Kapitel 9

Kapitel 9

Oben Tristan/ Björk „Hidden Place"

Tristan

Ich stand im Schatten von Jax's Terrasse und betrachtete Damian wie er im gleißenden Licht der Nachmittagssonne badete.
Er saß im Schneidersitz in mitten des saftig grünen Rasen und hatte die Hände locker auf die Knie gestürzt. Seine Schultern waren entspannt und er hatte sein Kopf in den Nacken gelegt, so das die heißen Strahlen seine schönen Züge liebkosten.

Schön. Mir fiel kein besseres Wort für ihn ein. Er war der Inbegriff von Schönheit. Und warum nicht Damian's Art war Gottes höchste Schöpfung, absolute Perfektion. Und doch so zerbrechlich und vergänglich. Sterblich.
Er hatte noch nicht ganz seine Vollendung erreicht, noch nicht die Unsterblichkeit erreicht.

Genau das brachte den Dämon in mir zum rasen. Er wollte ihn beschützen, aber das war auf der Erde nicht möglich.
Damian musste zurück nach Hause. Unsterblich werden, und selbst dann würde er nie wieder den Fuß auf die Erde setzen. Für immer unerreichbar, an einem Ort der außerhalb meiner Macht lag.

Er holte tief Luft und atmete durch den Mund aus. Ich verspürte das unbändige Verlangen ihm diesen Atemzug von seinen verbotenen Lippen zu stehlen. Den Atem zu rauben, unsere Münder in Leidenschaft zu vereinen und ihn fest zuhalten. Ohne auf die Zeit zu achten oder wer wir waren.

Ich fühlte mich seltsam angekommen, beruhigt. Trotz der Enthüllungen des Verhörs. Ich hatte seit unserer Rückkehr gewusst das mich ein naher Blutsverwandter von Michael in dem langen Tross Gefangener aus Helheim begleitet.
Sein Sohn sogar. Das hatte ich nicht vermutet. Es sollte mich rasend vor Wut machen. Doch ich fühlte nur Demut.

Damian war ein Geschenk, Etwas welches mir der Zufall in die Hände gelegt hatte. Oder doch Karma? Für einen Schachzug auf dem großen Spielbrett der Welten. Um einen Zug zu spielen der noch in weiter Ferne lag.

„So sitzt er schon seit Stunden da." flüsterte Lynn leise neben mir. „Er hat kaum ein Wort gesagt. Nur gefragt ob er in die Sonne darf. Tristan er ist so zerbrechlich."

„Er ist erst achtzehn Lynn." antwortete ich mit belegter Stimme. Sie sog erschrocken die Luft ein. „Die Hexe hat ihn bestellt wie Ware." seufzte ich schwer.

„Thor meinte sie wollte eine Vereinigung zwischen ihm und Adrian erzwingen." noch nie gekannte Wut flammte in mir auf. Die Walküre packte mich am Oberarm und zog mich näher. „Jetzt macht es Sinn, wenn er erst achtzehn ist. Es wäre etwas furchtbares passiert. Wenn Adrian ihn als Bersekerdämon in Besitz genommen hätte. Er hätte ihn geschändet."

Ich wollte Adrian umbringen beim bloßen Gedanken daran. Lynn krallte ihre Klauen in meinen Bizeps. Als ich versuchte in das Haus zu stürmen. „Doch Adrian hat ihren Plan durchkreuzt, er hatte bereits seinen Gefährten gefunden. Sein Herz hätte diese Blasphemie nie zugelassen. Seltsam wie sich manche Dinge fügen. Nur ein paar Wochen eher und es wäre zum..." sie wagte nicht den Satz zu vollenden als ihr mein lodernder Blick begegnete.

Wütend atmete ich aus, beim Versuch meinen Herzschlag wieder in ein normales Tempo zu zwingen. „Hel hat getobt, als Thor die Hälfte ihrer Gefangenen den Dämonen zugesprochen hat, um das Bündnis aufrecht zu halten. Sie hat gebettelt Damian behalten zu dürfen. Tristan sie hat gebettelt eine verdammte Göttin." mit großen Augen blickte mich die Walküre an, zwang mich die Tragweite des Gesagtem zu verarbeiten.

