Kapitel 27
Kapitel 27
Oben Tristan / Emmure „Don't be one"
Tristan
Eine unbekannte Leere erfüllte mein Herz und ich brach in meinem Apartment zusammen. Ich konnte einfach nicht mit ansehen wie Damian durch das himmlische Portal trat und die Erde und mich zurück ließ. Meine Kehle war wie zu geschnürt und ich bekam keine Luft mehr. Das Gefühl des Verlustes war einfach übermächtig und raubte mir jegliche Kraft. Die Schuldgefühle erstickten mich und ich rang verzweifelt nach Atem. Doch ich konnte keinerlei Atemzug in meine Lunge zwingen. Die Panikattacke zwang mich brutal in die Knie, ich begann trocken zu würgen während schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten.
Warum hatte ich ihn nicht einfach mit mir genommen. Nicht einmal in meinem Leben eine egoistische Entscheidung gefällt. Ich war selbst Schuld, warum nahm ich mir nicht einfach was mir gehörte? Damian war mein Gefährte. Der Mythos hatte ihn mir gesandt. Und ich ließ ihn einfach gehen, gab ihn auf ohne einen Kampf. Nur für Michaels Ego und meinen egoistischen Bruder.
Damian musste mich für einen schwachen Versager halten, der ihn für nicht wichtig genug hielt. Ich hätte um ihn kämpfen sollen, wie der Gott verdammte Krieger der ich war. Für meinen sterblichen Gefährten. Mühsam rappelte ich mich auf und schleppte mich in die Küche. Heiße glühende Wut raste plötzlich durch meine Adern und ich schlug mit der geballten Faust gegen den Edelstahl Kühlschrank und verpasste dem Gerät eine gehörige Delle. Desillusioniert öffnete ich die Schranktür daneben und holte die Whiskyflasche hervor. Der erste große Schluck ging runter wie Öl und verursachte eine angenehme Wärme in meinem Magen.
Nachdem ich die erste Flasche geleert hatte und gerade dabei war die nächste zu öffnen. Schmetterte eine Faust gegen die Tür meiner Wohnung. Ich erhob mich schwerfällig und schob das schwere Tor beiseite. Jax missbilligende Miene begrüßte mich.
„Dein Vater schickt mich. Der Herr der Hölle wünscht das du nach Hause zurück kehrst." Sagte er tonlos, als ich ihm den Rücken zukehrte.
„Das hier ist mein Zuhause." erwiderte ich und streckte die Arme aus. Bei der weit greifenden Geste schwappte ein Schluck Whisky aus der zweiten Flasche. Aber das war mir egal, missmutig ließ ich mich auf meinem Sofa fallen und starte aus dem Fenster über die Industriebrache.
Jax setzte sich seufzend mir gegenüber. „Damian ist durch das Portal gegangen in das Himmelreich. Du weißt was das bedeutet."
„Ja er ist bei seinem Vater und wird nie mehr zurück kehren. Warum sollte er auch." ich schaute die Whiskyflasche ungläubig an da fehlte bereits ein gutes Drittel.
„Nein das meine ich nicht. Kriznak hat gelogen bei unserem Verhör. Damian ist rein und unbefleckt, weder er noch seine Männer haben sich an ihm vergangen." erwiderte er mit ruhiger autoritärer Stimme.
Ich versuchte das Gesagte krampfhaft zufassen und mich an den Tag zu erinnern, der sich bereits wie vor einer Ewigkeit anfühlte. Langsam drehte ich mich zu meinem Waffenbruder um und stellte die Flasche mit übertriebener Sorgfalt auf den Couchtisch. Damian war das unaussprechliche erspart geblieben. Ich atmete tief ein und verbarg mein Gesicht in den Händen. „Luzifer sei Dank." flüsterte ich ergriffen. Auch wenn diese Erkenntnis die anderen Gräueltaten nicht aufwog, die Damian in Helheim durch leiden musste. Beruhigte mich diese Gewissheit. Wenigstens hatte Kriznak ihm nicht seine Unschuld genommen, aber dafür die Leichtlebigkeit die ein so junges Wesen besitzen sollte.
„Dein Vater will das du nach Mauritius zurück kehrst." wiederholte Jax erneut Luzifers Forderung. Ich konnte ihm nicht unter die Augen treten. Das würde sein Glück über Ian's Rückkehr zerstören. Denn ich hatte alles aufgegeben was mir jemals wichtig war um meinem Vater seinen jüngsten Sohn zurück zubringen.
