aussieht wie im Internet.« Jessi grinste selbstgefällig und zwinkerte mir zu. »Die Perücke passt laut Beschreibung perfekt auf den Kopf.« Jetzt war es auch um Louis geschehen. Er prustete los und klatschte mit Niall ab.

»Genial! Die Perücke ziehst du ihr auf, wenn du Bock auf brünett hast und wenns blond sein soll, lässt du sie so.«, er deutete lachend auf die aufgemalten blonden Haare der Puppe. Entsetzt vergrub ich die Hände vor meinem Gesicht. Gott, wie peinlich! Jetzt konnte ich es nicht mehr verhindern, gnadenlos breitete sich die Hitze auf meinem Gesicht aus und ließ mich rot werden. Zum zweiten Mal innerhalb von ein paar Wochen. Wenn das so weiter ging, konnte ich mein Album auch 'embaressed styles' nennen. Jetzt konnte ich wirklich vergessen, vor Isabelle möglichst cool zu wirken, der Zug war endgültig abgefahren.

Ein Lachen bahnte sich den Weg aus meinem Inneren und ich prustete in meine Hand. Wenigstens war die Stimmung jetzt noch ausgelassener als vorher, wirklich jeder lachte. Gut, vielleicht achtete ich nur auf Isabelle, aber die anderen waren bestimmt auch amüsiert.

Gespielt wütend blickte ich Niall an und boxte ihm in den Bauch. Oder zumindest versuchte ich es. Abrupt fing Niall meine Hand ab und bog meinen Arm nach hinten. Überrascht hielt ich inne und pfiff durch die Zähne, um mir nicht anmerken zu lassen, wie weh sein Griff tat. Wann war der Lauch so stark geworden?

»Sorry«, murmelte Niall und ließ meinen Arm los, als hätte er sich verbrannt. Ich grinste: »Kein Ding. Hast wohl ordentlich Training hinter dir, was?« Sein Lächeln wirkte gequält und genauso klang er auch, als er sprach: »So ähnlich, Hazza.«

Die nächsten Geschenke waren weniger peinlich und dafür eher nach meinem Geschmack. Zayn schenkte mir ein Hemd aus seiner neuen Kollektion, dass ich tatsächlich nicht schlecht fand und überreichte mir in Gigis Namen ein Shampoo für extrafettige Haare. Die Gute konnte mich immer noch nicht leiden, weil ich angeblich Kendall das Herz gebrochen hatte (so ein Quatsch, also wirklich! Die Olle wusste genau auf was und wen sie sich damals eingelassen hatte). Ich grinste gequält und Zayn zwinkerte mir zu. Idiot.

Stella streckte mir mit einem Grinsen einen einfachen USB Stick entgegen, was ich etwas irritierend fand, während Kiwi mir eine Tüte Kekse hinhielt. Als ich auf den Beizettel schielte, musste ich grinsen. »Bens Cookies*, danke Mann!« Der Idiot hatte sich tatsächlich meine Lieblingskekssorte gemerkt und war extra nach Covent Garden gefahren, um dem Verkäufer dort welche abzukaufen. Krass.

Als letztes hielt Miles mir einen Umschlag hin. Oh, bitte keinen Guccigutschein! »Das ist von Izzy und mir, wir wussten nicht, was wir dir schenken sollten, aber naja... vielleicht freust du dich ja darüber«, grinste sie. Ich griff in den Umschlag und holte zwei Karten heraus. Zwei Konzertkarten für Amy Macdonald. Ich musste verwirrt ausgesehen haben, denn Miles fing an zu erklären: »Uns ist klar, dass du irgendwie nirgendwo ungesehen hingehen kannst, aber wer würde dich bitte auf einem von Amys Konzerten vermuten? Außerdem sind das zwei Karten, denn du kannst dir aussuchen, wen du mitnimmst. Sie ist die einzige Sängerin, die Izzy und ich beide gutfinden, deswegen ist unsere Entscheidung auf sie gefallen, falls du dich das fragst. Naja, eigentlich mag Izzy sie noch lieber als ich«

Nun lächelte ich. Isabelle mochte also Amy Macdonald. Gut zu wissen! Ich hatte mich bis jetzt noch nicht sehr mit der Sängerin auseinandergesetzt, aber ich wusste, dass sie Schottin war und ziemlich gut Gitarre spielte (ich war mir ziemlich sicher, Niall hatte sie mal erwähnt). Aber was noch nicht war, konnte ja noch werden.