„Sie hat ihm den kompletten Inhalt ihres Kerkers angeboten nur um den Jungen zu behalten. Sie ist besessen von ihm." unbewusst griff ich nach meinem Handgelenk und es beruhigte mich als ich das vertraute Armband wieder an Ort und Stelle vor fand.

„Beschütze ihn Dämon mit allem was du hast. Sie wird ihre Schergen erneut nach ihm aussenden. Er ist nicht sicher." beschwor sie mich eindringlich

„Ich muss ihn zu meinem Vater bringen. Ich kann das nicht länger vor ihm verheimlichen. Er wird wissen wie wir diese heikle Angelegenheit regeln." wisperte ich dicht an ihrem Ohr.

Sie nahm die Hand von meinem Bizeps und betrachtete mich eingehend. „Ich weiß welch schwere Bürde der Junge für dich ist, aber er darf nicht wieder in ihre Fänge gelangen. Das wäre sein Todesurteil."

Dom räusperte sich hinter uns, die schlanke Blondine entschuldigte sich und ging zu Julian. Der Damian sehnsüchtig bei seinem Sonnenbad betrachtete.

„Ist Etwas vorgefallen während unserer Abwesenheit?" fragte ich monoton.

„Nein, Ereignislos. Er hat nur ein paar von Julians Klamotten bekommen." Ich schnaubte belustigt, mir war nicht entgangen das er ein enges weißes Shirt trug. Ich hatte es mit Absicht vermieden ihn in weiß zu kleiden. Die Farbe unterstrich zu sehr seine Unschuld.

„Er ist äußerst vorsichtig, stets auf Abstand bedacht. Ich kann's ihm nicht verübeln. Er denkt wahrscheinlich vom Regen in die Traufe." ich nickte zustimmend.

„Ich kann es ihm nicht verdenken. Von seinen eigenen Wachen verkauft und nun in den Händen des Erzfeindes gelandet. Wie würdest du dich fühlen?" sprach ich gedankenverloren während mein Blick wieder zu Damian wanderte.

Er hatte die Augen geöffnet und blickte mich ruhig an. Ich fühlte mich unwürdig als ich in seinen grauen Augen versank. Von selbst trugen mich meine Füße zu ihm. Das Armband funktionierte wohl in beide Richtungen.
Ich sank vor ihm auf die Knie wie ein Betender vor dem Altar. Mir nur all zu sehr bewusst das alle Aufmerksamkeit auf uns gerichtet war.

„Lebt er noch?" fragte Damian teilnahmslos

„Die Betonung liegt auf Noch." antwortete ich ruhig

Er legte den Kopf schief und streckte zögerlich eine Hand nach mir aus. Kurz bevor er meine Wange berührte zog er sie zurück und warf einen unsicheren Blick zu den verspiegelten Terrassenfenstern.

„Du kannst dir sicher sein das wir ein Publikum haben." grinste ich ihn selbstsicher an, obwohl ich mich nicht im geringsten so fühlte. „Wie war dein Tag?" fragte ich sanft.

Er lies den Kopf sinken und musterte das verschlungene Armband an seinem Handgelenk. „Die Sonne tat gut." hauchte er leise. „Ich habe sie vermisst."

Mein Herz brach bei seinen Worten. Was hatte er aushalten müssen in seiner Gefangenschaft? Ein Wesen das an Freiheit, Licht und Glückseligkeit gewohnt war, wurde in diese tote Seelen fressende Finsternis verbannt. Was hatte dieser Ort seiner Seele seinem Herzen, seinem jungen Verstand angetan?

„Ich habe sie immer für selbstverständlich gehalten. Die Sonne." er deutete nach oben. „Ich habe nie daran gedacht wie ein Leben ohne sie wäre." er lächelte zaghaft. In dem Augenblick ging die Sonne unter und hüllte ihn in goldenes Licht. Ich würde diesen Anblick nie vergessen. Seine reine Schönheit das kleine unbeschwerte Lächeln welches so flüchtig seine weichen Lippen überzog. Und im nächsten Augenblick schon wieder verschwand.

