Kapitel 7

Kapitel 7

Oben Trapt „Still Frame"

Tristan

„Typisch für deine Art, erst einen Zauber wirken und sich dann als Opfer hin zu stellen." brüllte ich ihm ins Gesicht. „Ich hab es satt ihr stellt euch über jede lebende Kreatur und behandelt uns wie den Dreck unter euren Stiefeln. Ihr seit Gottes edelste Schöpfung und doch seit ihr das Niederträchtigste was ich je gesehen habe."

Tränen glitzerten in seinen großen grauen Augen. „Und das rechtfertigte das Hel mich als Sklaven hielt und mir unaussprechliche Dinge angetan hat?"

„Deine Brut hat mich die Hälfte meiner Familie gekostet." warf ich ihm immer noch vor Wut kochend entgegen.

„War ich es der wer weiß was deiner Familie angetan hat? Herrgott Tristan ich habe vor 800 Jahren noch nicht existiert." Damian versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken.

„Wie Alt bist du?" fragte ich tief durchatmend um meine Wut zu zähmen.

Lange blickte mich Damian an und ich erwartete keine Antwort. Verlegen spielte er mit dem Saum meines viel zu langen Pullovers der ihm knapp bis zur Hälfte seiner Schenkel reichte. „Achtzehn„ flüsterte er kleinlaut und wand den Blick von mir ab.

Ich musste ein Würgen unterdrücken, er war noch nicht mal unsterblich. Seine Art sah immer jung und frisch aus. Doch so verdammt jung, es zog mir den Boden unter den Füßen weg. „Du dürftest nicht einmal auf der Erde wandeln. Wie konntest du dein zu Hause verlassen nur mit diesen beiden Versagern zu deinem Schutz?" fragte ich erschüttert.

„Ich wollte die Nordlichter sehen." hauchte er kaum hörbar. „Deswegen waren wir in dem Wald in Norwegen. Elendor meinte dort hätten wir die besten Chancen die Lichter zu sehen."

Verblüfft schaute ich ihn an. „Damian der Wald, durch dessen Steinkreis wir zurück gekehrt sind, liegt viel zu weit südlich. Da hättest du nie eine Chance gehabt."

Jede Farbe war aus Damians Gesicht gewichen. Sprachlos schaute er mich an und schüttelte stumm den Kopf. „Das kann nicht stimmen." sagte er verzweifelt. Wie sollte ich dem Jungen begreiflich machen das er wohlmöglich in eine Falle gelockt worden war. Vermutlich hatte einer oder sogar beide seiner Wachen ihn an die Göttin der Unterwelt verkauft. Ich bereute ihn angebrüllt zu haben. Ich hatte Hel's Kerker selbst kennengelernt ohne in den Genuss ihrer Zuwendungen gekommen zu sein. Aber Damian war mehr als ein Jahr ihrem kranken Spiel ausgesetzt gewesen.

Ich nahm ihn behutsam in die Arme und dieses Mal wehrte er sich nicht. Erschöpft legte er den Kopf an meine Brust und schlang die Arme um meine Mitte. Ich hoffte das ich bereits den Verräter umgebracht hatte. Ansonsten brachte ich den anderen Wächter auch noch um. Die Wut kochte lodernd heiß in meinen Adern.

Damian

Erschrocken blickte ich auf als ich die Wasserschale umstieß. Hel schnalzte missbilligend mit der Zunge als sie die langsam versickernde Flüssigkeit betrachtete die den schweren Teppich durchtränkte. Grob packte sie mein Gesicht mit ihren vermoderten Fingern und zwang mich in ihre ungleichen Augen zu blicken.
„Ich sollte dich Kriznaks Baracke und die seiner Schergen schrubben lassen und dir anschließend das Scheuerwasser zum trinken geben. Wenn du mein Geschenk von reinem Quellwasser nicht zu schätzen weißt."

Vergebens versuchte ich ihrem Griff zu entkommen doch sie war zu stark. Ihre spröden Nägel gruben sich in meine Wangen und ich spürte wie mir das Blut das Kinn hinab tropfte.
Stundenlang hatte ich allein gefesselt in ihrem Quartier verbracht. Manchmal nutze Kriznak meine Hilflosigkeit und verhöhnte mich während ich reglos seinem Gestank ausgesetzt war. Die ekelerregende Kreatur hatte einen Narren an mir gefressen und lies keine Gelegenheit aus um mich heim zu suchen.