„Ich kann nicht." murmelte ich emotionslos, obwohl in mir ein Tornado tobte und drohte meine Brust zu zerreißen. Ich wollte weder Ian noch unseren Vater sehen. Mich zu betrinken war die einzig mögliche Option um die Leere in meinem Herzen zu füllen. Und so setzte ich die Flasche erneut an und gönnte mir ein großzügigen Schluck.
„Du meinst dich Besinnungslos zu betrinken ist die Lösung? Das wird Damian nicht zurück bringen." warf Jax in den stillen Raum. Nur das leise Brummen des Kühlschranks erfüllte die Stille.
„Wahrscheinlich werde ich das für die nächsten Jahre tun um mir die Zeit zu vertreiben bis er vielleicht zurück kehrt." ich schaute erneut über die zerfallenen Industriehallen. „Mein Vater hätte lieber Adrian schicken sollen, er ist ein besserer Saufkumpane als Du." ich drehte mich zu meinem Waffenbruder um und zeigte anklagend mit der Flasche auf ihn.
„Oh glaub mir Adrian wollte zu dir kommen. Aber das hat unser oberster Befehlshaber verboten. Luzifer meinte es ist nicht sicher für ihn. Er hat diese Ahnung das Hel noch immer hinter ihm her ist. Also noch ein Grund mehr um nach Mauritius zurück zu kehren, wenn du dich unbedingt mit meinem kleinen Bruder betrinken willst." erwiderte er nonchalant.
„Ich gehe nicht zurück auf die Insel. Ich kann das einfach nicht." gestand ich widerwillig ein.
„Warum? Willst du Ian nicht endlich wieder sehen?" fragte er ehrlich interessiert.
„Nein warum sollte ich? Hast du nicht gesehen was ich für Ian aufgeben musste." gab ich entrüstet zurück. „Ich will ihn nicht sehen. Denn ich musste meinen Gefährten für ihn aufgeben."
„Das ändert aber nichts daran das dein Bruder endlich aus seiner Gefangenschaft befreit wurde. Oder wäre es dir lieber gewesen er wäre weiterhin Michaels Gnade ausgesetzt?" meinte er eben so aufgebracht wie ich.
„Und du meinst Damian wird es jetzt besser gehen? Er hat eine scheiss Angst vor seinem Vater. Aber woher soll's du das wissen, du weißt nicht wie es ist einen Gefährten zu haben und ihn aufgeben zu müssen." brüllte ich Jax voller Wut an.
„Gut dann ertrink in deinem Kummer." erwiderte er kalt und stand auf.
Damian
Das Licht blendete mich und eine Wärme umhüllte mich wie eine Liebende Umarmung. Ich musste mir eingestehen das ich den Himmel vermisst hatte. Die beruhigende Aura die diesem einzigartigen Ort zu eigen war. Aber es waren nur wenige Bewohner die ich vermisste.
„Was bildet sich Luzifer eigentlich ein Vlad Tepes die Übergabe meines Sohnes abwickeln zu lassen." brüllte mein Vater seine Entourage an.
„Was ist so schlimm an Vlad?" fragte ich leise.
Michael wirbelte zu mir herum und blieb nur wenige Zentimeter vor mir stehen. Seine Speichellecker hielten angespannt den Atem an, während sich mein Vater vor mir aufbaute. „Er ist der verdammte Pfähler von Transylvanien. Und du stinkst wie eine Horde Dämonen." blaffte er mich an, während er den langen Gang hinab stürmte. Das war Tristans Duft den er wahrnahm. Der Duft meines Gefährten, einem ausgewachsenen Wutdämonen. Luzifers Sohn.
„Vlad ist Luzifers rechte Hand, er vertraut ihm. Deswegen war er an meiner Seite." antwortete ich ungerührt und hob das Kinn.
„Weist du eigentlich welche Geisel ich aufgeben musste um dich auszulösen?" sein Ton war schneidend, wütend scheuchte er mich in seine opulenten Privatgemächer. Der liebe Sonnenkönig Ludwig wäre vor Neid erblasst bei so viel Pomp.
„Du hast nie gesagt das Ian der Sohn von Luzifer ist." gab ich tonlos zurück und lehnte mich gegen die geschlossene doppelflüglige Tür. Niemand hatte gewagt den lichtdurchfluteten Raum mit uns zu betreten.
„Ich wüsste nicht was es dich etwas angeht. Du bist viel zu jung um solch weitreichende Entscheidungen zu verstehen." fuhr er mir arrogant über den Mund.
„Wie konnte er überhaupt den Himmel betreten? Er kann kein Engel sein." fragte ich ehrlich neugierig.