„Willst du wissen was John mir erzählt hat?" fragte ich vorsichtig und zerstörte die friedliche Atmosphäre zwischen uns.

„Nicht hier. Ich will diesen schönen Ort nicht mit negativen Erinnerungen beflecken." verträumt streichelte er den dichten Rasen und atmete tief seinen Duft ein.

Ich stand auf und reichte ihm die Hand. Zögerlich betrachtete er meine Finger eine Weile, ehe er sie ergriff und sich von mir hoch ziehen ließ.
Mit etwas zu viel Schwung zog ich ihn hoch so das er gegen meine Brust gedrückt wurde. Vorsichtig blickte er zu mir auf und suchte nach Gefahr in meinen Augen. Ich legte ihm meine andere Hand um die Taille und translozierte uns zurück in mein Heim. Wir landeten direkt hinter der schweren Stahltür. Ich presste meine rechte Handfläche gegen die eingeritzten Runen des Türrahmens und betrachtete befriedigt als sie blau aufleuchteten.

„Wofür ist das?" fragte Damian.

„Schutzzauber, es sind unsichere Zeiten."

Damian

„...unsichere Zeiten." ich presste meine Stirn an seine starke Brust und inhalierte tief seinen männlichen Duft. Ich war so müde, ausgelaugt.

„Ich kann nicht mehr Tristan." seufzte ich erschöpft.

„Die Welt hört nicht auf sich zu drehen nur weil wir keine Kraft mehr haben. Glaub mir ich habe es probiert." flüsterte er dicht an meinem Ohr. Dabei schlang er seine starken Arme fest um mich. Und seit langer Zeit fühlte ich Sicherheit in der Umarmung der undenkbarsten Person zwischen Himmel und Hölle.

„Sie haben dich verraten und verkauft. Beide." sagte er harsch und ich hörte sein Herz voll unbändiger Wut schlagen. Heiße Tränen liefen mir über die Wangen und ich biss mir fest auf die Unterlippe um den quälenden Schluchzer zu unterdrücken.

„Ich werde nicht zu lassen das du noch einmal in ihren Fängen landest." flüsterte er sanft und stützte sein Kinn auf meinen Kopf. Ich holte zittrig Luft und grub die Finger in seinen Rücken noch nicht bereit ihn gehen zu lassen.

„Was wird mit John geschehen?" fragte ich vorsichtig.

Tristan räusperte sich und löste die Umarmung ein Stück „Ich überlege ihn hübsch verschnürt deinem Vater zu schicken. Mit dem ein oder anderen netten Grußwort." er grinste vielsagend und bemerkte nicht wie ich mich bei dem Wort Vater versteifte.

Hastig löste ich mich aus der viel zu intimen Umarmung. Was würde mein Vater sagen wenn er mich in dieser Situation sehen würde? Die Nähe des Feindes bis zum letzten Atemzug auskosten.
Er wäre enttäuscht, genauso wie er enttäuscht wäre über das Fiasko mit den Nordlichtern. Ich war nie genug, nie perfekt. Und jetzt lies ich mich auf ein gefährliche Spiel mit dem Erzfeind ein. Jede meiner Entscheidungen war dumm und trieb mich immer weiter den Abgrund entgegen.

Ich warf Tristan einen letzten sehnsuchtsvollen Blick zu „Ich muss duschen ." entschuldigte ich mich und stürmte zu dem riesigen Glaskasten. Und verfluchte im Stillen das es keine einzige Wand in dieser Wohnung gab hinter der ich mich verkriechen konnte.

Wie würde wohl Damians Vater reagieren wenn er wüsste wie nahe sich die Beiden bereits stehen? Ich freu mich über ein like und eure Gedanken zu Tristans und Damians Abenteuer.

Denkt dran jeden Samstagmorgen erscheint ein neues Kapitel.

Und ich lege es jedem ans Herz der „Du wirst für immer mein sein" noch nicht gelesen hat. Unbedingt vor Beautiful Sin zu lesen, da die zweite Story voll mit Spoilern ist.

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