Glücklich über die Chance, mehr Zeit mit Isabelle verbringen zu können, lächelte ich sie an: »Na, wenn das so ist, muss ich dich natürlich mitnehmen!« Ich sah ganz genau, wie Isabelle die Augen zusammen presste, ein Zeichen der Rebellion, wenn ich mich nicht irrte, und zu einer Antwort ansetzen wollte, doch ihre beste Freundin kam ihr zuvor. »Super, dann haben wir das ja geklärt! Ihr fahrt zu dem Konzert und ich passe auf das graue Riesenbaby auf. Ich diktier' dir direkt mal Izzys Nummer, dann könnt ihr noch mal wegen dem Konzert telefonieren« Sichtlich amüsiert über den eiskalten Blick, den Isabelle ihr zuwarf, grinste Miles und ich beeilte mich, einen Stift und Zettel aufzutreiben, als sie begann Isabelles Nummer aufzusagen.

Eleanor klatschte schließlich in die Hände und löste sich aus Louis Umarmung: »Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, Leute, aber ich hab einen Riesenhunger!« Louis stand ebenfalls auf und machte sich auf den Weg in die Küche. »Wie gut, das wir in deinem 5-Sterne-Restaurant etwas vorbereitet haben, Hazza!«, rief er über die Schulter und meine Gesichtszüge entgleisten.

»Bitte sagt mir nicht, dass ihr Louis habt kochen lassen?«, stellte ich panisch die Frage, doch Eleanor schnaubte und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Wir sind doch nicht lebensmüde, Harry. Wir haben was bestellt« Gott sei Dank.

Als ich dreizehn Stunden später meine Mailbox am Morgen mit einem Kaffee in der Hand anhörte, schallte mir Simons laute, aufgebrachte Stimme entgegen: »Seid ihr lebensmüde, Harry?! Wie könnt ihr so etwas posten? Auf Twitter trenden #HarrysBirthdayParty und #1DReunion weltweit und dieses blöde Bild hat mehr als 1,5 Millionen Likes...« Ich hörte Simon nicht länger zu, sondern trank genüsslich meinen Kaffee aus.

Es war vielleicht nicht meine beste Idee gewesen, das Bild von Zayn, Louis, Niall, Tatjana (wie wir die schreckliche Plastikpuppe getauft hatten) und mir mit den Worten 'while liam was sleeping, the lads, me and tatjana made party' auf Instagram zu stellen. Es jetzt aber zurückzuziehen nützte nichts und würde nur zu Spekulationen führen, die keiner von uns gebrauchen konnte.

Simon redete immer noch und gerade als ich ihn oder eher die Mailbox abwürgen wollte, endete er mit den Worten: »... obwohl ich es ja befürworte, dass du Liam auf dieser Puppe markiert hast.«

Oh verdammt, daran hatte ich nicht mehr gedacht!

Ich hasse es Partys zu beschreiben, aber das ist schon das zweite Mal in Folge, dass ich diesen Fehler begehe, ugh...

Außerdem darf ich euch Jessi (horansuniverse), Nialls Verlobte (sie wird übrigens von Alexandra Daddario dargestellt), vorstellen, ohne die ich schon beim zweiten Kapitel abgekratzt hätte, und ohne die es diese grandiosen Collagen nicht geben würde:

Danke, danke, danke! 👸🌹♥

Ebenfalls habe ich eingesehen, dass meine Kapitel einfach so lange brauchen, das heißt, ich werde aufhören mich jedes Mal zu entschuldigen, haha xD

Was würdet ihr außerdem davon halten, Because Of You bei den Wattys anzumelden?

*Bens Cookies existieren tatsächlich. Laut meiner Englisch-Lehrerin und Ameliex_x sind sie die besten Kekse auf der Welt und Bens Stand gab es wirklich nur in Covent Garden, London (er hat sich aber jetzt vergrößert).

All the Love

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