„Das wüsstest du gern mein Sohn. Vielleicht hättest du den Gefallenen selber fragen sollen als du die Gelegenheit dazu hattest. Was mich zu der Frage bringt wie bist du in seiner Obhut gelandet?" ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Ich denke John hat dir genügend Antworten gegeben um deine Neugier zu befriedigen. Wenn du mich entschuldigst ich gehe duschen um den Gestank abzuwaschen." antwortete ich mit seinen eigenen Worten. Ohne auf eine Antwort abzuwarten wandt Ich mich von ihm ab.
„Wir werden das Gespräch an anderer Stelle weiter führen Damian." folgte mir seine autoritäre Stimme.
Tief durchatmend eilte ich den Gang hinab zu meinen Gemächern. Ich hatte mich krampfhaft versucht zusammen zu reißen. Aber langsam verließ mich der Mut. Ich wollte mich nur noch meiner Trauer ergeben. Und über Tristan nachdenken. Warum hatte er sich einfach so davon transloziert und mich zurück gelassen? Unbedacht berührte ich den Armreif an meinem Handgelenk. Ohne auf meine Umgebung zu achten lief ich direkt Gabriel in die Arme. Sein süßer Vanilleduft hüllte mich sofort ein und gab mir endlich das Gefühl von Zuhause.
Er war die einzige Vaterfigur die ich kannte, dann brach ich in deinen Armen zusammen und ergab mich meiner Seelenqual.
Sanft führte er mich in mein großes Schlafzimmer und setzte mich vorsichtig auf die Bettkante. Gabriel spendete mit den dringend benötigten Trost, er umarmte mich fest ohne bohrende Fragen zu stellen. Und es zerriss mich fast, mir war nicht entgangen wie Luzifer seinen verschollenen jüngsten Sohn voller Liebe und Wärme umarmte. Ich hatte nicht einmal gewagt zu erwarten das mein Vater mich so begrüßte. Das machte mir meine Einsamkeit am schönsten Ort seit Menschengedenken um so bewusster.
„Gabriel er hat mich nicht einmal in den Arm genommen." schniefte ich erbärmlich in sein aufwendig besticktes silbernes Gewand.
„Ich weiß, ich war dabei." flüsterte er ebenso enttäuscht in mein Haar.
„Warum ist er nicht wie Luzifer? Was auch immer man über ihn erzählt, aber er liebt seine Kinder." empörte ich mich mit Tränen erstickter Stimme.
„Kinder?" wiederholte Gabriel und hielt mich auf Armeslänge um mein Gesicht zu studieren.
Erschrocken riss ich die Augen auf. So viel dazu, Tristan nicht zu erwähnen und unsere Verbindung geheim zu halten. Ich schluckte hörbar. „Ich meinte er hat unablässig von Ian gesprochen. Aber er war nett zu mir."
„Ja Luzifer ist nicht bösartig wie viele behaupten. Ich kenne ihn bereits mein ganzes Leben und ich habe mich nie von ihm bedroht gefühlt. Aber ich bedaure zutiefst seine Verbannung." Schmerz überzog seine schönen Züge, als seine Gedanken weit in der Zeit zurück wanderten. Er räusperte sich als er sich meines neugierigen Blickes bewusst wurde. „Aber lass das nicht deinen Vater hören." murmelte er matt.
„Nein, keine Sorge so nahe stehen wir uns nicht. Das ich ihm ein solches Geheimnis anvertrauen würde." sagte ich mit einem halbherzigen Lächeln während ich mir mit dem Ärmel über die tränenfeuchten Wangen wischte. Dabei rutschte der schwarze Ärmel über mein Handgelenk.
„Was für ein interessantes Schmuckstück." flüsterte der blonde Erzengel und fuhr ehrfürchtig mit den Fingerspitzen über die filigranen Glieder.
Erschrocken bedeckte ich den Armreif und wich vor ihm zurück. Gabriel akzeptiert meine Privatsphäre und hob begütigend die Hände.
„In Ordnung Damian, ich werde dich zu keiner Antwort drängen. Ich bin für dich da wenn du bereit bist über deine Erlebnisse zu reden. Du kannst mir vertrauen ich teile nicht die engstirnigen Ansichten deines Vaters." beruhigte er mich mit sanfter Stimme. „Ich werde dich jetzt in Ruhe lassen damit du dich frisch machen kannst und ein wenig ausruhen." fügte er umsichtig hinzu und erhob sich. Er blieb vor mir stehen und gab mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Etwas was er oft getan hatte als ich noch ein sorgenfreies Kind war.
Da ist das nächste Kapitel einige von euch dachten es ist vorbei mit Tristan und Damians Geschichte.
Was haltet ihr von Damian und seinem Vater Michael?
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