„Vielleicht sollte ich Kriznak seinen größten Traum gewähren und ihm eine Nacht mit dir schenken." überlegte sie verträumt und gab mein Gesicht frei.

„Nein" keuchte ich voller Panik, verzweifelt versuchte ich die bittere Galle herunter zu würgen. Sie leckte sich genüsslich die Finger ab die mit meinem Blut verklebt waren. „Nein?" fragte sie und zog dabei spöttisch eine Braue hoch. „Er bewundert dich und kann nicht aufhören über deine Schönheit zu philosophieren." Sie fing einige Blutstropfen auf und verteilte sie mit dem Daumen auf meiner Unterlippe. Abermals stieg Galle in meiner Kehle empor als ich mein Blut schmeckte.

„Dann wird mir leider nichts anderes übrig bleiben als dich zu bestrafen. Du musst lernen ein Geschenk zu würdigen." schimpfte sie sanft mit dem leicht tadelnden Ton einer Mutter.

„Wie wird deine Strafe wohl aussehen?" überlegte sie und ging auf einen großen schweren Eichenschrank zu. Quietschend öffnete sie die beiden Türen und musterte ihr Arsenal an Folterwerkzeugen. Sie nahm eine kurze Reitgerte in die Hand und lies sie prüfend ein paar Mal in ihre Handfläche klatschen. Unbeeindruckt legte sie die Gerte wieder zurück, dann nahm sie eine kurze Neunschwänzige Peitsche in die Hand und grinste boshaft.

„Stell dich mit dem Gesicht zur Wand und leg die Hände auf Höhe deines Kopfes an die Steine." verlangte sie gebieterisch. „Wieviele Schläge hältst du für angemessen?" Wollte sie wissen.

„Ich weiß es nicht Herrin." antwortete ich mit bebender Stimme und hasste mich im selben Atemzug dafür das ich so ängstlich klang.

„Wir werden mit zehn beginnen." sagte sie bestimmt und trat hinter mich. Meine Muskeln verkrampften sich vor dem ersten Schlag. Dann sauste die Peitsche durch die Luft und ihre Riemen knallten ohrenbetäubend auf meinen Rücken. Zischend stieß ich die Luft aus, als sich der Schmerz in meine Schultern frass. Die Peitsche knallte abermals auf meine Haut und mir brach kalter Schweiß aus. Nach fünf weiteren Hieben begannen meine Knie zu zittern.

Da wurde plötzlich die schwere Tür zu Hel's Schlafkammer aufgestoßen. Kriznak stürmte aufgeregt in das große Zimmer.
„Herrin sie sind da!" sprach er voller Begeisterung.
Hel lies von mir ab und ich getraute mir durchzuatmen. Ich bereute es augenblicklich als stechender Schmerz über meinen Rücken flammte.

„Kümmere dich um ihn." befahl Hel kurz angebunden und eilte aus ihren Privatgemächern.
Ich drehte mich langsam um, ich wollte diese widerliche Kreatur nicht in meinem ungeschützten Rücken haben. „Oh was hat sie dir nur angetan hübscher Junge. Dein zartes Fleisch zerfetzt und so viel köstliches Blut vergossen. Was denkst du soll ich mit deiner Bestrafung fortfahren oder dir Gnade gewähren?" boshaft funkelten mich seine kleinen pechschwarzen Augen an.

Meine Nackenhaare stellten sich auf als er näher kam und dicht vor mir stehen blieb. Sein fauliger Atem glitt über meine nackte Haut. Gierig streckte er eine Klaue aus um einen der Blutstropfen die von meinem Kinn auf meine Brust getropft waren zu kosten. Genüsslich verdrehte er die Augen, blitzschnell packte er mein Gesicht und drehte es zur Seite. Dann spürte ich seine runzlige Zunge an meiner Kehle als er das Blut von meiner Haut leckte.

Schreiend fuhr ich aus diesem Alptraum meine Brust hob sich hecktisch als ich verzweifelt versuchte Luft in meine Lungen zu bekommen. Ich trug immer noch Tristan's dicken schwarzen Pullover und saß in seinem großen Bett zwischen den weichen duftenden Laken. Es war nur ein Traum, eine grauenhafte Erinnerung.

Wer von euch hat Hel vermisst? Ist Damian wirklich verraten wurden von seinen Wachen? Wer ist Freund wer ist Feind?

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